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Zwischen Statistik und Realität: mein nüchterner Blick aufs Trinken

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von Horst Schulte

Lesezeit: 2 Min.

halbvolles glas alkoholfreies bier
halbvolles glas alkoholfreies bier

Wenden wir uns einfach mal den wichtigen Themen zu. 488 große Bier pro Kopf im Jahr trinken die Deutschen durchschnittlich. Wow! Da ist in meinem Fall aber viel Luft nach oben. Mein Alkoholkonsum ist in den vergangenen Jahren rapide gesunken. Mit wenig, genauer gesagt alkoholfrei, lebt es sich doch besser. Es wird sicher mit meinem Alter zu tun haben und damit, dass wir nicht mehr ausgehen.

Peter hat neulich einen Aphorismus formuliert, der mir gefallen hat:

Wahr ist, dass Europa weltweit den höchsten Alkoholkonsum hat und alkoholbedingte Todesfälle zunehmen.

Unwahr ist, dass wir damit einen Sieg gegen Russland errungen hätten.

Peter Lohren

Dieser Satz sagt mehr über unsere selbstzufriedene Kultur aus als jede Statistik. Wir messen uns, vergleichen, triumphieren – selbst, wenn es um Dinge geht, die uns schaden. Es ist eine kleine, feine Ironie unserer Zeit: Wir wollen überall gewinnen, selbst im Verlieren.

Ich kann sagen, dass ich mich nicht an Zeiten erinnere – das sollten, wenn überhaupt, die 70er gewesen sein –, in denen ich auch nur annähernd auf Werte gekommen wäre, wie sie die Pro-Kopf-Statistik darstellt. Damals war Bier ein Alltagsgetränk, das fast schon zu den Grundnahrungsmitteln zählte. Heute wirkt der Griff zur Flasche oft wie ein Relikt aus einer Ära, in der streckenweise Feierabende bedeuteten, sich wegzutrinken. Dass vor allem junge Leute hiervon betroffen waren (Komasaufen), hat mir immer zu denken gegeben.

Vielleicht ist es das Alter, vielleicht die Einsicht: Das Leben ist auch ohne Prozente berauschend genug. Allemal in diesen unruhigen Zeiten. Die Nächte sind nicht länger, aber klarer. Wahrscheinlich sind heutzutage diejenigen gefährdeter, die Alkohol zu Hause trinken und nicht am Tresen.

Die Zahlen sind beeindruckend. Sie wirken wie ein Spiegel, in dem wir uns selbst betrachten dürfen – nicht mit Stolz, eher mit Schrecken und Nachdenklichkeit. Europa ist immerhin in einer Disziplin führend. Von der Erkenntnis, dass Mäßigung manchmal das einzig Revolutionäre ist, sind wir weit entfernt. Hoffentlich wird der (gemessene) exzessive Alkoholkonsum der Europäer nicht (wie manch anderes) zu einer europäischen Verbotsgesetzgebungsinitiative führen. Das ist leider nicht so abwegig, wie die Wortkreation, die ich mir dafür ausgedacht habe.


Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe auf dem Land.

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Artikelinformationen

Bereits 486 Mal gelesen1 heute

6 Gedanken zu „Zwischen Statistik und Realität: mein nüchterner Blick aufs Trinken“

  1. Hallo Horst,

    vielen Dank für die Erwähnung.

    Früher habe ich gerne vor allem am Wochenende meinen Rotwein und Zigaretten genossen. Aus Angst, nach zwei drei Gläsern Wein wieder mit dem Rauchen anzufangen, war auch damit bald Schluss. Vermissen tue ich nichts, aber ab und an träume ich von meinem damaligen Lieblingstabaksorte. 😉

    Gruß aus dem Sauerland

  2. Ich schaue ja gerne diese kurzen Soko-Krimis (ARD), das sind mehrere regional verwurzelte Serien. Was mir dabei immer wieder auffällt: Wenn der Fall gelöst ist, wird am Ende getrunken, mal Bier, im Einzelfall auch mal Schnaps, wenns was Heftiges war. Das „Entspannungs- bzw. Feierabend-Bier“ wird hier völlig unkritisch als festes Ritual zelebriert. Finde ich nicht gut, denn es macht es Leuten schwerer, während solcher Gelegenheiten nicht mitzutrinken – man wirkt als Spaßbremse und muss es begründen.

    • @ClaudiaBerlin: In D gilt leider Alkohol immer noch als harmlos, so wird auch geworben.
      Alkohol trinken gilt weiter als „normal“ und dazugehörig.

      Man trinkt zur Entspannung, zum Abschalten, zum Herunterkommen, viele können das nicht anders. Irgendwann gehört das zum täglichen Ritual und so lange man weitermacht, hat man ja keine Probleme 🙈
      Wenn ich die jährlichen Bilder vom gemeinsamen Saufen in Bayern auf den Wiesn sehe, schlimm.

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