
Wenden wir uns einfach mal den wichtigen Themen zu. 488 große Bier pro Kopf im Jahr trinken die Deutschen durchschnittlich. Wow! Da ist in meinem Fall aber viel Luft nach oben. Mein Alkoholkonsum ist in den vergangenen Jahren rapide gesunken. Mit wenig, genauer gesagt alkoholfrei, lebt es sich doch besser. Es wird sicher mit meinem Alter zu tun haben und damit, dass wir nicht mehr ausgehen.
Peter hat neulich einen Aphorismus formuliert, der mir gefallen hat:
Wahr ist, dass Europa weltweit den höchsten Alkoholkonsum hat und alkoholbedingte Todesfälle zunehmen.
Unwahr ist, dass wir damit einen Sieg gegen Russland errungen hätten.
Peter Lohren
Dieser Satz sagt mehr über unsere selbstzufriedene Kultur aus als jede Statistik. Wir messen uns, vergleichen, triumphieren – selbst, wenn es um Dinge geht, die uns schaden. Es ist eine kleine, feine Ironie unserer Zeit: Wir wollen überall gewinnen, selbst im Verlieren.
Ich kann sagen, dass ich mich nicht an Zeiten erinnere – das sollten, wenn überhaupt, die 70er gewesen sein –, in denen ich auch nur annähernd auf Werte gekommen wäre, wie sie die Pro-Kopf-Statistik darstellt. Damals war Bier ein Alltagsgetränk, das fast schon zu den Grundnahrungsmitteln zählte. Heute wirkt der Griff zur Flasche oft wie ein Relikt aus einer Ära, in der streckenweise Feierabende bedeuteten, sich wegzutrinken. Dass vor allem junge Leute hiervon betroffen waren (Komasaufen), hat mir immer zu denken gegeben.
Vielleicht ist es das Alter, vielleicht die Einsicht: Das Leben ist auch ohne Prozente berauschend genug. Allemal in diesen unruhigen Zeiten. Die Nächte sind nicht länger, aber klarer. Wahrscheinlich sind heutzutage diejenigen gefährdeter, die Alkohol zu Hause trinken und nicht am Tresen.
Die Zahlen sind beeindruckend. Sie wirken wie ein Spiegel, in dem wir uns selbst betrachten dürfen – nicht mit Stolz, eher mit Schrecken und Nachdenklichkeit. Europa ist immerhin in einer Disziplin führend. Von der Erkenntnis, dass Mäßigung manchmal das einzig Revolutionäre ist, sind wir weit entfernt. Hoffentlich wird der (gemessene) exzessive Alkoholkonsum der Europäer nicht (wie manch anderes) zu einer europäischen Verbotsgesetzgebungsinitiative führen. Das ist leider nicht so abwegig, wie die Wortkreation, die ich mir dafür ausgedacht habe.
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