Mich interessiert die Nationalität von Tätern und Opfern – nicht aus Neugier oder um meine Ressentiments zu pflegen, sondern weil sich darin eine gesellschaftliche Schieflage spiegelt. Genau jene Haltung, die in einem aktuellen Ü-Medien-Beitrag verteidigt wird – dass es „nicht relevant“ sei, über Herkunft zu sprechen –, wird von vielen Menschen als Einschränkung der Meinungsfreiheit oder als Mangel der öffentlichen Berichterstattung wahrgenommen.
Aber vor allem als Verschleierungstaktik des Staates, um Fehlentwicklungen, die auch aufgrund politischer Fehlentscheidungen entstanden sind, zu verdecken.

Der Pressekodex hat dafür genaue Leitsätze formuliert. Dennoch kommt es immer öfter vor, dass auch Medien die Nationalität von Tätern nennen.
Man kann das dumm oder ausländerfeindlich nennen. Aber es ändert nichts daran, dass dieses Gefühl existiert. Und dass es seine Ursachen hat.
Die Kölner Domplatte und ihre Folgen
Der Verweis auf die Silvesternacht 2015 in Köln ist nicht zufällig. Diese Nacht hat Spuren hinterlassen – nicht nur bei den Opfern, sondern auch im Vertrauen vieler Bürger in Medien und Politik. Auch diese Wissenschaftlerin versucht, die Ereignisse im Hinblick auf die Zuschreibungen von kriminellem Verhalten durch Ausländer zu negieren. Ich empfinde solche Relativierungsversuche angesichts des im Kopf behaltenen Versagens unseres Staates als Frechheit!
Es geht hier nicht um Einzelfälle, sondern um Wahrnehmungen, die natürlich auch medial vermittelt wurden. Die Tatsachen zu verdrehen, hilft nicht weiter. Wenn Menschen erleben, dass bestimmte Themen tabuisiert oder nur unter Vorbehalt behandelt werden, wächst Misstrauen.
Die unbequemen Zahlen
Man kann sie drehen, wie man will: Der Anteil von Migranten und Geflüchteten an bestimmten Deliktgruppen ist zu hoch. Auch wenn man ausländerrechtliche Verstöße herausrechnet, bleibt ein Missverhältnis.
Ganz anderes Thema, das man in den Augen vieler wohl nicht in diesem Kontext ansprechen sollte: Fast die Hälfte der Bürgergeldbezieher sind Ausländer. Warum sollten wir uns über notwendige und schmerzhafte (noch anstehende) Reformen wundern? Sie sind auch nötig, weil humanitäre Großleistungen gewaltige Finanzmittel bedingen. Um die Sozialkassen in Anspruch zu nehmen, galten vormals Selbstverständlichkeiten, die irgendwie verdrängt wurden durch eine Art von Großzügigkeit, deren Preis allmählich offengelegt wird.
Eine ehemalige Selbstverständlichkeit war in unserem Land, dass man ja Monat für Monat seine Sozialversicherungs- und Rentenversicherungsbeiträge ins System einzahlt. Jetzt ächzen die Leute unter den zu hohen Abgaben. Wenn man über Jahre den Lebensunterhalt so viele Menschen aus den Sozialkassen finanziert, darf man sich über die Überlastung eigentlich nicht wundern! Dabei unterschätze ich keineswegs, dass viele Migranten ihren Anteil leisten, wenn sie nach Jahren staatlich finanzierter Sprachkurse und Integrationskurse sozialversicherungspflichtige Arbeit ausüben.
Die Menschen, die millionenfach nach Deutschland kamen und kommen, können das aber zunächst (vielleicht auch für längere Zeit) nicht tun. Mit anderen Worten: Diese Kosten werden von einer Allgemeinheit aufgebracht, die sich plötzlich zum einen darüber wundert, dass an vielen Stellen nichts vorangeht, aber zum anderen massiv eingespart werden muss.
In deutschen Gefängnissen sitzen anteilig deutlich mehr Nichtdeutsche, als dies ihrem Bevölkerungsanteil entsprechen würde. Es sind keine einfachen Zahlen. Sie können erklärt werden – mit sozialen Umständen, Bildung, Armut, Traumata. Aber sie lassen sich nicht einfach verschweigen, ohne Vertrauen zu verspielen.
Reden statt verschweigen
Es geht nicht darum, Schuld zu verteilen, sondern Realität zu benennen. Eine Demokratie hält Widersprüche aus. Wer nur moralisch argumentiert, aber statistische Realitäten ignoriert, riskiert, dass Populisten das Feld übernehmen.
Vielleicht beginnt Ehrlichkeit dort, wo man beides gleichzeitig aushält: Mitgefühl für Menschen in Not – und Klarheit über Missstände, die daraus erwachsen können.
Ich plädiere für Offenheit im Umgang mit Kriminalitätsstatistiken und Migration. Eine ehrliche Debatte über Zahlen und Wahrnehmungen ist notwendig, um Vertrauen in Politik und Medien zurückzuerhalten. Denn im Moment ist es damit wahrlich nicht weit her.
Das ist für mich zu spät, schon alles versaut worden!
Wenn ich Aussagen verschiedener Politiker lese, die Tage später sagen, haben sie nie gesagt … Es aber belegbar ist, niemand sie im Interview drauf festnagelt …
@SuMu: Ich schwanke noch immer. Obwohl ich das Vorgehen unserer aktuellen Regierung schmerzhaft miterlebe. Es ist ein Kreuz und ich sehe schwarz, dass diese Regierung so etwas wie einen Turnaround schafft.
Spannend, es hat also nicht mit Ressentiments zu tun, nur negative Aspekte zu erwähnen, aber zum Beispiel die positiven Aspekte für den Sozialstaat eben nicht? Kannste so machen, aber dann ist es halt auch so, dass das eher wie negatives Framing wirkt und nicht wie die Sorge um irgendwelche gesellschaftlichen Schieflagen.