Zwischen Vergangenheit und Gegenwart: Sturmwarnung

Foto des Autors

von Horst Schulte

Lesezeit: 2 Min.

Ich frage mich, ob uns Verhältnisse bevorstehen, wie sie die ZDF-Produktion »Sturm kommt auf« in beklemmender Weise nachzeichnet – basierend auf Oskar Maria Grafs Roman Unruhe um einen Friedfertigen, den Matti Geschonneck meisterhaft inszeniert hat. Die zeitliche Distanz zwischen Vergangenheit und drohender Zukunft scheint zu verwischen.

Der Cast ist wunderbar. Tief beeindruckt hat mich neben Josef Hader Sigi Zimmerschied, der den Bürgermeister des bayerischen Dörfchens spielte, in dem das ablief, was von einigen Kritikern als unangenehm aktuell bezeichnet wurde.

Treffen in der Gegenwart

Denkt man an das umstrittene Potsdamer Treffen von Rechtsextremen, an die ihnen zugeschriebenen Absichten, an die vergiftete Streitkultur im Land und die zunehmende politisch motivierte Gewalt, drängt sich der Vergleich mit jener Zeit beinahe auf.

Die bayerische Besonderheit, dass nach dem 1. Weltkrieg in den verbreiteten sogenannten Freikorps ein besonderer Hang zur Gewalt gegen politisch Andersdenkende festzustellen war, unterscheidet sich noch von der gegenwärtigen Situation. Die Ausgrenzungspolitik des politischen Establishments gegenüber der AfD scheint kein erfolgversprechendes Mittel zu sein.

Gelassenheit wäre vielleicht besser?

Wären die Zustimmungswerte nicht heute deutlich niedriger, hätte man den Umgang mit Rechtsextremen wie in anderen Ländern Europas gestaltet? Sind die italienischen Faschisten (Fratelli d’Italia), die österreichische FPÖ, die schweizerische SVP, die niederländische PVV für die dortigen politischen Systeme weniger gefährlich als die deutsche AfD? Kann man diverse Abwehrmechanismen ernsthaft mit unserer Nazi-Vergangenheit begründen?

Schlechte Beispiele

Und wie verhält es sich mit undemokratischen Umtrieben unserer Demokratieschützer, die Hausdurchsuchungen und andere Repressalien gegen Leute verantworten, die meinungstechnisch vom Mainstream abweichen? Dass solche Maßnahmen schlussendlich auch das Vertrauen in die Demokratie zerstören könnten, scheint manche kaum zu berühren.

Interessant übrigens, dass damals von den Nazis Begriffe wie diese verwendet wurden:

  1. „Systempresse“ (gegen kritische, liberale oder republikanische Medien),
  2. „Systemzeit“ (für die Weimarer Demokratie insgesamt),
  3. „Systempolitiker“ (für Republikaner und Demokraten),
  4. und später unter den Nazis auch „Systemlinge“ (abwertend für ehemalige Republikaner).

Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe auf dem Land.

hs010225 a

Artikelinformationen

Bereits 37 Mal gelesen37 heute

Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


🚪 Kommentiert gern – aber bitte mit Herz.