Teilst du auch politisch ? inkompatible Inhalte?

Angeb­lich soll es eine Mehr­heit in Deutsch­land geben, die will, dass etwas gegen Hate-Speech im Inter­net unter­nom­men wird. Das kommt von BJM Hei­ko Maas. Man darf den gegen­tei­li­gen Ein­druck haben. Für vie­le ist näm­lich seit dem Start der Kam­pa­gne die freie Mei­nungs­äu­ße­rung in Gefahr. Es gibt vie­le, die das alles schreck­lich fin­den. Für die einen liegt nichts näher, als in die­ser Situa­ti­on nach dem Staat zu rufen. Für die ande­ren ist klar, dass der ja nur was für Flücht­lin­ge tut und nie etwas für die armen Deut­schen. Kürz­lich schrieb der Chef­re­dak­teur des t3n-Maga­­zins, Ste­fan Dör­ner, man kön­ne hoheit­li­che Auf­ga­ben, also den Kampf gegen Hass, nicht an Unter­neh­men (Face­book, Twit­ter und Co.) dele­gie­ren. Dör­ner spricht sich daher für einen neu zu schaf­fen­den Regu­lie­rungs­rah­men aus. An des­sen Erar­bei­tung sol­len neben juris­ti­schen Exper­ten auch Inter­es­sen­ver­tre­ter gesell­schaft­li­cher Grup­pen betei­ligt wer­den. Die­se Leu­ten sol­len einen Gesell­schafts­ver­trag aus­han­deln, der die rele­van­ten Bedin­gun­gen für kon­kre­te Maß­nah­men bestimmt. Er weist außer­dem dar­auf hin,… 

HS230625

Horst Schulte

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Angeb­lich soll es eine Mehr­heit in Deutsch­land geben, die will, dass etwas gegen Hate-Speech im Inter­net unter­nom­men wird. Das kommt von BJM Hei­ko Maas. Man darf den gegen­tei­li­gen Ein­druck haben. Für vie­le ist näm­lich seit dem Start der Kam­pa­gne die freie Mei­nungs­äu­ße­rung in Gefahr.

Es gibt vie­le, die das alles schreck­lich fin­den. Für die einen liegt nichts näher, als in die­ser Situa­ti­on nach dem Staat zu rufen. Für die ande­ren ist klar, dass der ja nur was für Flücht­lin­ge tut und nie etwas für die armen Deutschen.

Kürz­lich schrieb der Chef­re­dak­teur des t3n-Maga­zins, Ste­fan Dör­ner, man kön­ne hoheit­li­che Auf­ga­ben, also den Kampf gegen Hass, nicht an Unter­neh­men (Face­book, Twit­ter und Co.) dele­gie­ren. Dör­ner spricht sich daher für einen neu zu schaf­fen­den Regu­lie­rungs­rah­men aus. An des­sen Erar­bei­tung sol­len neben juris­ti­schen Exper­ten auch Inter­es­sen­ver­tre­ter gesell­schaft­li­cher Grup­pen betei­ligt werden.

Die­se Leu­ten sol­len einen Gesell­schafts­ver­trag aus­han­deln, der die rele­van­ten Bedin­gun­gen für kon­kre­te Maß­nah­men bestimmt. Er weist außer­dem dar­auf hin, dass Twit­ter und Face­book längst zu Mas­sen­me­di­en gewor­den sind und der Aus­schluss von Per­so­nen auch den Aus­schluss von die­sen immer wich­ti­ger wer­den­den Dis­kurs­me­di­en bedeu­ten wür­de. Das hal­te ich für einen wich­ti­gen Gedanken.

Die­se For­de­run­gen schei­nen mir auf­grund eines Aspek­tes kaum umsetz­bar, dem bis­her wenig Bedeu­tung ein­ge­räumt wurde.

1 Tag voll mit Millionen von Meinungsäußerungen

In Deutsch­land gibt es (Stand Febru­ar 2016) ca. 28 Mil­lio­nen Face­book-Nut­zer. 21 Mio. nut­zen Face­book täg­lich. Wenn wir ein­mal davon aus­ge­hen, dass nur ca. 1/​3 der täg­li­chen Nut­zer eine ein­zi­ge Sta­tus­mel­dung abschickt, wären das also allein in Deutsch­land bei Face­book 7 Mio. Statusmeldungen.

Sicher, es gibt Algo­rith­men, mit deren Hil­fe bestimm­te Wör­ter oder Wort­kom­bi­na­tio­nen her­aus­ge­fil­tert wer­den kön­nen, und es gibt die Mög­lich­keit, Face­book oder Twit­ter kri­ti­sche Tweets oder Sta­tus­mel­dun­gen zu mel­den. User kön­nen von Face­book oder Twit­ter gesperrt oder die frag­wür­di­ge Nach­richt gelöscht werden.

Rei­chen die­se Mit­tel aus, um aus einer mil­lio­nen­fa­chen Flut von Mei­nungs­äu­ße­run­gen die kri­ti­schen her­aus­zu­fil­tern? Damit ist es ja nicht getan. Was ist mit der juris­ti­schen Ver­fol­gung etwa­iger Straf­tat­be­stän­de? Wer beur­teilt, was über­haupt straf­bar ist, wel­che Qua­li­fi­ka­tio­nen müs­sen die Men­schen haben, die die­se Flut von Sta­tus­mel­dun­gen und Tweets täg­lich bear­bei­ten sollen?

Es ist dabei uner­heb­lich, ob staat­li­che oder pri­va­te Stel­len mit die­ser Auf­ga­be beauf­tragt wur­den. Es scheint alles sehr unaus­ge­go­ren. Die No-Hate-Speech-Kam­pa­gne war inso­fern sicher kei­ne gute Idee!

In den USA scheint es anders zu laufen

Wenn ich mir anse­he, wie Trump und Clin­ton wäh­rend des US-Prä­si­dent­schafts­wahl­kampfs mit­ein­an­der umge­hen und was bei­de wäh­rend die­ser „Schau­kämp­fe“ (nicht nur am TV) ein­zu­ste­cken hat­ten und wie ver­gleichs­wei­se sou­ve­rän sie dar­auf reagiert haben, kommt mir wie­der der Gedan­ke, dass wir in Deutsch­land die Din­ge etwas zu eng sehen könn­ten. Ich wün­sche mir kei­ne ame­ri­ka­ni­schen Ver­hält­nis­se aber die Art in der bei­de Kan­di­da­ten auf schlimms­te Vor­wür­fe reagie­ren, fand ich schon beeindruckend.

Las­sen wir uns doch die Chan­ce (ob anonym oder mit Klar­na­men), uns gegen­sei­tig geis­ti­ge Ver­wirrt­heit, Dumm­heit oder Ver­kom­men­heit und was an noch schlim­me­ren Tira­den zu ver­fol­gen ist, vorzuhalten.

Danach gar­nie­ren wir den betref­fen­den Kom­men­tar mit einem bies­ti­gen Satz – sagen wir aus nicht mehr als 3 bis 4 Wör­tern – oder – noch bes­ser – wir schwei­gen und zie­hen wei­ter zu einem uns ange­neh­me­ren Pro­fil. Viel­leicht ist das die ein­fa­che­re Lösung? Gelas­sen­heit stün­de uns doch auch mal gut.

Ein biss­chen kom­men uns die Algo­rith­men dabei ja ent­ge­gen. Denn ich mer­ke, dass Kom­men­ta­re von Rechts­au­ßen in mei­nen Time­lines sel­ten sind. Ich begeg­ne ihnen meis­tens nur dann, wenn ich bestimm­te Grup­pen besu­che. Und da weiß ich schon im vor­aus, was mich da erwar­tet. Ihr doch auch!

Geteiltes Leid ist halbes Leid

Ich bin einer, der gern teilt. Auch Links. Aller­dings habe ich eine, ich wür­de sagen, natür­li­che Hem­mung, Arti­kel zu tei­len, die in mei­nen Augen rechts­extre­me oder rechts­po­pu­lis­ti­sche Inhal­te haben. Ich könn­te die­se Links kom­men­tie­ren. Ein­fach, damit klar ist, wie ich zu die­sem oder jenem Inhalt ste­he. Bis­her tei­le ich sol­che Links in der Regel nicht.

Die Fra­ge, die sich auch ande­re stel­len: War­um soll die­ser Schmutz von mir ver­brei­tet werden?

Ich habe vor ein paar Mona­ten eine Blog­ge­rin via Twit­ter gefragt, wes­halb sie die­se rech­te Pro­pa­gan­da ver­brei­te. Es wird dar­über hin­aus eine kur­ze Wer­tung mit dabei gewe­sen sein – so etwas wie „find ich nicht gut“. Unse­rem Ver­hält­nis hat das gescha­det. Sie hat mei­nen Blog von ihrer Blogroll gestri­chen. Vor kur­zem hat sie woan­ders was „Net­tes“ über mich geschrie­ben. Nur auf­grund die­ses einen Tweets. Viel­leicht auch des­halb, weil ihr mei­ne Bei­trä­ge zu sehr Pro Flücht­lin­ge gewe­sen sind. So etwas pas­siert, wenn man sich ein­sei­tig fest­legt. Viel­leicht irre ich mich. Jeden­falls war das mei­ne Erklä­rung für die­se Reaktion.

Auf­grund der Zustän­de, die im Web herr­schen, wäre wohl bes­ser, sol­che Wer­tun­gen nicht vor­zu­neh­men. Man kann einen Arti­kel tei­len und mit einem ehr­li­chen Kom­men­tar ver­se­hen. Das kann dazu füh­ren, dass man geblockt wird.

Mir ist das mit dem Face­book-Pro­fil der in rech­ten Krei­sen belieb­ten Autorin Ana­bel Schun­ke (Tichys Ein­blick) pas­siert. Bei Tichys Ein­blick las­sen sie auch kaum Gegen­re­de zu. War­um soll­te Frau Schun­ke die­ses funk­tio­nie­ren­de Kon­zept nicht auch auf ihrer Face­book-Sei­te anwen­den? Wenn ich rich­tig infor­miert bin, wur­de Schun­ke für ihre islam­feind­li­chen und völ­ki­schen Kom­men­ta­re von Face­book auch schon für eini­ge Tage gesperrt.

No No-Hate-Speech

Man lernt nie aus! Bei den Rech­ten bin ich mir nicht so sicher. Aber mein Gott. Wir müs­sen es halt ver­su­chen. Die­ses Land gehört uns allen. Und die­se No-Hate-Speech-Kam­pa­gne wird sicher kein Erfolg mehr werden.

Einen Aspekt die­ser man­chem viel­leicht selt­sam libe­ral schei­nen­de Sicht­wei­se habe ich bedacht, er hält mich von mei­ner per­sön­li­chen Emp­feh­lung nicht ab. Vie­le glau­ben, dass dem Hate-Speech Taten fol­gen und dass die Radi­ka­li­sie­rung der Spra­che mit dazu bei­getra­gen hat, dass aus ver­ba­ler phy­si­sche Gewalt wur­de. Das kann ich nicht ent­kräf­ten. Aber gegen die Täter (Schlä­ger und Brand­stif­ter) kann und muss der Staat wirk­lich tätig wer­den. Dafür sind aller­dings finan­zi­el­le Anstren­gun­gen nötig für die Herr Maas hart kämp­fen muss. Ich glau­be, das wäre ein loh­nen­de­res Projekt. 

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

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2 Gedanken zu „Teilst du auch politisch ? inkompatible Inhalte?“

  1. Ich kann der Argu­men­ta­ti­on von Ste­phan Dör­ner durch­aus zustim­men, denn Kon­zer­ne zur „Mei­nungs­po­li­zei“ zu machen, ist etwa das­sel­be wie pri­va­te „Bür­ger­weh­ren“, denen Kom­mu­nen hoheit­li­che Auf­ga­ben über­tra­gen wür­den. Mir ist der Gedan­ke an sol­che Pri­vat­in­itia­ti­ven ziem­lich unangenehm.

    Tat­säch­lich ist es doch so – und es ist ganz einfach:
    Kon­zer­ne wie Face­book oder Twit­ter (o.a.) sit­zen in der selbst gestell­ten Fal­le: Sie zen­sie­ren offen­sicht­lich Inhal­te nach ihren eige­nen (pri­va­ten) ethi­schen Vor­stel­lun­gen („Nip­pel­bil­der“, um nur ein Bei­spiel zu nen­nen). Und das heißt, sie bezie­hen klar Stel­lung, sie haben eine Hal­tung. Und Hal­tung ist nicht selek­tiv, son­dern bestimmt das Gesamt­ver­hal­ten. Nichts­tun ist eben auch eine kla­re Haltung.

    Wenn also jemand besag­te „Nip­pel­bil­der“ und Ver­gleich­ba­res zen­siert und rechts­ra­di­ka­les Hass­ge­krei­sche nebst Auf­ru­fen zu Gewalt­ta­ten nicht, dann ent­spricht das sei­ner Hal­tung! Und egal, wie groß und ver­brei­tet Face­book sein mag, es ist und bleibt eine pri­vat­un­ter­neh­me­risch geführ­te Platt­form, die aus­schließ­lich den Inter­es­sen ihrer Inha­ber zu Diens­ten betrie­ben wird. (Hier stim­me ich Herrn Dör­ner übri­gens nicht zu, Face­book u.ä. sind kei­ne öffent­li­chen Räu­me, sie sind pri­va­te, bes­ten­falls auf­grund ihrer Grö­ße qua­si-öffent­li­che Räu­me, ganz so, wie es sei­ner­zeit zu Beginn des Inter­net-Booms Com­pu­ser­ve und AOL als welt­wei­te Platz­hir­sche waren)

    Jetzt gel­ten hier­zu­lan­de immer noch Recht und Gesetz, und straf­ba­re Äuße­run­gen blei­ben straf­ba­re Äuße­run­gen, die ver­folgt wer­den müs­sen. Es ist Sache der Jus­tiz­po­li­tik, juris­ti­sche Insti­tu­tio­nen in die Lage zu ver­set­zen (Per­so­nal, techn. Aus­stat­tung), ihren Job zu machen (Hal­lo, Herr Maas?) und Täter sowie even­tu­ell Unter­stüt­zer (die Platt­for­men) zur Rechen­schaft zu zie­hen. Dafür gibt es alle rechts­staat­lich erfor­der­li­chen Mittel.

    Das ist die eine Sei­te. Die ande­re Sei­te bin ich.

    Ich mache mir ein Bild sol­cher Unter­neh­men dar­über, wel­che Hal­tung sie an den Tag legen, wenn sie in Inhal­te auf ihren Platt­for­men ein­grei­fen und – gege­be­nen­falls – dazu Stel­lung bezie­hen. Etwa derart:

    Was zen­sierst du, lie­bes Unter­neh­men, und was dul­dest du? Dar­aus schlie­ße ich, wes Geis­tes Kind du bist. Du gibst dich immer in dei­ner Hal­tung zu erkennen.

    Und das dis­ku­tie­re ich dann ger­ne ganz im pri­va­ten Kreis mit Nut­zern der jewei­li­gen Platt­form – womit ich schon im einen oder ande­ren Fall min­des­tens ernst­haf­te Nach­denk­lich­keit erzeugt habe.

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