Mein lieber Onkel May

Die RTL – Pro­duk­ti­on der Karl-May-Fes­t­­spie­­le hat­te doch eigent­lich ganz gute Kri­ti­ken. Oder habe ich da einen fal­schen Ein­druck gewon­nen? Ich mei­ne nicht die Mie­se­pe­ter in den sozia­len Netz­wer­ken. Wie auch immer, mich hat die Neu­ver­fil­mung auch nicht wirk­lich vom Hocker geris­sen. So ist das halt, wenn eige­ne Erwar­tun­gen mit nost­al­gi­schen Erin­ne­run­gen zusam­men­fal­len. Das wird sel­ten pas­sen. Die Kri­tik, die ich heu­te in der Online-Aus­­­ga­­be der NZZ von einem Pro­fes­sor Kon­rad Paul Liess­mann gele­sen habe, scheint mir aber dann doch etwas über­trie­ben zu sein. Sie klingt eher wie eine Abrech­nung mit dem Zeit­geist bzw. jener Gene­ra­ti­on, für die Karl Mays Ver­mächt­nis eine unpas­sen­de Para­bel nach der ande­ren bereit­zu­hal­ten scheint. Nun bin ich ver­mut­lich nicht der rich­ti­ge, um die­se Annah­me zu wider­le­gen. Schließ­lich habe ich, wie so vie­le ande­re mei­ner Gene­ra­ti­on, in den 60er Jah­ren alle Karl-May-Ver­­­fil­­mun­­gen und das eine oder ande­re sei­ner Bücher mit abso­lu­ter Begeis­te­rung kon­su­miert. Der Kri­ti­ker fin­det, Mays Vor­la­ge ver­stie­ße gegen… 

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Die RTL – Pro­duk­ti­on der Karl-May-Fest­spie­le hat­te doch eigent­lich ganz gute Kri­ti­ken. Oder habe ich da einen fal­schen Ein­druck gewonnen?

Ich mei­ne nicht die Mie­se­pe­ter in den sozia­len Netz­wer­ken. Wie auch immer, mich hat die Neu­ver­fil­mung auch nicht wirk­lich vom Hocker geris­sen. So ist das halt, wenn eige­ne Erwar­tun­gen mit nost­al­gi­schen Erin­ne­run­gen zusam­men­fal­len. Das wird sel­ten passen.

Die Kri­tik, die ich heu­te in der Online-Aus­ga­be der NZZ von einem Pro­fes­sor Kon­rad Paul Liess­mann gele­sen habe, scheint mir aber dann doch etwas über­trie­ben zu sein.

Sie klingt eher wie eine Abrech­nung mit dem Zeit­geist bzw. jener Gene­ra­ti­on, für die Karl Mays Ver­mächt­nis eine unpas­sen­de Para­bel nach der ande­ren bereit­zu­hal­ten scheint.

Nun bin ich ver­mut­lich nicht der rich­ti­ge, um die­se Annah­me zu wider­le­gen. Schließ­lich habe ich, wie so vie­le ande­re mei­ner Gene­ra­ti­on, in den 60er Jah­ren alle Karl-May-Ver­fil­mun­gen und das eine oder ande­re sei­ner Bücher mit abso­lu­ter Begeis­te­rung konsumiert.

Der Kri­ti­ker fin­det, Mays Vor­la­ge ver­stie­ße gegen heh­re Grund­sät­ze des Zeit­geis­tes. Und der ers­te lau­te: „Es darf kei­ne männ­li­chen Hel­den mehr geben, vor allem kei­ne mit wei­ßer Haut­far­be.“ Das Action – Kino der Amis und nicht nur dort zeigt aber doch ganz ande­re Bot­schaf­ten. Oder gilt Liess­manns Aus­sa­ge nur für den deutsch­spra­chi­gen Raum oder gar nur für Deutsch­land? Das Argu­ment kauf ich schon mal nicht.

Aber er holt wei­ter aus und ergänzt:

Der neue inver­tier­te Ras­sis­mus, der alte weis­se Män­ner für alle Übel die­ser Welt ver­ant­wort­lich macht, kann gera­de vor einer strah­len­den Figur wie Old Shat­ter­hand, der in der Phan­ta­sie sei­nes Schöp­fers die Über­le­gen­heit des weis­sen, deut­schen und christ­li­chen Man­nes zei­gen soll­te, nicht halt­ma­chen.Quel­le: Der neue «Win­ne­tou»: Hilf­lo­se Hel­den – NZZ Mei­nung: Kolum­nen | LINK

Des­halb lese ich eigent­lich so ungern Kri­ti­ken über Fil­me, die ich vor­ha­be, mir anzu­schau­en. Gedan­ken­gän­ge von Intel­lek­tu­el­len blei­ben mir auch in mei­nem 6. Lebens­jahr­zehnt oft unver­dau­lich irgend­wo ste­cken. Mal abge­se­hen davon ist mir so, als hät­te ich Text­pas­sa­gen mit ähn­li­cher Aus­sa­ge nach Trumps-Wahl zum nächs­ten US-Prä­si­den­ten (natür­lich in ande­ren Zusam­men­hän­gen) eini­ge Male gele­sen. Passt ja irgendwie.

Ich weiß nicht, wie die ech­ten Hard­core-Karl-May-Fans das sehen. Also vor allem die, die alle Bücher auch gele­sen haben. Ich mei­ne, die Kon­struk­tio­nen der Geschich­ten sind für unse­re heu­ti­gen Ver­hält­nis­se wohl zu schlicht und die meis­ten Dia­lo­ge in der Urform eini­ger­ma­ßen unverdaulich.

Inso­fern habe ich die Bemü­hun­gen der RTL-Leu­te rich­tig gefun­den, ihnen einen der Zeit ange­mes­se­nen neu­en Duk­tus zu verpassen.

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Liess­manns Ver­riss fin­de ich schon etwas unge­recht. Aber ich sage das mit die­sen nost­al­gi­schen Gefüh­len im Hin­ter­kopf. Für mich sind die Geschich­ten von Karl May und Win­ne­tou und Old Shat­ter­hand, Kara Ben Nem­si und Pro­fes­sor Vitz­li­putz­li­un für alle Zeit unka­putt­bar. Die lass ich mir nicht neh­men! Nicht von Kri­ti­kern und auch nicht von RTL.

Das Gen­re des Tri­vi­al­films zeigt so, wie die Tri­vi­al­li­te­ra­tur vor ihm, die gehei­men Sehn­süch­te einer Epo­che. Am liebs­ten wür­de man die Geschich­te unge­sche­hen machen, alles durch­strei­chen, umbe­nen­nen, aus­lö­schen, was es an Unge­rech­tig­keit, Grau­sam­keit und Wahn in ihr gege­ben hat.

Des­halb müs­sen alte Tex­te nicht neu inter­pre­tiert, son­dern von allem Bösen gesäu­bert, am bes­ten gleich neu geschrie­ben wer­den. Erstaun­lich dar­an ist die Hybris einer Gesell­schaft, die sich ihrer eige­nen Ver­gan­gen­heit gegen­über in einer Wei­se mora­lisch über­le­gen dünkt, die glei­cher­mas­sen komisch wie erschre­ckend ist.Quel­le: Der neue «Win­ne­tou»: Hilf­lo­se Hel­den – NZZ Mei­nung: Kolum­nen | LINK

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

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4 Gedanken zu „Mein lieber Onkel May“

  1. Ich fin­de die alten Tex­te stre­cken­wei­se fürch­ter­lich über­heb­lich und arro­gant. Trotz­dem aber immer noch span­nend zu lesen. Auch die Ori­gi­nal­ver­fil­mun­gen haben doch schon die Bücher nicht direkt für die Lein­wand adap­tiert, son­dern eine Inter­pre­ta­ti­on gelie­fert. Aber eben pas­send zu der Zeit. Inso­fern habe ich auch nichts gegen eine Moder­ni­sie­rung des Stof­fes, nur war die halt trotz­dem langweilig.

  2. Ich den­ke, dass die Neu-Ver­fil­mung den his­to­ri­schen Vor­la­gen näher kommt, als der lite­ra­ri­schen. Was wohl auch damit zusam­men­hängt, dass Karl May sel­ber ja nie vor Ort gewe­sen ist.
    Der Win­ne­tou ist für mich immer der Pierre Bri­ce – dar­an gibt es nichts zu rütteln.
    LG Sabienes

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