Propagandamittel von Türken und Neurechten

Vor eini­gen Wochen hat­te ich mich bei ver­schie­de­nen Face­­book-Grup­­pen ange­mel­det, um dort ein biss­chen die Lage aus­zu­spä­hen. Genau­er gesagt ging es um die Beob­ach­tung der Pro­pa­gan­da­mit­tel, die bei­de Grup­pen ein­set­zen. Mei­ne Ein­drü­cke soll­ten mir ein biss­chen über die Stim­mung ver­ra­ten, die kurz vor den Wah­len in Deutsch­land herrscht. Ich habe dabei ver­sucht, mich ein wenig in die­se mir so frem­den (und strikt abge­lehn­ten) Denk­wel­ten hin­ein­zu­ver­set­zen. Es war nicht erfolg­reich aber nerv­tö­tend! Dabei habe ich mich von Beginn an kei­nen Illu­sio­nen hin­ge­ge­ben. Nicht ohne Grund bewe­gen sich die Teil­neh­mer in geschlos­se­nen Grup­pen. Es waren ein paar Face­­book-Grup­­pen, in denen Neu­rech­te und Tür­ken (natür­lich in ver­schie­de­nen Grup­pen) ihre jewei­li­gen Sicht­wei­sen (oder soll­te ich bes­ser Pro­pa­gan­da sagen?) zu aktu­el­len poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen Vor­gän­gen ver­brei­tet und kom­men­tiert haben. Ich neh­me an, dass ich nicht falsch lie­ge, wenn ich davon aus­ge­he, dass Pro­pa­gan­da auch sein, wenn man sich selbst gegen­sei­tig ohne Unter­lass in sei­nen Ansichten… 

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Vor eini­gen Wochen hat­te ich mich bei ver­schie­de­nen Face­book-Grup­pen ange­mel­det, um dort ein biss­chen die Lage aus­zu­spä­hen. Genau­er gesagt ging es um die Beob­ach­tung der Pro­pa­gan­da­mit­tel, die bei­de Grup­pen einsetzen.

Mei­ne Ein­drü­cke soll­ten mir ein biss­chen über die Stim­mung ver­ra­ten, die kurz vor den Wah­len in Deutsch­land herrscht. Ich habe dabei ver­sucht, mich ein wenig in die­se mir so frem­den (und strikt abge­lehn­ten) Denk­wel­ten hin­ein­zu­ver­set­zen. Es war nicht erfolg­reich aber nerv­tö­tend! Dabei habe ich mich von Beginn an kei­nen Illu­sio­nen hin­ge­ge­ben. Nicht ohne Grund bewe­gen sich die Teil­neh­mer in geschlos­se­nen Gruppen.

Es waren ein paar Face­book-Grup­pen, in denen Neu­rech­te und Tür­ken (natür­lich in ver­schie­de­nen Grup­pen) ihre jewei­li­gen Sicht­wei­sen (oder soll­te ich bes­ser Pro­pa­gan­da sagen?) zu aktu­el­len poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen Vor­gän­gen ver­brei­tet und kom­men­tiert haben. Ich neh­me an, dass ich nicht falsch lie­ge, wenn ich davon aus­ge­he, dass Pro­pa­gan­da auch sein, wenn man sich selbst gegen­sei­tig ohne Unter­lass in sei­nen Ansich­ten bestä­tigt. Oder wäre das schon etwas, das man der Hirn­wä­sche gleich­set­zen könn­te? Einig­keit macht stark, so das Motto.

Es ist für mich nichts Neu­es, mit kon­tro­ver­sen Mei­nun­gen kon­fron­tiert zu sein. Damit will ich nicht behaup­ten, dass mir die Beob­ach­tun­gen, die ich dort gemacht habe, nicht unter die Haut gegan­gen wären. Im Gegen­teil. Ich mer­ke, je nach dem, was ich zu lesen bekom­me, dass in mir ein schier unkon­trol­lier­ba­rer Affekt hoch­schießt. Ableh­nung wür­de ich es nennen.

Aber schließ­lich ist es so, dass ich mich im Lauf der Zeit dar­an gewöhnt habe und nicht sofort ver­bal „zurück­schla­ge“. Nur so kann man es schaf­fen, eine Wei­le dem mun­te­ren Trei­ben zuzu­schau­en und nicht selbst Scha­den zu nehmen.

Neben schwer erträg­li­chen Ansich­ten ist mir auf­ge­fal­len, dass die Tür­ken offen­bar Argu­men­ta­ti­ons­mus­ter von den deut­schen Rech­ten über­nom­men haben. Die mit­un­ter berech­tig­te aber meist an den Haa­ren her­bei­ge­zo­ge­ne Medi­en­schel­te (Lügen­pres­se etc.) ist das Fun­da­ment für die Ver­brei­tung eige­ner Behaup­tun­gen, die ver­mut­lich nur der­je­ni­ge glau­ben kann, der es unbe­dingt glau­ben will. Das an sich sieht ja schon ein biss­chen nach der Beschrei­bung eines Prin­zips aus.

Die Medi­en sind in den Augen vie­ler Tür­ken die Wur­zel allen Übels. Weil sie kein gutes Haar an der Tür­kei las­sen und der Ber­li­ner Poli­tik nach dem Mund reden, ist die Lage eskaliert.

Die tür­ki­schen Stim­mungs­ma­cher ver­glei­chen die Kri­tik der deut­schen Öffent­lich­keit an Erdo­gans Regime mit der Hal­tung zum „demo­kra­tisch gewähl­ten Prä­si­den­ten Donald Trump“ oder zum rus­si­schen Prä­si­den­ten Putin. Es ist genau­so wie rech­te Medi­en es immer wie­der ver­su­chen dar­zu­le­gen. Deutsch­land mische sich prin­zi­pi­ell in die Belan­ge frem­der Län­der ein.

Sol­che bewuss­ten Fehl­in­ter­pre­ta­tio­nen machen auch dem Dümms­ten klar, auf wel­cher Wel­le die­se Leu­te rei­ten. Offen­bar haben sie der übli­chen demo­kra­ti­schen Spie­gel­re­geln soweit ent­le­digt, dass sie Kri­tik an den dor­ti­gen bekla­gens­wer­ten Zustän­den und die ent­spre­chen­den Bewer­tun­gen als unzu­läs­si­ge poli­ti­sche Ein­mi­schung in ihre Belan­ge interpretieren.

Der Rück­gang bei den Urlaubs­rei­sen in die Tür­kei ist nur auf die Het­ze und die ein­sei­ti­ge Bericht­erstat­tung der deut­schen Medi­en zurück­zu­füh­ren. Bämm. So ein­fach geht das.

In tür­ki­schen Blogs wer­den Arti­kel gepos­tet, die zuvor bei „Dai­ly Sabah“ zu lesen waren. Dies ist das größ­te Online Nach­rich­ten­por­tal der Tür­kei und selbst­re­dend erdo­gan-hörig. Von kri­ti­scher Bericht­erstat­tung ist dort weit und breit nichts zu fin­den. Die „bewähr­ten“ Mus­ter rech­ter Hetz­blogs bzw. rech­ter deut­scher Medi­en kann man häu­fig in voll­stän­di­ge Über­ein­stim­mung bringen.

Der im nächs­ten Absatz ver­link­te Bei­trag ist ein gutes Bei­spiel für die Art und Wei­se, in der die dor­ti­gen Kom­men­ta­to­ren über Deutsch­land „berich­ten“. Er wur­de übri­gens auch in deutsch­pra­chi­gen tür­ki­schen Blogs gepos­tet. In der Face­book – Grup­pe stieß ich auf die­sen typi­schen feind­se­li­gen Arti­kel eines tür­ki­schen Redakteurs.

Ilnur Çevik behaup­tet, Mer­kel wür­de sich (stän­dig) in die tür­ki­sche Innen­po­li­tik ein­mi­schen, indem sie die Vor­ge­hens­wei­se Erdo­gans kri­ti­siert und sich dabei angeb­lich mit den poli­ti­schen Geg­nern (bei uns bezeich­net man die­se gern auch mal als Oppo­si­ti­on!) solidarisiert.

Erdo­gan tut ganz ande­re Din­ge. Inso­fern ist der Ver­gleich wirk­lich absurd. Er for­der­te die wahl­be­rech­tig­ten Deutsch­tür­ken näm­lich dazu auf, ihre Stim­men nicht den „Fein­den der Tür­kei“ zu geben.

Ob die Deutsch­tür­ken den Unter­schied nicht viel­leicht doch etwas anders bewer­ten, als die­ser Herr Çevik es in sei­nem Arti­kel tut? Soll­ten die­se Men­schen wirk­lich so ver­blen­det sein, wie es die offi­zi­el­le Tür­kei gern hätte?

Auch wenn die Erdo­gan-Fana­ti­ker es toll fin­den: Wir Deut­sche fin­den es zum über­wie­gen­den Teil nicht gut, dass 67% aller hier leben­den wahl­be­rech­tig­ten Tür­ken für das Refe­ren­dum (und damit für die Dik­ta­tur in der Tür­kei) gestimmt haben. Ich fin­de es schrecklich.

Wir bewer­ten hier die­ses Wahl­er­geb­nis nicht als klein­kind­li­che Trotz­re­ak­ti­on, weil sich Tür­ken in Deutsch­land nicht hei­misch oder sich nicht ange­nom­men füh­len, son­dern als mas­si­ve Demons­tra­ti­on einer Denk­wei­se, mit der wir Pro­ble­me haben. Es geht lei­der weni­ger um eine demo­kra­ti­sche Ent­schei­dung, die zu respek­tie­ren wäre. Das war eine Demons­tra­ti­on gegen Deutsch­land! Und genau­so ist die­ses Ver­hal­ten zu bewer­ten, näm­lich als eine kla­re Stel­lung­nah­me einer Zwei­drit­tel­mehr­heit der wahl­be­rech­tig­ten Tür­ken für ein unde­mo­kra­ti­sches Regime unter der Füh­rung eines sich zum Des­po­ten ent­wi­ckel­ten Prä­si­den­ten Erdogan.

Unse­re Regie­rung wird auf Sicht nicht zulas­sen, dass die unver­schäm­ten Belei­di­gun­gen und Lügen von zügel­lo­sen tür­ki­schen Poli­ti­kern und Medi­en­fu­zis zu einem Pro­blem hoch­ge­ju­belt wer­den, das sich hier, dem Kal­kül der Erdo­gan-Cli­que ent­spre­chend, ent­la­den soll.

Der tür­ki­schen Pro­pa­gan­da gehts natür­lich nicht nur um Deutsch­land. Ihnen bläst der Wind auch in Öster­reich und der Schweiz ins Gesicht. Mal sehen, wer den län­ge­ren Atem hat.

In der Tür­kei geht stets alles ganz rechts­staat­lich zu. In die­sem Inter­view gibt einer der Män­ner, die uns seit Mona­ten für dumm ver­kauft, die tür­ki­sche Sicht auf den Fall Akh­an­li zum bes­ten. Der Mann wur­de auf Wunsch der Tür­kei von Inter­pol in Spa­ni­en in sei­nem Urlaubs­do­mi­zil fest­ge­setzt. Die Tür­ken wol­len ihm den Pro­zess machen, weil er angeb­lich 1989 an einem Raub­über­fall betei­ligt gewe­sen sein soll. Viel­leicht liegt der Fall ähn­lich wie bei Yücel, dem Unter­stüt­zung von Ter­ro­ris­ten vor­ge­wor­fen wird, weil er sei­nen Job als Jour­na­list gemacht hat. Er hät­te halt nicht mit den PKK-Füh­rern reden dür­fen. Dann hät­te ihn Erdo­gan nicht ins Gefäng­nis sper­ren lassen.

Übri­gens hat Herr Mus­ta­fa Yene­ro­g­lu die deut­sche Öffent­lich­keit damals dazu auf­ge­for­dert, die tür­ki­sche Jus­tiz ihren Job machen zu las­sen. Auch wie­der mit dem Hin­weis dar­auf, dass dort alles nach streng rechts­staat­li­chen Prin­zi­pi­en ablau­fen wür­de. Kurz danach kam Erdo­gans Erklä­rung, dass Yücel, solan­ge er Prä­si­dent sei, nicht mehr aus dem Gefäng­nis käme. Gerich­te haben bis heu­te nicht über die Schuld oder Unschuld des Jour­na­lis­ten ent­schie­den. Die­se Ansa­ge von Erdo­gan ist Mona­te alt. Es wuss­te also damals schon, wie er mit die­sem unlieb­sa­men Deutsch­tür­ken umge­hen wird und wie die rechts­staat­li­chen Prin­zi­pi­en der Tür­kei aus­zu­se­hen haben. 

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.
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