Gibt’s auf der anderen Seite keine Gutmenschen?

Trifft es zu, dass Linke sich immer im Recht füh­len, weil sie sich auf der guten Seite wäh­nen? Was emp­fin­den die, die anders den­ken als ich, wenn ich mit viel

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Trifft es zu, dass Linke sich immer im Recht füh­len, weil sie sich auf der guten Seite wäh­nen? Was emp­fin­den die, die anders den­ken als ich, wenn ich mit viel Leidenschaft gegen die Rechten in unse­rem Land wet­te­re? Für sie habe ich im Lauf der Zeit aller­lei Synonyme gefun­den? Keine schmei­chel­haf­ten, wie ich hin­zu­fü­gen möch­te. Dass sie Wut und Zorn emp­fin­den, wenn sie mei­ne Ansichten lesen, mei­ne ich nicht. Diese Gefühle aus­zu­lö­sen war ja mei­ne Absicht. Nein, ich mei­ne dar­über hin­aus. Denken sie dar­über nach, wie­so ich so drauf bin? Oder sagen sie sich ein­fach, der ist so dumm, so in sei­ner Weltsicht gefan­gen, dass er nicht anders kann? Fühle ich mich im Recht – vor allem, weil ich glau­be, auf der Seite der Guten zu sein? Ich glau­be nicht, dass das so ein­fach ist. Da steckt mehr dahin­ter. Vor weni­gen Jahren waren es hier immer die Liberalen mit denen ich veri­ta­ble Auseinandersetzungen über den rich­ti­gen poli­ti­schen Ansatz geführt habe. Seitdem hat sich die Bedeutung von Blogs mar­gi­na­li­siert. Diskutiert wird auf ande­ren Plattformen, von weni­gen Ausnahmen abge­se­hen. Was sich aber nicht ver­än­dert hat, so scheint es mir, ist die Leidenschaft mit der dis­ku­tiert wird. Leider ist das im Hinblick auf die gro­ßen Glaubenskriege zwi­schen Linken und Rechten nicht ganz zutref­fend, weil sich bei­de Gruppen stark in ihre vir­tu­el­len poli­ti­schen Hemisphären zurück­ge­zo­gen haben. Das ist ein Nachteil, den die sozia­len Medien mit ihren geschlos­se­nen Gruppen und Algorithmen den poten­zi­el­len Diskutanten im Gegensatz zur Blogsphäre auf­er­le­gen. In ihrem Diskussionsverhalten unter­schei­den sich mei­nes Erachtens die bei­den geg­ne­ri­schen Lager nicht so sehr von­ein­an­der. Diejenigen, die es wagen, auch mal mit- und nicht nur über­ein­an­der zu „reden”, erle­ben eine ver­krus­te­te, sehr mei­nungs­star­ke, vor allem jedoch unbe­irr­ba­re und lei­der oft genug sogar hass­erfüll­te Haltung in den typi­schen poli­ti­schen Positionen. Das wird wohl der Grund dafür sein, dass sich die Menschen, die sich Gedanken über gesell­schaft­li­che und poli­ti­sche Entwicklungen machen, vor­zugs­wei­se in ihre Peergroups zurück­zie­hen. Es ist ver­let­zend und frus­trie­rend, wenn die eige­ne Sichtweise nicht ein biss­chen akzep­tiert wird und jedes Argument per Federstrich weg­ge­wischt wird. Wie gesagt, das gilt für bei­de Seiten. Nun haben wir es mit einer 94 Leute star­ken AfD-​Fraktion im neu­en Bundestag zu tun. Wie anstren­gend das wird, konn­ten wir schon bei der kon­sti­tu­ie­ren­den Sitzung des Bundestages mit­er­le­ben. Es gibt Autoren*innen, die die Auseinandersetzung mit Andersdenkenden außer­halb des Parlaments für sinn­los hal­ten. Im Parlament wird sich das erfah­rungs­ge­mäß wider­spie­geln. Das soll­ten wir nicht gut­hei­ßen! Wir brau­chen in die­ser kri­ti­schen Phase unse­rer Demokratie Menschen, die in der Lage sind, Dialoge zu füh­ren und Brücken zwi­schen den bei­den Lagern zu bau­en. Mir fal­len zwei Namen ein, die dafür lei­der nicht mehr infra­ge kom­men. Egon Bahr und Johannes Rau fal­len mir zuerst ein. Sicher ist es Zufall, dass bei­de SPD-​Mitglieder waren und ver­mut­lich wer­den vie­le mei­ne Bewertung lager­über­grei­fend tei­len. Aber wer könn­te die­se Aufgabe heu­te übernehmen? Bundespräsident Steinmeier (SPD) traue ich das nicht zu, noch weni­ger dem neu­en Bundestagspräsidenten, Wolfgang Schäuble (CDU). Mir fal­len kei­ne Namen ein. Ich fin­de auch nicht den Namen einer Künstlerin, eines Künstlers oder ande­rer Prominenter, die die­se Funktion wahr­neh­men könn­ten. Wahrscheinlich wäre es auch ein Fehler, hier über­haupt einen Namen zu nen­nen. In die­sen Zeiten wäre er inner­halb kur­zer Zeit „ver­brannt”. Vielleicht erge­ben sich aus dem Bundestag her­aus Personalangebote, an die wir heu­te noch nicht den­ken? Ich ver­lie­re mein Vertrauen in unse­re Institutionen nicht, wenn es auch schwer ist. 

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2 Gedanken zu „Gibt’s auf der anderen Seite keine Gutmenschen?“

  1. Der Begriff „Gutmensch” ist ja schon mal ein ideo­lo­gi­scher aus dem rech­ten Spektrum, des­sen Verwendung ich für wenig sinn­voll hal­te, auch nicht als Ausgangspunkt für Diskussionen. Das „gut” über­haupt so als Schimpfwort benutzt wird, ist ja schon erstaun­lich bis skan­da­lös und stellt die Dinge unse­rer Realität und gän­gi­gen Ethik kom­plett auf den Kopf. Philosophen strei­ten über das Wesen des Menschen schon seit Äonen, aber mit der­ar­ti­gen Kampfparolen, Platitüden und sprach­li­chen Entgleisungen wird man der Realität nun bestimmt nicht gerecht. Dahinter ver­birgt sich aber ein ziem­lich gru­se­li­ges tota­li­tä­res Menschenbild, das mit Humanismus ganz sicher­lich nichts am Hut hat. Hab hier die Berliner Mauer vie­le Jahre vor der Nase gehabt als Bewohner von West-​Berlin, daher sage ich dazu ganz ein­fach: Nein Danke!

🪁 Wir sind alle auf derselben Reise.

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