Ich verstehe, dass Thilo Sarrazin unbeliebt ist. Alles nur wegen seiner Bücher. Die haben ihm zwar den Geld-, nicht aber den den Sympathiespeicher gefüllt.
Die Veröffentlichung seines neuen Buches wird von Sarrazins zähnefletschenden Feinden erwartet. So sehen das die Sarrazin Zugetanen von denen es, wie es scheint, im Land auch eine Menge gibt. Darunter befinden sich nicht nur die bekannten ChefChefunterstützer der Springer-Presse. Seine Friends hatte er immer im weiter wachsenden rechten Lager der Republik.
Herr Schuster hat bei „Welt“ was zu sagen. Jedenfalls ist er dort „Chefkommentator“. Er ist schon der Dritte neben Hendrik dem klarsichtigen Broder und Robin dem Chefreporter Alexander, die mir mit ihrer zur Schau gestellten Sympathie für Thilo Sarrazin auf den Zeiger gehen.
Ich hätte die „Welt“ nicht wegen des Preisvorteils für ein Jahr abonnieren sollen.
Richtig ist, dass wir uns alle zu gern auf die freie Meinungsäußerung und Toleranz berufen. Solange es um unsere eigenen Belange geht bzw. um die Dinge, die uns sympathisch sind. Sarrazin gehört in meinem Fall definitiv nicht dazu.
Inzwischen haben wir uns solchen Firlefanz wie Toleranz ja auch ein bisschen abgeschminkt. Das Wort wird fast als Schimpfwort aufgefasst, wenn sich überhaupt noch einer traut es zu benutzen. Das gilt für Rechte, Linke und die Spießer in der Mitte gleichermaßen. Solchen demokratischen Luxus kann sich in Zeiten der gesellschaftlichen Polarisierung keiner mehr leisten. Jeder kämpft um die Deutungshoheit, seine eigene vor allem.
Und jetzt – nach Chemnitz und den komischen sächsischen LKA – Hutbürgern – gilt das umso mehr.
Ich will auch dieses Buch von Thilo Sarrazin nicht lesen! Gut, ich muss mich als Lesemuffel bezeichnen. Jedenfalls, was das Lesen von Büchern anbelangt. Außerdem, finde ich, kann keiner von mir erwarten, mich kritisch mit einem intellektuellen Feuerwerk dieser Güte auseinanderzusetzen. Ich habe kein Sarrazin-Buch gelesen. Trotzdem kritisiere ich sie, wofür ich meinerseits wiederum heftig kritisiert wurde. Wahrscheinlich haben die Leute recht. Man soll ja nicht über Dinge urteilen, die man nicht kennt?
Wissen Sie was? Ich mach’s trotzdem!
Zu meiner Entschuldigung will ich anmerken, dass ich von meinen linken und linksradikalen Bekannten und Freunden bereits so krass indoktriniert wurde, dass ich nicht mehr in der Lage bin, mich meinem Impuls zu widersetzen.
Der Titel des mutmaßlich 4. (i.W.: vierten) Bestsellers von Thilo dem Anti-Sarazenen lautet „Feindliche Übernahme: Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht.“
Als ich den Titel las, dachte ich, warum hacken denn jetzt schon wieder auf dem armen Sarrazin herum? Er führt nur seinen Fortsetzungsroman fort und irgendwann wird die SPD ihn schon rauskegeln. Schließlich kommt es auf den jetzt auch nicht mehr an!
Außerdem: Einer muss den Deutschen doch sagen, dass es kein Entkommen mehr gibt! Die muslimische Machtergreifung wird kommen.
Der Roman „Die Unterwerfung“ von Michel Houellebecq bzw. spätestens dessen Verfilmung hat große Begeisterung im rechten Lager ausgelöst. Ich hatte den Eindruck, dass auch die Verfilmung die Erwartungen der Rechten voll erfüllt hat. Wahrscheinlich war dies so, weil sie Houellebecq’s Intentionen offensichtlich missverstanden hatten. Ich habe bei den Rechten jedenfalls echte Begeisterung dafür verspürt, wenn ich die vielen irrlichternden Kommentare zum Film, davor zum Buch, nicht gänzlich falsch gedeutet habe.
Das sind zum Teil die Leute, die gegenwärtig bürgerkriegsähnliche Zustände (Chemnitz lässt grüßen!) aufziehen lassen bzw. sehen. Nicht ohne die handfesten Konsequenzen für all die, die es bisher verpennt hatten. Der Thilo wusste das alles längst und hätte man mal seine Bücher gelesen…
Bisher ging die linke Republik eben sehr leichtfertig über jene historische Entwicklung hinweg, die Sarrazin vor Jahren vorweg genommen hatte (Deutschland gibt sich auf). Die „feindliche Übernahme“ ist nun längst im Gange.
Wie viele Opfer dieser „alimentierten Messermänner“ und „Kopftuchmädchen“ wollen wir noch ignorieren, bevor wir endlich zur Gegenoffensive schreiten? In Chemnitz hat man endlich begriffen, worum es geht. Dort hat man den Slogan der AfD aufgenommen. „Wir holen uns unser Land zurück“. Die aktuelle Variante dazu lautet: „Denen zeigen wir mal, wer hier das Sagen hat“.
Diese Damen und Herren beziehen sich so gern auf Sarrazins Thesen, dass es mich überhaupt nicht wundert, wie breit die Zustimmung der Leser der „Welt“ auch zu diesem Artikel von Herrn Schuster über Sarrazin ausfällt.
„Eine durchschnittliche Interpretation des Koran führt keineswegs zum Dschihadismus. Um den Koran so zu deuten, muss man schon sehr unredlich, sehr unanständig sein“ …
Michel Houellebecq
„…denn mein Buch ist nicht islamfeindlich. Das dürfte sogar bei unaufmerksamer Lektüre deutlich werden. Muslime sind da keineswegs verletzt. Muslime haben mir gesagt, das schockiert mich nicht, worin auch?‘. Vielleicht gibt es eine isolierte Einzelstimme, die bedauere ich.“
An Sarrazins Äußerungen fand ich schon immer besonders abstoßend, wie er Muslimen pauschal bestimmte Fähigkeiten abspricht. Er thematisierte unter dem großen Beifall seiner Gemeinde, dass unter all den Nobelpreisträgern der Geschichte kaum (keine?) Muslime zu finden wären.
Der us-amerikanische Professor Sander L. Gilman hat dazu im Buch: „Der Mythos vom Niedergang der Intelligenz“ folgendes angeführt:
Das eigentlich Traurige daran ist, dass Sarrazin im deutschen Kontext die Juden als Erfolgsbeispiel instrumentalisiert – und damit den Zeitpunkt markiert, von dem an der Holocaust in Bezug auf Minderheitenfragen im öffentlichen Bewusstsein (mit Ausnahme der wenigen deutschen Juden) keine Rolle mehr spielt. So, wie die muslimischen Migranten für Sarrazin zu dumm sind, um Bürger zu werden, waren den Nazis die Juden zu schlau, um Bürger zu bleiben. So schließt sich der Kreis.
Meine Einstellung zu Sarrazin ist schlecht. Irreparabel. Sie ist geprägt von dem Bewusstsein, dass dieser Mensch mit seinen Büchern und den damit entstandenen Bildern in den Köpfern vieler LeserInnen dazu beigetragen hat, die Atmosphäre in unserem Land nachhaltig zu vergiften.
Er hat seine Wahrheit aufgeschrieben, die inzwischen zur Wahrheit einer rechtsnationalen rassistischen Bewegung geworden ist. Seine krusen Thesen gehören zu den großen Stolpersteinen für die Integrationsbereitschaft der autochthonen Deutschen als auch für die der muslimischen Einwanderer.
Sarrazins Bücher brauche ich nicht!
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