In unserer Öffentlichkeit wirkt eine verwirrende Allianz. Wenn es nach ihr ginge, sollen sich viele Dinge wegen des Klimawandels möglichst sofort ändern.
Wir haben zu lange nicht nachhaltig gewirtschaftet und die Weckrufe der Wissenschaft spätestens seit Beginn der 1970 er Jahre (Club of Rome) ausgesessen. Während ich den vorigen Satz aufschreibe, kommt mir eine beeindruckend hohe Zahl in den Sinn. Es ist keine aus den düsteren Szenarien des Report an den Präsidenten, den ich mir damals gekauft und zum Teil wirklich auch gelesen habe.
Nein – mir kommen die 27.000 Wissenschaftler*innen („Scientists for Future“) in den Sinn, die sich zusammengetan haben, um uns Normalbürger*Innen das Ausmaß unseres Fehlverhaltens vor Augen zu führen. Wer wollte dagegen anstinken? Wer findet (außer der AfD natürlich) schon Argumente gegen Wissenschaftler im Schlepptau sympathischer junger Leute, die komplizierte Prozesse aus Physik und Chemie publikumswirksam deklamieren?
Ich kann nicht darüber hinweg gehen, dass die zwar notwendigen aber nichtsdestoweniger auch rücksichtslos geforderten kurzfristigen Maßnahmen nicht nur direkt gegen die Interessen der betroffenen Menschen in den Braunkohlegebieten der Lausitz und des Rheinlandes gerichtet sind, die ihre Arbeitsplätze verlieren. Es geht halt nicht „nur“ um die Existenzsicherung von ein paar Tausend Menschen und ihrer Familien, wie das manchmal fast verächtlich beschrieben wird, sondern um die Bevölkerung eines Umlandes, das mit Arbeitsplätzen nicht gesegnet ist. Das mag für die Lausitz in stärkerem Maße gelten als für das Rheinland. Aber auch hier deuten sich harte Einschnitte für die Infrastruktur an. Einschnitte, über die in einschlägigen Diskussionen etwas zu locker hinweggegangen wird.
Bis in die Regierungspolitik wird auf diesem schmalen Rasen gespielt und ein strategischer Umgang mit den Fragen der Zeit gelingt nicht mehr. Die Folge ist eine Verregelung aller Lebensbereiche, weil die Probleme ja nicht weniger werden, wenn kaum eines mehr gelöst werden kann.
Die Kontur einer neuen Guerilla: Vernunft, Wissen und Bewusstsein – Neue Debatte
Der Rückschluss, der naheliegt, ist ein Plädoyer für die Wiedererlangung der Vernunft, für die Rückeroberung des Bewusstseins zu dem eines Subjektes und für die Vergesellschaftung des geraubten Weltwissens. Das wäre eine neue Kontur der Guerilla, die vonnöten ist.
Verdienen es die Kraftwerksbetreiber zu Dämonen des Kapitalismus gemacht zu werden? Dann wäre es das natürliche Betätigungsfeld für linksextreme Akteure, die ihre Vorstellungen einer anderen, besseren Welt mithilfe des Zeugen Klimawandel glaubhaft aber leider auch gewalttätig, meinen erreichen zu können. Dass solche Gruppen von Politikern quasi unterstützt oder toleriert werden, ist ein schlimmes Zeichen für unseren Rechtsstaat. Leider häufen sich Beobachtungen dieser Art. Ich vergleiche es mit der jahrzehntelangen Ignoranz bei der Bekämpfung der Clan-Kriminalität.
Ganz viele Menschen bedrücken die schon seit Langem von Wissenschaftlern beschriebenen Szenarien mit denen sie sich eigentümlicherweise bis zu Greta Thunbergs Erscheinen allerdings kaum beschäftigt haben. Ich gehöre dazu!
Jetzt sind diese Leute plötzlich schwer beeindruckt und nach eigenem Bekunden angeblich dazu bereit, Einschnitte in ihrem Leben in Kauf zunehmen. Sie wählen die Grünen, weil sie bei dieser Partei mit Kompetenzschwerpunkt Umwelt die globale Bedrohung in guten Händen glauben. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass es sich um ein sehr deutsches Phänomen handelt, das keine annähernde Entsprechung in der EU, Europa oder dem Rest des Globus‘ findet. Es ist ein bisschen wie nach Fukushima. Auch damals stiegen die Umfragewerte der Grünen plötzlich sehr an. Die Kanzlerin räumte das Thema kurzentschlossen ab (Energiewende) und aus wars mit der Herrlichkeit der Grünen. Das klingt böser als es von mir gemeint ist.
Die Bremer Grünen haben der CDU eine lange Nase gemacht. Die Koalitionsverhandlungen laufen und sollen möglichst schnell zu einem guten Ende gebracht werden. Grün-rot-rot soll dort regieren. Der Schock bei den CDU – Wählern war abzusehen. Wie sehr hatten sich alle schon (einschließlich der CSU?) auf die neue Schwarz-Grüne Koalition gefreut.
Im Osten knabbern die Leute an den Problemen, die ihnen der herzlose Westen auch nach dreißig Jahren noch immer zumutet. Deshalb wollen sie den so genannten etablierten politischen Kräften im Herbst einmal zeigen, was eine Harke ist. Viele geben ihre Stimmen laut aktuellen Umfragen einer eindeutig demokratiefeindlichen Partei. Diese Partei passt gut zu ihren potenziellen Wählern. Schon allein deshalb, weil sie und ihre Funktionäre sich auch gern als Opfer gerieren. Nur zu. Es wird ganz toll. Aber ändern wird sich durch diese Wahl der AfD bestimmt nichts. Keine Ahnung, ob es sich bei den 20-30 % der Wähler in Ost-Deutschland, für die dieses schlimme Abenteuer überhaupt infrage kommt, um Protestwähler handelt. Wer so wenig Verantwortungsgefühl für diesen Staat mitbringt, darf nicht auf meine Sympathie hoffen. Aber ich weiß: das tun diese Leute gewiss nicht. Im Gegenteil: Für die bin ich der Feind. Ich kenne das aus einschlägigen Diskussionen bei Facebook – übrigens auch mit Leuten aus Facebook-Gruppen unserer Region.
Union und SPD schauen verzweifelt auf die Demoskopen, von denen manche mit ihren Prognosen Öl ins Feuer gießen. Aber auch für die FDP und die Linke sind die Zeiten nicht rosig.
Der heiße und trockene Sommer 2018 und die Wetterkapriolen dieses Frühjahres mit vielen Gewittern, Stürmen, Regen und Wirbelstürmen scheinen beredte Zeugen des Klimawandels. Mir ist die Lust vergangen, auf solche Argumentationen einzugehen. Es hat keinen Sinn. Das erinnert an die quälenden und schmerzhaften Diskussionen zur Flüchtlingskrise seit 2015. Ich denk‘ mir einfach meinen Teil. Um es klar zu sagen: es liegt nicht nur an den Rechten, wenn sich unsere Gesellschaft so stark polarisiert hat.
Ich kann nur hoffen, dass die Besonnenen im Land die Oberhand zurückbekommen und dass die Medien – mit denen man in diesen Zeiten aus Gründen nicht mehr rechnen darf – ihre viel zu einseitigen Statements in alle Winde versprühen.
Nach den Untergangspredigern steht so viel fest: Die Folgen des Klimawandels sind schwer vorhersehbar, weil das auch davon abhängt, wo wir uns auf dieser Erde zum Zeitpunkt der letzten Katastrophe der Menschheit befinden. Sie sehen den Tod durch Armut, Hunger und Durst vor. Reißen wir also voller Elan das Steuer herum! Nutzen wir diese Gelegenheit, um uns endlich von der Herrschaft des Kapitalismus zu befreien. Blöd ist nur, dass diese Befreiung ein Risiko birgt, das ähnlicher Natur ist wie jene Katastrophe, die wir heute dem Klimawandel zuschreiben. Solche Experimente könnten für viele tödlich enden.
Aber he, was solls? Schließlich gab es ja auch schon andere Hochkulturen, die es verstanden haben, sich von dieser Erde zu tilgen. Mayas, Inkas und Aztekten haben dafür eine Weile gebraucht. Aber wir haben ja das Internet!
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