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Schwarzmaler als Propheten

Es ist nicht leicht, die Übersicht und vor allem die Ruhe zu behalten. Zu viele „Expertenmeinungen“ erschweren dies zusätzlich.

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Die Meldungen über Personalabbau häufen sich. Mal gehts nur um überschaubare Zahlen, mal um sterbende Industrien, manchmal gehen sie in die Tausende.

In Deutschland und anderswo. Darunter sind auch deutsche Autohersteller. Nach VW, Audi, BMW folgt nun Daimler. Wirtschaftswissenschaftler signalisieren hingegen Entwarnung.

Arbeitslose

Von einer neuen Massenarbeitslosigkeit möchten Fachleute aber nichts wissen. Es gibt keinen Grund zur Besorgnis!?

Genau das weiß aber keiner – selbst nicht der ausgefuchsteste Fachmann für Wirtschaftsfragen. Wer uns heute erzählt, wie schlimm das alles wird und dazu sogar mit konkreten Jahreszahlen aufwartet, dem sollten wir nicht vertrauen.

Sicher ist, dass sich die Dinge (in Gesellschaft und Wirtschaft) ändern – mal zum Besseren, mal leider auch zum Schlechteren. Wir lernen, das System besser zu verstehen. Dies mögen manche bestreiten – auch um daraus persönlichen Nutzen zu ziehen. Vielleicht werden auch Bücher über Schreckensvisionen zu Bestellern, weil düstere Prognosen attraktiv sind. Warum sollte das bekannte Motto „bad news are good news“ nur auf Zeitungen zutreffen?

Was glauben?

Unsere Meinungsbildung hängt nicht – wie ich früher ™ tatsächlich glaubte – von Fakten ab, sondern stark von der Wirkung der zahlreichen Protagonisten in verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen. Politiker und Journalisten gehören immer weniger dazu. Jedenfalls gewinnt der diesen Eindruck, der verschiedene Informationsquellen nutzt. Die waren nie leichter aufzutun als heute. Vielleicht ist genau das Teil des Problems? Quellenkritik ist ein schwieriges Geschäft. Vor allem natürlich dann, wenn es um Aussagen über die Zukunft geht.

Es sind Leute wie Precht, Friedrich und viele andere, die Teilaspekte unserer Gegenwart auf die Zukunft projizieren und diese viel zu häufig im schwärzesten Schwarz beschreiben. Von Chancen ist kaum die Rede, von den Risiken dafür umso mehr. Im Idealfall können wir unsere eigenen Schlussfolgerungen als positiven Gedankenanstoß nutzen. Oft höre ich das Gegenteil, Pessimismus gewinnt die Oberhand.

Manchmal scheint es fast so, als wollten wir uns am liebsten vor der Zukunft verschließen. Aus Sicherheitsgründen sozusagen.

Nutzen wir diesen Input, um uns rechtzeitig auf eine Zeitenwende einzustellen, die so schwer zu fassen ist? Was machen die damit, denen wir die Verantwortung für das Management des Landes übertragen haben?

Rentensystem

Die Politik hat unser Rentensystem nicht zukunftsfest gemacht, obwohl seit den 1970er Jahren feststand, dass eine demografische Katastrophe vor uns liegt.

Es gab Politiker mit der nötigen Weitsicht, es gab auch Vorschläge (Biedenkopf, Rürup). Die Kraft zur politischen Durchsetzung einer grundlegenden Reform des Systems fehlte jedoch. Jetzt spielt es sich vor unseren Augen ab. Wir rechnen mit einer zunehmenden Altersarmut, die ganz andere Dimensionen annehmen wird, als wir sie heute zu glauben kennen. Laut Statistik sind aktuell ungefähr 4% der Rentner von Altersarmut betroffen.

Die Menschen aus den geburtenstarken Jahrgängen gehen beginnend mit dem nächsten Jahrzehnt in Rente. Die unter Schmerzen geborene so genannte Grundrente hat diesen Namen eigentlich nicht verdient, weil sie genau das eben nicht ist (vgl. Niederlande)!

Milliarden für Berater

Unserer Regierung stehen Fachleute en masse zur Verfügung, um das Land auf andere Zeiten vorzubereiten, dazu notwendige Ressourcen. Für Berater werden Milliardenbeträge an Steuergeldern ausgegeben, die Effektivität dieser „Investitionen“ ist sehr zweifelhaft (vgl. BMVg,BMU).

Die Wechselwirkung von diffusen Zukunftsängsten mit den inflationären Äußerungen so genannter Experten sind einfach nur schädlich.

Politische Parteien fördern den Glauben an die Wahrscheinlichkeit des Systemzusammenbruchs. EU, Euro, Rente, Gesundheitswesen, Sozialwesen, Arbeitsplätze. Je häufiger wir solchen Fiktionen begegnen, desto deutlicher entwickeln sie gesellschaftlich die erwünschte destruktive Wirkung (AfD).

Negative Weissagungen verstärken existierende Unbehagen aber vor allem die Zweifel an der Lösungskompetenz unseres gegenwärtigen politischen Systems.

Bestseller

Erst gestern Abend hat Bestseller-Autor Friedrich bei „Maybrit Illner“ einen „bunten Strauß“ von Gründen gebunden, der – gewollt oder nicht – der AfD in die Hände spielen.

Ich glaube, Friedrich argumentiert, beabsichtigt oder nicht, in diesen Fragen wie die AfD-Leute. Ich möchte nicht beurteilen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass seine Crash-Fantasien Realität werden. Es existiert inzwischen eine Menge solcher Weltuntergangspropheten. Alle wollen diesen total unsympathischen Prof. Otte (CDU Werteunion) den Rang abkaufen, der bisher wohl der einzige war, der den Crash von 2008 vorhergesagt hat. Der bleibt natürlich ebenfalls am Ball… Oder sagen wir mal so: Jeder kann mal irren – jedenfalls, wenn es um die Jahreszahl des nächsten Crashs geht.

Mir hätte gefallen, wenn sein Tischnachbar, der von mir sehr geschätzte DIW Präsident Marcel Fratzscher etwas engagierter gegengehalten hätte.

Ich mach mir auch Sorgen, weil ich natürlich nicht von dieser ganzen Schwarzmalerei mit der wir in den Medien konfrontiert werden, unbeeinflusst bleibe. Wer Fratzscher etwas länger zuhört, kann wenigstens einen Teil der von Friedrich und anderen Schwarzmalern betriebene Miesmacherei besser einordnen. Vorausgesetzt natürlich, man stört sich nicht daran, dass er mal für die EZB in maßgeblicher Position gearbeitet hat.

VOR
Artikelinformationen:

Gesellschaft

Arbeitslose, Politik, Zukunft

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