Assange scheint (fast) vergessen

stroke="currentColor" stroke-width="1.5" stroke-linejoin="round" stroke-linecap="round" /> Keine Kommentare

73

6 Min.

Standardbild

Zu wenige sind am Schicksal des Menschen Julian Assange interessiert. Es ging auch in diesem Fall nur um ein zeitlich eng befristeten Aufgeilen an Sensationsnachrichten.

Wofür inter­es­sie­ren sich die Amis? Julian Assange ist es nicht. Und Politik kann es auch nicht sein. Sonst wäre Donald Trump nicht Präsident!

Bei uns ist das Bild auch nicht viel ande­res. Abgesehen von einer Woche im April 2019: 

Die bei­den Google – Trend – Grafiken habe ich übri­gens nicht wegen Donald Trump ein­ge­bun­den, son­dern wegen Julian Assange. 

Am Ende

Der Ausreißer im April lag in der kur­zen Zeit, in der sich «die Leute» dar­an ergötzt haben, wie Assange ver­sucht hat­te, in Unterwäsche Skateboard zu fah­ren. Sowas mögen die Leute. Egal, ob bei uns oder drü­ben bei den Amis. 

Nicht nur die Medien hier oder woan­ders haben an der Person und dem Lebenswerk Assanges das Interesse ver­lo­ren. Obwohl erst durch ihn unter ande­rem Beweise für die Verbrechen öffent­lich wur­den, die von US-Amerikanern bei dem von ihrer poli­ti­schen Führung mit Lügen begrün­de­ten Irak-Krieg, began­gen wur­den. Eine Schande ist das! 

Deutsch-ame­ri­ka­ni­sche Freundschaft?

„Wenn das Aufdecken von Verbrechen wie ein Verbrechen behan­delt wird, wer­den wir von Verbrechern regiert.“ 

Das Zitat wird Julian Assange zuge­schrie­ben
Quelle: Ein Statement von Journalisten zur Verteidigung von Julian Assange – Neue Debatte

Beim heu­ti­gen «Internationalen Frühschoppen» erei­fer­te sich eine Zuhörerin im Anschluss an die Sendung über den in Deutschland gras­sie­ren­den Anti-Amerikanismus. Ja, man kann es wirk­lich kaum ver­ste­hen. Wo wären wir denn, hät­te es nach dem Krieg die­sen unei­gen­nüt­zi­gen Marschall-Plan der Amis nicht gegeben? 

Was wohl wäre, hät­te es die­sen ver­trau­ens­ein­flös­sen­den Atomwaffenschirm auf deut­schem Boden nie gege­ben? Die Russen hät­ten uns wahl­wei­se über­rannt oder wir wären dem Fallout deto­nier­ter Atomwaffen aller Seiten aus­ge­lie­fert gewe­sen. Nicht weni­ge sagen ja, dass die Abschreckung im Kalten Krieg die jahr­zehn­te­lan­ge Friedensphase gebracht habe und nicht die Europäische Union. Welcher Meinung ich mich anschlie­ßen soll, habe ich immer noch nicht entschieden.

Falscher Fokus – so ohne Sozialstaat

Von dem vor­vo­ri­gen Präsidenten George W. Bush war ich schon total ent­setzt. Dann kam Obama. Gegen Bush war er für mich die Lichtgestalt schlecht­hin. Er ist es bis heu­te! Und doch, ich weiß, dass er gra­vie­ren­de Fehler gemacht hat. Aber nicht eine Sekunde lang war Obama ein so mie­ser, ekel­haf­ter Mann wie der heu­ti­ge gewähl­te Präsident. Ich hat­te wie so vie­le sicher viel zu hohe Erwartungen. Sie konn­ten nur ent­täuscht werden.

Meine Einstellung zu den USA erhol­te sich, und Gott sei Dank erhielt er sogar eine zwei­te Amtszeit. Wenn ich dar­an den­ke, dass nun – auch durch die poli­ti­sche Dummheit der Demokraten – die­se schlim­me Fehlbesetzung Donald Trump die glei­che Chance kriegt, könn­te ich im Strahl kot­zen. Doch, ich respek­tie­re demo­kra­ti­sche Entscheidungen, was aber eben nicht bedeu­tet, dass ich die­se und die Wähler des Irrtums dafür nicht kri­ti­sie­re! Schließlich machen die Menschen das über­all auf der Welt, sofern Obrig- und Widrigkeiten sie nicht dar­an hindern.

Nicht schwei­gen zu hege­mo­nia­len Ansprüchen

Am liebs­ten wäre es man­chen Amerikanern, wir Europäer wür­den unse­re Meinung für uns behal­ten und die ame­ri­ka­ni­sche Vormachtstellung unwi­der­spro­chen hin­neh­men. Unsere Regierung macht das natür­lich auch genauso. 

Dass die­ser selt­sa­me Botschafter Richard Grenell, der sich – vor­sich­tig aus­ge­drückt – auf in diplo­ma­ti­schen Kreisen wohl sehr unüb­li­che Art und Weise in unse­re inne­ren Angelegenheit ein­mischt, hät­te längst ersetzt wer­den müs­sen. Aber dafür hat unser Außenminister Heiko Maas ein­fach nicht den Arsch in der Hose. Abgesehen davon, dass Merkel ihn wohl auch dar­an hin­dern wür­de. Soviel zu unse­rer Regierung. 

Nordstream 2

Ich glau­be immer noch, dass die Polen ihre Hände im Spiel haben! Aber reicht ihr Arm bis Washington? Oder bis zum ukrai­ni­schen Präsidenten? Seit län­ge­rer Zeit äußert die US-Regierung die Sorge, dass Europa sich mit Nordstream 2 von Russland zu abhän­gig machen wür­de. Wie selbst­los! Dabei wol­len sie natür­lich nur ihr eige­nes Gas (dem ach so umwelt­scho­nen­dem Fracking-Verfahren gewon­nen.) verkaufen.

Es ist wahr, dass die­ses Projekt auch in Europa selbst vie­le Gegner hat, vor allem im Osten. Dennoch ist es allein die Sache der Europäer, die­se Entscheidung zu tref­fen. Ich bin eini­ger­ma­ßen platt, dass die Grünen aus rein ideo­lo­gi­schen Gründen gegen das Projekt wen­den. Ein Sprecher sag­te in den Nachrichten, dass wir das Gas über­haupt nicht brau­chen wür­den. Angeblich sei dies öko­no­misch und öko­lo­gisch kon­tra­pro­duk­tiv. Nee, is klar! Bald brau­chen wir gar kei­ne Energie mehr, wenn die Grünen und ihre Unterstützer in die­ser ver­rückt radi­ka­len Art und Weise wei­ter­fan­ta­sie­ren. Bei der Windkraft sind wir auf dem bes­ten Wege. Nicht mal die eige­nen Leute haben die Grünen im Griff. Denn die Kläger sind doch Umweltbewegte? Aber über die poli­ti­sche Präferenzen der Windkraftgegner gibts zum Glück kei­ne gesi­cher­ten Erkenntnisse! 

Sanktionen und Gegensanktionen?

Dass die Amis jetzt mit schwer­wie­gen­den Sanktionen gegen die betei­lig­ten Unternehmen vor­ge­hen, zeigt, womit wir es zu tun haben.

Ich habe nichts gegen «Make ame­ri­ca gre­at again», obwohl der Spruch irgend­wie auch zum in Europa immer stär­ker wer­den­den Nationalismus passt. Hätten vor­he­ri­ge US-Regierungen die Interessen ihrer Bevölkerung und nicht aus­schließ­lich die ihrer Finanzsponsoren im Auge gehabt, könn­te die Lage sicher viel bes­ser sein. Aber die US-Unternehmen zogen es vor, ihre Produkte in China pro­du­zie­ren zu lassen. 

Dass Trump heu­te gute Wirtschaftsdaten und eine ver­gleichs­wei­se nied­ri­ge Arbeitslosigkeit vor­zu­wei­sen hat, kann er sich wohl zu recht gut­schrei­ben, obwohl ein Teil ver­mut­lich noch auf die Politik Obamas zurück­ge­hen dürf­te (ich sage nur Hartz IV. Merkel hat von Schröders Agenda pro­fi­tiert, wäh­rend die SPD dar­über zerbrach). 

Ich wünsch­te, wir wür­den uns in Europa einig. Am bes­ten wäre es, wenn auf die Sanktionen der US-Regierung mit eige­nen Maßnahmen reagie­ren wür­den. Aber das ist kom­plett aus­ge­schlos­sen, weil die Europäer auch in die­sem Fall abso­lut uneins sind. 

Genauso wird Assange nicht dar­auf hof­fen dür­fen, dass Europa ihm zur Seite ste­hen wird. Deutschland könn­te es den Amis zei­gen und ihm (end­lich) poli­ti­sches Asyl gewäh­ren. Das wäre mal eine Antwort – so kurz vor Weihnachten. Aber M & M brin­gen das nicht zustande.

Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


Mehr lesen aus dieser Kategorie

Beschissen, betro­gen, verarscht
Düstere Zukunft

Gesellschaft, Politik

Beschissen, betro­gen, verarscht

Spielräume statt Dogmen: Der Versuch einer sach­li­chen Kritik.
existenzminimum debatte verfassungsgericht

Flüchtlinge, Gesellschaft, Politik

Spielräume statt Dogmen: Der Versuch einer sach­li­chen Kritik.

Trumps Rhetorik und die Realität: Angriffe auf die ame­ri­ka­ni­sche Demokratie
politische Gewalt in den USA

Politik

Trumps Rhetorik und die Realität: Angriffe auf die ame­ri­ka­ni­sche Demokratie

✨ Lasst das Licht in euren Worten leuchten.