Von Tastaturen und Mäusen

Ich erle­be mei­ne 3. Jah­res­zeit als gro­ße Befrei­ung. Nach 47 Arbeits­jah­ren hat­te ich die­ses Gefühl von Frei­heit ver­ges­sen. Es fühlt sich an wie in der Vor­schul­zeit. Man macht was man liebt und wor­an man Spaß hat. Ich brauch dazu halt Tech­nik. Und Tas­ta­tu­ren und Mäu­se. Ganz frei bin ich also doch nicht. 🙂

5 Minute/n


Merken

6

Auf den Tag genau begann ges­tern vor fünf Jah­ren so etwas wie mei­ne per­sön­li­che 3. Jah­res­zeit. Das Ende mei­nes Berufs­le­bens war nicht die zu erwar­ten­de Zäsur. Ich ver­mis­se über­haupt nichts, im Gegen­teil. Ein Abschied von Tas­ta­tu­ren und Mäu­sen war es nicht. Moder­ne Tech­nik und mein Fai­ble dafür beglei­ten mich weiterhin.

Ich hat­te mich men­tal auf die Zeit „danach“ gut vor­be­rei­tet. Mei­nen letz­ten Job hat­te ich sowas von satt. Er hat­te mich nie wirk­lich gefor­dert, so dass mir der Aus­stieg wie eine Erlö­sung erschien. 

Das war der Fall, obwohl ich zu den pri­vi­le­gier­ten Per­so­nen im Unter­neh­men gehör­te, die Home­of­fice prak­ti­zie­ren konn­ten. Damals war das noch eine Aus­nah­me, von der (lei­der) nur weni­ge pro­fi­tier­ten. Ich arbei­te­te min­des­tens einen Tag in der Woche zu Hau­se und kam mit mei­nen damals noch 8 Mbit/​s und einer VPN-Anbin­dung rich­tig gut parat. Die ein­ge­setz­te Soft­ware ermög­lich­te eine Arbeits­wei­se, die sich in der Per­for­mance (SAP, Micro­soft Office-Anwen­dun­gen, etc.) kein Stück von der loka­len Nut­zung unter­schied. (Heu­te steht mir hier eine 100 Mbit/​s‑Leitung zur Verfügung.)

Lan­ge­wei­le ken­ne ich seit mei­nem Über­gang in mei­ne 3. Jah­res­zeit nicht, ich bin echt gut beschäf­tigt. Viel­leicht soll­te ich bes­ser sagen: ich kann mich sehr gut beschäftigen?

Leu­te, die mich gut ken­nen, wer­den ein­wen­den, dass ich aber ein biss­chen zu viel am Com­pu­ter sit­ze und sich – ohne es frei­lich gleich aus­zu­spre­chen – den­ken: der und sei­ne Blog­ge­rei… Ihr kennt das vielleicht? 

Es stimmt, ich sit­ze viel auf mei­nem Hin­tern, esse und trin­ke gut und den­ke manch­mal zu viel nach. Nicht nur gesun­de Din­ge. Dar­auf weist mich übri­gens auch mein Haus­arzt (Über­ge­wicht, Blut­hoch­druck) bei mei­nen sel­te­nen Besu­chen vor­sorg­lich hin. 

Wenn ich auf das The­ma sit­zen und lesen kom­me, den­ke ich manch­mal an Hel­mut Schmidt. Die­ser hat in sei­nen spä­ten Jah­ren über sich erzählt, dass er den gan­zen Tag am Schreib­tisch sit­zen und lesen wür­de. Manch­mal 10 – 12 Stun­den lang. Den gan­zen Tag lang lesen und denken? 

Jou, manch­mal brin­ge ich das auch. Ich sehe trotz die­ses küh­nen Ver­glei­ches gewis­se Weis­heits­de­fi­zi­te (und mehr), was ich auch dar­an fest­ma­che, wie ich auf gewis­se Debat­ten reagie­re. Mir fehlt die Alters­mil­de oder wenigs­tens sowas wie die Abge­klärt­heit, die man­che Älte­re an den Tag legen. Ande­rer­seits, die 3. Jah­res­zeit ist halt doch was ande­res als die 4.

Mei­ne Frau und ich gehen aber auch regel­mä­ßig spa­zie­ren. Immer­hin! ??‍? Mei­ne Foto­ka­me­ra neh­me ich oft mit und foto­gra­fie­re Moti­ve, die am Weges­rand lie­gen. Ich ver­su­che, die Fotos mög­lichst gut zu vari­ie­ren, damit der Man­gel an Moti­ven nicht zu stark sicht­bar wird. Dabei hilft mir „Ligh­t­room“ mit dem ich mei­ne Fotos entwickle. 

Ich schre­cke nicht davor zurück, Kom­po­si­tio­nen zu pro­bie­ren (wenn auch auf ver­gleichs­wei­se sehr beschei­de­nem Niveau) und (anhand von Fil­tern) auch schon mal über­trie­be­ne Farb­dar­stel­lun­gen zu nut­zen. Die Puris­ten leh­nen sowas ab. Aber ich fin­de, auch dabei lernt mal viel übers Foto­gra­fie­ren. Ich lie­be es zu experimentieren.


Schmerzlicher Verlust

Am Mon­tag ist mir was ganz Dum­mes pas­siert. Mei­ne Tas­ta­tur gab den Geist auf. So was gehört zu den Din­gen, die ich abso­lut nicht lei­den kann. Mei­ne Frau auch nicht. Denn sie mag es über­haupt nicht, wenn ich wie ein Rohr­spatz in einer Laut­stär­ke lamen­tie­re. Mein Stand­punkt ist da klar: Gerä­te haben gefäl­ligst zu funk­tio­nie­ren. Wenn der Strom weg ist, ist das blöd. Aber das Schlimms­te für mich ist nicht etwa, wenn das Gefro­re­ne im Eis­schrank auf­taut, son­dern wenn der Inter­net­zu­gang nicht funktioniert.

Eine neue Tas­ta­tur soll­te her. Schließ­lich muss ich doch „arbeits­fä­hig“ blei­ben. Es war bereits Spät­nach­mit­tag, und es war Eile gebo­ten. Bei uns gibts kei­ne Geschäf­te, die PC-Tas­ta­tu­ren im Pro­gramm haben. Das letz­te sei­ner Art hat vor ein paar Mona­ten die Segel gestri­chen. Insol­vent vor Corona. 

Beschaffungsprobleme

Also frag­te ich bei Goog­le nach, ob die Saturn Filia­le in Ker­pen geöff­net wäre. War sie nicht. Dann habe ich nach den Öff­nungs­zei­ten des Saturn Mar­kes in Köln Wei­den geguckt. Auch zu. Coro­na sei Dank! 

Also habe ich im Inter­net nach­ge­se­hen. Ama­zon weist dar­auf hin, dass auf­grund der Coro­na­epi­de­mie die Lie­fer­zei­ten ein wenig län­ger sei­en. Nor­ma­ler­wei­se hät­te ich mit mei­ner Prime-Mit­glied­schaft die Lie­fe­rung am nächs­ten, spä­tes­tens über­nächs­ten Tag bekom­men. Jetzt hieß es tat­säch­lich: war­ten bis Don­ners­tag (bis spä­tes­tens 21 Uhr). 

Natür­lich blieb ich online. Schließ­lich habe ich mein Smart­phone, mein IPad und – nicht zu ver­ges­sen – ein noch ziem­lich neu­es Mac­book Pro. Es mag vie­len selt­sam schei­nen. Aber an Note­books kann ich mich ein­fach nicht gewöh­nen. Ich habe das Mac­book auf mei­nen Schreib­tisch in der Ecke unse­res Gäs­te­zim­mers plat­ziert. Dort steht mein PC. 

Es ist mein per­sön­li­cher Rück­zugs­ort. Dort sit­ze ich und lese, lese und sit­ze und schreib dort auch mei­ne Blog­ar­ti­kel. Wahr­schein­lich kann man die Situa­tio­nen an einer Hand abzäh­len, an denen ich einen Arti­kel im Wohn­zim­mer am Mac­book geschrie­ben habe. Mein letz­ter Arti­kel ist am Mac­book ent­stan­den. Aber ich saß, wie sonst, am Schreib­tisch in mei­ner Ecke. 

Eben ist die neue Tas­ta­tur ange­kom­men. Schön klein, sehr dünn aber auch ziem­lich gewöh­nungs­be­dürf­tig. Die Maus ist es eben­so. Aber mit so plötz­li­chen Wech­seln kom­me ich immer gut klar – auch nach immer­hin fünf Jah­ren!

Mich stört zum Bei­spiel auch nicht der vor­ein­ge­stell­te Voll­bild­mo­dus in der neu­en Word­press – Ver­si­on 5.4, die gera­de aus­ge­rollt wur­de. Dar­über kla­gen jetzt schon wie­der wel­che. Es gibt ein­fach immer Leu­te, die über die­ses tol­le Tool meckern. Dabei ist die­ses Word­press mit dem „neu­en“ Guten­berg – Edi­tor in mei­nen Augen ein­fach eine Wucht. 🙂 Ich benut­ze die­ses Ding von Anfang an und habe noch nie einen Grund gese­hen, mich dem Genör­gel anzuschließen. 

Diesen Beitrag teilen:
0CDD5CFF 182F 485A 82C6 412F91E492D0
Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Corona

Quelle Featured-Image: Standardbild...

Letztes Update:

Anzahl Wörter im Beitrag: 951
Aufgerufen gesamt: 36 mal
Aufgerufen letzte 7 Tage: 1 mal
Aufgerufen heute: 1 mal

6 Gedanken zu „Von Tastaturen und Mäusen“

  1. Gerhard 246 2. April 2020 um 22:17

    Na, mei­ne Frau jam­mert auch, daß ich zuviel am PC sitze.
    Aber im Moment ist der PC echt eine wert­vol­le Hilfe.

    Heu­te habe ich nur 150 Fotos gemacht, vor­nehm­lich im Gar­ten. Kei­ne neue Bekann­ten dies­mal, aber man weiß nie. Das Ange­bot an Insek­ten ist ein­ge­schränkt, was sicher an der Redu­zie­rung der Arten liegt.
    Ich ver­su­che, die Gren­ze meins Makros aus­zu­lo­ten. Mit etwas Glück und Beharr­lich­keit schaf­fe ich es, ein 2 mm Insekt genü­gend detail­liert darzustellen.

    Dann spie­le ich viel Schach im Netz. Mor­gen z.B. spie­le ich mit mei­nen rea­len Mann­schafts­kol­le­gen ein Onlineturnier.

    Seit Coro­na esse ich weni­ger und spa­zie­re etwas mehr.

    Kera­mik und Buch­le­sen fällt flach, was seee­ehr merk­wür­dig ist, könn­te ich da jetzt doch zuschlagen.

    Die Blog­ger schei­nen gera­de auch etwas müde und abge­spannt, mein Eindruck.

    Soviel Polit­talk habe ich seit Coro­na noch nie gen­pos­sen. Schaue sogar öfters mal bei Trump nach, was ja per Stream recht leicht ist.

    Letz­tes Jahr hat­ten wir über vie­le, vie­le Mona­te arge WLAN-Pro­ble­me. 50 Anrug­fe bei einem Anbie­ter, ohne daß der zu Pot­te kam.
    Jetzt ist das WLAN bei einem neu­en Anbie­ter sta­bil, aber nicht gut. Für mei­ne Zwe­cke aber ausreichend.

  2. Ich wün­sche Dir viel Spaß mit Dei­nem neu­en Equip­ment – und ich Dan­ke Dir dafür, dass Du mir jetzt Lust auf mei­ne per­sön­li­che 3. Jah­res­zeit gemacht hast. Eigent­lich scha­de, dass ich noch ein paar Jah­re dar­auf war­ten muss…

    Komm gut durch die Kri­se und bleib gesund!

  3. Ich bin jetzt auch seit 1 1/​2 Jah­ren zu Hau­se. Lang­wei­lig war es noch nie. Ich habe immer etwas zu tun, wenn auch nicht so viel wie zu „Arbeits­zei­ten“.

Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


✅ Beitrag gemerkt! Favoriten anzeigen
0
Share to...
Your Mastodon Instance