Corona vernebelt den klaren Blick

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Wahr­schein­lich spielt in mei­nen Gedan­ken über Coro­na mit, dass ich bald 67 Jah­re alt bin. Nicht nur des­halb gehö­re ich auch zur Risikogruppe. 

Die Bil­der von vol­len Inten­siv­sta­tio­nen haben mir beun­ru­higt. Angst macht ego­is­tisch. Aller­dings mache ich mir auch Sor­gen um mei­ne Schwie­ger­mut­ter (96) und Mut­ter (88). Das liegt inso­weit in der Natur von uns Men­schen. War­um das nicht für alle gilt, erschließt sich mir nicht. Es ist wohl eine Fra­ge der Intelligenz. 

Ich habe mich nie gefragt, wel­che Alters­grup­pen sich an den unse­li­gen Quer­trei­ber-Demos und Aktio­nen betei­li­gen. Sicher waren auch Leu­te dabei, die in mei­nem Alter oder älter sind. Damit scheint klar, dass das Alter allein als Trig­ger für eine vor­sich­ti­ge, umsich­ti­ge Ein­stel­lung zum Virus nicht infra­ge kommt. Soli­da­ri­tät ist kein Wert, der allen in die­ser Gesell­schaft etwas bedeu­tet. Von die­sen Leu­ten zu erwar­ten, in ihre Über­le­gun­gen die Lage in Nach­bar­län­dern ein­zu­be­zie­hen, ist offen­sicht­lich zu viel verlangt. 

Nicht genug Opfer?

Es gibt auch jetzt Län­der, in denen hun­der­te bis über tau­send Men­schen an die­sem Virus ver­ster­ben – jeden Tag. Euro­pa steht laut WHO der­zeit im Zen­trum der welt­wei­ten Virus-Infektionen. 

Die Zahl der Neu­in­fek­tio­nen treibt nicht nur in Deutsch­land Ärz­te und Kran­ken­schwes­tern- und Pfle­ger um. Es gibt schlim­me Berich­te aus Nachbarländern. 

Es steht dem­nach zu befürch­ten, dass auch bei uns Eng­päs­se bei Inten­siv­bet­ten ent­ste­hen. Und zwar auch des­halb, weil zu wenig qua­li­fi­zier­tes Pfle­ge­per­so­nal zur Ver­fü­gung steht. Kein neu­es Pro­blem also und eines, für das wir auch mit größ­ten Anstren­gun­gen kei­ne kurz­fris­ti­gen Lösun­gen fin­den wer­den, selbst dann, wenn die Regie­rung bzw. die dafür zustän­di­gen Stel­len ver­ren­tete Ärz­te und Kran­ken­pfle­ge­per­so­nal in grö­ße­rer Zahl ver­pflich­ten können.

Ich habe ein­mal gele­sen, dass in den ver­gan­ge­nen Jah­ren meh­re­re hun­dert­tau­send Kran­ken- und Altern­pfle­ge­rIn­nen ihre für unse­re Gesell­schaft so wich­ti­ge Arbeit auf­ge­ge­ben haben, weil sie nicht mehr dar­an glau­ben konn­ten, dass sich an den schlech­ten Arbeits­be­din­gun­gen etwas ändern wür­de. Das ist kein Ruh­mes­blatt für eine vor­aus­schau­en­de Politik.

Belastung der Intensivstationen – auch in Deutschland

In den letz­ten Tagen sind am Tag über 100 Men­schen in deut­schen Kran­ken­häu­sern nach einer Covid-19 Erkran­kung gestor­ben. Am 6.11. ver­star­ben in Deutsch­land 179 Men­schen an Covid-19. Die­ser Tages­wert ist gar nicht weit von den täg­li­chen Todes­zah­len ent­fernt, die wir im Früh­jahr die­ses Jah­res erlebt haben. 

Mir leuch­tet es ein, dass die mas­siv gestie­ge­nen Infek­ti­ons­zah­len schluss­end­lich dazu füh­ren, dass auch die Zahl der Men­schen mit schwe­ren Ver­läu­fen steigt und damit die Kapa­zi­täts­gren­ze der Kran­ken­häu­ser unter­schied­lich schnell erreicht wer­den könn­te. Es gibt Not­fall­plä­ne, damit über­las­te­te Inten­siv­ab­tei­lun­gen durch das Aus­la­gern von Pati­en­ten auf ande­re Kran­ken­häu­ser arbeits­fä­hig bleiben. 

Es sol­len über 45.000 Demons­tran­ten in Leip­zig pro­tes­tiert haben, u.a. wur­de „Mer­kel muss weg“ skan­diert. Für mich macht das deut­lich, mit wel­chen Leu­ten wir es bei die­sen Aktio­nen zu tun haben. Ja, ich hät­te – anders als die Rich­ter, die die­se unnüt­ze Ver­an­stal­tung erlaubt haben, dafür gesorgt, dass es nicht zu die­sem neu­er­lich Affront gegen die Demo­kra­tie gekom­men wäre. Unse­re Rich­ter sor­gen ja auch dafür, dass die Ver­an­stal­tung mit­ten in Leip­zig statt­fin­den konn­te und nicht irgend­wo in einem Außen­be­zirk. Dass die Poli­zei am glei­chen Tag gegen lin­ke Chao­ten in Con­ne­witz erheb­lich akti­ver war als gegen die rech­ten Spin­ner und Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­kern wur­de (nur) von der taz thematisiert. 

So viel zum The­ma, was in Sach­sen immer noch Sache ist. Lan­des­po­li­tik und Poli­zei sind, was rech­te Aktio­nen anlangt, blin­der als nur auf einem Auge.

Zuletzt hören wir häu­fig von Ärz­ten, die sich über die Wahr­neh­mungs­de­fi­zi­te der Coro­na-Leug­ner bekla­gen. Wer unter der täg­lich hohen Belas­tung durch die stark gestie­ge­nen Zah­len von Coro­na-Erkrank­ten steht, kann kein Ver­ständ­nis für sol­che Leu­te auf­brin­gen, die die Ursa­che für die­se Belas­tung glatt abstreiten. 

Für sie bleibt das schla­gen­de Argu­ment, dass bis­her kei­ne signi­fi­kan­te Über­sterb­lich­keit belegt ist. Das reicht vie­len die­ser Leu­ten als Argu­ment. Haupt­sa­che, es geht hart gegen die Maß­nah­men der Regierung

Präventionsparadox

Es ist ver­rückt, wenn sol­che Leu­te aus faden­schei­ni­gen Grün­den alle staat­li­chen Maß­nah­men ableh­nen und spä­ter dann anhand der auf die­ser Basis erreich­ten klei­ne­ren Opfer­zah­len die Frech­heit besit­zen, die­se als Bestä­ti­gung ihrer völ­lig abwe­gi­gen Ansich­ten zu benutzen.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Corona Egoismus

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3 Gedanken zu „Corona vernebelt den klaren Blick“

  1. Beson­ders betrüb­lich fin­de ich, dass sich jetzt auch unter nor­ma­ler­wei­se poli­tik­frei­en Gar­ten­blog­gern Coro­na-Schwurb­ler outen, vom gro­ßen Plan, den „unsin­ni­gen Mas­ken,“ den Schlaf­scha­fen etc. quat­schen! Es ist ein Elend! Eine geis­ti­ge Pest, die die­se Leu­te für sach­li­che Argu­men­te unzu­gäng­lich macht. 

    Aber ich wer­de nicht mit­ma­chen, jeden­falls nicht im Gar­ten­blog, denn dar­an will ich mir die Freu­de nicht ver­der­ben las­sen. Des­halb bleibt es poli­tik­frei, mal abge­se­hen von Kli­ma- und Öko­lo­gi­schen Themen.

  2. Gerhard 245 10. November 2020 um 15:12

    Das Prä­ven­ti­ons­pa­ra­dox ist ein alter Hut! Wahr­schein­lich vor Urzei­ten so schon kolportiert.

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