Dass Spagetti-Essen nicht zu den Dingen zählt, die als kulturelle Aneignung missverstanden werden könnten, habe ich mit Erleichterung zur Kenntnis genommen. Wie krass wäre die Zahl der ohnehin in Deutschland nicht geringen Leute mit rassistischen Neigungen sonst gestiegen?
Wenn sich jemand Dreadlocks „wachsen“ lässt, wird das eine Weile in Anspruch nehmen. Ob jemand, der seine Haare verfilzen lässt oder sie durch Hilfsmittel dazu bringt, sich durch den zarten Hinweis darauf, dass dreadlockstragende Weiße Rassisten sind, kurzerhand wieder von ihnen trennt?
Meine Frau hatte sich in den 70er-Jahren mal modische Dauerwellen in ihr wunderschönes langes Haar machen lassen. Wir kamen gerade aus dem Urlaub, das Bewusstsein für die Schädlichkeit von zu viel UV-Licht war noch wenig ausgeprägt. Wir waren richtig übertrieben braungebrannt. Mir gefiel die Frisur, ich hielt sie für sexy. Meine Frau hat sich aber die Dauerwelle auf Kosten ihrer wunderbaren Haare am nächsten Tag „herausziehen“ lassen. Sie fand’s furchtbar. Ob ihr jemand ans Herz gelegt hatte, diese kulturelle Aneignung bitte schnellstens einzustellen? Nee! Wir waren ziemlich bekloppt – damals. Aber nicht so wie heute.
Dass Dreadlocks überwiegend aus modischen und nicht aus politischen Gründen getragen werden, hätte ich unterstellt. Ich nehme an, dass hat sich gegenüber „früher“ nicht geändert.
Nun ist es so, dass ungebildete oder naive Menschen zum Glück öffentlich überwacht werden. So kam es, dass die Aktivisten von FFF sich einmal mehr von ihrer überzeugendsten, weil fortschrittlichsten und reflektiertesten Seite zeigen konnten. Eine weiße Musikerin mit Dreadlocks wurde ausgeladen, weil sie den Frevel einer kulturellen Aneignung beging und nicht einmal einsehen wollte, sich schnellstens davon zu distanzieren. Selbst schuld also, dass man (FFF) sie ausgeladen hat. Die Ortsgruppe (heißt das wirklich so?) von FFF hatte die Musikerin aufgefordert, die Haare abschneiden zu lassen:
Ihr Auftritt wäre nur möglich, wenn sie sich zuvor die Haare abschneiden ließe.
Wikipedia
Die Vorgehensweise hätte einem faschistischen Regime unter anderen Vorzeichen wohl Ehre gemacht.
Zum Glück ist Frau Maltzahn toleranter als ich.
Die Sängerin unterstrich in ihrer Videobotschaft, dass sie die Werte von „Fridays for Future“ teile. Sie wünsche nicht, dass die Organisation schlecht gemacht und Opfer eines Shitstorms werde. „Ich möchte euch alle dazu einladen, auf eine respektvolle Art und Weise miteinander ins Gespräch zu kommen“, sagte sie. LINK
Ausgeladen wegen Dreadlocks: Bistum Hildesheim distanziert sich | NDR.de – Nachrichten – Niedersachsen – Studio Hannover
Dass die Ortsgruppe von FFF in Hannover ihre Ausladung nicht etwa zurückgenommen hat, sondern ihre Begründung aus ihrer eigenen Sicht nochmals genauer definiert hat, bestätigt das Bild, das ich insgesamt von FFF habe.
„Wenn eine weiße Person also Dreadlocks trägt, dann handelt es sich um kulturelle Aneignung, da wir als weiße Menschen uns aufgrund unserer Privilegien nicht mit der Geschichte oder dem kollektiven Trauma der Unterdrückung auseinandersetzen müssen“, schrieb die Gruppe in der Begründung zur Absage. LINK
Ausgeladen wegen Dreadlocks: Bistum Hildesheim distanziert sich | NDR.de – Nachrichten – Niedersachsen – Studio Hannover
Heute Abend wird Luisa Neubauer bei „Markus Lanz“ zu Gast sein. Die Sendung lasse ich deshalb mal aus. Mein Magen spielt immer verrückt, wenn ich diese Frau reden höre.
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