Wir reden nicht vom bösen Russen – auch wenn rechte Medien das behaupten

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Ich hal­te es für bemer­kens­wert und poli­tisch für leicht durch­schau­bar, wenn vor allem rech­te und rechts­kon­ser­va­ti­ve Medien Anstoß dar­an neh­men, dass Anhänger Putins mit rus­si­schem Pass gesell­schaft­li­che und beruf­li­che Repressalien aus­ge­setzt werden. 

Ob es nun um den Dirigenten Waleri Gergijew geht oder um Anna Netrebko. Gergijew erhielt Hausverbot an deut­schen und inter­na­tio­na­len Bühnen. Netrebko zog sich wegen diver­ser Anfeindungen in der Öffentlichkeit zurück. Solche Boykottmaßen wach­sen nicht allein auf deut­schem Mist. Das aber sug­ge­rie­ren rech­te Medien. Sie erhof­fen sich Empörung, also Aufmerksamkeit, wenn sie eine Linie zwi­schen den Culture Cancel Diskussionen der jün­ge­ren Vergangenheit zie­hen und dem Krieg, den Putins Regime gegen die Ukraine führt.

Es gibt Meldungen, die aller­dings komisch anmu­ten. Da wer­den Lebensmittel aus dem Sortiment genom­men, weil sie rus­si­schen Ursprungs sind oder es wird erwo­gen, rus­si­sche Fußballspieler aus der Mannschaft zu neh­men. Wenn rus­si­scher Zupfkuchen oder rus­si­sche Zupfschnitte aus dem Sortiment einer pri­va­ten Bäckerei ent­fernt wer­den, ist das für man­chen wohl des Guten zu viel. Das ver­ste­he ich.

Es geht nicht dar­um, Russland oder die Russen für Putins Krieg in Mithaftung zu neh­men. Deshalb sind die­se Meldungen alar­mie­rend. Wenn sich aber rus­si­sche StaatsbürgerInnen aus­drück­lich zu Putin beken­nen und ihre, wie im Fall des Dirigenten Gergijew bekannt, Freundschaft mit dem Diktator hoch­hal­ten, sind viel­leicht Grenzen überschritten. 

Wie sol­che Medien ande­rer­seits zu Gerhard Schröder, unse­rem Ex-Kanzler und Putin-Freund und dar­über hin­aus auch noch hoch bezahl­ten rus­si­schen Lobbyisten ste­hen, darf man gern mal che­cken. Bei ihm sind sie weni­ger emp­find­lich oder wäh­le­risch. Es passt denen halt super ins poli­ti­sche Kalkül. Ich fin­de, es macht klar, wie bigott die Rechte in Deutschland ihre Maßstäbe setzt. 

Die Sorgen und Ängste, aber auch die unge­wohn­te Rat- und Hilflosigkeit macht Menschen zor­nig. Wir nei­gen sicher alle etwas dazu, zu ver­all­ge­mei­nern und nicht zu sehen, dass der Krieg aus­schließ­lich von Wladimir Putin aus­geht. Wir soll­ten uns des­halb davor hüten, unse­re Emotionen zu pau­scha­li­sie­ren und die Russen als Volk in Mithaftung zu neh­men. Insofern gebe ich den von mir geschol­te­nen Medien sogar recht. 

Aber sie machen es sich auf der ande­ren Seite (wie­der­um auch aus ideo­lo­gi­schen Gründen) recht ein­fach. Weil ein SPD-Bürgermeister in München den Boykott Gergijews betrie­ben hat, wird das Thema hoch­ge­jazzt. Dabei ist gera­de in die­sem Fall eine Person betrof­fen, die sich in der Vergangenheit immer wie­der als enger Freund Putins erwie­sen hat und der sich von Putins Krieg nicht distan­zie­ren woll­te. In die­sem Fall sind Sanktionen auch gegen die­se Person in mei­nen Augen gerecht­fer­tigt. Aber so viel Differenzierung soll­te unbe­dingt sein.

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