Reden wir über ein Tabu? Nein, den 3. Weltkrieg.

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Die Deutschen üben sich in Kriegsführung. Verbal sind wir bald so weit, so dass der Rest nur eine Frage der Zeit zu sein scheint. Nach Butscha füh­len sich auch die letz­ten, bis­her noch „ruhi­gen” Zeitgenossen auf­ge­ru­fen, Putz zu machen und alles nie­der­zu­wal­zen, das sich nicht in den Kriegstanz ein­zu­rei­hen bereit ist. 

Immer lau­ter for­dern die emo­tio­nal Überlasteten, ange­sta­chelt von den Neuinvestigativen der „Welt”, den Rücktritt von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD). Eine gute Figur macht sie jeden­falls nicht, wenn ich die­se unpas­sen­de aber in sei­ner Boshaftigkeit doch pas­sen­de Anmerkung machen darf. Einmal mehr fragt „mann” sich, ob das auch einem Verteidigungsminister pas­sie­ren wür­de. Dass für Populismus bekann­te Politiker wie der baye­ri­sche Ministerpräsident Söder mit sei­ner Nase bei denen zu fin­den ist, die Lambrechts Rücktritt ver­lan­gen, über­rascht nur beson­ders simp­le Zeitgenossen.

Propaganda

Viele zei­gen sich ver­ständ­li­cher­wei­se erschüt­tert von dem, was uns fern von der Front an Bildern und Berichten erreicht. Ich fin­de, zu vie­le glau­ben zu schnell, was ihnen nach der Filterung durch seriö­sen Journalisten unse­rer Medien auf­tischt wird. Ich muss noch ein­mal erwäh­nen, dass mir die drei Damen der deut­schen Talkunterhaltung gewal­tig auf die Nerven gehen. 

Was sie in ihren Sendungen auf­füh­ren, wirkt auf mich oft, als kön­ne Deutschland aus ihrer Sicht nicht schnell genug aktiv in Putins Krieg gegen die Ukraine ein­grei­fen. Mir fällt auf, dass die drei Damen sich für ihre Moderation die aggres­si­ve Art von Markus Lanz sozu­sa­gen abge­guckt haben. 

Ich bin erschüt­tert, wie egal es den meis­ten in der öffent­li­chen Diskussion zu sein scheint, wel­che mas­si­ven Nachteile ein sofor­ti­ges Gas‑, Öl‑, und Kohleembargo gegen Russland für unser Land haben könnte. 

Unsere Politiker haben doch zunächst die Pflicht, dafür zu sor­gen, dass der durch den Krieg ver­ur­sach­ten Schaden pri­mär für die deut­sche Bevölkerung mög­lichst gering gehal­ten wird. Unsere Interessen zäh­len jeden­falls nicht weni­ger als die der Ukrainer. 

Nicht alles glauben

Wir haben gelernt, dass Wissenschaft, mehr aller­dings die Äußerungen von WissenschaftlerInnen, mit Vorsicht zu behan­deln sind. Ökonomie macht, wie der letz­te Streit unter Wissenschaftlern zeigt, kei­nen Unterschied zu den krass gegen­sätz­li­chen Sichtweisen, die wir aus der Wissenschaft wäh­rend der Coronapandemie erfah­ren durften.

Alles, nur kei­nen Krieg. Jedenfalls kei­nen, in den wir uns hin­ein­zie­hen las­sen. Schon gar nicht durch irgend­wel­che Journalisten, die zu allem Übel auch noch in der Lage dazu sind, uns mit gefr­am­ten Informationen in eine bestimm­te Richtung zu len­ken. Ja, ich rede hier von Propaganda!

Vielleicht wäre es rich­tig gewe­sen, wenn Obama den roten Linien, die er Syriens Assad (vor dem rus­si­schen Eingreifen) mehr­fach setz­te, Taten hät­te fol­gen las­sen. Dann wäre Putin dort u.U. erst gar nicht aktiv gewor­den und das Leid der Bevölkerung hät­te nicht die­se Dimensionen ange­nom­men. Jetzt jedoch das Eingreifen der NATO in der Ukraine zu for­dern, ist unver­ant­wort­lich. Die Folgen wären über­haupt nicht abzu­se­hen. Wir befän­den uns im 3. Weltkrieg. 

Diejenigen, die behaup­ten, dass die­ser Krieg bereits der Anfang der Apokalypse dar­stel­le, also eben­die­ses 3. Weltkrieges, han­deln fahr­läs­sig und unverantwortlich. 

Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Wir erin­nern uns bestimmt noch an die Jugoslawienkriege und an die schwe­ren Verbrechen gegen die Menschlichkeit in die­ser Zeit. Sie wur­den durch das umstrit­te­ne, angeb­lich völ­ker­rechts­wid­ri­ge Eingreifen der NATO been­det. Nun lässt sich die­se Situation lei­der nicht mit der Lage in der Ukraine ver­glei­chen. Damals war der Gegner kei­ne hoch­ge­rüs­te­te Atommacht. 

Dass es vie­len Deutschen um das Ansehen ihres Landes ins­be­son­de­re im benach­bar­ten Ausland geht und die Regierung des­halb in Haftung genom­men wird, ist lei­der nicht neu. Merkels Geschick war IMHO in der Hinsicht erheb­lich grö­ßer als das des amtie­ren­den Kanzlers. Allerdings könn­te man mei­nen, dass die Lage für Deutschland in die­sen Monaten eine völ­lig ande­re, näm­lich sehr viel schwie­ri­ge­re ist. 

Zu viel Druck auf Deutschland! Warum wirklich?

Ich weiß nicht, woher die Investigativkräfte von „Welt” oder Springer über­haupt ihr Wissen bezie­hen. Ich ver­mu­te, dass Lambrecht sich in ihrem Ministerium nicht beliebt gemacht hat und dass es dort (auch nach den erfolg­ten per­so­nel­len Revirements) Interessen und Leaks gibt, die Frau mög­lichst als unfä­hig daste­hen zu las­sen. Bisher gelingt das – auch, weil die Aasgeier von unse­ren Medien auf sol­che Gelegenheiten warten. 

Im Fall der 100 Marder-Schützenpanzer hat Lambrecht nun ent­schie­den, dass die­se nicht an die Ukraine gelie­fert wer­den. Angeblich sind die­se Schützenpanzer in NATO-Verpflichtungen gebun­den. Diese Panzer wur­den durch das ukrai­ni­sche Verteidigungsministerium von Deutschland angefordert. 

Gestern Abend bei „Anne Will” erklär­te uns der stell­ver­tre­ten­de Welt-Chefredakteur, Robin Alexander, mit hoch­ro­tem Kopf, wie pein­lich es sei, dass die Regierung die über 30 Jahre alten ehe­ma­li­gen NVA-Panzer immer noch nicht an die Ukraine aus­ge­lie­fert habe. Dabei kommt die Info aus sei­nem Haus, dass Lambrecht die Lieferung aus besag­ten Gründen abge­lehnt hätte. 

Zuerst mau­len also die Springer-Leute dar­über, dass wir altes Zeug (Strela, Marder) an die Ukraine schi­cken wür­den, das längst aus­ge­mus­tert und ver­rot­tet sei. Dazu gab es noch die Anekdote, dass ein ehe­ma­li­ger General gesagt habe, dass die­se Panzer gegen die rus­si­schen moder­nen Panzer nicht bestehen könn­ten. Wie passt das zusam­men? Es geht „WELT” ein­mal mehr die schlech­te Nachricht, die Sensationen, die Klicks und Leser brin­gen. In die­sem Fall wirkt das beson­ders verwerflich.

Kein Überblick, keine Reserve

Es bleibt bekla­gens­wer­ter­wei­se die Feststellung, dass unser Verteidigungsministerium kei­nen Überblick dar­über hat, wel­che Waffenbestände (und sei­en es längst aus­ge­mus­ter­te) ver­füg­bar oder ein­satz­fä­hig sind. Ob man das aller­dings der Ministerin anlas­ten darf, die nun ein­mal erst weni­ge Monate im Amt ist, soll­te jeder für sich beantworten. 

Ich kann mir nicht vor­stel­len, dass Lambrecht ange­sichts des rie­si­gen Drucks, der inzwi­schen auf ihr las­ten dürf­te, ein­fach frei nach Schnauze ent­schei­det. Sie wird, ver­mu­te ich, auf ihre Berater hören. Wenn die­se ihr jedoch nicht wohl­ge­son­nen sind, hat ein ein­zel­ner Mensch in die­sen Zeiten echt kei­ne Chance. 

Deutschland ist der viert­größ­te Waffenexporteur. Aber übrig haben wir offen­bar kei­ne. Keine, die frei sind und schon gar kei­ne, die funk­tio­nie­ren. Die Bundeswehr ist blank. Hat ein Generalinspekteur doch so ähn­lich erst vor ein paar Monaten gesagt, oder? Aber wer glaubt in Deutschland schon der Bundeswehr oder der Verteidigungsministerin, zumal sie ja nicht mal gedient hat und allein des­halb von die­sem erns­ten Geschäft über­haupt nichts versteht…

Immer wer­den Vorwürfe laut, nach denen Deutschland die Ukraine nicht hin­rei­chend unter­stüt­zen wür­de. Es kur­siert eine Zahl von 80 Mio. Euro, die Deutschland für Waffen zur Verfügung gestellt habe. Das ist in einem per­ver­sen Ranking eine zwar hohe, aber den­noch „nach­ran­gi­ge” Zahl. Deutschland ist inner­halb der EU, wir wis­sen es, der Zahlmeister. Mit ande­ren Worten, unse­re Leistungen allein über die Hilfen der EU an die Ukraine bewe­gen sich auf einem gigan­ti­schen Niveau. Außerdem neh­men wir vie­le Flüchtlinge aus der Ukraine auf. 

Sollten wir Deutschen uns von Präsident Selenskyj, dem komi­schen Botschafter, der gern im Janker auf­tritt oder den bei­den Klitschkos ein schlech­tes Gewissen ein­re­den las­sen? NEIN! 

Hohe Geldleistungen

Es ist bekannt, dass Deutschland nach den USA das Land ist, das die Ukraine die höchs­ten Geldsummen zur Verfügung stell­te. Allein seit 2014 haben wir an die Ukraine 1,83 Milliarden Euro für wirt­schaft­li­che Zusammenarbeit und Entwicklung bezahlt. Weitere 4 Milliarden der zur Verfügung gestell­ten EU-Mittel kamen aus Deutschland. Die letz­te gro­ße Finanzleistung der EU an die Ukraine beläuft sich auf 1,2 Milliarden Euro. Davon beträgt unser Anteil wei­te­re 240 Millionen Euro. 

Man soll­te glau­ben, dass vor die­sem Hintergrund die abso­lut unver­schäm­ten Beschimpfungen und Forderungen aus der Ukraine ein Ende fän­den. Die Ukraine steht mit dem Rücken zur Wand. Wir leis­ten Unterstützung. Dass unse­re Medien und die Opposition nicht davor zurück­schre­cken, die wack­li­ge neue Regierung wei­ter zu desta­bi­li­sie­ren, in dem sie ein­zel­ne Verantwortungsträger her­aus­pickt und öffent­lich an den Pranger stellt, ist viel­leicht eine typisch deut­sche Verhaltensweise. Man könn­te glau­ben, es mach­te uns Spaß, unser Land in den Dreck zu treten.

Bestimmt gibt es in die­ser schwie­ri­gen Lage in ande­ren Ländern wenig Freude dar­an, das eige­ne Land in die­ser Art und Weise schlecht­zu­ma­chen und her­un­ter­zu­schrei­ben. Überlassen wir das doch wenigs­tens unse­ren „Freunden” aus Polen und der Ukraine und zie­hen uns nicht jeden Schuh an, der nicht passt. 


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