Bezahlbarer Wohnraum in Bedburg?

HS230625

Horst Schulte

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In unse­rem Städt­chen (Bedburg) ent­steht rela­tiv viel neu­er Wohn­raum. Ob es auch bezahl­ba­rer Wohn­raum ist? Es wer­den drei neue Wohn­ge­bie­te erschlos­sen, die Wohn­ei­gen­tum sowie Miet­woh­nun­gen beinhal­ten. Die Poli­tik sagt, es wer­de bezahl­ba­rer Wohn­raum geschaffen.

Je Quadratmeter 13 Euro – kalt

Inzwi­schen neh­men zwei der neu­en Wohn­ge­bie­te Gestalt an. Ich hör­te, dass für die Miet­woh­nun­gen ein Qua­drat­me­ter­preis von knapp über 13 Euro auf­ge­ru­fen wird. Bezahl­ba­rer Wohn­raum?! Ich glau­be nicht.

Den Fort­schritt der Bebau­ung habe ich ver­folgt. In den aso­zia­len Medi­en war eben­so Posi­ti­ves wie Nega­ti­ves zu lesen. Es ist aus mei­ner Sicht abso­lut rich­tig, dass sich die Kom­mu­nen stark enga­gie­ren. Ob das über­all im Bun­des­ge­biet der Fall ist, ver­mag ich nicht zu sagen. Vie­le, davon bin ich über­zeugt, sind der Poli­tik für die­sen Anstoß jeden­falls zuerst ein­mal dankbar. 

Inzwi­schen sehe ich, dass die Zeit­plä­ne zur Fer­tig­stel­lung wohl nicht ganz ein­ge­hal­ten wer­den. Das mag aber ein fal­scher Ein­druck sein. Schließ­lich sind wir längst an gewis­se Ver­zö­ge­run­gen gewöhnt. Ich wäre über­rascht, wenn mal eine Bau­stel­le ter­min­ge­recht fer­tig würde.

Mate­ri­al­eng­päs­se, per­so­nel­le Pro­ble­me infol­ge der Pan­de­mie sind, den­ke ich, haupt­ver­ant­wort­lich dafür.

Bauträger investieren nur, wenn es sich lohnt

Der Bau­trä­ger ist in unse­rem Fall die „Erft­land“. Über eine Web­site konn­te man sich bei Inter­es­se für die ver­schie­de­nen Wohn­ein­hei­ten mel­den. Ein allein­ste­hen­der Bekann­ter (70) war die Woh­nung gekün­digt worden. 

Er hat sich dort ange­mel­det und seit Mona­ten kei­ne Ant­wort erhal­ten. Auch tele­fo­ni­sche Nach­fra­gen blie­ben erfolg­los. Wahr­schein­lich sind allein­ste­hen­de älte­re Män­ner nicht das, was sich die Damen und Herrn Vor­stän­de sol­cher Woh­nungs­ge­sell­schaf­ten für ihre tol­len Pro­jek­te vor­ge­stellt haben… 

Dar­über hin­aus: Ich wür­de frei­wil­lig nicht dort­hin zie­hen. Die Häu­ser sind mei­nes Erach­tens in einer so schreck­lich engen Art und Wei­se auf­ein­an­der gebaut, dass man sozu­sa­gen vom Wohn­zim­mer ins Wohn­zim­mer der Nach­barn schau­en kann. Außer­dem wer­den min­des­tens in einem der Gebie­te hohe Häu­ser errichtet. 

hohe Häuser – der Umwelt zuliebe?

Die­se höhe­ren Häu­ser mit eini­gen Stock­wer­ken lie­gen zum Haupt­ver­kehrs­weg des Ortes, so dass sie ver­mut­lich die dahin­ter­lie­gen­den Woh­nun­gen auch als Lärm­schutz die­nen werden. 

Im drit­ten geplan­ten Neu­bau­ge­biet ent­steht ein Hoch­haus mit 13! Stock­wer­ken. Grü­ne, FDP und CDU woll­ten den Bau auf 6 Stock­wer­ke begren­zen, die Mehr­heit des Rates setz­te sich jedoch knapp durch. Es bleibt bei 13 Stockwerken.

Inter­es­sant an die­ser Ent­wick­lung in unse­rem Städt­chen ist, dass die Grü­nen, wie ich höre, auf­grund der in Deutsch­land immer noch stark vor­an­schrei­ten­den hohen Flä­chen­ver­sie­ge­lung Bau­pro­jek­te unter­stüt­zen, die nicht in die Brei­te, son­dern eben in die Höhe gehen. Das mag im groß­städ­ti­schen Raum (in Ber­lin pas­siert das der­zeit) eine gute Lösung sein. 

Wie sinn­voll ist es jedoch, sol­che hohen Häu­ser in klein­städ­ti­schen oder sogar dörf­li­chen Umge­bun­gen zu errichten? 

Was denken wir in 40 Jahren über die neuen Hochhäuser?

Hat­ten „wir“ uns nicht in die Hand ver­spro­chen, in unse­ren Städt­chen kei­ne hohen Häu­ser mehr zu errich­ten und wie vie­le Jah­re haben sol­che Woh­nun­gen in sol­chen Bau­ten leer gestan­den, sind ver­rot­tet? Bis sie schließ­lich sogar abge­ris­sen wer­den muss­ten (Berg­heim). Aber jetzt, modern und neu erbaut, wer­den sie von vie­len Bür­gern akzep­tiert. Aber wie sieht es in 30 – 40 Jah­ren aus?

Die Ver­sie­ge­lung kann gra­vie­ren­de Fol­gen für die Umwelt haben: Denn zube­to­nier­te oder asphal­tier­te Böden neh­men Nähr­stof­fe und Regen nicht mehr auf. Je mehr Flä­chen wir ver­sie­geln, des­to mehr frucht­ba­rer Boden geht ver­lo­ren.

Weil weni­ger Was­ser in den Boden gelangt, gibt es zudem weni­ger Grund­was­ser – dadurch wer­den Trink­was­ser­man­gel und Dür­re­schä­den begüns­tigt.

Auch das Risi­ko für Hoch­was­ser steigt, denn das Was­ser ver­si­ckert nicht gleich­mä­ßig im Boden. Die Was­ser­mas­sen wer­den in Kana­li­sa­tio­nen gelei­tet, die bei star­kem Regen über­lau­fen kön­nen.

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Dar­um soll­ten wir unse­re Böden nicht zube­to­nie­ren – quarks​.de

Als sei­en dies nicht bereits genug Nach­tei­le, die Flä­chen­ver­sie­ge­lung mit sich bringt, auch die Arten­viel­falt wird durch die­sen Ein­griff der Men­schen beein­träch­tigt. Selbst ein wie auch immer moti­vier­ter Rück­bau bereits ver­sie­gel­ter Flä­chen hat Nach­tei­le. Die­se bestehen dar­in, dass immer Rück­stän­de von Beton und Asphalt blei­ben, die die Qua­li­tät des zurück­ge­won­ne­nen Bodens respek­ti­ve des­sen Frucht­bar­keit beeinträchtigen. 

Bezahl­ba­rer Wohn­raum ist so unend­lich wich­tig. Aber was ist mit der fort­dau­ern­den Flä­chen­ver­sie­ge­lung in NRW? Tag für Tag wird eine Flä­che von 18 Fuß­ball­fel­dern in unse­rem Bun­des­land ver­sie­gelt. In ganz Deutsch­land sind es 113 Fuß­ball­fel­der oder 81 ha täg­lich!

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Bedburg Grüne

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2 Gedanken zu „Bezahlbarer Wohnraum in Bedburg?“

  1. Wir wer­den uns ent­schei­den müs­sen: Wol­len wir woh­nen oder wol­len wir kei­ne Böden ver­sie­geln. Bei­des zusam­men bekom­men wir nicht.

    Es sei denn… wir redu­zie­ren unse­re Bevöl­ke­rung. Nee, geht auch nicht, denn dann bekommt die Wirt­schaft noch viel weni­ger Arbeits­plät­ze besetzt als jetzt schon. Das bedeu­tet, noch weni­ger kann in Deutsch­land pro­du­ziert wer­den, Din­ge wer­den noch teu­rer, Abhän­gig­kei­ten von ande­ren Län­dern wer­den noch größer.

    Wobei ich mich manch­mal fra­ge, wie­so wir eigent­lich über­all drin­gend neu­en Wohn­raum benö­ti­gen, denn es heißt doch:

    - Die Bevöl­ke­rung wächst kaum
    – Die Gesell­schaft über­al­tert, d.h. weni­ger Nach­wuchs führt zu einer altern­den Gesell­schaft – der demo­gra­fi­sche Effekt.

    Für wen brau­chen wir also eigent­lich neu­en Wohnraum?

    Wie dem auch sei: Neu­ge­schaf­fe­ner Wohn­raum in Form von neu­en Häu­sern bebaut Flä­chen – ver­dich­tet also Boden.

    Das müs­sen wir dann halt tun.

    Viel­leicht müs­sen wir klein­tei­li­ger bauen: 

    Auf einem Bau­grund­stück darf ledig­lich das Haus Flä­che ver­sie­geln. Klei­ne Grund­stü­cke, kei­ne Pri­vat­ga­ra­gen, kei­ne geplät­te­ten Vor­gär­ten. Offe­ne Auto-Park­flä­chen am Rand, immer für eine gan­ze Grup­pe Häuser.

    Schma­le Zugangs­stra­ßen, schma­le Bür­ger­stei­ge. Oder über­haupt kei­ne dif­fe­ren­zier­ten Tras­sen mehr: alle Ver­kehrs­teil­neh­mer in einem Wohn­vier­tel tei­len sich die­sel­be Tras­se für den Ver­kehr – alle fah­ren maxi­mal Tem­po Fahrrad.

    Ach hier bei mir am nörd­li­chen Stadt­rand von Frank­furt hat man beim Neu­bau des neu­en Stadt­vier­tels „Ried­berg“ viel zu viel Flä­che zube­to­niert, viel zu vie­le Ver­bin­dungs­s­stra­ßen mit brei­ten Bür­ger­stei­gen und Rad­we­gen ver­pflas­tert und heu­te stellt man fest, dass ein­fach zu viel Flä­che ver­sie­gelt wurde.

    Das hät­te man bes­ser haben kön­nen… aber so waren die Pla­nungs­vor­ga­ben der „Nuller­jah­re“ eben.

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