Bedburg, Gesellschaft

Bezahlbarer Wohnraum in Bedburg?

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In unserem Städtchen (Bedburg) entsteht relativ viel neuer Wohnraum. Ob es auch bezahlbarer Wohnraum ist? Es werden drei neue Wohngebiete erschlossen, die Wohneigentum sowie Mietwohnungen beinhalten. Die Politik sagt, es werde bezahlbarer Wohnraum geschaffen.

Je Quadratmeter 13 Euro – kalt

Inzwischen nehmen zwei der neuen Wohngebiete Gestalt an. Ich hörte, dass für die Mietwohnungen ein Quadratmeterpreis von knapp über 13 Euro aufgerufen wird. Bezahlbarer Wohnraum?! Ich glaube nicht.

Den Fortschritt der Bebauung habe ich verfolgt. In den asozialen Medien war ebenso Positives wie Negatives zu lesen. Es ist aus meiner Sicht absolut richtig, dass sich die Kommunen stark engagieren. Ob das überall im Bundesgebiet der Fall ist, vermag ich nicht zu sagen. Viele, davon bin ich überzeugt, sind der Politik für diesen Anstoß jedenfalls zuerst einmal dankbar.

Inzwischen sehe ich, dass die Zeitpläne zur Fertigstellung wohl nicht ganz eingehalten werden. Das mag aber ein falscher Eindruck sein. Schließlich sind wir längst an gewisse Verzögerungen gewöhnt. Ich wäre überrascht, wenn mal eine Baustelle termingerecht fertig würde.

Materialengpässe, personelle Probleme infolge der Pandemie sind, denke ich, hauptverantwortlich dafür.

Bauträger investieren nur, wenn es sich lohnt

Der Bauträger ist in unserem Fall die „Erftland“. Über eine Website konnte man sich bei Interesse für die verschiedenen Wohneinheiten melden. Ein alleinstehender Bekannter (70) war die Wohnung gekündigt worden.

Er hat sich dort angemeldet und seit Monaten keine Antwort erhalten. Auch telefonische Nachfragen blieben erfolglos. Wahrscheinlich sind alleinstehende ältere Männer nicht das, was sich die Damen und Herrn Vorstände solcher Wohnungsgesellschaften für ihre tollen Projekte vorgestellt haben…

Darüber hinaus: Ich würde freiwillig nicht dorthin ziehen. Die Häuser sind meines Erachtens in einer so schrecklich engen Art und Weise aufeinander gebaut, dass man sozusagen vom Wohnzimmer ins Wohnzimmer der Nachbarn schauen kann. Außerdem werden mindestens in einem der Gebiete hohe Häuser errichtet.

hohe Häuser – der Umwelt zuliebe?

Diese höheren Häuser mit einigen Stockwerken liegen zum Hauptverkehrsweg des Ortes, so dass sie vermutlich die dahinterliegenden Wohnungen auch als Lärmschutz dienen werden.

Im dritten geplanten Neubaugebiet entsteht ein Hochhaus mit 13! Stockwerken. Grüne, FDP und CDU wollten den Bau auf 6 Stockwerke begrenzen, die Mehrheit des Rates setzte sich jedoch knapp durch. Es bleibt bei 13 Stockwerken.

Interessant an dieser Entwicklung in unserem Städtchen ist, dass die Grünen, wie ich höre, aufgrund der in Deutschland immer noch stark voranschreitenden hohen Flächenversiegelung Bauprojekte unterstützen, die nicht in die Breite, sondern eben in die Höhe gehen. Das mag im großstädtischen Raum (in Berlin passiert das derzeit) eine gute Lösung sein.

Wie sinnvoll ist es jedoch, solche hohen Häuser in kleinstädtischen oder sogar dörflichen Umgebungen zu errichten?

Was denken wir in 40 Jahren über die neuen Hochhäuser?

Hatten „wir“ uns nicht in die Hand versprochen, in unseren Städtchen keine hohen Häuser mehr zu errichten und wie viele Jahre haben solche Wohnungen in solchen Bauten leer gestanden, sind verrottet? Bis sie schließlich sogar abgerissen werden mussten (Bergheim). Aber jetzt, modern und neu erbaut, werden sie von vielen Bürgern akzeptiert. Aber wie sieht es in 30 – 40 Jahren aus?

Die Versiegelung kann gravierende Folgen für die Umwelt haben: Denn zubetonierte oder asphaltierte Böden nehmen Nährstoffe und Regen nicht mehr auf. Je mehr Flächen wir versiegeln, desto mehr fruchtbarer Boden geht verloren.

Weil weniger Wasser in den Boden gelangt, gibt es zudem weniger Grundwasser – dadurch werden Trinkwassermangel und Dürreschäden begünstigt.

Auch das Risiko für Hochwasser steigt, denn das Wasser versickert nicht gleichmäßig im Boden. Die Wassermassen werden in Kanalisationen geleitet, die bei starkem Regen überlaufen können.

LINK
Darum sollten wir unsere Böden nicht zubetonieren – quarks.de

Als seien dies nicht bereits genug Nachteile, die Flächenversiegelung mit sich bringt, auch die Artenvielfalt wird durch diesen Eingriff der Menschen beeinträchtigt. Selbst ein wie auch immer motivierter Rückbau bereits versiegelter Flächen hat Nachteile. Diese bestehen darin, dass immer Rückstände von Beton und Asphalt bleiben, die die Qualität des zurückgewonnenen Bodens respektive dessen Fruchtbarkeit beeinträchtigen.

Bezahlbarer Wohnraum ist so unendlich wichtig. Aber was ist mit der fortdauernden Flächenversiegelung in NRW? Tag für Tag wird eine Fläche von 18 Fußballfeldern in unserem Bundesland versiegelt. In ganz Deutschland sind es 113 Fußballfelder oder 81 ha täglich!

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Quelle Featured-Image: HorstSchulte.com

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2 Gedanken zu „Bezahlbarer Wohnraum in Bedburg?“

  1. Wir werden uns entscheiden müssen: Wollen wir wohnen oder wollen wir keine Böden versiegeln. Beides zusammen bekommen wir nicht.

    Es sei denn… wir reduzieren unsere Bevölkerung. Nee, geht auch nicht, denn dann bekommt die Wirtschaft noch viel weniger Arbeitsplätze besetzt als jetzt schon. Das bedeutet, noch weniger kann in Deutschland produziert werden, Dinge werden noch teurer, Abhängigkeiten von anderen Ländern werden noch größer.

    Wobei ich mich manchmal frage, wieso wir eigentlich überall dringend neuen Wohnraum benötigen, denn es heißt doch:

    – Die Bevölkerung wächst kaum
    – Die Gesellschaft überaltert, d.h. weniger Nachwuchs führt zu einer alternden Gesellschaft – der demografische Effekt.

    Für wen brauchen wir also eigentlich neuen Wohnraum?

    Wie dem auch sei: Neugeschaffener Wohnraum in Form von neuen Häusern bebaut Flächen – verdichtet also Boden.

    Das müssen wir dann halt tun.

    Vielleicht müssen wir kleinteiliger bauen:

    Auf einem Baugrundstück darf lediglich das Haus Fläche versiegeln. Kleine Grundstücke, keine Privatgaragen, keine geplätteten Vorgärten. Offene Auto-Parkflächen am Rand, immer für eine ganze Gruppe Häuser.

    Schmale Zugangsstraßen, schmale Bürgersteige. Oder überhaupt keine differenzierten Trassen mehr: alle Verkehrsteilnehmer in einem Wohnviertel teilen sich dieselbe Trasse für den Verkehr – alle fahren maximal Tempo Fahrrad.

    Ach hier bei mir am nördlichen Stadtrand von Frankfurt hat man beim Neubau des neuen Stadtviertels „Riedberg“ viel zu viel Fläche zubetoniert, viel zu viele Verbindungssstraßen mit breiten Bürgersteigen und Radwegen verpflastert und heute stellt man fest, dass einfach zu viel Fläche versiegelt wurde.

    Das hätte man besser haben können… aber so waren die Planungsvorgaben der „Nullerjahre“ eben.

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  2. Setzen die nötigen Maßnahmen nicht eine Bereitschaft voraus, all diese großen Veränderungen zu akzeptieren und mitzutragen? Ich sehe das nicht. Im Gegenteil. Es scheint sich eine „Opposition“ zu etablieren, die mit aller Macht alles Grüne zu bekämpfen gedenkt. Unschuldig sind die nicht daran.

    Mich hat ein Beitrag von Professorin Lamia Messari-Becker begeistert. Sie war Gästin bei Markus Lanz im November letzten Jahres. Sie hat dort unbeirrt von üblichen Einwänden (insbesondere eines Prof. Lesch) ihre Vorstellungen vor energetischen Maßnahmen im Baubereich vorgetragen, die mich sehr beeindruckt haben. Leider wirken solche Vorhaben immer irgendwie utopisch. Zumindest ist es aber so, dass diese Veränderungen wahnsinnige personelle Ressourcen binden und vermutlich auch irre lange Zeit brauchen. Die haben wir aber nicht (mehr).

    1.) Beitrag zur Sendung
    Inhalt: \(11\) Lamia Messari\-Becker wirbt bei Markus Lanz für industrielle Revolution \| LinkedIn | Quelle
    2.) Ausschnitt bei Youtube: https://youtu.be/oLj2jBbMkxI
    3.) https://youtu.be/_Q5Tt1KSQsg

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