In diesem Jahr werde ich, so Gott will, siebzig Jahre alt. Es gibt viele Menschen in meinem Alter, die ihre Spuren im Internet hinterlassen haben. Ja, es gibt sogar über 90-jährige, die bloggen. Leider sind sie rar gesät.
Überhaupt ist die Neigung, seine Mitmenschen mit der eigenen Meinung zu belästigen, wohl eher rückläufig. Dabei soll die Zahl neuer Blogs angeblich steigen.
Die Leute haben sich je nach Gusto aufs Plaudern oder Hassen verlegt, was sie in den asozialen Medien auf „treffliche“ Weise vollführen. In der Kürze liegt die Würze, sagte man immer. Das Motto halte ich für stark überbewertet, wenn ich mir die zum Teil immer ekelhafteren Auswüchse so anschaue.
Berührungsängste und die asozialen Medien
Ob die im Verhältnis geringe Repräsentanz im Internet wohl auf Berührungsängste mit den asozialen Medien beruht oder auf anderen Ursachen, vermag ich nicht zu sagen.
Da ich vor Jahren mal ein Klassentreffen mitorganisiert habe, habe ich über die Adressenlisten alle Namen unseres Abschlussjahrgangs (1968) präsent. Anhand von Namen und Wohnorten habe ich via Google nach meinen Mitschülerinnen und Mitschülern gesucht.
Keine Treffer
Ich muss sagen, die Trefferquote ist sehr mäßig, um nicht zu sagen extrem übersichtlich. Ich finde kaum einen Namen wieder. Offenbar sind überwiegend diejenigen zu finden, die ein Geschäft haben bzw. hatten. Die meisten werden ja längst in Rente sein.
Spurlos
Die meisten von uns (aus meiner damaligen Klasse) haben also (im Gegensatz zu mir beispielsweise) im Internet keine bzw. kaum Spuren hinterlassen. Es gibt ja Menschen, für die ist das ein Wert an sich. Man könnte allerdings auch andere Schlussfolgerung aus meinen Erkenntnissen ziehen. Nun ja, leider gehört zur Wahrheit dazu, dass einige meiner MitschülerInnen schon gar nicht mehr unter uns sind.
Ich bin sieben Jahre jünger und habe dasselbe Problem: Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, finde ich von früheren Schulkameraden – aus der gesamten Schulzeit – niemanden im Internet. Zwei Ausnahmen betreffen alte Freunde, die geschäftsmäßig recht erfolgreich waren oder sind. Die tauchen dann auf einer Firmenhomepage oder auf Xing oder LinkedIn auf. Wo ich allerdings nicht viel erkennen kann, mangels Mitgliedschaft dort.
Manchmal, wenn ich mal wieder erfolglos gesucht habe, frage ich mich, ob ich wirklich so ein „Early Adopter“ war, was das Internet angeht. Immerhin bin ich seit Ende 1995 „drin“ und hatte recht schnell meine erste eigene Homepage. Ab da war ich immer namentlich über meine eigenen Seiten und später dann auf meinen Blogs sichtbar. Ich war auch damals schon ganz selbstverständlich per E-Mail kontaktfreudig.
Auf diese Weise habe ich andere Leute kennengelernt, die sich ähnlich rege und selbstverständlich seit Jahren im Netz bewegen – und die meisten davon habe ich bis heute nicht persönlich getroffen. Leute wie dich zum Beispiel.
Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin irgendwie von den alten Freunden und Bekannten aus der Schulzeit abgeschnitten. Ich wohne schon lange nicht mehr in der alten westlichen Ecke am Rand von Frankfurt, sondern eher am östlichen Ende der Stadt.
Die Kontaktliste für Abitur-Jahrgangstreffen habe ich selbst nicht, ob nochmal jemand ein Treffen organisiert, weiß ich nicht.
Es kann natürlich sein, dass der/die eine oder/und andere in den „Sozialen Medien“ aktiv ist, und das vielleicht nicht unter eigenem vollen Namen, sondern pseudonym. Dann kann es zumindest von mir aus, mangels Teilnahme in selbigen, zu keinem Kontakt kommen.
Sei dem, wie es will. Ich lasse mir von dieser Situation jedenfalls nicht die tägliche gute Laune vergraulen… 🙂
Auch ich war ungefähr seit dieser Zeit aktiv und hatte sogar schon eine ziemlich erfolgreiche Website (html, später Joomla) im Netz. Sie hieß: Officetipps.net. Heute gibts noch wenige Restspuren davon 🙂
Ich habe mich immer schon begeistert für das Internet und diese unglaubliche Menge an Möglichkeiten. Das ist nun längst ins Gegenteil umgeschlagen.
Dass unsere Mitschüler sich rarmachen, ist schon auffällig, glaube ich. Und auch irgendwie traurig. Vielleicht zeigt es ein Bild einer Nation, die mit Technik und Fortschritt nicht so ganz viel am Hut an. Vieles spricht ja dafür. Auch wenn Verallgemeinerungen grundsätzlich auch bei dieser Frage doof sind.
Manchmal fände ich es gut, wenn man mit den alten Kumpels, die ja auch darunter sind, wenigstens per Twitter oder Facebook Kontakt halten könnte. Zuerst habe ich das gehofft. Nun, es ist anders gekommen. Auch, weil ich meine Konten dort längst gelöscht habe.
Die Laune lassen wir uns aber davon nicht vergrauen. Es ist eben wie’s ist.
Es kommt einem schon so vor, wenn man nichts findet, existiert man nicht. Aber das ist ja auch der Zeit geschuldet. Ich erinnere mich früher waren Registerkarten in der Bücherei der Weg zum Wissen und den Büchern. Mit dem Internet bin ich auch erst nach meinem 18 in Berührung gekommen. Dich Horst lese ich auch schon gefühlt seit Ewigkeiten. Bei mir fing das mit dem Blogs und der Blogosphäre mit Robert Basic damals an. Gott hab ihn Selig. Da fällt mir ein, ist jetzt auch schon glaub ich dieses Jahr 5 Jahre her…. Tempus fugit
Aber was es das Suchen angeht, da sollte man sich nicht auf eine Suchmaschine verlassen. Auch wissen die wenigstens, dass die Suche auch anders durchgeführt werden kann. Es gibt bei sehr vielen Suchmaschinen Suchparameter und Befehle. Außerdem kann man sich auch anderen Quellen zuwenden.
Hallo Willi, so ist es. Gerade auch deshalb, weil doch immer gesagt wird, dass das Internet nie etwas vergisst. Wenn dann so gar nichts zu finden ist…
Dass du mich bzw. meine Blogs schon so lange kennst und sogar mitliest, freut mich sehr. Danke dafür. So ganz leicht werden es diejenigen mit mir nicht haben, die meine Texte lesen. Früher links, heute konservativ. Das verstehen viele bestimmt nicht. Die Zeiten von Robert Basic waren im Vergleich zu heute ruhiger. Es wurde nicht so aggressiv kommuniziert. Obwohl die Meinungsverschiedenheiten doch deutlich wurden. Ich erinnere mich gern an die Scharmützel, die ich mir mit Liberalen geliefert habe. Leider sind deren Blogs, die ich immer als Bereicherung empfand, lange nicht mehr vorhanden.
Du meinst also, ich sollte es mal mit einer anderen Suchmaschine probieren und tiefer eintauchen? Ich versuche es einmal und bin gespannt.
Liebe Grüße Horst
Robert Basics basicthinking.de war auch für mich eines der ersten Blogs, die ich regelmäßig las, was IT-Themen angeht. Ich kann mich noch erinnern, wie es für einiges Aufsehen gesorgt hatte, als er 2009 bekanntgab, dass er das Blog verkaufen bzw. versteigern wird. Ich hab das anschließend nicht mehr weiter verfolgt…
Ich suche, wenn via Startpage (Google…) nichts Gescheites kommt, gerne auch mal mit Duckduckgo oder einer der vielen searx-Instanzen, die eine ganze (einstellbare) Schar von Suchmaschinen abfragen. Manchmal hilft das.
Wie lang das schon wieder her ist. Ich drücke mich heute manchmal noch bei Basicthinking.de herum. Dort gibt es auch heute oft interessante Beiträge.
Duckduckgo hatte ich eine Weile als Standardsuchmaschine. Nach den Searx-Instanzen muss ich mal gucken. Ich kenne das bisher nicht. Danke für den Tipp.