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Hamas-​Terror und Henryk M. Broders Angriff auf Guterres

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Die Deutschen mögen es, kol­lek­tiv ange­zählt zu wer­den. Am Ende ist auch das viel­leicht eine Form des ange­züch­te­ten Schuldkomplexes. 

Allein die­se Formulierung ent­hält in unse­rem Land Potenzial zur Ausgrenzung. Henryk M. Broder pro­vo­ziert beson­ders gern und gut. Er pro­vo­ziert, wo immer es wir­ken könn­te, also über­all. Im Laufe der Jahre erschrieb er sich mit sei­nem Blick auf Deutschland und sei­ne Bürger Sympathien. Es gab und gibt viel zu bean­stan­den. Und doch, der schlimms­te Vorwurf, den man uns machen kann, ist der des Antisemitismus. 

Broder, ein Querulant mit besonders schäbigen Methoden und großem Anhang

Meine Gegnerschaft zu Henryk M. Broder blieb sta­bil. Dabei fand er immer mehr Anhänger, die sei­ne Ausfälle (aus deren Sicht war es stets DIE Wahrheit) gegen­über uns Deutschen, nicht nur ver­tei­dig­ten, son­dern sich die­se zu eigen machten. 

Mit (über­bor­den­der) Kritik am eige­nen Land und sei­nen Menschen taten sich ja vie­le immer für mei­nen Geschmack etwas zu leicht. 

Gerade beschei­nig­te Broder Richard David Precht, dass des­sen Antisemitismus, der übri­gens auf einem Satz beruh­te, harm­los sei im Vergleich zu dem, was sich der spa­ni­sche UN-​Generalsekretär António Guterres, erlaubt habe. Dieser sei ein Antisemit, so Broder. Er nutz­te zur Klarheit noch das Adjektiv „lupen­rein“.

Er, Broder, muss ihn ja gut ken­nen, um ein solch ver­nich­ten­des Urteil über einen Mann zu fäl­len, der seit sechs Jahren einen Job macht, der in der gegen­wär­ti­gen geo­po­li­ti­schen Lage nicht ganz ein­fach sein dürf­te. Aber bei Broder spie­len sol­che Überlegungen kei­ne Rolle. 

Welche Aufgabe hat die UN? Ist sie parteiisch und was hat Guterres damit zu tun?

Guterres hat­te, nach­dem er die Terrorangriffe der Hamas zuvor mehr­fach deut­lich ver­ur­teilt hat­te, davon gespro­chen, dass die­se Angriffe nicht in einem Vakuum gesche­hen sei­en. Broder und die ande­ren Übermäßigen sahen dar­in den abscheu­li­chen Versuch, die schreck­li­chen Taten der Hamas zu begrün­den, womög­lich im Sinne einer Entschuldigung. Dass er dies nicht tat, inter­es­siert Broder kei­ne Bohne.

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Broder ist gern gese­he­ner Gast sei­ner Springer-​Kollegen. Dort darf er sein Gift in „Interviews“ ver­brei­ten. Natürlich gibts auch dort vie­le, vie­le Likes, weil der alte Mann ja so schön und so scharf for­mu­liert. Wie zuvor erwähnt, das mögen vie­le Deutsche. Vor allem dann, wenn es gegen ihr Land geht.

Dass in die­sem Interview die Resolutionen gegen Israel im Vergleich zu denen gegen ande­ren Nationen ange­spro­chen wird, ist ein Elfmeter für Broder. Aber geht es dabei nicht um das Missverhältnis zwi­schen der Gesamtzahl von Resolutionen gegen Israel, bei­spiels­wei­se im Vergleich zu Syrien. Es geht um eine unter­stell­te anti­se­mi­ti­sche Unterwanderung der von Guterres geführ­ten UN. 

Ihre zen­tra­len Aufgaben sind die Wahrung des Weltfriedens und der inter­na­tio­na­len Sicherheit, die Durchsetzung der Menschenrechte sowie der wirt­schaft­li­che und sozia­le Fortschritt aller Völker.

Quelle: BMVG

Die Welt ist voller Antisemiten

Ist es okay, wenn Broder sei­ne Wut über die Hamas Gräuel dafür miss­braucht, die UN, wofür die er übri­gens bei uns eben­so Unterstützung bekommt, wie für sei­ne Tiraden gegen die EU? Großen Institutionen (UN oder EU) sind für Broder wohl ein rotes Tuch, und man kann über deren Effektivität, Nutzen und Sinnhaftigkeit strei­ten. Aber bit­te nicht aus­ge­rech­net in sol­chen Zusammenhängen. Es geht in die­ser Debatte die Aufgabe der UN unter. 

Der Nahost-​Konflikt ist so kom­pli­ziert. Die Taten der Hamas gesche­hen nicht im luft­lee­ren Raum. Bedeutet die­se Feststellung – egal, wie man es auch aus­drückt – dass man den Opfern eine Mitschuld zuschiebt? Kann man des­halb von einer Täter-​Opfer-​Umkehr reden? 

Warum nennt Broder Guterres einen „lupen­rei­nen Antisemiten“, wenn die­ser auf die Hintergründe die­ses grau­sa­men Konfliktes hin­weist? Broder argu­men­tiert schlicht. Er sagt ein­fach, Guterres habe mit die­sem Hinweis den Juden eine Mitschuld an den Massakern der Hamas vom 7.10. gege­ben. Ich ver­ste­he das nicht. 

Jedes Verbrechen hat seinen Hintergrund

Broder führt aus, es gebe in der Geschichte der Menschen zahl­rei­che Verbrechen, die ihre Ursache gehabt hät­ten. Da hat er recht. Auch jeder „ein­fa­che“ Mord oder Raub hat meis­tens Gründe. Hass, Neid, Missgunst sind eini­ge der Motive, die in uns Menschen ange­legt sind. Das heißt, allen Resozialisierungsmythen zum Trotz, nicht, dass sol­che Taten gou­tiert wür­den. Warum soll­te Guterres Satz anders zu ver­ste­hen sein?

Broder kommt auch sofort auf die Nazi-​Barbarei zu spre­chen. Selbst sie sei im Bewusstsein der dama­li­gen Deutschen begrün­det, die Folgen des Versailler Vertrages als Schmach zu betrach­ten. Die RAF hät­te eben­falls ihre Gründe für ihre Verbrechen gehabt. Ihr Kampf habe sich gegen den Faschismus gerichtet. 

Sind sol­che Vergleiche über­zeu­gend? Israel übt Gewalt gegen die Einwohner von Gaza aus. 

Ist ein historischer Kontext, der zu einem Verbrechen führt, als Entschuldigung der Tat zu betrachten?

Gewalt soll­te nie eine Antwort auf Gewalt sein. Das muss dann bit­te für alle betei­lig­ten Seiten gel­ten! Das Völkerrecht erlaubt es, dass sich ein sou­ve­rä­ner Staat gegen Angriffe mit Gewalt ver­tei­digt. Der Gegner Israels ist in die­sem Fall eine Terror-​Organisation. Da liegt das Dilemma für die Verantwortlichen in Israel. Die Terroristen ver­ste­cken sich unter Zivilisten, wenn wir den Meldungen glau­ben dür­fen, benut­zen sie ihre Mitmenschen als mensch­li­che Schutzschilde. Für zivi­li­sier­te Menschen ist die­ses Bild uner­träg­lich. Ich fin­de es aller­dings auch uner­träg­lich, dass die israe­li­sche Armee zivi­le Opfer in Kauf nimmt. 

Wie hat die Menschheit auf die Behandlung der Palästinenser in Gaza oder im Westjordanland durch die Israelis zu reagie­ren? Mit ewi­ger Nachsicht? Nein, sie hat die Israels machen las­sen. Und die UN hat mög­li­cher­wei­se ein gestör­tes Verhältnis zum Staat Israel, weil sie, wie Broder zynisch aus­führ­te, durch ihren Anteil an der Gründung ein bis heu­te andau­ern­des Trauma erlit­ten habe. Und das, obwohl doch das von ihm eigens zum Interview recher­chier­te Missverhältnis der Anzahl von Resolutionen der UN ein ganz spe­zi­el­les Signal nahelegen.

und jetzt: Greta Thunberg und FFF International

Es irri­tiert mich sehr, dass so vie­le Leute in Deutschland in den aso­zia­len Medien, ein­schließ­lich der sonst so auf Moral gepol­ten deut­schen Medien jetzt auf Greta Thunberg und ande­re Aktivisten der Bewegung los­ge­hen. Dort wur­den die fal­schen Sachen gesagt, höre ich. Ist es unser Ernst, den zahl­rei­chen und zah­len­mä­ßig zuneh­men­den Feinden der FFF-​Bewegung auf die­sem Wege Support zu leisten?

Als mei­ne Frau und ich die ers­ten Nachrichten vom Überfall der Hamas – Terroristen erreich­ten und wir die Fotos und Videos von den Massakern sahen, galt unse­re Solidarität, unser Mitgefühl den Opfern und ihren Angehörigen. Mein Gedanke an Vergeltung für die­ses gro­ße Unrecht war über­mäch­tig. Als in den fol­gen­den Tagen die Solidaritätsadressen unse­rer Regierung folg­ten und die inter­na­tio­na­le Diskussion los­ging, war klar, dass sich die ursprüng­li­che Haltung ange­sichts der sich bereits anbah­nen­den Bodenoffensive, der Israels gegen die Enklave Gaza nicht hal­ten las­sen wird. Fotos und Videos vom Leid der Menschen (ob Kinder oder Erwachsene) in Gaza beein­flus­sen alle Menschen mehr als alle Solidaritätsadressen zusam­men. Umso mehr die­je­ni­gen, die sich auf­grund ihrer Abstammung die­sen Menschen nahe füh­len. Wie kon­tra­pro­duk­tiv ist es unter die­ser Prämisse, wenn in Deutschland pro­pa­läs­ti­nen­si­sche Demonstrationen ver­bo­ten wer­den? Haben die­se Menschen nicht das demo­kra­tisch ver­brief­te Recht, ihren Protest gegen das Vorgehen des israe­li­schen Militärs zu bekun­den? Mein ers­ter Reflex auf die­se Frage war: Alle Demos verbieten. 

So viele antisemitisch-​motivierte Straftaten

Angeblich wur­den seit dem 7. Oktober in Deutschland ca. 2000 anti­se­mi­tisch moti­vier­te Straftaten gezählt. Das ist furcht­bar. Es ist egal, ob die­se Taten von deut­schen oder zuge­wan­der­ten Menschen ver­übt wur­den. Aber bit­te, ope­rie­ren wir nicht mit fal­schen Daten. Das hilft nicht dem inne­ren Zusammenhalt unse­res Landes, eben­so wenig wie unse­ren jüdi­schen Mitbürgern, deren Schutz end­lich die Priorität ein­ge­räumt wer­den muss, die unse­re his­to­ri­sche Verantwortung nahelegt. 

Stattdessen, so könn­te man mir jetzt ent­ge­gen­hal­ten, schrei­be ich einen Artikel dar­über, wem denn nun die meis­ten anti­se­mi­ti­schen Straftaten zuzu­ord­nen wären und dass es eben nicht die Rechten sind, son­dern zuge­wan­der­te Araber mit einem ver­mut­lich recht hohen Anteil von Palästinensern. Eben habe ich den „Presseclub“ bei Phoenix gese­hen. Dort ließ sich eine Journalistin dar­über aus, dass nach einem Bericht des Verfassungsschutzes ca. 80 % aller anti­se­mi­ti­schen Straftaten von Rechten ver­übt wür­den. Ich könn­te wet­ten, dass die Dame die­se Daten der glei­chen Quelle ent­nom­men hat­te. Oder zäh­len deut­sche Beamte das glei­che Phänomen gleich in ver­schie­de­nen Zuständigkeitsinstanzen, der blo­ßen Zuständigkeit wegen. Ich traue denen alles zu. Noch ein­mal: Innenministerin Faeser hat erst vor ein paar Tagen dazu eine nicht neue und lei­der den­noch wei­te­re exis­tie­ren­de Fehlzuordnung die­ser Tatbestände bestätigt. 

Falsch gezählt und dann in voller Absicht veröffentlicht

Die Bundesinnenministerin will künf­tig erfas­sen las­sen, wenn anti­se­mi­ti­sche Straftaten einen aus­län­di­schen oder reli­giö­sen Hintergrund haben. Bisher fie­len die meis­ten Delikte auto­ma­tisch unter „rechts“.

FAZ

Zumutung in antisemitischer Diktion

Wahrscheinlich ist mein Text für vie­le die pure Provokation. Für die­je­ni­gen, die unein­ge­schränk­te Solidarität mit Israel pro­kla­mie­ren und dabei sogar die Regeln aus­blen­den, die sich die Menschen für die­se schlimms­ten aller denk­ba­ren Fälle gege­ben haben. Dass für man­che Menschen Solidarität und das Schweigen über mög­li­ches Unrecht ein und das­sel­be zu sein scheint, irri­tiert mich. Wer mei­ne Gedanken (wie­der mal) für anti­se­mi­tisch moti­viert hält, dem wer­de ich kaum Argumente lie­fern kön­nen, die in der momen­ta­nen Gemütsverfassung ver­fan­gen wür­den. Es ist alles so sinn­los und kos­tet so vie­le Menschenleben. 

Dies sind die Menschen, auf die wir hören sollten.

Es gibt kei­ne Rechtfertigung für vor­sätz­li­che Angriffe auf Zivilisten durch die Hamas. Wir ver­ur­tei­len vor­be­halt­los die ter­ro­ris­ti­schen Angriffe auf Zivilisten in Israel. Viele von uns haben Familie und Freunde in Israel, die von die­ser Gewalt direkt betrof­fen sind. Mit glei­cher Schärfe ver­ur­tei­len wir die Tötung von Zivilisten in Gaza.

zur Quelle: taz (offe­ner Brief jüdi­scher Intellektueller)

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9 Gedanken zu „Hamas-​Terror und Henryk M. Broders Angriff auf Guterres“

  1. Stell Dir ein­fach vor, der Staat wäre Deutschland und von dem doo­fen Müller aus der Nachbarstadt wird Deine Familie, trotz Iron Dome, mit lus­ti­gen Raketen zeit­le­bens Deines seins beglückt. Von daher ist es doch klar, dass die Sache per­ma­nent eskaliert. 

    Für die gan­ze Kohle, die dort für Waffen raus­ge­hau­en wird, könn­te man auch eine pri­ma Stadt mit ver­nünf­ti­ger Infrastruktur bauen. 

    Es gibt ein­fach kei­nen Weg, der dort zum Frieden führt. Zu wenig Platz und zu vie­le Leute, die sich gegen­sei­tig mas­sa­krie­ren wollen. 

    Auch eine Zweistaatenlösung wäre da Quatsch. Es wäre nicht, wie die DDR neben der BRD .

    Das ist das, war­um ich mich da typi­scher Weise raushalte.
    Länger als ich lebe, mas­sa­krie­ren sie sich da schon, von ein paar Auszeiten abgesehen.

  2. Broder ist ja nicht der Einzige, der das so schreibt. Vielleicht der Einzige, der das auf Deutsch so schreibt.

    Ich muss nicht jede Position mögen, nur weil ich sie verstehe.
    Man setzt sich bei der Thematik sehr schnell in die Nesseln.

    Wer hät­te gedacht, dass heu­te selbst Greta schon als Nazi gilt. 

    Ich wür­de auch lie­ber wie­der einen Porno vom Broder lesen, aber mir wür­de sei­ne Meinung und sei­ne Schreibe zu aktu­el­len Themen fehlen.

    @Su Nein. Die Religion mor­det im Gegensatz zum Menschen nicht. Der Vorwand ist dabei egal. Da dürf­te Erziehung viel mehr eine Rolle spie­len. Ob es ohne Religion weni­ger Morde gäbe, wird man wohl nie her­aus­fin­den, da es so eine Zeit noch nie gege­ben hat und selbst gro­ße Wissenschaftler gläu­big sein können.

🎈 Worte haben Gewicht – wählt sie weise.

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