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Wie ein FAZ-Journalist die SPD-Spitze desavouiert

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Besonders mies fand ich schon immer Leute, die einem hässliche Dinge erzählen, die andere angeblich über jemanden erzählt haben. Ein aktuelles Beispiel dafür bietet FAZ-Redakteur Justus Bender seinen Lesern.

Wenn Journalisten eine Chance zur Denunziation erhalten, nutzen sie die. Das macht sich gut bei Klicks und Auflage. Und ja, Leser stehen drauf. Und in diesem Fall wohl umso mehr, als es sich um die bundesweit ohnehin unter Beschuss stehenden Sozialdemokraten handelt.

Schaut man sich die Vorsitzenden unserer deutschen Parteien an, kommt man vielleicht automatisch darauf, sie mit berühmten, zum Teil hochgeschätzten, Vorgängern zu vergleichen. Ich habe hier allgemein auch schon das Defizit an Persönlichkeiten beklagt. Bender tut das mit Freude. Allerdings richtet er seine Kritik konkret an der SPD-Vorsitzenden Saskia Esken aus. Er bleibt nicht, wie ich, im Allgemeinen, wohl ahnend, dass dies Punkte bringt, nicht nur im eigenen, konservativen Lager. Mich stinkt es gewaltig an. Unheilbar.

Den Grünen, Linken und AfD bleibt etwas Derartiges erspart, weil sie keine Geschichte haben, die bisher große Vorsitzende hervorbringen konnten. Und von längeren Rückgriffen in Parteigeschichten nehme ich Abstand.

Zu unscheinbar, zu links, zu wenig Willy Brandt war sie ihm. Sein Leben lang hatte er zugeschaut, wie die Vorsitzenden der SPD immer kleiner wurden. Mit Esken war das Amt für ihn in einer Verzwergung angekommen, die er nicht mehr ernst nehmen konnte. Dann lieber keine Ehrung.

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Ein Bonmot gibt Bender in seinem Artikel zum Besten, das besonders infam und — anonym — vorgetragen wird. Ein lang gedienter Sozialdemokrat soll die anstehende Urkunde für 50 Jahre Mitgliedschaft ablehnt haben, weil diese von Saskia Esken unterschrieben ist.

Diese Geschichte kombiniert hervorragend mit den insbesondere von Rechten vorgetragenen Vorbehalten gegen die Parteiführungen von SPD und Grünen. Tenor: Haben ja alle nichts gelernt. Was ich von so bemerkenswert falschen und oberflächlichen Aussagen halte, behalte ich für mich.

Um sich eines Besseren zu überzeugen, müsste man nur mal in den Websites von Bundestag oder Abgeordnetenwatch nachschlagen. So furchtbar steht es um die Ausbildung unserer Abgeordneten nämlich nicht. Aber viele fallen lieber auf Urteile herein, die AfD-Leute und ihre Sympathisanten in die Welt bringen. Das Beispiel von Esken wäre diesbezüglich ohnehin sehr unpassend. Sie ist eine taffe Frau, die in ihrem Leben wahrscheinlich viel mehr geleistet hat, als viele Typen, die sich ständig an ihr abarbeiten.

Aber darauf hebt Bender natürlich auch nicht ab. Er ist vorsichtiger. Er rückt Eskens persönliche Eignung und möglicherweise fehlende intellektuelle Brillianz in den Vordergrund. Widerlich!

Als Deckmäntelchen nutzt Bender Erfahrungen mit SPD-Vorsitzenden der jüngeren Vergangenheit und hat auch dazu die eine oder andere Geschichte beizutragen. Negativ konnotiert sind diese aus Sicht Benders freilich alle. Es geht schließlich um die SPD.

Man sollte ihn einmal fragen, worin er die Stärken des aktuellen Parteivorsitzenden der CDU sieht. Viele werden sich nicht finden. Da bin ich sicher. Aber zugegeben, die Umfragewerte der Union sind freilich gaaanz andere. Ein Mysterium, für das ich in diesem Leben keine Erklärung mehr finde.

Und was für einer käme dann? Walter-Borjans sehnt sich manchmal nach einem, der Format hat, der vorangeht, der führt. Besonders in Zeiten von Krieg, Klimakrise und Migration. „Jemand, dem die Leute glauben: Der hat Ahnung. Der hat einen Auftritt. Der strahlt aus, dass er uns durch diesen Dschungel führen kann“, sagt er. „Davon haben wir zu wenige.“.

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Ich wünschte, wir hätten insgesamt mehr Politiker von Format. Viele könnte ich gegenwärtig nicht aufzählen. Das gilt parteiübergreifend. Aber die Begründung für die „Verzwergung“ der SPD macht für manche Journalisten einfach mehr Sinn.

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Horst Schulte
Herausgeber, Blogger, Autor und Hobby-Fotograf
Seit 2004 blogge ich über Politik und Gesellschaft – also seit die meisten noch SMS statt Tweets geschrieben haben. Mit 70 Jahren lebe ich immer noch im schönen Bedburg, direkt vor den Toren Kölns, und schreibe über alles, was die Welt bewegt (oder mich zumindest vom Sofa aufstehen lässt).

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FAZ, Nachrede, spd

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5 Gedanken zu „Wie ein FAZ-Journalist die SPD-Spitze desavouiert“

  1. Eine Idee, was Merz in den 2 Jahren aus dem Land gemacht hätte, hab ich auch.

    Es wäre total inkompatibel mit meinen Vorstellungen. Sozialdemokratie, die für alle funktioniert, wäre auch meine Wunschvorstellung. Aber leider haben sich alle Versuche weltweit nicht bewehrt. Ob das aber der Grund für den Status quo ist? Ich habe Zweifel.

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  2. Sowas lese ich garnicht erst, finde dieses Runtermachen von Politikern (ad Personam) einfach nur öde, wenn es sich nicht auf konkretes Handeln und konkrete Absichten bezieht. Saskia Esken hat sich aus meiner Sicht seit ihrem Antritt verbessert, spricht besser, sieht besser aus – und mir fällt nichts Skandalisierbares ein, wenn ich an sie denke.

    Wünsche Dir ein gutes neues Jahr 2024! Und danke für das engagierte Bloggen!

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  3. Sehe ich genauso. Frau Esken hat sich in meinen Augen Respekt erarbeitet und diesen auch verdient. Und ich mache das nicht an der Partei fest. Obwohl, ich will nicht lügen, es spielt eine Rolle.

    Dir und den Deinen ebenfalls ein gutes neues Jahr. Vielleicht wird es etwas friedlicher als das letzte? Die Silvesterfeiern sollten ein Vorbote für Einsicht sein. Obwohl hier in Köln wars schlimm. Die Leute wurden einzeln nach Waffen durchsucht, obwohl sie nur ihre Kirche (den Dom) betreten wollten, um eine heilige Messe zu Silvester zu feiern. Traurig.

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