Historische Filme fand ich häufig spannend und manchmal lehrreich. Neben Science Fiction garantierten besonders sie einen Ausstieg aus dem täglichen Einerlei.
Auch das hat sich verändert. Erklären kann ich das nicht wirklich. Jane-Austen-Verfilmungen nehme ich selbstredend aus. Diese Art von Unterhaltung hat für meine Frau und mich große Anziehungskraft.
Die Säulen der Erde
Vor ein paar Tagen schauten wir uns die vierteilige Serie „Die Säulen der Erde“ an. Den Roman von Ken Follett habe ich nicht gelesen.
Der Titel „Die Säulen der Erde“ hat wohl eine doppelte Bedeutung: Er bezieht sich einerseits auf die architektonischen Strukturen der Kathedrale und andererseits auf die fundamentalen Prinzipien und Werte, die das Leben und die Gemeinschaft in der mittelalterlichen Welt des Romans stützen. Der Einfluss und die Macht der Kirche spielen eine zentrale Rolle. Wie dankbar müssen wir dafür sein, dass wir uns von diesen Fesseln der Menschheit mehr und mehr befreit haben.
Überholte Machtstrukturen?
Neben den Gott sei Dank weitgehend überholten Machtstrukturen, beschäftigte mich, wie klein unsere Schritte als Menschen in den vielen Jahrhunderten unserer Zeitrechnung zur Vermeidung von Krieg und Elend gewesen sind. Die Zeiten, in denen deutlich mehr Kriege auf dieser Welt tobten, liegen im historischen Kontext gar nicht so lange zurück.
Dass Deutschland den schlimmsten Krieg verursacht, der je auf der Erde geführt wurde, ist eine große Hypothek. Dazu kommt, dass wir trotz unterschiedlicher Ansichten berühmter Historiker, in den Augen der Welt auch die Entstehung des 1. Weltkrieges zu verantworten haben. Gemäß der Bundeszentrale für politische Bildung waren folgende Nationen an den meisten gewaltsamen Konflikten beteiligt: Frankreich (28), das Vereinigte Königreich (27), Russland (25), die USA (24) und Indien (17).
Das Grauen und die Verantwortung dafür aufzurechnen, führt zu nichts.
Unbelehrbarkeit der Menschen
Interessant ist die Frage, welche Eigenart der Menschen dafür verantwortlich sind, dass trotz all der schrecklichen Erfahrungen der Vergangenheit, das Kriegführen weder vermieden wird noch, ist das Grauen erst einmal in Gang gesetzt, nicht durch die existierenden Institutionen (UN) zu beenden ist.
Wir erleben das gerade wieder. Der Krieg im Sudan führt in meinen Augen ein Schattendasein, obwohl nach Medienberichten eine humanitäre Katastrophe bevorsteht oder schon im Gange ist. Ein Ende des Gaza-Krieges scheint sich noch immer nicht abzuzeichnen. Die Eskalation durch ein Eingreifen der Hisbollah rückt in den Bereich des Denkbaren. Ein Flächenbrand würde wahrscheinlicher.
Putin als Beispiel
Putins aus meiner Sicht sehr persönlicher Grund für seinen Krieg gegen die Ukraine ist vielleicht der perverseste, den man finden kann. Jedenfalls, wenn man den Bruch aller völkerrechtlichen Verträge und Absprachen einbezieht. Er definiert (ohne nachvollziehbaren Grund) ein Reich anhand geschichtsrevisionistischer Ideen. Unabhängig davon, worüber in russlandfreundlichen Kreisen auch in Deutschland geredet wird, die Ausbreitung von EU und NATO in Richtung russischer Grenzen und Interessen kann dieses Morden nicht rechtfertigen.
Aber egal, welche Gründe man finden mag und wie stark immer noch die Interessen und der Einfluss einzelner Staatenlenker in den diversen Machtspielchen auch sein wird, die Menschheit insgesamt findet keine Erfolg versprechenden Wege aus den diversen mörderischen Konflikten. Dass die Kriege eigene Gesetzmäßigkeiten haben und vor allem die Zivilgesellschaften stark betroffen werden, ist — trotz aller angeblichen Bemühungen — nicht zu verhindern. Der Völkerbund wurde demontiert und es hat den Anschein, dass auch die UN ihrem eigenen Anspruch von Neutralität nicht mehr folgt.
Institutionen ohne entscheidenden Einfluss
Die UN ist oft mit der Kritik konfrontiert, dass sie ineffektiv, bürokratisch und parteiisch sei. Sie hat auch mit der Schwierigkeit zu kämpfen, Beschlüsse durchzusetzen, insbesondere wenn diese gegen die Interessen mächtiger Staaten verstoßen.
Hat sich an der Entstehungsgeschichte aktueller Kriege so viel geändert, wenn man zum Vergleich einen kurzen filmischen Blick ins mittelalterliche England des 12. Jahrhunderts wirft? Ich würde sagen: Eher nicht! Mich deprimieren solche Erkenntnisse über die Unbelehrbarkeit von uns Menschen. Vielleicht schaue ich deshalb historische Filme nicht mehr so gern? Anders kann es beim Blick in die Zukunft (SciFi) deshalb nicht sein.
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