Boomer-Soli: Verantwortung unserer Generation

stroke="currentColor" stroke-width="1.5" stroke-linejoin="round" stroke-linecap="round" /> Keine Kommentare

59

6 Min.

boomer soli solidaritaet(1)

Der Boomer-Soli sorgt weiter für Aufregung. Doch statt Empörung könnte und sollte er vielmehr ein Zeichen gelebter Solidarität sein. Eine moderate Belastung der Besserverdienenden (Renter und Pensionäre) im Alter könnte helfen, Altersarmut zu lindern und die Lasten fairer zwischen den Generationen zu verteilen.

Fratzscher hat sei­ne Überlegungen aus­führ­lich beschrie­ben. Jetzt, nach­dem sich der ers­te Wirbel über sei­nen Vorstoß gelegt hat. Ich hat­te mei­ner­seits ver­sucht, sein Vorhaben nicht ganz so nega­tiv wir­ken zu las­sen, indem ich ver­such­te, die Wirkungen/​Absichten sei­nes Vorschlages zu beschrei­ben. Reaktionen blie­ben aus, was nicht uner­war­tet war. Nichts scheint vie­len in die­sen Zeiten zwei­fel­haf­ter als Beschränkungen, die sie selbst betref­fen. Wie erwar­tet, haben sich die Wogen seit­her nicht geglät­tet. Die Republik aber ins­be­son­de­re wir, die ange­spro­che­ne Boomer-Generation, sind empört. Die Wortwahl Fratzschers sei unan­ge­mes­sen, sagt Kubicki (FDP). Wenn es danach gin­ge, hät­te er (Kubicki) längst für immer schwei­gen müs­sen. Sein Guthaben an Unangemessenem hal­te ich für mehr als aus­ge­schöpft. Immerhin macht er sei­ne blö­den Zwischenrufe nur noch von der Seitenlinie aus.

Wer trägt Verantwortung?

Wer, wenn nicht unse­re Generation, soll denn sonst ver­ant­wort­lich für das sein, was wir erle­ben oder bald erle­ben wer­den? Es ist so bequem, alle Verantwortung „den“ Politikern, „den“ Reichen oder „den“ Medien zuzu­schie­ben. Ich selbst betei­li­ge mich an sol­chen Schuldzuweisungen auch häufig.

Ungerechte Verteilung

Die Verteilung von Vermögen ist unge­recht. Darüber lamen­tiert im Grunde die gan­ze Welt, und zwar immer schon. Da sich das Phänomen ver­schlim­mert und exter­ne Einflüsse wie z. B. die Pandemie die glo­ba­len Fortschritte im Kampf gegen den Hunger und die Armut weit­ge­hend zunich­te gemacht haben, wer­den wir uns etwas Neues, Dauerhafteres ein­fal­len las­sen müs­sen. Nicht nur in Deutschlands gibt es arme Menschen. 

Willkürlich aus einem Focus her­aus­ko­pier­te Kommentare von so rich­tig und rund­um zufrie­de­nen Deutschen.

meckern labern
Richtig gut, sind wir nur darin…

Ich hät­te da mal einen uner­hör­ten Vorschlag zur Güte: Wie wär’s mit Teilen? Ich mei­ne damit nicht die tech­ni­sche Seite, das Umverteilen von unten nach oben (ach nee, anders­rum!) bzw. die etwas über­kom­men und hilf­los wir­ken­de Umverteilung, die uns der Staat buch­stäb­lich abnimmt? Insbesondere in christ­lich gepräg­ten Gesellschaften sind die­se Sujets schließ­lich erlernt – soll­te man mei­nen. Wir haben erlebt, was wir dar­un­ter ver­ste­hen (auch unter christ­li­chen Werten im Allgemeinen), als es um die gesell­schaft­li­che Tragfähigkeit der Folgen der Migration ging.

Tja, wir sind alle Egoisten, und je fer­ner uns die Menschen sind, des­to weni­ger machen wir uns Gedanken über die Folgen. So sind wir jeden­falls dort­hin gelangt, wo wir heu­te ste­hen. Dass es just unse­re Generation als Hauptprotagonisten traf, ist natür­lich Zufall. Keine davor und danach hat all den Verheißungen des Kapitalismus ent­sagt, ein­schließ­lich der Ignoranz der Konsequenzen unse­res Tuns. Erst die letz­ten Jahrzehnte haben aller­dings den Prozess gra­vie­rend beschleu­nigt. U.a. sind die Folgen auf unse­ren Straßen zu begut­ach­ten. Aber wir wol­lens ja nicht gewe­sen sein. Und ob die CO-Emissionen wirk­lich vom Menschen zu ver­ant­wor­ten sind, ist man­chen ja immer noch einen kon­tro­ver­sen Nachschlag wert.

„Der Boomer-Soli ist kein Bruch, son­dern eine Möglichkeit, zen­tra­le gesell­schaft­li­che Versprechen bes­ser einzulösen.“

Verantwortung übernehmen

Nur ist es jetzt eben an uns, den Fehlern und ihren Folgen ins Auge zu sehen und unse­ren Teil der Verantwortung zu tra­gen. Vielleicht ist der extre­me Widerstand und die typi­schen Verheerungen auf dem Feld der aso­zia­len Medien sind des­halb beson­ders krass, weil vie­le die­se Zusammenhänge durch­aus erkannt haben und sich (womög­lich) schul­dig füh­len? Das wäre immer­hin ein Anfang.

Es wäre noch ein­mal anders, wür­den die Ideen von Prof. Fratzscher bei unse­ren viel zu häu­fig unver­ant­wort­li­chen, leicht­fer­ti­gen und nur auf ihre Pfründe bedach­ten Politikern Anklang finden. 

Ich den­ke, ich wür­de mit­ma­chen. Dabei wer­den mei­ne Frau und ich eher nicht mal zu den 20 % bis 30 % der verrenteten/​pensionierten Bevölkerung zäh­len, die eine über­durch­schnitt­li­che Rente/​Pension erhal­ten. Nur die soll ja Maßstab der von Fratzscher vor­ge­se­he­nen “Neuverteilung” (Boomer-Soli) sein. Nehmen wir an, wir wären doch betrof­fen, was bedeu­te­te es, auf 4 % der Rente ver­zich­ten zu müs­sen? Wie vie­le Rentenerhöhungen in Größenordnungen habe ich in den letz­ten zehn Jahren bekom­men? Ich sage: OK, ich ver­zich­te auf Rentenerhöhungen. Schließlich habe ich (per­sön­lich) in den 10 Jahren davor kei­ne Gehaltserhöhung mehr in sol­chen Größenordnungen erhal­ten. Ich kam damit klar, auch wenn es mich – allein aus Gerechtigkeitsgründen – tief getrof­fen hat.

Die bes­ser­ver­die­nen­den 20 bis 30 Prozent der Rentner*innen soll­ten für vier Prozent ihres Einkommens Einbußen in Kauf neh­men – sei es durch Stagnation der Rentensteigerung oder durch stär­ke­re Besteuerung, etwa bei Vermögenseinkünften. Damit trägt er die Forderung eines soli­da­ri­schen Beitrags mit mehr Schärfe vor.

Quelle

Solidarität statt Empörung

Wenn doch ein so hoher Prozentsatz (84 %) der Menschen im Land ahnt, dass es der nach­fol­gen­den Generation oder den Generationen schlech­ter geht als uns, soll­te das Antrieb genug sein, um sol­chen soli­da­ri­schen Maßnahmen etwas Positives abzugewinnen.

Abgesehen davon, dass es eini­ge Aspekte gibt, die dafür spre­chen (ich habe im oben ver­link­ten Artikel eini­ge zusam­men­ge­stellt), suchen wir doch hän­de­rin­gend nach neu­en Ansätzen, um die Rente + Pension zukunfts­si­cher zu machen. Wollen wir das wirk­lich der Politik über­las­sen oder nicht doch lie­ber Wissenschaftlern? Da könn­te es ruhig mehr Bewegung geben und zwar mög­lichst nicht nur von sol­chen, die eher neo­li­be­ra­len Überzeugungen anhängen.

Mehr Mut zur Solidarität

Solidarität wäre das, was wir brau­chen. Auch, wenn es um Fratzschers zwei­ten Vorschlag, also dem Pflichtjahr für Rentner und Pensionäre, geht. Dass der Sozialverband Deutschland das als „respekt­los“ bezeich­net, zeigt, in wel­che Richtung die­ser Sozialstaat abdrif­tet. Die Linkspartei träumt davon, alle Probleme zu lösen, indem end­lich die Vermögenssteuer, am bes­ten zusätz­lich die Erbschaftssteuer erhöht wird. Ich lese, Linke (Ines Schwerdtner) träu­men davon, dass über 100 Mrd. Euro brin­gen könn­te. Dabei wer­den es unter rea­lis­ti­schen Bedingungen wahr­schein­lich kei­ne 20 Mrd. Euro wer­den. Abgesehen davon wür­de der Bürokratieaufwand die enorm kom­pli­zier­te Erhebung den Nutzen wenigs­tens zum Großteil verschlingen.

Wo sind ernst gemein­te und trag­fä­hi­ge Konzepte? Fratzscher hat eins vor­ge­stellt und die Prügel dafür bezo­gen. Dem haben wir’s jetzt aber gezeigt! Nur bringt uns das der­weil kein Stück voran. 

Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


Mehr lesen aus dieser Kategorie

Multipolarität, Klimawandel, Technologie: Der Sturm unserer Zeit
weltordnung machtverschiebung

Gesellschaft

Multipolarität, Klimawandel, Technologie: Der Sturm unserer Zeit

Wer sagt uns, was wahr ist?
Standardbild1

Gesellschaft

Wer sagt uns, was wahr ist?

📚 Gedanken teilen heißt gemeinsam wachsen.