Wenn ich die offiziellen Bilder und Eindrücke der Trauerfeier für Charlie Kirk und die Reaktionen in manchen deutschen Medien betrachte, spüre ich ein seltsames Unbehagen. Es ist ein Gefühl, das mich an eine Bemerkung des Kabarettisten Volker Pispers erinnert. Er sagte vor etlichen Jahren einmal: „Der Kanzler hat gesagt, wir sollen nicht in einen oberflächlichen Antiamerikanismus abgleiten. Aber meiner ist gar nicht oberflächlich.“
Natürlich, das ist zugespitzt. Aber manchmal fühlt es sich so an, als würden wir in Deutschland amerikanische Inszenierungen entweder kritiklos bejubeln (Springer–Presse!) oder sie mit einer Mischung aus Kopfschütteln und Fremdscham beobachten.
Zwischen Bewunderung und Skepsis
Die USA haben ein einzigartiges Talent dafür, Emotionen in Bilder zu gießen, die in Sekunden um die Welt gehen. Diese Bilder beeindrucken – und sie irritieren. Gerade in Momenten wie einer Trauerfeier, wenn Pathos und politische Symbolik Hand in Hand gehen, bleibt wenig Raum für Zwischentöne.
Die in meinen Augen bemerkenswerte Geste der Vergebung durch Kirks Witwe wurde von Trump mit harten Worten beantwortet. Er erklärte, er entschuldige sich bei ihr, weil er seine Gegner hasse – ein irritierender Kontrast zu dem Moment. Ob Frau Kirk sich künftig vielleicht auch für den Täter einsetzen wird, dem nun die Todesstrafe droht, bleibt abzuwarten. Möglich ist aber ebenso, dass die Haltung vieler Konservativer bestehen bleibt, die eher dem Prinzip „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ verpflichtet scheinen.
In deutschen Medien wiederum schwankt der Tonfall zwischen ehrfürchtigem Staunen und beißender Kritik. Das macht es nicht einfacher, sich selbst einen klaren Standpunkt zu erarbeiten.
Eigene Widersprüche
Ich spüre, dass ich selbst in einem Spannungsfeld stehe: Einerseits die Faszination für die Energie und den Gestaltungswillen, die von diesen Bildern ausgehen. Andererseits eine deutliche Distanz, wenn Ereignisse so stark politisch aufgeladen werden. Gerade im Fall Kirk sind Äußerungen gefallen, die bei mir Unbehagen und Unverständnis ausgelöst haben. Dazu zählen auch Kommentare von Journalisten wie Reitz oder Fleischhauer, die beim Burda-Verlag (Focus) publizieren. Ihre Art, sich in die Debatte einzuschalten, wirkt auf mich nicht klärend, sondern eher spaltend. Es ist legitim, linke Reaktionen auf den Mord kritisch zu hinterfragen. Doch die Wortwahl und die Haltung, die in manchen dieser Beiträge sichtbar werden, erinnern an den Ton, den wir auch aus Trumps Umfeld kennen: konfrontativ, polarisierend, von starkem Misstrauen getragen. Gerade deshalb wäre es wichtig, sich bewusst zu machen, welche Wirkung solche Botschaften entfalten – und wie leicht sie zur weiteren Verhärtung beitragen können.
Es wäre zu einfach, alles abzutun oder alles zu feiern. Vielleicht ist es ehrlicher, die Ambivalenz auszuhalten.
Ein persönliches Fazit
Am Ende bleibt für mich: Man muss die Dinge nicht schönreden, aber auch nicht in blinde Ablehnung verfallen. Wer in solchen Momenten versucht, zwischen Faszination und Kritik eine Balance zu finden, ist der Wahrheit vermutlich näher als jene, die nur in Schwarz und Weiß urteilen.
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