Medikamentenmangel in Deutschland – Reformen ohne greif­ba­re Wirkung?

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Die Nachrichten pas­sen ins Bild – im nega­ti­ven Sinne: In Deutschland feh­len der­zeit rund 500 bis 550 Medikamente. Von Antibiotika über Kinderarznei bis hin zu wich­ti­gen Präparaten wie Salbutamol – die Engpässe betref­fen nicht nur sel­te­ne, son­dern all­täg­li­che Medikamente. Und Besserung ist vor­erst nicht in Sicht.

Seit 2022 hat die Bundesregierung zwar meh­re­re Maßnahmen auf den Weg gebracht, doch der Effekt bleibt überschaubar.

Politische Maßnahmen seit 2022

Mit dem „Gesetz zur Bekämpfung von Lieferengpässen bei patent­frei­en Arzneimitteln und zur Verbesserung der Versorgung mit Kinderarzneimitteln“ (ALBVVG) wur­den 2023 zen­tra­le Änderungen beschlos­sen. Es sieht Lockerungen bei Preisregeln für Kinderarznei, Vorratspflichten für rabat­tier­te Medikamente und erleich­ter­te Austauschmöglichkeiten in Apotheken vor.

Chronologie der wich­tigs­ten poli­ti­schen Maßnahmen seit 2022

  • Sommer 2022: Erste Diskussionen über Vorratspflichten und Lockerungen bei Preisbindungen für Kinderarznei.
  • 2023 – ALBVVG: Verabschiedung des „Gesetzes zur Bekämpfung von Lieferengpässen“ mit Fokus auf Kinderarzneimittel und Antibiotika.
  • 2023: Einführung von Vorratspflichten für rabat­tier­te Medikamente, Abschaffung von Rabattverträgen für Kinderarzneimittel.
  • 2023: Anpassung des Preismoratoriums, Apotheken erhal­ten erwei­ter­te Möglichkeiten zum Austausch wirk­stoff­glei­cher Präparate.
  • 2024: Aufbau eines Frühwarnsystems beim BfArM gestartet.
  • bis 2025: Evaluierung der Reformen vor­ge­se­hen – ers­te umfas­sen­de Ergebnisse erwartet.

Darüber hin­aus wur­den Rabattverträge und Festbeträge für Kinderarzneimittel abge­schafft und das Preismoratorium angepasst.

Geplant ist außer­dem, euro­päi­sche Produktionsstandorte zu stär­ken und die Vorratshaltung aus­zu­bau­en. Ein Frühwarnsystem beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) soll Versorgungsprobleme schnel­ler sicht­bar machen.

Alltag in den Apotheken

Trotz aller Reformen bleibt der Arbeitsalltag für vie­le Apotheker kom­pli­ziert. Zwar dür­fen sie inzwi­schen wirk­stoff­glei­che Alternativen aus­ge­ben, doch der büro­kra­ti­sche Aufwand ist nach wie vor hoch. Für man­che Präparate wie spe­zi­el­le Antibiotika oder Salbutamol feh­len schlicht Alternativen. Apotheken sind gezwun­gen, im Ausland ein­zu­kau­fen – eine Lösung auf Zeit, nicht auf Dauer.

Warum die Medien kaum Erfolge melden

Die media­le Erzählung ist schnell erklärt: Dort, wo Regale leer blei­ben, hel­fen Versprechungen wenig. Auch wenn die Bundesregierung Reformen beschlos­sen hat, sind deren Effekte bis­lang kaum spür­bar. Produktionsprobleme in China oder Indien wir­ken direkt bis nach Deutschland – und die Abhängigkeit von weni­gen Herstellern bleibt.

Solange sich die Versorgungslage nicht sicht­bar bes­sert, ste­hen in den Schlagzeilen die Engpässe im Vordergrund, nicht die poli­ti­schen Maßnahmen.

Reichen die Maßnahmen aus?

Experten und Praktiker zei­gen sich skep­tisch. Die bis­he­ri­gen Reformen kon­zen­trie­ren sich stark auf Kinderarzneimittel und eini­ge Antibiotika, doch der Gesamtmarkt hat sich nicht stabilisiert.

Gefordert wer­den: weni­ger Bürokratie, mehr Handlungsspielräume für Apotheken und eine stär­ke­re euro­päi­sche Produktion von Wirkstoffen. Erst Ende 2025 ist eine umfas­sen­de Evaluierung der Reformen vor­ge­se­hen. Bis dahin bleibt die Lage für Patienten und Apotheken angespannt.

Die Politik hat gehan­delt – doch die Realität in den Apotheken zeigt, dass es bis­lang nicht reicht. Der Medikamentenmangel ist wei­ter­hin akut, und so berich­ten Medien zwangs­läu­fig eher über die Probleme als über Reformen, deren Wirkung noch auf sich war­ten lässt.

Für Betroffene bedeu­tet das: Unsicherheit, Improvisation und der täg­li­che Kampf gegen lee­re Regale.

Das alles passt ins Bild eines Landes, in dem vie­le (auch poli­ti­sche) Stellen nach viel Tamtam durch Medien zwar Aktivität vor­täu­schen, aber letzt­lich kei­ne posi­ti­ven Veränderungen bewerk­stel­ligt bekom­men. Wer ist für sol­che Fehlmaßnahmen ver­ant­wort­lich? Lauterbach kann es in die­sem Fall wohl nicht sein. 

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