Rückhaltebecken im Wandel – von Betonwannen zu Schwammstädten
Starkregenereignisse haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Straßen stehen binnen Minuten unter Wasser, Keller laufen voll, und Kläranlagen stoßen an ihre Grenzen. Ein zentrales Werkzeug im Umgang mit solchen Ereignissen sind Rückhaltebecken. Doch für welche Mengen sind diese eigentlich ausgelegt – und wie gehen moderne Konzepte damit um?
Klassische Rückhaltebecken – gebaut für die Vergangenheit
In den 1970er- und 80er-Jahren wurden viele Regenrückhaltebecken gebaut, um die Kanalisation bei Starkregen zu entlasten. Meist orientierte man sich dabei an statistischen Regenereignissen, die damals als extrem galten, etwa ein „5‑jähriges Regenereignis“. Das führte zu Becken, die wenige Hundert bis einige Zehntausend Kubikmeter fassen können.
Doch mit dem Klimawandel treten Starkregenereignisse häufiger und heftiger auf. Niederschlagsmengen von 150 bis 200 l/m², wie sie gestern in unserer Region gefallen sind, waren früher eine absolute Ausnahme. Heute müssen viele Städte feststellen, dass die alten Anlagen für solche Extremwetter nicht mehr ausreichend dimensioniert sind.
Moderne Lösungen – mehr Platz für das Wasser
Um den neuen Herausforderungen zu begegnen, werden Rückhaltebecken inzwischen deutlich größer geplant oder modular erweitert. Maßstab sind nicht mehr nur vergangene Niederschlagswerte, sondern aktuelle Klimaprojektionen, etwa die KOSTRA-DWD-Daten.
Zusätzlich setzen viele Kommunen auf neue technische und ökologische Elemente:
- Mess- und Steuerungssysteme, die den Zufluss in die Becken regulieren.
- Retentionsbodenfilter, die Schadstoffe aus dem Wasser entfernen.
- Unterirdische Speicherbauwerke und Retentionsdächer, die auch in dichter Bebauung Wasser zurückhalten können.
- Grünflächen, Mulden und Versickerungssysteme, die als Pufferzonen wirken.
Ressourcenschutz-Siedlungen als Labor der Zukunft
Gerade Ressourcenschutz-Siedlungen versuchen, diesen neuen Bedingungen Rechnung zu tragen. Hier wird Regenwasser möglichst dezentral bewirtschaftet – durch Zisternen für die Gartenbewässerung, begrünte Dächer, offene Mulden und Flächen, die im Starkregenfall geflutet werden dürfen. Das entlastet die Kanalisation, sorgt für mehr Grün im Quartier und hilft zugleich, mit Hitzeperioden besser umzugehen.
Nach dem jüngsten Starkregenereignis mit bis zu 200 l/m² in unserer Region hat sich in den sozialen Medien eine hitzige Diskussion entwickelt. Dabei wird den Planern einer neuen Ressourcenschutz-Siedlung vorgeworfen, Fehler gemacht zu haben – Vorwürfe, die in Wahlkampfzeiten schnell zum politischen Thema werden. Am kommenden Sonntag stehen Kommunalwahlen an, und es bleibt zu hoffen, dass das Bild in den Netzwerken nicht die gesamte Realität verzerrt. Denn klar ist: Die Herausforderungen durch den Klimawandel betreffen nicht nur einzelne Projekte, sondern die gesamte städtische Infrastruktur.
Fazit – Mehr Resilienz für die Städte
Rückhaltebecken sind nach wie vor unverzichtbar, doch sie müssen heute ganz anders gedacht und umgesetzt werden als noch vor wenigen Jahrzehnten. Die Kombination aus zentralen Rückhaltebecken, dezentralen Lösungen und grüner Infrastruktur macht Städte resilienter gegen Starkregen. Ressourcenschutz-Siedlungen zeigen, wie es gehen kann – und wie wichtig ein sachlicher Dialog ist, gerade in Zeiten gesellschaftlicher und politischer Debatten.
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