abgelegt in Gesellschaft

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Boomer-Soli: Verantwortung unserer Generation

Der Boomer-Soli sorgt weiter für Aufregung. Doch statt Empörung könnte und sollte er vielmehr ein Zeichen gelebter Solidarität sein. Eine moderate Belastung der Besserverdienenden (Renter und Pensionäre) im Alter könnte helfen, Altersarmut zu lindern und die Lasten fairer zwischen den Generationen zu verteilen.

Fratzscher hat seine Überlegungen ausführlich beschrieben. Jetzt, nachdem sich der erste Wirbel über seinen Vorstoß gelegt hat. Ich hatte meinerseits versucht, sein Vorhaben nicht ganz so negativ wirken zu lassen, indem ich versuchte, die Wirkungen/Absichten seines Vorschlages zu beschreiben. Reaktionen blieben aus, was nicht unerwartet war. Nichts scheint vielen in diesen Zeiten zweifelhafter als Beschränkungen, die sie selbst betreffen. Wie erwartet, haben sich die Wogen seither nicht geglättet. Die Republik aber insbesondere wir, die angesprochene Boomer-Generation, sind empört. Die Wortwahl Fratzschers sei unangemessen, sagt Kubicki (FDP). Wenn es danach ginge, hätte er (Kubicki) längst für immer schweigen müssen. Sein Guthaben an Unangemessenem halte ich für mehr als ausgeschöpft. Immerhin macht er seine blöden Zwischenrufe nur noch von der Seitenlinie aus.

Wer trägt Verantwortung?

Wer, wenn nicht unsere Generation, soll denn sonst verantwortlich für das sein, was wir erleben oder bald erleben werden? Es ist so bequem, alle Verantwortung „den“ Politikern, „den“ Reichen oder „den“ Medien zuzuschieben. Ich selbst beteilige mich an solchen Schuldzuweisungen auch häufig.

Ungerechte Verteilung

Die Verteilung von Vermögen ist ungerecht. Darüber lamentiert im Grunde die ganze Welt, und zwar immer schon. Da sich das Phänomen verschlimmert und externe Einflüsse wie z. B. die Pandemie die globalen Fortschritte im Kampf gegen den Hunger und die Armut weitgehend zunichte gemacht haben, werden wir uns etwas Neues, Dauerhafteres einfallen lassen müssen. Nicht nur in Deutschlands gibt es arme Menschen.

Willkürlich aus einem Focus herauskopierte Kommentare von so richtig und rundum zufriedenen Deutschen.

meckern labern
Richtig gut, sind wir nur darin…

Ich hätte da mal einen unerhörten Vorschlag zur Güte: Wie wär’s mit Teilen? Ich meine damit nicht die technische Seite, das Umverteilen von unten nach oben (ach nee, andersrum!) bzw. die etwas überkommen und hilflos wirkende Umverteilung, die uns der Staat buchstäblich abnimmt? Insbesondere in christlich geprägten Gesellschaften sind diese Sujets schließlich erlernt – sollte man meinen. Wir haben erlebt, was wir darunter verstehen (auch unter christlichen Werten im Allgemeinen), als es um die gesellschaftliche Tragfähigkeit der Folgen der Migration ging.

Tja, wir sind alle Egoisten, und je ferner uns die Menschen sind, desto weniger machen wir uns Gedanken über die Folgen. So sind wir jedenfalls dorthin gelangt, wo wir heute stehen. Dass es just unsere Generation als Hauptprotagonisten traf, ist natürlich Zufall. Keine davor und danach hat all den Verheißungen des Kapitalismus entsagt, einschließlich der Ignoranz der Konsequenzen unseres Tuns. Erst die letzten Jahrzehnte haben allerdings den Prozess gravierend beschleunigt. U.a. sind die Folgen auf unseren Straßen zu begutachten. Aber wir wollens ja nicht gewesen sein. Und ob die CO-Emissionen wirklich vom Menschen zu verantworten sind, ist manchen ja immer noch einen kontroversen Nachschlag wert.

„Der Boomer-Soli ist kein Bruch, sondern eine Möglichkeit, zentrale gesellschaftliche Versprechen besser einzulösen.“

Verantwortung übernehmen

Nur ist es jetzt eben an uns, den Fehlern und ihren Folgen ins Auge zu sehen und unseren Teil der Verantwortung zu tragen. Vielleicht ist der extreme Widerstand und die typischen Verheerungen auf dem Feld der asozialen Medien sind deshalb besonders krass, weil viele diese Zusammenhänge durchaus erkannt haben und sich (womöglich) schuldig fühlen? Das wäre immerhin ein Anfang.

Es wäre noch einmal anders, würden die Ideen von Prof. Fratzscher bei unseren viel zu häufig unverantwortlichen, leichtfertigen und nur auf ihre Pfründe bedachten Politikern Anklang finden.

Ich denke, ich würde mitmachen. Dabei werden meine Frau und ich eher nicht mal zu den 20 % bis 30 % der verrenteten/pensionierten Bevölkerung zählen, die eine überdurchschnittliche Rente/Pension erhalten. Nur die soll ja Maßstab der von Fratzscher vorgesehenen “Neuverteilung” (Boomer-Soli) sein. Nehmen wir an, wir wären doch betroffen, was bedeutete es, auf 4 % der Rente verzichten zu müssen? Wie viele Rentenerhöhungen in Größenordnungen habe ich in den letzten zehn Jahren bekommen? Ich sage: OK, ich verzichte auf Rentenerhöhungen. Schließlich habe ich (persönlich) in den 10 Jahren davor keine Gehaltserhöhung mehr in solchen Größenordnungen erhalten. Ich kam damit klar, auch wenn es mich – allein aus Gerechtigkeitsgründen – tief getroffen hat.

Die besserverdienenden 20 bis 30 Prozent der Rentner*innen sollten für vier Prozent ihres Einkommens Einbußen in Kauf nehmen – sei es durch Stagnation der Rentensteigerung oder durch stärkere Besteuerung, etwa bei Vermögenseinkünften. Damit trägt er die Forderung eines solidarischen Beitrags mit mehr Schärfe vor.

Quelle

Solidarität statt Empörung

Wenn doch ein so hoher Prozentsatz (84 %) der Menschen im Land ahnt, dass es der nachfolgenden Generation oder den Generationen schlechter geht als uns, sollte das Antrieb genug sein, um solchen solidarischen Maßnahmen etwas Positives abzugewinnen.

Abgesehen davon, dass es einige Aspekte gibt, die dafür sprechen (ich habe im oben verlinkten Artikel einige zusammengestellt), suchen wir doch händeringend nach neuen Ansätzen, um die Rente + Pension zukunftssicher zu machen. Wollen wir das wirklich der Politik überlassen oder nicht doch lieber Wissenschaftlern? Da könnte es ruhig mehr Bewegung geben und zwar möglichst nicht nur von solchen, die eher neoliberalen Überzeugungen anhängen.

Mehr Mut zur Solidarität

Solidarität wäre das, was wir brauchen. Auch, wenn es um Fratzschers zweiten Vorschlag, also dem Pflichtjahr für Rentner und Pensionäre, geht. Dass der Sozialverband Deutschland das als „respektlos“ bezeichnet, zeigt, in welche Richtung dieser Sozialstaat abdriftet. Die Linkspartei träumt davon, alle Probleme zu lösen, indem endlich die Vermögenssteuer, am besten zusätzlich die Erbschaftssteuer erhöht wird. Ich lese, Linke (Ines Schwerdtner) träumen davon, dass über 100 Mrd. Euro bringen könnte. Dabei werden es unter realistischen Bedingungen wahrscheinlich keine 20 Mrd. Euro werden. Abgesehen davon würde der Bürokratieaufwand die enorm komplizierte Erhebung den Nutzen wenigstens zum Großteil verschlingen.

Wo sind ernst gemeinte und tragfähige Konzepte? Fratzscher hat eins vorgestellt und die Prügel dafür bezogen. Dem haben wir’s jetzt aber gezeigt! Nur bringt uns das derweil kein Stück voran.

Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

- alleiniger Autor dieses Blogs -

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

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6 Gedanken zu „Boomer-Soli: Verantwortung unserer Generation“

  1. Mich wundert an dieser gesamten Diskussion nur, daß offenbar niemand auf die Idee kommt als Alternative an funktionierende Systeme (Zum Beispiel Österreich?) zu denken, die hier sehr schnell eingeführt werden könnten und dann in ein paar Jahren Stabilität bringen würden.
    Weiter oben ist zu lesen

    „.. Da könn­te es ruhig mehr Bewegung geben und zwar mög­lichst nicht nur von sol­chen, die eher neo­li­be­ra­len Überzeugungen anhängen ..“

    – die Lösung dafür ist ebenfalls einfach: Einbeziehung aller politischen Amtsträger in diese neue Regelung der Altersversorgung!

  2. Egal was wir jetzt diskutieren, der Boomer-Soli von Fratzscher wird in der einen oder anderen Form höchstwahrscheinlich verwirklicht werden. Durch Nullrunden ab einer bestimmten Rentenhöhe oder ähnliches wird man versuchen, das System noch ein bisschen länger am Laufen zu halten.
    Als einer, der eher neo­li­be­ra­len Überzeugungen anhängt, kratze ich mich bei dieser Diskussion am Kopf. Meine Rente ist kein Almosen, sondern eine Versicherung in die ich einzahlen musste, ob ich wollte oder nicht. Wäre ich nicht rentenversicherungspflichtig gewesen, hätte ich durchaus Ideen gehabt, wie ich mit diesem Geld für mein Alter vorsorgen kann.
    Nun kommt der Staat und erklärt mir, dass er meine Beiträge zwar gerne genommen hat, es mit der Auszahlung der versprochenen Leistung aber Probleme gibt. Ist das Boomer-Egoismus?
    Zum verpflichtenden sozialen Jahr für die Boomer: Die meisten Rentner, die ich kenne, engagieren sich auch jetzt schon: In Vereinen, im sozialen Bereich, in der Nachbarschaftshilfe. Eine Verpflichtung würde meiner Meinung nach herzlich wenig ändern. Die, die sich ohnehin engagieren, machen einfach weiter (oder schmeißen aus Trotz den Krempel hin). Die, die nichts machen, werden Mittel und Wege finden, um die Verpflichtung zu umgehen, beispielsweise aus Gesundheitsgründen. Der einzige Effekt wären tausende neue Beamtenstellen, um das zu koordinieren, was jetzt von selber läuft.

🚪 Kommentiert gern – aber bitte mit Herz.