Das System ist so etwas von krank

Was die Staatslenker der EU ihrer Bevölkerung abverlangen, ist mehr als eine große Zumutung. Es klingt lächerlich, dass wir in Deutschland erklärt bekommen, wie toll es wäre, dass endlich mal eine Frau EU-Kommissionspräsidentin würde. Da sei das Parlament vor, auf das ich diesbezüglich im Moment all meine Hoffnungen setze.

Aber vermutlich geht auch diese Personalie durch. Sie scheint “diplomatisch” wirklich gut vorbereitet zu sein. Oder beruht der Deal mit dem spanischen Sozialdemokraten als EU-Präsident auf etwas anderem als dem Kalkül einen Ausgleich für die sperrigen Sozialisten im EU-Parlament zu schaffen?

Abgesehen davon, dass der Widerstand in Deutschland gegen Verteidigungsministerin von der Leyen aus sehr nachvollziehbaren Gründen weiter zunimmt, sind die übrigen EU – Personalien, offenbar auf dem dunklen Hinterhof eines Hinterzimmers entschieden worden. So unverfroren sind sie, das sicher viele EU-Europäer zwischen ohnmächtiger Wut und endgültiger Aufgabe ihrer Vorstellung von einer sich zum Positiven entwickelnden Europäischen Union schwanken.

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Journalisten erklären, dass Merkel seit Monaten einen rapiden Machtverlust erlitten hat, um nach von der Leyens Nominierung das exakte Gegenteil zu schreiben. Irgendwo las ich: Die Macht ist zurück. Gemeint ist Merkels Macht. Ach, darum gings also?

Angeblich – wer soll das eigentlich glauben? – hätte der Pole Tusk die Personalie ins Spiel gebracht und Merkel sei daran völlig unbeteiligt gewesen.

Hoffentlich wird die SPD sich jetzt ein Herz fassen und auf Basis dieser Ungeheuerlichkeit die Notbremse ziehen. Dass Gabriel heute die Forderung nach Beendigung der Koalition gestellt hat, muss kein Hindernis sein. Auch er kann ja mal was Richtiges sagen.

Ich finde, damit hat sich Merkels endgültig disqualifiziert. Sie muss jetzt abgelöst werden. Hoffentlich erkennt man das in der Union ebenfalls.

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Wenn ein ausgewiesener Freund der Europäischen Union diesen Tweet aus Frust und Wut raushaut, sagt das über das Gefühlsleben derjenigen etwas aus, die sich als Pro-Europäer für die Europäische Union sonst so ins Zeug legen.

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Die Einfalt und Verantwortungslosigkeit in der Merkel diese Entscheidung zumindest bedenkenlos mitzuvertreten hat, sagt viel über ihr mehrmals nachgewiesenes Unvermögen aus, die Reaktionen auf ihre Personalentscheidungen richtig vorauszusehen. Natürlich fällt jedem der Name Maaßen dazu als erster ein. Sie hätte Seehofer stoppen müssen!

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Wer stoppt diese Brüsseler Charade? Hoffentlich macht das EU-Parlament das nicht mit und hoffentlich wird der Druck durch die nationalen Parlamente enorm groß sein.

Mit solchen Politikern in der Spitze der EU lässt sich kein Staat machen.

Ich habe mich über die Fotos der EU-Gegner im Parlament aufgeregt, die beim Abspielen der Europahymne mit dem Rücken zum Plenum standen. Das war fies und unangemessen. Die Personal-Entscheidungen der Staats- und Regierungschefs sind nicht besser.

Spitzenkandidat als Lockvogel für blöde Deutsche

Nennen wir das, das in Brüssel heute “ausgehandelt” wurde, bitte beim Namen! Das Prinzip des so genannten “Spitzenkandidaten” war ein Taschenspieler- ein Winkeladvokatentrick mit dem deutsche WählerInnen an die Urnen gelockt wurden.

Manfred Weber war nicht mein Kandidat als Chef der EU-Kommission. Trotzdem verband man ihn mit der Kandidatur für dieses Amt. Natürlich war es schon vor den Wahlen bekannt, dass der Mann nicht gesetzt war, sondern höchstens als Vorschlag im Raum stand. Aber richtig klar war es nicht. Jedenfalls denen nicht, die nicht wussten, dass der europäische Rat das Vorschlagsrecht für diese Position hat und das europäische Parlament auf seinen Vorschlag hin die Wahl durchführt.

Hier hat meine Reise im letzten September als Spitzenkandidat begonnen, hier endet sie

Manfred Weber, heute in Straßburg (EVP-Fraktionssitzung)

Das ist ärgerlich. Trotzdem muss man es sich selbst ankreiden, wenn man diesen wichtigen Teil der EU-Statuten nicht kannte. Geschenkt!

Ich habs gewusst und bin trotzdem sauer.

Die lückenhaften Informationen zum europäischen Reglement sollte man sich fairerweise anrechnen lassen.

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Aber der Eindruck, den die deutschen Unionsparteien während des Wahlkampfes aufrechterhalten haben, ist eine andere Geschichte. Außerdem ist der Kandidat Manfred Weber, der seine Chancen hoffentlich richtig eingeschätzt hat, jetzt beschädigt. Als Politiker und leider auch als Mensch. Und zwar natürlich auch dann, wenn diese Beschädigung darauf zurückzuführen ist, dass die Leute immer noch nicht wissen, dass das Regelwerk nur für die Galerie konstruiert wurde.

Die Wirkung ist die, dass in den Brüsseler Hinterzimmern das Personaltableau so zurechtgezimmert wurde, bis es den nationalen und persönlichen Interessen der so genannten Staatslenker am Ende mundgerecht erschien.

Das hat mit Demokratie und mit transparenten Verfahren so wenig zu tun, dass ich mir heute geschworen habe, nie wieder zu solchen Wahlen zu gehen. Nie wieder!

Ich war schon einmal soweit und habe es mir nur anders überlegt, weil ich dabei helfen wollte, den Rechtsruck aufzuhalten. Das ist ein bisschen gelungen.

Trotzdem stecken sie dem EU-Parlament heute schon ihre Ärsche entgegen, die Idioten.

Die EU war auch mein Projekt. Aber es hat keine Unterstützung mehr verdient, finde ich. Da wird – aus welcher “politischen Notlage” heraus auch immer – eine Politikerin nominiert, deren Reputation derart angeknackt ist, dass man sich nur schütteln kann. Und so jemand, der in Berlin kurz vor der “Ausmusterung” stand, wird für dieses herausgehobene, wichtige Amt vorgeschlagen. Das ist inakzeptabel!

Ich habe Politik so satt. Hoffentlich lehnt das EU-Parlament diese schreckliche Personalie ab und zwingt die Staats- und Regierungschefs zu neuerlichen und hoffentlich sehr langwierigen “Beratungen”. Die sollen sich ihre Ärsche plattsitzen.

Leider werden die Sozialisten, die so klingen, als würden sie den “Vorschlag” nicht mittragen wollen, werden wohl einlenken, weil in den Hinterzimmern Brüssels bestimmt die eine oder andere Zusage gemacht wurde, die sie “überzeugen” könnte.

Böses Blut zwischen Europäern

Es ist verstörend, was ich über die Reaktionen vieler Italiener auf Carola Racketes Seenotrettung lese. Die Wut vieler Italiener scheint nicht nur auf angeblich illegalen Handlungen von Kapitänin Rackete zu basieren.

Es geht augenscheinlich um längerfristige Befindlichkeiten. Soll heißen: die in den letzten Jahren wieder sichtbarer gewordenen Ressentiments der Italiener gegenüber uns Deutschen, haben nicht nur mit Angela Merkels Flüchtlingspolitik zu tun oder mit der restriktiven Finanzpolitik Deutschlands innerhalb der Europäischen Union. Es gibt vielleicht so etwas wie eine Tradition von Ressentiments. Und vielleicht beruht diese ja auf Gegenseitigkeit? Nun, wahrscheinlich ist es so. Und Salvini nutzt die Gunst der Stunde. Nationalisten machen das.

Matteo Salvini hat mit Vehemenz daran gearbeitet, die Vorbehalte gegen eine migrationsfeindlicher Politik anwachsen zu lassen.

Der Kosmopolit hat es in solchen Diskussionen schwer. Auch deshalb, weil Nationalisten ihm vorneweg fehlenden Patriotismus vorhalten und damit bei seiner Klientel leicht punkten kann. Universelle Menschenrechte bedeuten solchen Leuten wenig. Das eigene Leben und das der eigenen Leute steht hoch im Kurs. Viel höher als das von irgendwelchen Fremden, die doch eigentlich nur Ärger machen.

Salvini nutzt die Spaltung innerhalb der Gesellschaft und schlachtet ganz normale Meinungsunterschiede politisch aus. Schlimmer noch, er eskaliert sie. Es schwingt immer der Gedanke mit, dass alle Narrative der Rechten darauf angelegt sind, die Spaltung der jeweiligen Gesellschaft zu betreiben und für ihre Zwecke zu nutzen.

Italien klebt am Fliegenfänger der Nationalisten, weil eine Mehrheit hofft, dass linke und rechte Populisten in einer gemeinsamen Regierung “es” richten werden. Sorry: Wie verzweifelt muss man wohl sein, um diesen Entwurf zu wählen?

In anderen europäischen Ländern kommen Nationalisten und Autoritäre auf, die Stimmenzuwächse sind unübersehbar.

Die aktuellen Umfragen zu den deutschen Landtagswahlen im Herbst kündigen schwierige Zeiten an. Wie Rechten freuen sich, dass die “Alt-Parteien” ihre Quittung bekommen. Ich finds furchtbar. Aber so geht Demokratie nun einmal. Dass die etablierten Parteien sich nicht mit Ruhm bekleckert haben, ist offensichtlich. Sie setzen die falschen Schwerpunkte.

Wie allerdings unter solchen Voraussetzungen handlungsfähige Regierungen gebildet werden können, bleibt abzuwarten. Voraussagen für den Bund sind heute nicht zu wagen.

Liebe SPD, natürlich ist wichtig, soziale Ungerechtigkeiten zu bekämpfen aber andere Themen scheinen den Menschen wichtiger zu sein!

Alle Themen rund um die Migration sind, anders als viele es sich wünschten, in der Arbeit der etablierten Parteien, nur als Hintergrundrauschen wahrzunehmen.

Viele Probleme werden abgestritten, kleingeredet oder abgewürgt. Die Medien “helfen” nicht dabei, dass die offenen Fragen immer wieder aufs Tablett kommen. Nicht, dass Kritisches vollständig ausgeblendet oder darüber nicht berichtet würde. Es fehlt die Nachhaltigkeit und die Perspektiven von verschiedenen Seiten.

Ich glaube, es war Robert Habeck, der kürzlich in einem Interview sagte, dass viele Leute das Gefühl hätten, die Politik kümmere sich nicht um die Folgen ihrer Entscheidungen. Genauso empfinde ich das auch.


aus Teilen der italienischen Bevölkerung schlägt Rackete erstaunlich starker Hass entgegen – und da nicht erst, seit sie das Boot der Finanzpolizei touchierte. Längst steht sie für viel mehr als eine Kapitänin, die Migranten auf italienischen Boden gebracht und damit erneut die europäische Debatte über den Umgang mit Seenotrettung auf den Tisch gebracht hat. Für viele Italiener ist sie ein Symbol für all das, was ihnen nicht passt: eine Deutsche, die sich in italienische Angelegenheiten einmischt und so vermeintlich Italiens Souveränität infrage stellt – und dann ist sie auch noch eine Frau.

Italiener über Carola Rackete: „Weiß, deutsch, reich“ – und eine Frau – WELT

Bei vielen Italienern brechen überwunden geglaubte Ressentiments gegen Deutsche auf. Carola Racketes vermeintliche “Verfehlungen” scheint dafür ein Vehikel zu sein, so beschreibt es der “Spiegel” jedenfalls.

Wie ist es möglich, dass der gleiche Mensch wegen der gleichen Handlung für die einen eine Heldin ist und für die anderen ein Verbrecher?

„Wer Menschenleben rettet, kann nicht Verbrecher sein“ 

Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident Deutschland

Wir erleben beide Sichtweisen nicht nur in Italien, sondern auch in Deutschland. Wahrscheinlich ist das auch in Ländern, die nicht direkt betroffen sind, nicht anders. Wieder polarisiert ein Thema, das direkt mit der Migrationspolitik Deutschlands zu tun hat.

Die Vorbehalte in Italien gehen wesentlich auf Innenminister Matteo Salvinis Politik zurück. Er stärkt den Nationalismus und spielt in Italien mit den Feindbilder europäische Union und Deutschland. Deutschland ist ihm ein willkommenes Ziel für seine fremdenfeindlichen Parolen.

Salvinis rechtspopulistische “Lega” steht der AfD nahe. Sie bilden mit anderen Rechtsparteien im europäischen Parlament eine gemeinsame Fraktion.

Die hohe und noch anwachsende Zustimmung der italienischen Bevölkerung zur Politik der Lega stärkt die Regierung aus Lega und Movimento 5 Stelle. Den Nationalisten ist eines gemein: für sie zählt weniger der einzelne Mensch, sondern die Volksgemeinschaft. Wer in dieser Hinsicht als Fremdkörper wirkt, hat diese Leute gegen sich.

Für mich ist die Position der Rechten (egal, ob Lega oder AfD) menschenfeindlich.

Es ist zu passiv, wenn wir sagen, dass das Menschenbild dieser Leute nicht auf den Prinzipien europäischer Werte basiert. Außerdem gibt die europäische Union gerade in dieser Beziehung ein schreckliches Bild ab. Sie ist kein Vorbild, kein Projekt, das sich mit Auszeichnungen schmücken darf.

Ein Problem, das wir zur Kenntnis zu nehmen haben, ist, das die oft kleinlichen Streitigkeiten der Nationen miteinander, eigentlich nur denen gefallen kann, die die Europäische Union

Ob sich die vermeintlichen gemeinsamen Werte an die Menschen vermitteln lassen, ist für den Weiterbestand der EU und den Zusammenhalt der sie tragenden Gesellschaften aus meiner Sicht von fundamentaler Bedeutung. Wenn es so weitergeht wie es im Augenblick ist, sehe ich dafür keine Chance.

Nun, ich höre, dass Ursula von der Leyen neue Kommissionspräsidentin der EU werden soll. Wenn das so ist, ist ja der Grundstein dafür gelegt, dass wir diese schlimme Phase der EU-Geschichte bald hinter uns lassen werden. Warum bin ich eigentlich wählen gegangen? Noch nie habe ich mich derart verarscht gefühlt. Offensichtlicher kann man fehlenden Respekt dem Wähler gegenüber wohl gar nicht ausdrücken.

Die Grünen weichen aus

Die Occupy – Bewegung und ihre umstürzlerischen Vorstellungen zum Kapitalismus hatte eine Weile Hochkonjunktur. Das war durch die Folgen der Finanzkrise 2009 vielleicht unausweichlich. Selbst gestandene konservative Journalisten beschrieben ihre Zweifel an der Wirtschaftsordnung

Der Hype um Occupy ist längst vergessen und auch Charles Moore wird die Fassung wiedergewonnen haben.

Nach Fukushima erreichen die Grünen bis dahin ungeahnte Umfragewerte. Diese verschwanden so schnell wie sie entstanden waren. Die Sprünge und Abbrüche beim Zuspruch für die Grünen können Sie hier wunderbar ablesen

Ich frage mich, ob es nicht naheliegend ist, dass der aktuelle Hype um die Grünen ebenso verpufft? Verstanden habe ich, dass den Grünen beim Thema Klimawandel die größte Kompetenz zugestanden wird. Aber wie sieht es damit aus, wenn man in die Details geht? Keine Partei – auch nicht die Grünen – haben bisher konkrete Pläne zur (gewünschten) CO2-Besteuerung vorgelegt! Wie ist das möglich? Warum schrecken die Grünen vor der Benennung konkreter Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels zurück? 

Ganz einfach. Wenn man sich die Zahl der SUV-Neuzulassungen in Deutschland anschaut und Herrn Ulf Poschardts (Welt) Waterloo wegen seines ganz aktuellen kritischen Beitrages zum Verhalten der potentiellen Käufer dieses Umweltvernichtungsautos zu Gemüte führt, ahnt man, was die Grünen daran hindern dürfte, den doch wohl zu Recht geforderten konzeptionellen Beitrag zum Thema, der Öffentlichkeit vorzulegen. 

Ich habe für meinen Teil eine Ahnung, welche Reaktionen konkrete Maßnahmen in der Bevölkerung auslösen würden. Die höchstens nebulös angeklungenen grünen Vorstellungen über Einschnitte ins persönliche Leben der Menschen wird ein böses Erwachen auslösen. Dabei ist schon klar, dass der Klimaschutz für ganz viele Leute ein wichtiges Thema ist. Wie es aber aussehen würde, wenn in der Folge konkreter Maßnahmen eine große Zahl von Arbeitsplätzen verloren gingen, ist eine total andere Frage. Dieses Risiko gehen wir aber ein, wenn wir uns das Tempo der Grünen und ihrer begeisterten Unterstützer aufzwingen lassen würden. 

Ich hoffe auf die anderen Parteien, die AfD ausdrücklich ausgenommen. Hoffentlich behalten sie den Rückhalt der Wähler bzw. verlieren nicht noch mehr an Zustimmung. Die nach den Wahlen in Ost-Deutschland zu erwartenden Verwerfungen und die damit verbundene Dynamik könnte das Land destabilisieren.

Die Hinterzimmerpolitik der EU feiert fröhliche Urständ

Die Wahlbeteiligung war hoch. Viele Menschen setzen auf die EU und viele wollten durch ihre Stimmabgabe ein Zeichen für die EU und gegen den Nationalismus setzen.

Das ist nicht ganz gelungen, wenn man sich beispielsweise den Wahlsieg des ehemaligen Front National in Frankreich ansieht und die neue Größe der rechtsextremen Fraktion im EU-Parlament.

Es gab Anlass zu hoffen, dass “die Politiker” verstanden hätten und demokratische Reformen der EU angingen. Nach den Ereignissen der letzten Wochen wirkt diese Hoffnung beinahe lächerlich. Das kleine Stück angetäuschter Demokratisierung, das mit dem Prinzip der Spitzenkandidatur daherkam, hat sich nach den Entscheidungen des EU-Parlaments und des Europäischen Rates bereits wieder erledigt. Weder Weber, noch Timmermans, noch Vestager werden Kommissionspräsidenten/in! Das machen die Staats- und Regierungschefs im Europäischen Rat unter sich aus. Die Hinterzimmerpolitik lebt wieder auf. Wenn sie überhaupt je im Verschwinden begriffen war.

Dass diese Praxis in Wahrheit nie aufgegeben wurde legt schon der Verdacht nahe, dass über den Europäischen Rat auf die Parteienfamilien des Europaparlaments eingewirkt wurde, um die dem Wahlvolk als Spitzenkandidaten vorgeführten PolitikerInnen nicht zum Zug kommen zu lassen. Gegenüber der Öffentlichkeit macht es sich natürlich besser, wenn nicht der Europäische Rat den schwarzen Peter zugeschoben kriegt, sondern das nicht gerade glänzende Aushängeschild der Demokratie, das Europäisches Parlament, vor der Entscheidung des Europäischen Rates bereits klarstellt, dass keiner der dem Volk vor den Wahlen angepriesenen KandidatenInnen je auch nur ein Chance hatte, Kommissionspräsident zu werden.

Ich nenne das Betrug am Wähler. Auch wenn in den Medien im Vorfeld der Wahl immer wieder darüber spekuliert wurde, dass Manfred Weber (aus Gründen) nicht EU-Kommissionspräsident würde.

Wie sich die EU in Sachen Klimaschutz aufführt, ist ebenso ärgerlich wie erwartbar. Die Politiker aus Polen vertreten die Interessen einer Kohleindustrie, die im weltweiten Vergleich vergleichbare “Hindernisse” für die Klimajünger des FFF darstellen wie China und Indien. Millionen von Menschen sichern durch diesen Wirtschaftszweig ihre Existenzen. Wie können wir nur so blauäugig sein und annehmen, dass sich durch unser “leuchtendes Beispiel” an diesem Faktum kurzfristig oder mittelfristig etwas ändern könnte?

Macron und Merkel – eine erkaltete Liaison

Dass ein Emmanuel Macron, vermutlich aus innenpolitischen Gründen, soweit geht, die zaghaften Demokratisierungsfortschritte der EU zu torpedieren und dass Angela Merkel dies durch ihr Beispiel unterstützt, muss Pro-Europäer traurig und nachdenklich machen.

Wenn ich nun lese, dass aus Deutschland Namen wie von der Leyen oder Altmaier für höchste EU-Ämter ins Spiel gebracht werden, brauche ich nicht sehr kleinlich sein, um die Entwicklung ausgesprochen destruktiv zu finden.

Am Ende wird alles darauf hinauslaufen, dass Macrons Favorit, Michel Barnier, neuer EU-Kommissionspräsident wird und sich Merkels Favorit für den Chefposten der EZB, Jens Weidmann durchsetzen wird. Das ist genau die Art von Hinterzimmerpolitik, die undemokratischer nicht sein könnte und die die Europäer mit ihrer Wahlentscheidung bestimmt nicht gewollt haben!

Thomas Matterne

Link: Emmanuel Macron, Europas neuer Superschurke – Der Konservative

Kirschpfannkuchen

In meinem Fall hat #FridayForFuture das verschüttete (verdrängte) Bewusstsein darüber, dass es so nicht weitergehen kann, wachgerüttelt. Für meine Frau kann ich das ebenso behaupten wie für Teile meiner Familie. Für Freunde und Bekannte auch.

Klar ist, dass Verhaltensänderungen des Einzelnen kaum etwas ausmachen. Aber darum geht es auch nicht. Gut ist, dass viel frischer Wind aufgekommen ist. Gut lüften, das wird uns in Deutschland in der kommenden Woche bei den vorhergesagten Temperaturen (ca. 40 Grad) klar werden, tut gut.

Als Kinder hatten meine Schwester und ich das Glück in einer wunderschönen Umgebung aufzuwachsen. Unser Vater war Gärtner. Wir hatten Obst und Gemüse satt.

Fleisch konnten wir uns nur einmal die Woche, am Sonntag, leisten oder höchstens mal ganz ausnahmsweise. Das war dann Bratwurst, falsches Kotelett oder Hackbraten. Als gute Katholiken war der Freitag grundsätzlich fleischfrei. Das sollte man generell wieder einführen! Fisch war damals zu teuer. Deshalb war eine Milchsuppe (Knubbelbrei, Puddingsuppe oder Milchreissuppe) obligatorisch. Danach gab es – je nach Saison – einen Schnibbelkuchen, einen Pfannkuchen und hin und wieder echte Reibekuchen.

Die variantenreichste Ausführung bot der Pfannkuchen. Den machte meine Mutter mit Speck (für Papa) und für sie, Anne und mich waren es die geliebten Pfannkuchen mit Kirschen, Äpfel, Pflaumen oder Beeren. Zur Milchreissuppe nahmen wir manchmal Trockenobst. Ich war damals kein starker Esser. Essen glich damals eher einer Zwangsmaßnahme. Die Zeiten haben sich geändert. ?

In diesem Jahr haben wir etliche Male Spargel gegessen. Ich esse dazu am liebsten ein kleines Steak oder Schweinelendchen. Aber in diesem Jahr haben wir es meistens ein bisschen anders gemacht und ihn entweder nur mit Kartoffeln oder mit etwas Schinken (rot und gekocht) gegessen. Statt der üblicherweise bevorzugten Sauce Hollandaise haben gute Butter verwendet.

Diese Woche gab es Pfannkuchen mit frischen Kirschen. Während des Essens fiel mir ein, dass wir erst Juni haben. Also fragte ich meine Frau, woher denn die Kirschen kämen. “Aus der Türkei”, antwortete sie mir. “Oh”, erwiderte ich. “Ein Schlag für unseren ökologischen Fußabdruck”.

So ist das jetzt in Zeiten des Klimawandels und FFF.

Wenigstens denken wir im Hause Schulte darüber nach, was wir kaufen und sind uns bewusst, dass Kirschen aus der Türkei nicht nur aus politischen Gründen ein bisschen kritisch zu bewerten sind.

Es hätte deutsche Kirschen geben müssen. Schließlich ist seit Ende Mai Kirschenzeit hier in Deutschland. Warum sie nicht angeboten wurden? – Ich weiß es gerade nicht.

Die Pfannkuchen waren jedenfalls lecker. Und bald sind ja auch bei uns die Spät-Kirschen reif. Ja, ich kann fleischlose Wochen überleben. Ich weiß das.

Halten Facebook & Twitter bis ich gelernt habe, andere Meinungen zu ertragen?

Die ekligen Kommentare nach der Ermordung des Kassler Regierungspräsidenten Lübcke haben die Diskussion darüber aufleben lassen, wie wir miteinander umgehen und übereinander sprechen.

Die sich ergebenden Fragen zielen nicht nur auf die sozialen Netzwerke ab, sondern sie beziehen auch auf unser reales Leben. Viele finden es nicht gut, dass der Ton immer rauer wird und Menschen, die für uns alle einen wertvollen Dienst leisten, verbal und körperlich angegriffen werden. Ich denke dabei an Feuerwehrleute, Polizisten, Rettungssanitäter oder Ärzte.

Die Politik steht dieser Entwicklung in unseren offenen Gesellschaften nach meinem Gefühl doch arg hilflos gegenüber. Was soll man da auch tun, wenn alle für sich beanspruchen im Recht zu sein? Und so ist es doch, wenn wir ehrlich miteinander sind.

Taubers Irrweg

Ich finde, man kann das an Peter Taubers unglücklicher Forderung nach Anwendung von Artikel 18 des Grundgesetzes sehen. Es gab ja auch schon davor laute und “robuste” Diskussionen darüber, ob und wenn ja, welche Mittel der Staat einsetzen soll, um Hetze in Netz und Gesellschaft entgegenzuwirken. Leider hilft es wenig, dass wir Gesetze für sowas haben. Die Leute geraten trotzdem (oder deshalb?) schnell – vielleicht sogar immer schneller – außer Rand und Band.

Das so genannte Netzdurchdringungsgesetz hat, würde ich aus dem Gefühl behaupten, kein Stück Verbesserung unseres Benehmens bewirkt.

Die Unzufriedenheit mit temporären Sperren und Ausschlüssen aus den sozialen Netzwerken treffen alle. Und alle fühlen sich ungerecht behandelt. So sind wir!, und entsprechend laut werden die Beschwerden über diesen “Blödsinn” adressiert.

Dabei hatten sich viele eingebildet, diese Maßnahmen würden immer die “Richtigen” treffen.

Diskussionen flammen wieder auf

Dass die Intensität angesichts des Mordes an Herrn Lübcke zunimmt, ist deshalb kein Wunder, weil die Schuld für die schreckliche Gewalttat denen zugeschrieben wird, die sich mit massiven Vorwürfen an Lübckes Äußerungen zugunsten geflüchteter Menschen abgearbeitet haben.

Lübckes Äußerungen aus dem Herbst 2015 haben viele als Provokation aufgefasst oder als eine von vielen Zurück- und Zurechtweisungen von Leuten, die sich klar gegen die merkelsche Flüchtlingspolitik gestellt hatten. Ein Problem, das Politiker nicht einmal im Ansatz angegangen sind. Ich fordere nicht, dass man den Gegnern der praktizierten Politik mit einer anderen Flüchtlingspolitik “entgegenkommen” sollte, obwohl genau das durch den Bundesinnenminister Seehofer mit ausdrücklichem Einverständnis der GroKo vollzogen wurde. Vielmehr hätten eindeutige Fehlentwicklungen durch die Flüchtlingspolitik benannt und abgestellt oder wenigstens das Gegenteil plausibel erklärt werden müssen. Aber dazu hat die Politik bis heute nicht den Mumm.

Dass Herr Lübcke es sich erlaubt hat, den wütenden Kritikern der Flüchtlingspolitik die Ausreise aus Deutschland nahezulegen, überstieg für viele dieser Leute das erträgliche Maß. Eine Entwicklung, der die politische Ebene nichts entgegenzusetzen hatte.

Damals musste die Polizei Herrn Lübcke Personenschutz gewähren, weil die Drohungen gegen ihn überhandnahmen. Später, so fanden die zuständigen Sicherheitsbehörden, war dieser Personenschutz nicht mehr erforderlich. Ich vermute einmal, dass Herr Lübcke damit persönlich sehr einverstanden gewesen ist. Schließlich ist es sicher nicht vergnügungssteuerpflichtig, bedroht und deshalb ständig von Beamten beschützt zu werden.

Der Mord an Herrn Lübcke wird aufgeklärt, und ich möchte hoffen, dass sich bei den Ermittlungen der Generalbundesanwaltschaft nicht herausstellt, dass hier ein dem NSU vergleichbares Netzwerk aktiv wurde. Die Unsicherheit im Land würde ansonsten vermutlich stark zunehmen.

Dass neben Rechtsextremen auch salafistische und linksextreme Gruppen in unserem Land ihr Unwesen treiben, ist der Öffentlichkeit hinlänglich bekannt. Würde bestätigt, dass erneut ein rechtsextremes Netzwerk aktiv geworden ist, stünden spätestens die Alarmsignale auf dunkelrot. Und zwar in den verschiedenen Lagern mit gegeneinander gerichteten Intentionen. Dabei wird bereits heute die Diskussion wenig umsichtig und wenig sachgerecht geführt.

Der verbale Schlagabtausch via Facebook, Twitter etc. über die strittigen Fragen, die uns BürgerInnen in diesem Zusammenhang aufregen, hilft ebenso wenig wie Diskussionen auf anderen Internetkanälen oder im privaten Bereich. Schließlich sprechen Soziologen von einer selten dagewesenen Polarisierung der Bevölkerung. Das Internet scheint – das behaupten seine unkritischen Verteidiger – nur der Spiegel einer an diesem Punkt gespaltenen Gesellschaft zu sein. Ich glaube, dass das Internet großen Einfluss auf die verbale Radikalisierung der Diskussionen hat. Die sprachliche Entgrenzung und Kommunikation wäre ohne das Internet nicht auf diesem Niveau. Aber das möchte keiner hören, weil wir ja ohne Internet nicht mehr leben könnten und es auch gar nicht wollten.

Die traurigen Zeugnisse so genannter Meinungsäußerungen nach dem Tod von Herrn Lübcke waren abscheulich. Sie sind überwiegend sehr kurz gehalten. Ich möchte mich damit beruhigen, dass viele dieser Sätze aus arg limitierten Hirnen entsprungen wären. Wahrscheinlich haben viele ihrer “Schöpfer” nicht daran gedacht, dass ihre vor vier Jahren gegen Herrn Lübcke ausgestoßenen Drohungen mit dazu beigetragen haben können, dass einer ihrer Partner im Geiste oder eine im Untergrund aktive Gruppe ihre ein oder zwei Sätze als Motivation für die schreckliche Mordtat verstanden haben.

Insofern verstehe ich auch die AfD Leute nicht, die sich zu Unrecht mit der Tat in Verbindung gebracht sehen. Frau Erika Steinbach hat sich heute in einem Tweet betroffen geäußert. Sie habe den Mord an Herrn Dr. Lübckes Tod deutlich verurteilt, schrieb Steinbach. Ja – und wie war das vor vier Jahren? Da ließ sie unsägliche Kommentare, die ihre Fans zu einem ihrem Tweets “losgelassen” hatten, im Netz stehen. Warum tat sie dies? Wohl, weil sie sich als Kämpferin für die Meinungsfreiheit verstand. Wie man das einordnet, muss jeder selbst wissen.

Natürlich existiert eine Verantwortung dafür, dass man bestimmte Texte oder Kommentare ins Netz schickt. Nicht nur juristisch, sondern darüber hinaus auch moralisch. Wenn Schreckliches passiert, sollten wir dazu in der Lage sein, das eigene Verhalten wenigstens kritisch zu reflektieren.

Das gilt für uns alle. Denn nicht nur Rechte schicken unerquicklichen Müll ins Netz.

Die Frage, die sich für mich stellt, ist nicht die, ob das bescheuerte Netzdurchdringungsgesetz Wirkung entfalten könnte, sondern ob ich die “Meinungsäußerungen”, die mir zuwider sind, zu ertragen lerne. Vielleicht sind Facebook und Twitter bis dahin allerdings schon Geschichte?!

Versuchen wir es mal ganz anders

Peter Taubers Appell (für Felix Krautkrämer von der Jungen Freiheit ist es ein “totalitärer Traum“) hat es in sich. Es ist also kein Wunder, dass er schwere Kontroversen auslöst. Ganz rechte Medien interpretieren Taubers Aussage auf ihre Art, in den sozialen Medien ist was los.

Die “Abstimmung” über den Artikel von Peter Tauber bei Welt – Online wirft ein bezeichnendes Licht auf die Einstellung ihrer LeserInnen. Alle Autoren, die dort etwas von sich geben, das nicht zur rechten Weltsicht passt, werden negativ “bewertet”. Und zwar ohne Ausnahme (sic?).

Welt Online könnte sich eine andere Leserschaft wünschen. Eine, die sie verdient hätte? Von den Kommentaren übrigens muss ich gar nicht erst anfangen. Meine eigenen Kommentare gehen dort häufig nicht durch, weil sie das große Einvernehmen nur “stören” würden.

Dabei reden die Rechten doch auch im Zusammenhang mit Taubers Artikel so gern von Meinungsfreiheit. Nur, dass sie natürlich ihre Meinungsfreiheit meinen, nicht die der anderen.

Bundespräsident Steinmeier hat Appelle adressiert. Er wurde dafür kritisiert. Ex-Bundespräsident Joachim Gauck wollte (vielleicht?) Brücken bauen und ist dabei gescheitert. Er bekam Prügel von rechts und links. Meine eigene Schlussfolgerung nach Gaucks gut gemeintem Vorstoß: manche Leute können einfach sagen, was sie wollen, sie werden mit größter Wahrscheinlichkeit missverstanden! Es scheint so, als sähen viele rot, sobald sie bestimmte Namen lesen.

Taubers klare Ansage hat mich insofern überrascht, als er, der ehemalige Generalsekretär der CDU, auch mit CDU – Mitgliedern (nicht nur ehemalige wie Erika Steinbach) hart ins Gericht geht. Er greift nicht nur AfD – Politiker oder andere Verbreiter rechtsextremer, demokratiefeindlicher Positionen an. Er nimmt sich diejenigen vor, die früher mal in seiner Mannschaft gespielt haben, aber auch die “namenlosen Wichtigtuer der Werte-Union“.

Das hat bestimmt gesessen!

Inwieweit Artikel 18 des Grundgesetzes gegen BürgerInnen eingesetzt werden sollte, wird seit heute Morgen heftig diskutiert. Der Artikel unseres Grundgesetzes ist in der 70jährigen Geschichte bisher nicht angewendet worden.

Wer die Freiheit der Meinungsäußerung, insbesondere die Pressefreiheit (Artikel 5 Abs. 1), die Lehrfreiheit (Artikel 5 Abs. 3), die Versammlungsfreiheit (Artikel 8), die Vereinigungsfreiheit (Artikel 9), das Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis (Artikel 10), das Eigentum (Artikel 14) oder das Asylrecht (Artikel 16a) zum Kampfe gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung mißbraucht, verwirkt diese Grundrechte. Die Verwirkung und ihr Ausmaß werden durch das Bundesverfassungsgericht ausgesprochen.

Art 18 GG – Einzelnorm

Mir wäre es lieber, die politischen und gesellschaftspolitischen Gegensätze, die sich vor allem durch die Flüchtlingskrise seit 2015 gebildet haben und mit der damit einhergehenden Positionierung der AfD und ihrer AnhängerInnen in menschen- und demokratieverachtenden Formulierungen, Drohungen und Taten niederschlagen, mit normalen demokratischen Mitteln bekämpfen könnten und nicht zu derart drastischen Maßnahmen greifen müssten. Dass die harten politischen Kontroversen so weit gehen, sogar staatsbürgerliche Rechte von Menschen einzuschränken, empfinde ich als fragwürdiges Mittel im Umgang mit Andersdenkenden.

Es wäre, diesbezüglich dürfen wir uns nichts vormachen, ebenfalls demokratieschädigend und die Polarisierung im Land würde nur weiter befördert. Die sich aus den im Grundgesetz vorgegebenen Hürden ergebenden Gerichtsverfahren wären mit gewaltigen juristischen und verfassungsrechtlichen Probleme aufgeladen.

Wer würde (letztlich) denn darüber entscheiden, wo die Grenzen für diese (neue) Form der Bestrafung liegen werden? Nach heutiger Sachlage wären das Verfassungsrichter/innen. Könnten diese das Arbeitsvolumen in angemessener Weise und innerhalb einer vernünftigen Zeit bewältigen und was würde passieren, wenn genau dies überhaupt nicht möglich wäre?

Ich plädiere wieder dafür, dass unsere Regierungen und Parlamente mit einer vernünftig legitimierten guten Arbeit die Menschen davon überzeugen, dass Demokratie und Rechtsstaatlichkeit einen unschätzbar wertvollen Schatz darstellen. Davon gehen die meisten BürgerInnen sowieso aus. Es muss gelingen, die, die heute anders denken, zurückzugewinnen bzw. davon zu überzeugen, dass unser Staat nach innen und außen unsere Interessen glaubwürdig vertritt. Das ist in jüngerer Vergangenheit viel zu häufig nämlich nicht passiert.

Nachhaltiges Wirtschaften gegen einen ressourcenverzehrenden Kapitalismus

In unserer Öffentlichkeit wirkt eine verwirrende Allianz. Wenn es nach ihr ginge, sollen sich viele Dinge wegen des Klimawandels möglichst sofort ändern.

Wir haben zu lange nicht nachhaltig gewirtschaftet und die Weckrufe der Wissenschaft spätestens seit Beginn der 1970 er Jahre (Club of Rome) ausgesessen. Während ich den vorigen Satz aufschreibe, kommt mir eine beeindruckend hohe Zahl in den Sinn. Es ist keine aus den düsteren Szenarien des Report an den Präsidenten, den ich mir damals gekauft und zum Teil wirklich auch gelesen habe.

Nein – mir kommen die 27.000 Wissenschaftler*innen („Scientists for Future“) in den Sinn, die sich zusammengetan haben, um uns Normalbürger*Innen das Ausmaß unseres Fehlverhaltens vor Augen zu führen. Wer wollte dagegen anstinken? Wer findet (außer der AfD natürlich) schon Argumente gegen Wissenschaftler im Schlepptau sympathischer junger Leute, die komplizierte Prozesse aus Physik und Chemie publikumswirksam deklamieren?

Ich kann nicht darüber hinweg gehen, dass die zwar notwendigen aber nichtsdestoweniger auch rücksichtslos geforderten kurzfristigen Maßnahmen nicht nur direkt gegen die Interessen der betroffenen Menschen in den Braunkohlegebieten der Lausitz und des Rheinlandes gerichtet sind, die ihre Arbeitsplätze verlieren. Es geht halt nicht “nur” um die Existenzsicherung von ein paar Tausend Menschen und ihrer Familien, wie das manchmal fast verächtlich beschrieben wird, sondern um die Bevölkerung eines Umlandes, das mit Arbeitsplätzen nicht gesegnet ist. Das mag für die Lausitz in stärkerem Maße gelten als für das Rheinland. Aber auch hier deuten sich harte Einschnitte für die Infrastruktur an. Einschnitte, über die in einschlägigen Diskussionen etwas zu locker hinweggegangen wird.

Bis in die Regierungspolitik wird auf diesem schmalen Rasen gespielt und ein strategischer Umgang mit den Fragen der Zeit gelingt nicht mehr. Die Folge ist eine Verregelung aller Lebensbereiche, weil die Probleme ja nicht weniger werden, wenn kaum eines mehr gelöst werden kann.

Der Rückschluss, der naheliegt, ist ein Plädoyer für die Wiedererlangung der Vernunft, für die Rückeroberung des Bewusstseins zu dem eines Subjektes und für die Vergesellschaftung des geraubten Weltwissens. Das wäre eine neue Kontur der Guerilla, die vonnöten ist.

Die Kontur einer neuen Guerilla: Vernunft, Wissen und Bewusstsein – Neue Debatte

Verdienen es die Kraftwerksbetreiber zu Dämonen des Kapitalismus gemacht zu werden? Dann wäre es das natürliche Betätigungsfeld für linksextreme Akteure, die ihre Vorstellungen einer anderen, besseren Welt mithilfe des Zeugen Klimawandel glaubhaft aber leider auch gewalttätig, meinen erreichen zu können. Dass solche Gruppen von Politikern quasi unterstützt oder toleriert werden, ist ein schlimmes Zeichen für unseren Rechtsstaat. Leider häufen sich Beobachtungen dieser Art. Ich vergleiche es mit der jahrzehntelangen Ignoranz bei der Bekämpfung der Clan-Kriminalität.

Ganz viele Menschen bedrücken die schon seit Langem von Wissenschaftlern beschriebenen Szenarien mit denen sie sich eigentümlicherweise bis zu Greta Thunbergs Erscheinen allerdings kaum beschäftigt haben. Ich gehöre dazu!

Jetzt sind diese Leute plötzlich schwer beeindruckt und nach eigenem Bekunden angeblich dazu bereit, Einschnitte in ihrem Leben in Kauf zunehmen. Sie wählen die Grünen, weil sie bei dieser Partei mit Kompetenzschwerpunkt Umwelt die globale Bedrohung in guten Händen glauben. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass es sich um ein sehr deutsches Phänomen handelt, das keine annähernde Entsprechung in der EU, Europa oder dem Rest des Globus’ findet. Es ist ein bisschen wie nach Fukushima. Auch damals stiegen die Umfragewerte der Grünen plötzlich sehr an. Die Kanzlerin räumte das Thema kurzentschlossen ab (Energiewende) und aus wars mit der Herrlichkeit der Grünen. Das klingt böser als es von mir gemeint ist.

Die Bremer Grünen haben der CDU eine lange Nase gemacht. Die Koalitionsverhandlungen laufen und sollen möglichst schnell zu einem guten Ende gebracht werden. Grün-rot-rot soll dort regieren. Der Schock bei den CDU – Wählern war abzusehen. Wie sehr hatten sich alle schon (einschließlich der CSU?) auf die neue Schwarz-Grüne Koalition gefreut.

Im Osten knabbern die Leute an den Problemen, die ihnen der herzlose Westen auch nach dreißig Jahren noch immer zumutet. Deshalb wollen sie den so genannten etablierten politischen Kräften im Herbst einmal zeigen, was eine Harke ist. Viele geben ihre Stimmen laut aktuellen Umfragen einer eindeutig demokratiefeindlichen Partei. Diese Partei passt gut zu ihren potenziellen Wählern. Schon allein deshalb, weil sie und ihre Funktionäre sich auch gern als Opfer gerieren. Nur zu. Es wird ganz toll. Aber ändern wird sich durch diese Wahl der AfD bestimmt nichts. Keine Ahnung, ob es sich bei den 20-30 % der Wähler in Ost-Deutschland, für die dieses schlimme Abenteuer überhaupt infrage kommt, um Protestwähler handelt. Wer so wenig Verantwortungsgefühl für diesen Staat mitbringt, darf nicht auf meine Sympathie hoffen. Aber ich weiß: das tun diese Leute gewiss nicht. Im Gegenteil: Für die bin ich der Feind. Ich kenne das aus einschlägigen Diskussionen bei Facebook – übrigens auch mit Leuten aus Facebook-Gruppen unserer Region.

Union und SPD schauen verzweifelt auf die Demoskopen, von denen manche mit ihren Prognosen Öl ins Feuer gießen. Aber auch für die FDP und die Linke sind die Zeiten nicht rosig.

Der heiße und trockene Sommer 2018 und die Wetterkapriolen dieses Frühjahres mit vielen Gewittern, Stürmen, Regen und Wirbelstürmen scheinen beredte Zeugen des Klimawandels. Mir ist die Lust vergangen, auf solche Argumentationen einzugehen. Es hat keinen Sinn. Das erinnert an die quälenden und schmerzhaften Diskussionen zur Flüchtlingskrise seit 2015. Ich denk’ mir einfach meinen Teil. Um es klar zu sagen: es liegt nicht nur an den Rechten, wenn sich unsere Gesellschaft so stark polarisiert hat.

Ich kann nur hoffen, dass die Besonnenen im Land die Oberhand zurückbekommen und dass die Medien – mit denen man in diesen Zeiten aus Gründen nicht mehr rechnen darf – ihre viel zu einseitigen Statements in alle Winde versprühen.

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Dieser Tweet ist entlarvend. 6 Monate… whow!
Und immer noch wurde der Klimawandel nicht beseitigt. Wie kann das angehen?

Nach den Untergangspredigern steht so viel fest: Die Folgen des Klimawandels sind schwer vorhersehbar, weil das auch davon abhängt, wo wir uns auf dieser Erde zum Zeitpunkt der letzten Katastrophe der Menschheit befinden. Sie sehen den Tod durch Armut, Hunger und Durst vor. Reißen wir also voller Elan das Steuer herum! Nutzen wir diese Gelegenheit, um uns endlich von der Herrschaft des Kapitalismus zu befreien. Blöd ist nur, dass diese Befreiung ein Risiko birgt, das ähnlicher Natur ist wie jene Katastrophe, die wir heute dem Klimawandel zuschreiben. Solche Experimente könnten für viele tödlich enden.

Aber he, was solls? Schließlich gab es ja auch schon andere Hochkulturen, die es verstanden haben, sich von dieser Erde zu tilgen. Mayas, Inkas und Aztekten haben dafür eine Weile gebraucht. Aber wir haben ja das Internet!

Moderne Zeiten bei Schultes

Das TV-Gerät hat eine Fernbedienung, der Satellitenreceiver hat eine Fernbedienung, der CD-Player hat eine Fernbedienung, die Stereoanlage hat eine Fernbedienung und Apple TV und Amazon Prime haben auch eine Fernbedienung.

So siehts aus.

Denjenigen, die technisch nicht auf dem neusten Stand sind oder denen das egal ist – wie meiner Frau und mir – wird diese Sammlung von 6 -? Fernbedienungen vielleicht nicht ganz fremd sein.

Welch glückliche Fügung des Schicksals, dass das TV-Gerät nun endgültig den Geist aufgab. Besser gesagt, es tat es in kleinen, leicht nervenden Schritten. Mal ging es gar nicht mehr, dann wieder – mit Geduld und Spucke – lies es sich zum Dienst überreden. Es war eben ein neues Gerät fällig. Das alte TV-Gerät hat seinen Dienst immerhin so ca. 10 Jahre lang verrichtet. Eigentlich also voll ok, dieser kleine Nordkoreaner.

Statt zu einem der in Reichweite liegenden großen Elektromärkte zu fahren, gingen wir zu einem ortsansässigen Einzelhändler für Elektroartikel. Dort haben wir im Laufe der vielen Jahre, in denen wir in unserem Dorf leben, schon einige Austauschmaschinen gekauft. Dazu gehörten Waschmaschine, Trockner, Stereoanlage und ein paar Kopfhörer für die Oma. Alles Geschäfte, die an Amazon vorbeigegangen sind. Dabei kaufen wir auch dort und zwar immer mehr. Ob Computer oder Fotokameras, solche Produkte kaufe ich gern im Internet. Und – liebe Grüne – zurückgeschickt haben wir noch nie irgendwas. Das war gelogen, eine Jogginghose für Oma hatte nicht die gewünschte Passform. Deshalb war die Retoure angezeigt. Unsere Ökobilanz haben wir anderweitig ausgeglichen!

Zurück zu den Fernbedienungen im Hause Schulte.

Ich brauche jetzt nur noch eine Fernbedienung für das TV-Gerät und wahlweise für den Amazon Stick bzw. für Apple TV. Außerdem brauche ich den Anschluss an die Stereoanlage nicht mehr, weil der Ton des neuen TV-Gerätes ziemlich ok ist. Es bleibt die Option, auch den Ton des Gerätes über die Stereoanlage laufen zu lassen. Aber würde – natürlich – eine weitere Fernbedienung bedingen. Brauchen wir nicht!

Der Kopfhörer für Oma muss jetzt nicht mehr ausgezogen und bei Bedarf wieder eingesteckt werden. Er bleibt am TV-Gerät angeschlossen und die Lautsprecher schalten sich nicht ab. Was für ein Fortschritt. Und – liebe Spezialisten – nein! man konnte meinem kleinen koreanischen TV-Gerät nicht beibiegen, auch die Lautsprecher parallel zum Kopfhörer zu betreiben. Alte Technik eben. Zehn Jahre sind eine verflucht lange Zeit.

Den Satellitenreceiver habe ich in den Keller gebracht. Das Ding ist aus deutscher Herstellung und recht hochwertig. Sogar mit Festplatte.❣

Aber wer braucht sowas heute noch? Die auf diversen Geräten verfügbare App zum Youtv – meiner persönlichen TV-Mediathek! – erübrigen jeden Rekorder. Notfalls könnte wir eine Festplatte am neuen TV-Gerät anschließen. Aber das Internet verleitet halt zur Cloud-Lösung. Sie hat also wirklich ihre Vorteile.

Geh ich schlafen, schalte ich den Fernseher aus. Ein Knopf und alles ist erledigt.

Ganz wie früher, als es diese ganze Verkabelung eben noch nicht gab. Das TV-Geräte wurde übrigens vom ortsansässigen Händler installiert, eingerichtet und die Bedienung kurz erklärt. Den kleinen Koreaner hat er mitgenommen.

Strategische Spielchen im Osten

Viele im Westen sind von den politischen Präferenzen unserer Brüdern und Schwestern in Ostdeutschland irritiert. Fakt ist, dass die AfD im Osten wächst. Heute schreibt der Spiegel, dass die Partei in Brandenburg bei über zwanzig Prozent liegt.

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Die AfD ist danach in Brandenburg stärkste Partei. In Sachen und Thüringen steht das ebenfalls bevor, in Sachsen eher als in Thüringen.

Wer weiß, ob die Entwicklung im Vergleich zum Klimawandel für unser Land nicht das größere Problem darstellt. Auch, wenn man das bei der momentanen Debattenlage kaum glauben kann.

Ja, auch wenn es nicht den Anschein hat, es gibt noch andere Themen, die die Menschen im Land beschäftigen.

Manche Kommentatoren warnen davor, die ostdeutschen Wähler der AfD als Nazis oder als minderbemittelt anzusehen.

Kluge Menschen mühen sich ab, uns Gründe dafür nahezubringen, die die Ostdeutschen zu diesem für viele provozierenden Verhalten veranlassen. Es sind historische Fakten wie zum Beispiel der Übergang von einer Diktatur in die nächste. Das nachweislich mangelnde Engagement westdeutscher Unternehmen verlängert dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung das problematische Verhältnis. Heilung zeichnet sich nicht ab. Von den damaligen Fehlern der Treuhand ganz zu schweigen.

Es fehlt der politische Wille, die Lebensverhältnisse anzugleichen. Es wirkt abstoßend, denn die Politik signalisiert durch ihr jahrzehntelanges Verhalten, als seien ihnen die Menschen im Osten gleichgültig. Von den üblichen Sonntagsreden abgesehen, herrscht taktisches Herumlavieren.

Den Frust über die fortbestehenden unterschiedlichen Lebensverhältnisse ventilieren Ostdeutschen auf die gleiche Art wie viele in Westdeutschland. Sie versuchen die politischen Mehrheitsverhältnisse zu verändern. Sie wollen eine andere Politik. Im Osten halt sehr viel mehr Menschen als im Westen.

Dass sie damit das lange antrainierte westdeutsche Demokratieverständnis- und verhalten ankratzen halte ich nicht für tragisch. Demokratie lebt von Veränderung, also auch von neuen Koalitionen. In den Augen vieler Menschen dauert die Große Koalition schon viel zu lange an. Wer würde da widersprechen?! Andere politische Konstellationen (im Osten) haben es auch nicht gerockt. Da ist großer Frust unausbleiblich.

Neue Parteien haben in Deutschland einen schweren Stand. So erging es den Grünen und jetzt der AfD.

Ich glaube allerdings, dass die AfD, anders als die Grünen damals, für unsere Demokratie eine schwere Bürde darstellt. In ihr sind antidemokratische Kräfte aktiv, deren Stärke man innerhalb der Organisation nur schwer einschätzen kann. Die einschlägigen, kritischen Äußerungen hoher Parteifunktionäre reichen allerdings aus, um das Misstrauen gegen die AfD wachzuhalten und sich Sorgen über die Demokratie im Ganzen zu machen.

Wenn ostdeutsche Bürger trotz solcher klaren Voraussetzungen dem politischen Establishment des Landes einen Denkzettel verpassen wollen, in dem sie eine Partei wählen, die unseren Staat nach ihrem (totalitären) Gusto umkrempeln will, mag das für manche legitimes Mittel im Rahmen demokratischer Spielregeln sein; ich finde es destruktiv und verantwortungslos.

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