SZ-Interview mit Jan Böhmermann

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von Horst Schulte

Lesezeit: 2 Min.

Jan Böhmermann gehört zu diesen Figuren, an denen man sich reibt. Er ist so jemand, den man entweder begeistert feiert oder am liebsten ignorieren würde. Und doch frage ich mich: Wenn man einen Moment länger hinschaut, wird dann irgendetwas an dieser Person greifbarer? Versteht man besser, was davon echt ist und was bloß der Preis der großen medialen Sichtbarkeit?

Ich ertappe mich jedenfalls bei einem leisen Unbehagen: Mir missfällt, dass Böhmermann – wie viele Satiriker unserer Tage – seine Bühne nutzt, um erzieherische Botschaften in die Menge zu werfen. Oder bilde ich mir das nur ein? Habe ich mir dieses Urteil bei jenen abgeschaut, die grundsätzlich alles (Linkes ohnehin) beklagen – und die selbst vor der Satire nicht Halt machen? Ich ja auch nicht.

Das Interview ($)in der Süddeutschen fand ich trotzdem spannend. Zwei kleine Passagen daraus sind mir besonders hängen geblieben. Die erste dreht sich um die AfD und ihr Publikum bzw. ihre Wähler:

Unterscheiden Sie zwischen Funktionären und Wählern?

Wo ist die Grenze? Wer diese Partei wählt, ist ein Gegner unserer Demokratie und ihrer Werte. Warum jemand da ein Kreuz macht, ist mir egal. Menschen sind wieder zurückzuholen, daran glaube ich – aber nicht, indem man das politische Programm dieser Menschenfeinde imitiert. Das funktioniert nicht.

Den ersten Teil kann ich nachvollziehen. Der zweite enthält einen Denkfehler – vielleicht, weil er gesinnungstechnisch motiviert ist. Es kann nämlich gesellschaftlich einfach nicht funktionieren, wenn man Teile eines offensichtlich kontroversen gesellschaftlichen Diskurses nur ausblendet, weil dieser Teil von einer Partei repräsentiert ist, die man selbst nicht zum demokratischen Spektrum zählt. Daran krankt Deutschland seit Jahren und ich mache die Debattenvermeidungsstrategie für die verfahrene Lage im Land verantwortlich. Natürlich nicht nur ich.

Zum Ende hin, wirds dann richtig philosophisch:

Keiner hat die Antwort auf alles. Ich glaube wirklich, dass Menschen, auch wenn sie Schlechtes tun, nicht schlecht sind, sie glauben sich nur in Not. Keiner ist absichtlich ein Arschloch. Menschen sind soziale Wesen, sie müssen und möchten gerne miteinander auskommen. Nein, ich bin nicht naiv. Es ist nun mal so. Nützt ja nichts.


Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe auf dem Land.

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