Thema: Deutschland

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Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.

Ich zitiere mich mal selbst:

Wir würden nicht in dieser Schärfe über minimale symbolpolitische Richtungswechsel in der Flüchtlingspolitik streiten, wenn unsere Gesetze und Regeln angewandt worden wären. Erst die Defizite bei der Umsetzung vieler Selbstverständlichkeiten hat die Debatte in dieser Art und Weise ausufern lassen.

Link: Die AfD ist ein Ventil für die Frustrierten • Horst Schulte

Gestern habe ich das erst geschrieben. Meine Meinung ist allerdings nicht neu, ich habe sie hier im Blog immer vertreten.

Heute werde ich mit dieser Schlagzeile aus Kreisen der CSU konfrontiert:

„Wir wollen keine Harems in Deutschland“

Gesetz ist Gesetz

Unsere Gesetze sind eindeutig. Polygamie ist verboten und unter Strafe gestellt. Bis zu drei Jahren Gefängnis oder eine Geldstrafe kann es dafür geben. Klar ist damit, dass niemand mit mehreren Ehefrauen zum Standesamt gehen kann oder den Segen unserer Kirchen erhält. Soweit, so gut.

Aber wie funktioniert das, wenn Männer aus islamischen Ländern nach Deutschland kommen und bereits mit mehreren Frauen verheiratet sind und mit diesen Kinder haben? Müssen die sich dann entscheiden und von “überzähligen Frauen” scheiden lassen und dürfen mit diesen und ihren gemeinsamen Kindern nicht mehr unter einem Dach leben?

Es soll Deutsche geben, die sowas einfach machen. Promis sind darunter, deren Namen viele kennen. Moralisch werden sich manche über dieses “Treiben” entrüsten, machen kann man nichts dagegen. Dabei ist klar, dass Menschen, die solche Partnerschaften eingehen, nicht unbedingt auf die Toleranz ihrer Mitmenschen setzen dürfen.

Aber zurück zur aktuellen Forderung der CSU. Die will dem Gesetz Nachdruck verleihen. Dafür bin ich ja auch. Hatte ich gestern wenigstens geschrieben!

Aufgeschreckte CSU

Der bayerische Justizminister wurde “aufgeschreckt” durch das Beispiel eines irakischen Flüchtlings, der mit 2 Frauen und 13 Kindern zusammenlebt. Dass dieses Zusammenleben beim Status dieser Familie auf Kosten der Allgemeinheit geht, ist noch erwähnenswert, weil dieser Umstand insbesondere die besonders RECHTSSCHAFFENDEN in unserem Land direkt auf die Palme bringen wird. Mir schwirrt ein ähnlicher Fall vor Augen, der seit seinem Bekanntwerden, die sozialen Medien in Atem hält.

Es ist kaum zu vermitteln und hinnehmbar, dass unsere Gesetze Deutschen die Vielehe verweigern, bei Flüchtlingen aber gar nicht zur Anwendung kommen. Da hat der Mann doch Recht?! In Deutschland darf kein Mann, wenn er verheiratet ist, eine zweite oder weitere Frau heiraten. Die Behörden würden das nicht akzeptieren. Inwieweit halten sich die Imame in den hiesigen Moscheen eigentlich an diese “Spielregeln”?

Außerdem beginnt das Leben der Flüchtlinge nicht in Deutschland. Wenn es zutrifft, dass in manchen muslimischen Ländern die Vielehe von ungefähr 30% der dortigen Männer eingegangen wird, kann man sich die Größenordnungen in etwa vorstellen mit denen wir konfrontiert sind. Ob diese Zahl überhaupt stimmt weiß ich nicht, ich habe sie von einer eher zweifelhaften Seite (Gatestone Institut – kein Link!). Ich fand keine Statistiken darüber. Auch nicht, wie viele Vielehen unter den hier registrierten Flüchtlingen festgestellt worden sind. Bemerkenswert eigentlich.

Symboldebatten?

Es könnte sein, dass dieses Problem (wie das von Burka und Nikab) von Leuten hochgezogen wird, die eine klare Agenda haben? Sie wollen es den Flüchtlingen so schwer wie irgend möglich machen. Alles, was sich gegen Flüchtlinge und Muslime richtet, kommt gerade Recht. Die Außenwirkung wird nicht ausbleiben. Deutschland soll nicht mehr als “Gelobtes Land” unter den gelten, die sich mit dem Gedanken der Flucht aus ihren Heimatländern herumtragen. So langsam beginnt dieser “menschenfreundliche Gedanke” sich auch durchzusetzen.

Ich will, dass unsere Gesetze gelten. Hab ich geschrieben. Aber wie halte ich es mit diesem Konflikt, der im Grunde gar nicht aufzulösen ist? Verlange ich von den Familien, die nicht den Vorgaben unserer Gesetze entsprechen, dass sie auseinandergehen mit allen Konsequenzen, die das insbesondere für die (dann verlassenen) Frauen und Kinder hätte?

Zwei Fragen also, die sich für viele stellen – den CSU – Minister mal ausgenommen:

1.) Bin ich ein Unmensch? Kann ich das verantworten?

2.) Wie könnte man verhindern, dass hier lebende, inzwischen vielleicht anerkannte Flüchtlinge vor einem Imam die Vielehe eingehen, wenn deutsche Behörden und Institutionen von diesem Vorgang gar nichts erfahren?

Ich fange mit Punkt 2.) an. Die Leute inkl. den Imamen muss klar gemacht werden, dass Vielehen in Deutschland unter Strafe gesetzt sind. Werden dennoch solche Ehen eingegangen, müssen die Paare einschließlich des Imams sich dafür vor dem Gesetz verantworten. In Deutschland wird Polygamie nicht geduldet. Das MUSS die Botschaft sein.

Jetzt zu 1.)

a) Da keine oder nur ausnahmsweise detaillierte Kontrollen bei der Einreise nach Deutschland erfolgen und der Familienstand eines Asylbewerbers oder Migranten schwer zu ermitteln ist, schließt sich die Zurückweisung an der Grenze aufgrund einer Vielehe wohl aus. Außerdem wäre das ein Kriterium für die Zurückweisung, das Seehofer wohl noch in seinen Masterplan aufnehmen müsste.

b) Im Laufe des Verfahrens wird den Betroffenen die Lage erläutert, sie werden darüber aufgeklärt, dass sie als Familie mit zwei oder mehr Ehefrauen nicht in Deutschland bleiben können. Neben schwerwiegenden moralischen Bedenken ist das vor allem deshalb so, weil es dem deutschen Steuerzahler nicht zumutbar ist, (vorläufige?) finanzielle Unterstützung für eine Familie zu zahlen, die es so vor dem deutschen Gesetz nicht geben darf.

c) Der deutsche Staat weist die Restfamilie, also die überzählige(n) Frau(en) und Kinder aus dem Land aus, weil die Kosten für den (vorläufigen?) Unterhalt dem deutschen Steuerzahler nicht zumutbar wären (siehe b).

d) Wir entscheiden hart in der Sache auf Basis unserer Gesetze und zwingen die Familien zur Trennung. Sie dürfen weiter im Land bleiben, kosten den deutschen Steuerzahler (vorläufig?) aber Geld.

So nicht!

Es tut mir leid. Aber ich kann so nicht arbeiten! Wir müssen uns an die Gesetze halten, alle. Aber eine Familie ist eine Familie. Auch wenn dort mehrere Frauen und vielleicht entsprechend viele Kinder zusammenkommen. Ich bin dafür, dass wir – wenn sie als Flüchtlinge anerkannt sind – hier in Ruhe leben lassen. Es muss ja nicht so sein, dass uns der Familienvater (ich glaube, es war der Pinneberger Syrer) uns den Eindruck vermittelt, als würde er sich in ein von uns gemachtes (finanziertes) Nest setzen. Dagegen könnte der Staat vielleicht etwas machen. Die Familie darf aber nicht dafür bestraft werden, dass ihr Vater intellektuell nicht ganz auf der Höhe ist.

Ungeheuerliches Wahlverhalten der Deutschtürken

Erdogan hat sein Wahlziel erreicht. Er bleibt Präsident und die AKP behält die absolute Mehrheit. Die Opposition redete zunächst von Wahlbetrug. Erdogan hinderte das nicht daran, sich vor dem Ende der Auszählung als Sieger zu produzieren. So kennen wir den Mann!

Oppositionsführer Ince hat inzwischen Erdogans Wahlsieg eingeräumt.

Die Türken geben sich ihrem Präsidenten gegenüber treu wie gold. Etwas mehr als die Hälfte jedenfalls.

Die türkische Regierung machte vor den Wahlen klar, wer für den wirtschaftlichen Niedergang des nach der Machtübernahme durch Erdogans AKP Anfang des Jahrtausends so aufgeblühten Landes verantwortlich ist.

Es sind die bösen, ausländischen Mächte, die die niedergehende Wirtschaft des Landes geschwächt haben und geheimnisvolle internationale Konglomerate von Finanzmagnaten, die gegen die türkische Lira spekuliert haben (Ozan Ceyhun in der Phoenix-Runde). Erdogans Politik hat nach Meinung seiner Anhänger damit nichts zu tun. Diese Ablehnkungsmanöver kennt man auch aus anderen autokratischen Ländern, die ökonomisch mit dem Rücken zur Wand stehen.

Für mich ist Ceyhun, der früher einmal bei den Grünen und auch Mitglied der SPD gewesen ist und übrigens Europaabgeordneter war, einer der herausstechendsten türkischen AKP-Agitatoren unter denen, die im deutschen TV häufiger zu Wort kommen.

Was Ceyhun ausführt, ist nicht originell aber offensichtlich wirkt das auf die türkische Gemeinde in unserem Land. Und wir, liebe deutsche Landsleute, sind vor solchen Dingen auch nicht gefeit!

Die Türken glauben ihrem Staatspräsidenten mehr als der deutschen bzw. der internationalen Presse. So etwas besonderes ist das in diesen Zeiten ja nicht. Die Türken haben eine demokratische Entscheidung getroffen, die wir alle – auch die Rechten – zu respektieren haben. Jeder, der sich an Trump abarbeitet, kriegt zu hören, der Mann sei demokratisch gewählt, und wir hätten deshalb nicht das Recht, ständig an den Amis herumzunörgeln. Da ist wohl etwas dran. Aber das gilt dann auch für Erdogan, liebe Rechtsnationalisten?!

Mit den Folgen müssen die Türken klarkommen. Das Blöde daran ist nur, dass gerade die Türken, die ganz besonders auf Erdogan stehen, hier mit uns in Deutschland leben.

Welche negativen Wirkungen für das Zusammenleben entfalten sich da in einer Nation, die sich beim Umgang mit Fremden immer stärker polarisiert? Die jüngsten Reaktionen auf Özil und Gündogan hatten mit Fußball nichts oder höchstens ganz am Rande zu tun. Das ist gelebte Türkenfeindlichkeit. Und dafür sollten wir uns schämen. Übrigens ging mein erster Reflex nach den Fotos mit Erdogan auch in die Hose.

Gerade in einer Zeit, in der sich in Deutschland offene Fremdenfeindlichkeit ausbreitet, ist Selbstreflexion wichtig. Keiner ist frei von Vorurteilen. Aber wir können uns zusammenreißen und nicht irgendwelchen niederen Impulsen folgen, wie das viele angebliche schwedische Fans nach dem in letzter Minute verlorenen Fußballländerspiel gegen Deutschland zu Lasten des türkischstämmigen Nationalspielers, Jimmy Durmaz, getan haben!

Viele Türken leben hier seit Jahrzehnten und doch gehören sie nicht dazu. Sie empfinden das nicht so, es ist einfach eine Tatsache. Viele Deutsche ziehen daraus ihre Rückschlüsse auf das Wahlverhalten der wahlberechtigten Türken. Und kritisch ist das allemal.

Die Grünen sind mit ihrer Kritik am deutlichsten. Robert Habeck zu Deutschtürken: „Erfolgsgeschichte für gelungene Integration ist das nicht“. 

Cem Özdemir sieht im Verhalten türkischer Wähler sogar eine Parallele zur AfD.

Was leider überhaupt nicht mehr thematisiert wird, ist die immer deutlicher zutage tretende Ablehnung der deutschen Mehrheitsbevölkerung, die Türken*Innen schon ewig in meistens versteckter, eher selten offener Art und Weise entgegengebracht wird. Es gibt lange schon Studien darüber, welche Nachteile eine türkische Abstammung in der Schule, im Berufsleben und mit sich bringen. Das ist einer offenen Gesellschaft nicht würdig!

Ich bin auch einer von denen, die Integrationswilligkeit- und Bereitschaft erwarten. Ich habe allerdings Zweifel, ob unsere Gesellschaft (auch schon vor dem Auferstehen des Nationalismus in Deutschland und Europa) wirklich dazu bereit war, Türken so offen zu begegnen, dass die unsererseits geforderte Integration, die eigentlich Assimilation heißen müsste, in diese sich zunehmend abweisend zeigende Gesellschaft gelingen kann.

Was bei Italienern, Spaniern, Portugiesen, dem ehemaligen Jugoslawien kein Problem zu sein schien (was auch nur bedingt richtig ist!), ist bei Türken ganz anders.

Sicher spielt der Islam dabei eine Rolle. Die kritische Distanz zu dieser Religion hat sich seit Beginn des Jahrtausends stark vergrößert. So manche finden, dass die Integration von Muslimen schwieriger ist, als die von Menschen mit anderen Religionen. Wie aus der Hüfte geschossen kommen die Beispiele: Ungleichbehandlung von Frauen und Gewalt gegen sie oder allgemein die Pflege der Machokultur.

Es handelt sich dennoch um sehr allgemeine Zuschreibungen, die unserem pauschalen Bild von Türken oder Muslimen entspricht. Wie wir überhaupt dazu neigen, pauschale Urteile über Migranten zu fällen. Dabei hat uns die AfD nach Kräften “geholfen”.

Was tun Menschen, wenn sie spüren, dass sie, vorsichtig ausgedrückt, in der Mehrheitsbevölkerung keinen Rückhalt haben und oft genug auf offene Ablehnung stoßen?

Sie integrieren sich nicht, sondern sie schotten sich ab. Die einen mehr, die anderen weniger.

Überall auf der Welt gibt es Beispiele für gute und für misslungene Integration. Warum rücken die positiven Beispiele nicht in den Fokus, sondern immer nur schlechte?

Ausländerviertel gibt es überall in den Metropolen der Welt. Es gibt überall türkische, arabische, chinesische, indische und viele andere Wohngebiete. Vor allem natürlich in Großstädten. Chinatown hört sich in meinen Ohren ausgesprochen positiv an. Aber wie kam dieser Name, der heute den Klang einer Sehenswürdigkeit hat, überhaupt zustande?

In der Vergangenheit besaß der Begriff einen negativen Klang, weil in Chinatowns oft hygienische und strukturelle Missstände herrschten. Chinatowns sind seit längerem einem Wandlungsprozess unterworfen. Die Assimilation der asiatischen Bevölkerung in vielen Ländern führt zur Gentrifizierung der ehemals einheitlichen Stadtviertel. Einige Chinatowns sind heute beliebte Touristenziele. Link: Chinatown – Wikipedia

Link: Chinatown – Wikipedia

Ich kann hören, wie manche beim Lesen meiner Zeilen sagen, dass die Chinesen ja auch weitaus integrationsbereiter seien als die Türken. Ist es so? Oder verhalten sich Chinesen gemäß ihrem Naturell lediglich unaufälliger als die Türken, die hier die Wahl “ihres” Präsidenten mit einem Autokorso feiern?

Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir “den Türken” gar keine andere Wahl lassen, als sich Pro-Erdogan und gegen Deutschland zu positionieren. Jedenfalls sind wir aus meiner Sicht an der Zerrüttung unserer Beziehungen nicht ein Gramm weniger schuld als die Türken, die Erdogan gewählt haben.

Ab heute bin ich ein “besorgter Bürger”

Einer der großen Vorteile dieses kleinen Privatblogs ist, dass ich nicht gleich etwas auf die Fresse kriege, wenn ich über etwas schreibe, das irgendwem nicht gefällt. Es lohnt sich in der Regel nicht, einen Blogger in die Schranken zu weisen, der keine 30 Follower bei Twitter hat. Das wurde mir bei Twitter und Facebook schon mehrmals versichert. Bis dato immer von Rechten.

Deshalb bzw. dafür gibt es ja schließlich die “sozialen” Netzwerke. Wer sich dort, so wie ich, rege austauscht (mit Rechten und mit Linken) der muss spätestens dort angesichts der im Lande herrschenden Polarisierung Ärger kriegen.

Und doch – es ist Gott sei Dank überschaubar. Auch in diesen “sozialen” Netzwerken braucht es ein paar Komponenten, um in den Fokus verärgerter Blogger, Freunde oder Follower zu geraten.

Mein Artikel über die Vorgänge im Flüchtlingsheim Ellwangen blieb fast ungelesen und ohnehin auch unkommentiert.

Dafür erhielt ich Gegenwind bei Facebook und Twitter. Dort hatte ich mir erlaubt, die Artikel von “TAZ” und “Stern” zu Ellwangen zu kritisieren. Ich fand vor allem bemerkenswert, dass beide Artikel erst Tage nach dem Ereignis geschrieben wurden. Die Revolte fand am 30.04. statt, die Artikel stammen vom 03.05. Niemand von diesen Journalisten war vor Ort, alle haben offenbar am Schreibtisch recherchiert und fühlten sich bemüssigt, die Sicht der Kollegen von anderen Medien mindestens infrage zu stellen. Und da gings durchaus nicht nur um “Bild”, die natürlich mit ihrer Hetze vorn dabei war und ist.

So sehen es andere Medien:

Ein Einsatz, der auch staatliche Machtdemonstration ist, ist nicht per se unverhältnismäßig. Der Rechtsstaat darf mit Nachdruck und Sturmhaube zeigen, dass er das Heft in der Hand hat und in der Hand behalten will. Eine solche Aktion kann richtig, wichtig und dringlich geboten sein. Ein Einsatz für das Recht muss freilich das Recht wahren; man darf es nicht verteidigen, indem man es bricht.” (Südd. Zeitung)

“Die Razzia in Ellwangen war zwingend. Sie sollte, sie musste martialisch aussehen und durchaus auch bedrohlich sein (…) Augenmaß und raschere Entscheidungen beim Asyl; bessere Integration derer, die bleiben dürfen; Härte bis zur Abschiebung bei jenen, die weder Asyl- noch Duldungsstatus erhalten: Von diesem Mix wird zu oft nur geredet, zu selten wurde und wird er angewendet. (Nürnberger Nachrichten)

Die Vorgänge vom Montag in einem Lager für Asylbewerber hätten ohne Sanktion eine dramatisch-gefährliche Signalwirkung in ganz Deutschland und darüber hinaus gehabt.” (Der Tagesspiegel)

Für die Polizei, die Abschiebungen zu vollstrecken hat, kann das kein Maßstab sein. Es geht darum, dem Recht Geltung zu verschaffen – wenn es sein muss, auch mit dem nötigen Nachdruck.” (Stuttgarter Zeitung)

Ich könnte weitere Zitate aus deutschen Zeitungen beibringen. Immerhin besteht überwiegend doch Einigkeit über ein Faktum. Mir hat die Forderung, Anarchie nachdrücklich zu bekämpfen, Ärger eingebracht. Und zack: Wieder ein paar Follower und Freunde weniger. Allerdings war ich es, der “ausgestiegen” ist, der entfolgt und entfreundet hat. Diesmal waren es keine Rechten, sondern ausschließlich Leute, die ich mit aller Vorsicht als Links bezeichnen möchte.

Nur wenige werden davon überrascht gewesen sein, dass sowohl die “TAZ” als auch der “Stern” eine abweichende Sicht auf die Lage in Ellwangen präsentiert haben, als andere Medien. Heute sieht die Bewertung sowohl beim “Stern” allerdings wieder etwas anders aus.

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In einem “Zeit” – Artikel von heute habe ich den Ablauf mit ein wenig größerem zeitlichem Abstand mit klarem Resümee gelesen. Die Überschrift: “Asylsuchender aus Togo wehrt sich gegen Abschiebung” wird dem Artikel inhaltlich kaum gerecht.

Die meisten werden es verstehen, dass die Lage vieler Menschen, die aus Afrika nach Europa aus ganz unterschiedlichen Gründen geflüchtet sind, sehr verzweifelt sein ist. Die Chance auf Anerkennung des Asylantrages ist äußerst gering. Deshalb ist auch die Lage dieses jungen Mannes aus Togo menschlich gut nachzuvollziehen.

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Es entwickelt sich allerdings für viele Leute hier in Deutschland das Bild einer wachsenden Anzahl von Asylbewerbern, die – wie gesagt -, aus menschlich gut nachvollziehbaren Gründe, Mittel und Wege suchen, sich gegen geltendes Recht zu wehren.

Ob dabei konspirative Absprachen unter organisierten Asylbewerbern oder – wie zunächst gemeldet wurde – künftig sogar Waffen eine Rolle spielen, ist für mich bei der Bewertung der Vorfälle nicht entscheidend. Ich verstehe auch gut, dass es Menschen gibt, die die Abschiebepraxis in Deutschland falsch finden bzw. diese regelrecht verachten und bekämpfen. Ich gehörte lange dazu. Inzwischen ist aber der Punkt erreicht, an dem ich meine bisherige Haltung zur Migration insgesamt infrage stelle.

Dass ich dabei by the way von linken ehemaligen “Mitstreitern” als schwachsinniger, besorgter Bürger und als Rechter bezeichnet werde, der durch seine Texte hier im Blog zeigt, wessen Geistes Kind er ist, ärgert mich zwar aber es überrascht mich auch nicht wirklich. Die Linken sind eben tatsächlich weder klüger, noch kennen sie die besseren Argumente. Und “besser” sind sie schon gleich gar nicht!

Was sie meines Erachtens aber für sich in Anspruch nehmen können, ist, dass sie im Hinblick auf die moralische Seite des Problems (inkl. der Abschiebepraxis in Deutschland) auf der richtigen Seite stehen. Schizo, wa? Seht das wie ihr möchtet!

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Ich mag mir nicht ausmalen, was passieren wird, wenn die Entwicklung in Deutschland so weitergeht, wie wir es heute nahezu täglich in unseren Medien vorgeführt bekommen. Auf mich wirkt es geradezu infantil, wenn Linke angesichts der Entwicklungen von rechter Propaganda und Panikmache faseln.

Neben der Bereitschaft zu helfen halte ich aufgrund der auch weiterhin in großer Anzahl ins Land einreisenden Asylbewerber, eine ordentliche Portion Pragmatismus und Vorsicht für dringend notwendig.

Alle an diesen menschlich schwierigen Prozessen Beteiligten haben sich an unsere Gesetze zu halten und sich den Repräsentanten unseres Staates (Polizei, Justiz) gegenüber respektvoll und gesetzeskonform zu verhalten.

Ich sehe, dass es im linken Lager viele gibt, die glauben, sie müssten sich mit ihrer Sicht der Dinge als der einzig wahren notfalls gewaltsam behaupten und ihre Positionen mit allen gebotenen Mitteln durchsetzen. Dazu gehört es, wie manche Diskussion um Ellwangen gezeigt haben, offenbart auch, sich gewaltsam gegen Polizei oder andere Repräsentanten zur Wehr zu setzen. Das geht gar nicht! Diesen Standpunkt habe ich immer vertreten.

Islamdebatte oder wie man seine Kräfte vergeudet

2012 schreib ein renommierter Berliner Blogger sinngemäß, Katholiken seien Mitglieder einer “Kinderficker-Sekte”. Ich war empört. Damals war dieser Zustand noch nicht so “normal” wie heute.

Vermutlich war es die katholische Kirche, die ihn damals angezeigt hat. Das Gericht gab dem Blogger Recht. Die Begründung des Gerichtes kann ich bis heute nicht verstehen.

Dieser Blogger hatte sehr viel Zustimmung für seine Sicht der Dinge erhalten. Das ist wohl ein bisschen typisch für unsere Zeit. Vielen kann heute nichts mehr gemein und niederträchtig genug sein. Hauptsache, man hat sein Mütchen gekühlt und ein paar Klicks gemacht.

Nix über Gefühle

Mein Gefühl sagt, es ist falsch, Menschen aufgrund ihrer Religion pauschal zu beleidigen oder zu verurteilen! Aber das Gericht war anderer Meinung. Dieser Blogger durfte Katholiken als Mitglieder einer Kinderficker-Sekte bezeichnen. Ich bin darüber immer noch etwas verbittert.

Ich glaube an Gott, bin katholisch, aber ich praktiziere meinen Glauben kaum. Ich könnte mir vorstellen,  Millionen von Deutschen werden es so oder ähnlich halten. Ich bin nicht tief in meiner Religion verwurzelt und teile viele Ansichten der katholischen Kirche nicht.

Trotzdem fühle ich mich mit ihr und den anderen Gläubigen verbunden. Ich denke, das ist nachvollziehbar?! Können Sie meinen Gedanken und Gefühlen bis dahin folgen?

Sie sehen, worauf ich hinaus möchte: Billigen wir diese Verbundenheit auch Muslimen zu?

Islamdebatte – unnötig wie ein Kropf

Ich stelle die Frage (Anlass war die unsägliche Diskussion bei “Hart aber fair” von gestern Abend),  die bei alledem, was gesagt und gebrüllt wurde, im Hintergrund blieb: Was mögen Muslime angesichts dieser Dauerschleifen – Diskussion über ihre Religion wohl fühlen und denken? Kann eine Gesellschaft noch deutlicher machen (76% finden laut “Welt” – Umfrage, dass der Islam nicht zu Deutschland gehört), dass sie gar nicht daran denkt, diesen Teil ihrer Bevölkerung zu integrieren? Zugegeben, diese Antwort / Schlussfolgerung ist ebenso unterkomplex wie die Frage selbst. Aber wie wirkt das alles auf Muslime in Deutschland? Ist uns das wirklich egal?

Meines Erachtens handelt es bei dieser Endlosdebatte um einen schweren Fehler, der unserer Gesellschaft teuer zu stehen kommen kann. Es gibt deutlich Wichtigeres zu verhandeln in Sachen Integration als die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört. Aber diese Frage ist so schön handlich und für die bevorzugte Demagogie absolut geeignet.

Das erkennt man leicht daran, wie virtuos diese Frage durch rechte und noch rechtere Politiker erneut instrumentalisiert wurde. Politiker sind auch Wiederkäuer. Journalisten leider auch. Die Zuschauer/Zuschauerinnen sind Wiederholungen von Haus aus gewöhnt. Wenn man oft genug die gleiche Frage stellt, kriegt man irgendwann die gewünschte Antwort. Vielleicht sind die 76% auch ein Stück weit dadurch zu erklären?!

Statt über die effektiven und nicht zu bestreitenden Probleme der Integration en detail zu diskutieren, vernachlässigt die Öffentlichkeit die Wirkung dieser stumpfsinnigen und oberflächlichen Diskussion auf die ca. vier Millionen mit uns zusammenlebenden Muslime.

Auch der Teil der Muslime wird in diese unheilvolle Debatte einbezogen, der den Islam nicht lebt oder ihm vielleicht sogar kritisch gegenübersteht. Welche Auswirkungen das haben wird, müsste ich normalerweise gar nicht erklären. Sie liegen auf der Hand. Nicht erst, seitdem sie meinen Artikel gelesen haben.

Essener Tafel-Chef Sartor erhält Unterstützung von Bosbach und Dobrindt

Der Ärger über die Entscheidung der Essener Tafel hält an. Ich finde, so viel Empörung war lange nicht.

Wolfgang Bosbach “tut es von Herzen leid”, dass ehrenamtliche HelferInnen der Tafel aus Essen in die rechte Ecke gestellt werden. Dem will ich mich anschließen!

Ein paar Politiker/innen, Angela Merkel eingeschlossen, ärgern sich vielleicht inzwischen über ihre Ansagen, die in Teilen der deutschen Öffentlichkeit nicht gut angekommen sind. Diejenigen aber, die, wie üblich, diese neue Empörungswelle ausgelöst haben, schlagen aus dem Leid anderer Menschen Profit.

Das sind auch die Rechten, jedoch meine ich diesmal alle, die darüber berichten. Auch ich hatte vor ein paar Tagen meine Meinung über das Thema gebloggt. Es geht mir gegen den Strich, dass das Personal einer der über 900 Tafeln in Deutschland auf die Art für Versäumnisse der gesamten Gesellschaft moralisch haftbar gemacht wird, denn es ist auch nicht allein die Sache der Politik, solche Missstände zu vermeiden.

Seit 1993 gibt es Tafeln in Deutschland.

Dem Staat ging es in den letzten 25 Jahren nicht immer so gut wie im Moment. Aber jetzt sprudeln die Steuern und mancher ist sogar stolz auf die schwarze Null.

Ich wäre kein Linker, würde ich an dieser Stelle nicht anderer Meinung sein! Aber ich bin auch nur einer von vielen (darunter sind nicht nur Linke), die es richtig Scheiße finden, dass es in unserem reichen Land überhaupt Tafeln gibt. Dazu ist wahrscheinlich auch schon alles gesagt, wenn auch nicht von jedem.

Herr Sartor hatte in Essen ein Problem zu lösen. Er hätte die Augen vor seinen Erkenntnissen verschließen können, aber er tat es nicht. Seine Lösung traf nicht bei allen auf Beifall. Seine Kritiker/innen hatten zwar keine Alternative. Aber sie wussten doch, nicht wie aber dass die Politik es hätte verhindern müssen, dass solche Verteilungskämpfe zwischen Geflüchteten und Einheimischen überhaupt erst entstehen. Das ist nicht falsch. Aber die Dinge sind jetzt wie sie sind. Und deshalb ist es wie so häufig so, dass ein Ehrenamtler für die Schönwetterredner/innen die Kastanien aus dem Feuer holen müssen.

Herrn Sators Problem ist eigentlich gar nicht seins, sondern das der Menschen, für die er und seine Mitarbeiter*Innen seit Jahren ihre Freizeit und ihre Kraft einsetzen.

Aktuell musste er sich um die Menschen kümmern, die die Tafel aus nachvollziehbaren Gründen nicht mehr aufsuchten, obwohl sie diese so dringend brauchen würden.

Ein wichtiges Thema scheint dies auch deshalb zu sein, weil es im Land Menschen gibt, die auf jede Geschichte abfahren, die auch nur irgendwie nach Konfrontation, speziell im Verteilungskampf zwischen Geflüchteten und Einheimischen “riecht”. Ich mag solche Leute nicht. Übrigens auch deshalb, weil sie nach wie vor behaupten, man dürfe über die Probleme, die durch die Migration entstanden sind, in Deutschland nicht reden. Eigentlich grämen sie sich aber bloß darüber, dass nicht alle ihrer Meinung sind.

Sie vermitteln deshalb sehr gern den Eindruck als sei die Meinungsfreiheit in Gefahr. Und das ist, trotz NetzDG, zum Glück nicht der Fall. Ich möchte diesen Fall als exemplarisch bezeichnen. Die kontroverse und umfangreiche “Berichterstattung” gäbe es nämlich nicht, wenn die Rechten richtig lägen.

DDR – Verhältnisse in der CDU

Wer bei Phoenix die Übertragung vom CDU – Parteitag verfolgt hat, konnte die Angst vor dem Scheitern spüren.

Annegret Kramp-Karrenbauer erhielt über 98,9% der Delegiertenstimmen. Whow! Das sind ja fast DDR-Verhältnisse in der Union. So hatten CDU-Leute das damalige Ergebnis von Martin Schulz doch kommentiert – nicht wahr?!

SED – Verhältnisse in der CDU

1,1 % unter SED-Verhältnissen geblieben. Das ist nicht viel, liebe CDU. Jedenfalls nicht so viel, dass mich dieses Ergebnis nicht an die Hetze gegen Martin Schulz vom Anfang letzten Jahres erinnern würde.

Die Angst sitzt halt tief. Dass sich einige der vom “Staatsfunk” befragten CDU-Politiker darüber freuten, wie lebendig in der Partei diskutiert wurde, muss wohl was damit zu tun haben, was derzeit in der SPD abgeht.

97 % der CDU-Delegierten stimmten für den Koalitionsvertrag.

Und das, obwohl die Redebeiträge gefühlt ebenso voller Widerspruch gewesen sind, wie diejenigen, die beim Delegiertenparteitag der SPD gehalten worden sind. Auch die hatte ich aufmerksam verfolgt. Bei der SPD waren viele der Redner/innen gegen Koalitionsverhandlungen und am Ende wurde es trotzdem eine klare Sache (56,4% stimmten für Koalitionsverhandlungen). Das ist Geschichte.

Bei der CDU war’s  nochmal anders – jedenfalls, was das Ergebnis anlangte. SED-übliche Verhältnisse gibt es in bestimmten Situationen eben auch im Westen. Die Rahmenbedingungen müssen es nur erfordern.

Stabile Regierung vs. Minderheitsregierung

Soll ich es der CDU übelnehmen, dass sie die angestrebte “stabile Regierung” für’s Land im Sinn bzw. dem Unwägbaren, der mühsamen, arbeitsintensiven Minderheitsregierung den Vorzug gegeben hat?

Geht es der Partei, wie manche unterstellen, nur um die Futtertröge, an die die mit Spitzenämtern zurückkehren möchten und den anderen am Ende nur darum, dass endlich wieder Ruhe einkehrt, weil “durchregiert” werden kann? Glaub’ ich nicht. Ich glaube vielmehr, dass die Politikerinnen und Politiker, denen wir, das Wahlvolk, am 24.9. des letzten Jahres einen gehörigen Schrecken zugefügt haben, trotz des anderen Eindrucks, das vermittelt wird, verstanden haben!

Leider muss ich trotzdem festhalten, heute keine überzeugenden Reden gehört zu haben. Auch nicht von der frischgewählten neuen CDU-Generalsekretärin.

Merkel hat heute einen miserablen Tag erwischt. Ihre Rede war noch eine Idee schlechter als sonst. Sie ist eben keine gute Rednerin. Ich finde aber, dass sie das noch lange nicht zu einer schlechten Kanzlerin gemacht hat. Das will ich nur mal gesagt haben.

Karrenbauers Beitrag war ansprechender, aber – wie gesagt -, überzeugt hat mich auch ihre Rede nicht. Ich ihren Auftritt nicht mit dem von Andrea Nahles bei der SPD-Delegiertenversammlung vergleichen. Angeblich hatte sie die Delegierten der SPD mit ihrem Geschrei überzeugt, den Koalitionsverhandlungen zuzustimmen. Ich würde mich als Delegierter der SPD beschweren, wenn mir so etwas unterstellt würde.

Stimmt die SPD für die Koalition?

Die Union wartet also jetzt auf die Entscheidung der anderen ehemaligen Volkspartei. Die SPD splittert derweil vor sich hin und doch sind sich die meisten sicher, dass die nächste GroKo kommen wird. Ich verstehe die SPD-Basis nicht, wenn das tatsächlich so kommt!

Wenn es passiert, dann ist für mich klar, dass die SPD auf lange Sicht für mich unwählbar ist. Die Feststellung tut mir weh, wenn ich sie ausschreibe oder hier aufschreibe. Ich habe nicht mal eine Alternative. Wen soll ich beim nächsten Mal nur wählen?

Union und SPD geben ein schlimmes Bild ab. Mich stört dabei allerdings weniger, dass dieser Eindruck auch im Ausland besteht. Unserer Demokratie tut das Gezeter nicht gut. Was wir aber allzu gern übersehen oder ausblenden, ist unser Eigenanteil an der Lage. Was sollen die Parteien aus den von uns verantworteten Stimmenanteilen machen? Was wäre in unserem Land los, wenn die AfD an der Regierung beteiligt würde. Oder anders rum, was wäre passiert, wäre es in der Vergangenheit tatsächlich zu einem Linksbündnis gekommen? Die Saarland-Wahl hat zuletzt gezeigt, dass diese Option in Wahrheit genauso wenig gewünscht wird, wie ein rechtes Bündnis, in das etwa die AfD eintreten würde. So sind wir Deutschen eben. Nur kein Streit. Und weil es in diesen Zeiten nur noch Streit gibt, ergibt sich dieses ungewohnt beunruhigende Bild von Deutschland. Für uns aber auch für unsere ausländischen Nachbarn.

Nach den Wahlen wurden Einsichten geäußert, die fast überraschend klangen. Zu schön, um wahr zu sein! Ein “weiter so” solle es nicht geben. Was ist heute davon übrig geblieben? Schon ist das “Durchregieren” wieder en vogue.

Ohne AfD geht es besser – die kosten nur Zeit

Ich finde es gut, wie sich der Bundestag mit der AfD auseinandersetzt. Da fliegen die Fetzen. Die Debatten sind so, wie ich mir das gewünscht habe. Konterkariert wird dieser starke Eindruck durch die mir sehr unheimliche Präsenz dieser Leute in den sozialen Medien. Fast jeder Redeausschnitt der AfD-Leute wird bei Youtube online gestellt und bejubelt. Dass es überhaupt Menschen gibt, die diese Aussagen beklatschen und gut finden, werde ich wohl nie begreifen.

Eine neue Regierung, ob nun mit oder ohne SPD, plus  Opposition minus AfD, sollte es hinkriegen den 94 gewählten Abgeordneten und ihren Wähler/innen klar zu machen, dass wir diese Art von “Alternative” nie gebraucht haben und auch in Zukunft nicht gebrauchen werden.

Antisemitismus bei Migranten darf nicht als Ausrede für eigene Fehler herhalten

Als ich vor kurzem (nicht in diesem Blog) zum Thema Antisemitismus gebloggt habe, ist wieder das passiert, was ich schon aus der Vergangenheit kannte. Vielleicht war der Text missverständlich, oder von meinem Bewusstsein hat – wie auch immer das funktioniert – Antisemitismus Besitz ergriffen. Dass Menschen auch dann nicht davor gefeit sind, wenn sie ihn (öffentlich) von Herzen ablehnen, soll schon vorgekommen sein.

Wie kann das sein?

Meine persönlichen Lebenserfahrungen sind doch gänzlich andere als die der Menschen, die aus dem arabischen Raum zu uns gekommen sind und die, wie es heißt, mit ihrem kulturell geprägten Antisemitismus für eine starke Zunahme antisemitischer Übergriffe auf Juden und jüdische Einrichtungen gesorgt haben sollen.

Mehr Munition für die AfD

Ist es Zufall, dass die AfD einerseits permanent Ressentiments gegen Geflüchtete schürt und in ihren Reihen krasse antisemitische Ausfälle zu beobachten sind? Ausfälle, die parteiintern zwar manchmal kritisiert werden, die jedoch nie zu disziplinarischen Maßnahmen führen. Björn (Bernd) Höcke ist mit seinen unsäglichen Aussagen kein Einzelfall. Es gibt Mitglieder dieser Partei, die ihre antisemitischen Parolen viel deutlicher “vorgetragen” haben.

Wie gesagt, ich bin auch schon mehrmals als Antisemit bezeichnet worden, weil ich mich für Palästinenser und gegen israelische Politik positioniert habe oder einfach auch nur, weil ich für Xavier Naidoo Position bezogen habe.

Ich halte meine Vergehen selbst naturgemäß für harmlos. Aber andere sehen das ganz anders. Für meinen Teil habe ich den Kopf eingezogen und den Mund gehalten. Außerdem bin ich aus der einen oder anderen Facebook – Gruppe ausgetreten, weil es mir zu “aufregend” wurde. Für mich ist die Tatsache, mit Antisemiten der AfD in einen Topf geworfen zu werden, schwere Kost.  Zumal ich gegen solche Gesinnungen nach Kräften ankämpfe (und zwar nicht nur am Bildschirm!).

Die Statistik kenne ich, nach der in Deutschland 15 bis 20% der Bevölkerung eine antisemitische Einstellung haben soll. Das ist seit langen Jahren ein Wert, der sich scheinbar kaum verändert hat.

Bis jetzt.

Inzwischen ist die AfD mit knapp 13% im Deutschen Bundestag vertreten, und wir hören von denen, die Andersdenkenden nur zu gern Beschwichtungsabsichten vorhalten, dass dieses Faktum unserer Demokratie gut tun würde. Das Hauptargument ist, dass diese von der AfD vertretenen politischen Positionen jetzt auch im Parlament repräsentiert wären.

Ehrlich: Für mich hätte die AfD ruhig eine außerparlamentarische Opposition bleiben können.

In Österreich gibt es mit der FPÖ schon lange am rechten Rand eine Partei. Sie war vor Jahren einmal an der Regierung beteiligt und ist es seit den letzten Wahl in deutlicherem Umfang.

Ich höre häufig, dass dies auf die Großen Koalitionen zurückzuführen gewesen sei, die es im Nachbarland in Serie gegeben hat. Ich glaube zwar, dass diese Theorie nicht grundsätzlich falsch ist. Die Tatsache, dass wir in ganz Europa und auch in Übersee (USA) einen wachsenden Nationalismus beobachten, deutet eher darauf als mögliche Ursache hin.

In der Schweiz konnte die rechtsnationale SVP erst Ende der 1990er im Parlament eine größere Repräsentanz erlangen. Heute ist sie die größte Partei bei den Nationalratswahlen (ca. 29%). Der Boom der SVP dürfte verschiedene Ursachen haben. Sie ist nicht nur nationalistisch und fremdenfeindlich orientiert, sondern nimmt auch eine sehr kritische Position zur EU ein. Dies wiederum dürfte nicht nur die ausgeprägte Vorliebe für wirtschaftliche Unabhängigkeit sein. Die EU-kritische Haltung der SVP ist für meine Begriffe weniger durch wirtschaftliche Grundüberzeugungen als vom vorherrschenden Nationalismus geprägt.


Wachsender Antisemitismus in Deutschland

Ich wieder wieder mal ein wenig vom Thema abgekommen. ?

Es sollte hier um den wieder wachsenden Antisemitismus in Deutschland gehen.

Die Auftritte zweier Zeitzeuginnen gestern Abend bei Anne Will und einige Tage davor bei der Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen rütteln auf.

Ja, sie müssen uns aufhorchen lassen – nicht nur wegen des in der Anne-Will – Sendung angesprochenen Hinweises auf Parallelen zu 1933/34.

Gerade bei “Anne Will” wurde deutlich, wie sehr antisemitische Übergriffe zugenommen haben.  Dass diese Tatsache der Aufnahme der hohen Zahl von Geflüchteten aus muslimisch geprägten Ländern geschuldet ist, liegt auf der Hand.

AfD-Futter

Dass die AfD mit diesem Faktum hausieren geht, ist zwar einerseits ein ziemlich mieser Witz. Aber andererseits ist es keine Überraschung! Während sich viele im Land damit abmühen, den Geflüchteten die deutsche Sprache und ihnen kulturell Eigenarten der deutschen Mitteleuropäer beizubringen, haben die Rechten es recht einfach. Wenn sie mit Antisemitismusvorwürfen konfrontiert werden, verweisen sie auf die schlimmen Erfahrungen, von denen jüdische Bürger heutzutage berichten können. Siehe da, das funktioniert auch. Nicht die AfD und ihre Abteilung für modernen Antisemitismus kriegen den Fokus der Öffentlichkeit, sondern die Problematiken, die mit der Migrationsarbeit einher gehen.

Wie hilflos sind angesichts dieses Zustandes die Versuche unserer Politiker, wenigstens halbwegs überzeugende Lösungen zu präsentieren?

Glauben wir allen Ernstes, dass der Antisemitismus, den wir Deutschen in über 70 Jahren seit dem Ende Hitlers immer noch nicht abgearbeitet, geschweige denn bewältigt haben, durch Besichtigungstouren in KZ-Gedenkstätten (ob freiwillig oder nicht) an Geflüchtete und x andere sicher nur gut gemeinte Maßnahmen sich in Luft auflösen könnte?

Zu schnell und zu viel

Wir reden über Hunderttausende von Menschen mit ebenso vielen persönlichen Geschichten, mit gesellschaftlichen und kulturellen Prägungen, die vollkommen andere sind als unsere eigenen. Wir verstehen sie nicht nur nicht, weil sie eine andere Sprache sprechen. Und bis sich das ein wenig geändert hat, vergehen Jahre, wahrscheinlich Jahrzehnte.

Es ist nicht möglich, all diese Menschen innerhalb kurzer Zeit “umzuerziehen”. Es wäre töricht, wenn Politiker diesen Eindruck erwecken würden. Und wir können angesichts solcher Erkenntnisse nicht darauf warten, dass sich alles von selbst löst und die Rechten wieder auf unter 5% bei den Wahlen zurückgefallen sind.

Ich weiß, dass eine Menge Leute nach Kräften an der Lösung für diese Probleme arbeiten. Auf mich wirken die Projekte von denen ich gehört und gelesen habe einerseits sinnvoll und manche Maßnahmen wirklich überzeugend, andererseits aber auch wie Nussschalen auf einem Weltmeer.

Einmal mehr ist der Staat gefragt. Jener Staat, den die von uns gewählten Politiker repräsentieren. Aber die murmeln sich in Berlin immer noch eine neue Regierung zurecht. Wenn das daneben geht – wovon ich immer noch ausgehe – werden wir auf konkrete Maßnahmen weiter warten.  Aber eigentlich haben wir dafür keine Zeit.

Liebe SPD: Die hier aufgeworfene Frage befindet sich nicht unter den drei nachzuverhandelnden Punkten. Klar, das ist nur eine Facette der Herausforderungen, die die massenhafte Migration von Menschen mit sich gebracht hat. Wie soll es einen Rückhalt für den Familiennachzug von subsidiär Geschützen in der Bevölkerung geben, wenn wir im Zusammenleben der verschiedenen Religionen diese dramatischen Entwicklungen konstatieren müssen?

Zerstören die “alten weißen Männer” unsere Zukunft?

Während manche die Ursache für Verstimmungen der deutschen Seele auf die beiden großen Fraktionen (liberale/illiberale Flüchtlingspolitik) zurückführen, halte ich das für zu kurz gegriffen. Schließlich erleben wir ähnliche Entwicklungen auch in anderen Ländern.

Damit wären die Gründe für die fortschreitende gesellschaftliche Spaltung nicht erfasst.

Nach einer kleinen These, von der ich heute im Kölner Stadt-Anzeiger las, soll die demografische Entwicklung unseres Landes verantwortlich sein. Mit anderen Worten, die Babyboomer sollen das auf dem Kerbholz haben.

Gut, das würde vermutlich auch für andere europäische Ländern passen. Wieso aber färben die so unvereinbar miteinander konkurrierenden Standpunkte auf junge Menschen ab? Oder spiegeln sich die Streitigkeiten innerhalb unserer Gesellschaft nur in der “älteren” Generation wider?

Der Autor der Stadt-Anzeiger-Artikels stellt fest, dass Lage und Stimmung nicht zusammenpassen würden. Das ist eine Bestandsaufnahme, die ich schon einmal für falsch halte. Ich glaube, diesen Fehler machen Regierung und Medien gern.

Aber es gibt zu viele Menschen, denen es heute bereits schlechter geht als dem Durchschnitt. Was auch immer der nun wiederum sein soll. Doch, ich weiß schon, was Statistik ist…

Es kommt mir schon so vor, als würden die Menschen, die sich noch im soziologischen Konstrukt der so genannten Mittelschicht glauben, aufgrund zu vieler negativer Zukunftsvisionen diffuse Abstiegsängste entwickeln. Einfach gesagt, es gibt zu viele Fragen und zu wenige Antworten. Jedenfalls zu wenige, die halbwegs überzeugen könnten.

Hauptursache Internet

Dazu kommt, dass die unglaublich hohe Zahl von massiven, mir zugleich aber häufig ziemlich substanzlos scheinenden Schimpftiraden die Leute schier verrückt macht. Diskussionen werden immer schwieriger. Selbst dann, wenn Linke oder Rechte ihre jeweils fix – stehenden politischen Haltungen aufgeben bzw. aufzugeben scheinen, gerät man ins Fadenkreuz der jeweiligen “Gegenseite”.

In den sozialen Netzwerken entwickelt sich eine Stimmung, die nur in eine Richtung geht. Ich betrachte sie als glatt demokratiefeindlich. Und das, obwohl wir doch zu Beginn dachten, das Internet würde die Demokratie erst komplett machen.

Ganz egal, wofür man steht. Position und Gegenposition werden immer häufiger nicht mehr von Argumentationen getragen, diese werden ersetzt von gegenseitigen Bezichtigungen und Beleidigungen.

Wenn ich mir vorstelle, wie es sein muss, sich selbst zum Beispiel in einer meinungstechnisch enggefassten Filterbubble zu befinden, kann ich mir gut vorstellen, wie sich der persönliche Blick auf das Leben sehr rasch dunkelgrau einfärben wird.

Jedesmal, wenn man Facebook öffnet, würde man mit schlechten Nachrichten empfangen. Man ist dafür gewissermaßen schon konditioniert. Insofern ist nicht wichtig, ob die “Nachricht” zutreffend sind oder nicht.

Die Welt ist grau. Merkel und alle, die was anderes denken als ich, sind schuld an diesem Dilemma. Damit stellt sich die Wirkung auf die Befindlichkeit der LeserInnen unmittelbar ein.

Wie soll das folgenlos bleiben? Nicht nur für den einzelnen Menschen, sondern für die Gesellschaft als Ganzes.

Ist Antisemitismus erblich, oder ist er ein Produkt unserer Umgebung?

Vor dem Spiegel fallen mir – je älter ich werde – Ähnlichkeiten mit meinem Vater auf, die mir früher ™ entgangen sind. Allein schon Hände und Zehen sind denen meines Vaters so ähnlich, dass ein Gen-Test, hätte er je zur Debatte gestanden, ganz überflüssig gewesen wäre. Aber diese Ähnlichkeiten waren früh ausgemacht, die meine ich nicht.

Es gibt Gesten, Teile meiner Mimik aber auch charakterliche Eigenarten die – jedenfalls in meiner Erinnerung – denen meines Vaters sehr ähneln. Meine Frau findet das auch.

Mein Vater ist 1922 geboren. Er war von 1939 bis 1949 im Krieg, fünf Jahre davon in russischer Kriegsgefangenschaft. Zehn Jahre für ein Land, das seine historische Schuld nie wirklich hinter sich lassen wird. Allen Gaulands und Höcke zum Trotz.

Wenn wir heute von allen möglichen klugen Leuten zum tausendsten Mal daran erinnert werden, dass der Antisemitismus in Deutschland sehr verbreitet sei, frage ich mich, ob dafür nicht auch die Gene verantwortlich sind.

In meiner Schulzeit (Hauptschule) haben wir über das Dritte Reich und die abartige Rassenpolitik NULL gelernt. Vielleicht waren die Lehrpläne in den 1960er Jahren noch nicht soweit, sich mit derart heiklen Vergangenheitshemen auseinanderzusetzen. Vielleicht waren die Deutschen damals zu feige, sich an diese Themen heranzutrauen. Das Grauen war noch zu nah. Darauf, dass aus heutige Sicht keiner mehr behaupten kann, die Auseinandersetzung mit unserer Nazi-Vergangenheit habe nicht stattgefunden, macht mich stolz. Ich sage das in dem Bewusstsein, dass die 68er insbesondere von den Neurechten im Land für alles Negative im Land verantwortlich gemacht werden. Reaktionäre Kräfte, die sie schließlich repräsentieren, hätten das nie vermocht.

In der Rückwärtsbetrachtung scheint es mir jedenfalls so gewesen zu sein, dass die Traumabewältigung in meiner Schulzeit nicht einmal konzeptionell behandelt wurde. Immerhin, daran erinnere ich mich, haben wir gemeinsam Bernhard Wickis großartigen Antikriegsfilm “Die Brücke” gemeinsam angeschaut und anschließlich darüber diskutiert. Von Anne Franks Tagebüchern und anderen Werken, die spätere Klassen beschäftigt haben, war damals in meiner Schule noch überhaupt nichts zu sehen.

Wie soll ich unter dieser Voraussetzungen verstehen, dass der Antisemitismus bis in die Gegenwart hinein noch so stark verbreitet ist? In Bedburg haben vor dem Krieg (1933) 52 Juden gelebt. Berichten zufolge gab es im Juli 1942 keine Juden mehr in unserer Stadt. Mein Vater konnte mir über seine persönlichen Erfahrungen in dieser Zeit wenig erzählen. Aufgrund seines jungen Alters zu dieser Zeit habe ich ihm geglaubt. Die Abweichungen zwischen den Erzählungen ganz verschiedener Menschen aus meinem Verwandten- oder Bekanntenkreis waren so gering, dass ich fast geneigt war, sie zu glauben. Im Grund meines Herzens weiß ich, dass die Menschen damals mehr gewusst haben als das, was sie nach Jahrzehnten bereit waren preiszugeben. Ich kann mir vorstellen, dass Schuldgefühle eine Rolle dabei spielten, ob nun bewusst oder unbewusst. Wir Menschen sind Meister darin, schlimme Dinge zu verdrängen. Auch und vor allem dann, wenn sie uns selbst betreffen.

Kindern beim Spielen zuzusehen ist schön. Sie interessieren sich nicht für die Herkunft ihrer Freundinnen und Freunde. Hautfarbe und Religion sind ihnen egal.

Daraus kann man nur den Schluss ziehen, dass so schlimme Geißeln der Menschheit wie Antisemitismus oder Rassismus nicht in uns sind, sondern dass uns diese anerzogen werden oder – um es weniger persönlich auszudrücken – wir dahingehend durch unsere Umgebung beeinflusst werden.

Wenn davon gesprochen wird, das in vielen europäischen Ländern Antisemitismus immer noch ausgeprägt vorhanden sei, muss dieser also von Menschen von Generation zu Generation weitergegeben worden sein. Von solchen Menschen, die diese Haltung ganz bewusst während ihrer persönlichen Entwicklung aufgenommen, gelebt und schließlich auch noch an andere Menschen weitergegeben haben. Für mich ist das wirklich schwer zu begreifen.

Aber wir wissen andererseits, dass “Kontaminierung” mit Antisemitismus sehr einfach vonstatten geht. Auf unseren Straßen finden Manifestationen eines Antisemitismus statt, der ganz zweifellos anerzogen ist. Interessant dabei ist, wie wenig jüngere Menschen aus dem arabischen Raum über die Juden und ihre Religion wissen. Was sie eigenartigerweise überhaupt nicht davon abhält, Staat und Menschen gleichermaßen zu hassen. Deshalb finde es übrigens kritisch zu sagen, dass dieser Antisemitismus kulturelle Wurzeln hätte.

Unser Staat muss mit allen Mitteln gegen diese Aktionen von radikalen Muslimen vorgehen. Die jetzige Lage ist bereits kritisch genug. Wenn jetzt nur geredet und nicht gehandelt wird, erleben wir am Ende das, was die Neurechten uns vorhergesagt haben.

Zwei Beispiele

Mir fällt spontan der Name George Soros ein und die Kampagnen, die vornehmlich von Neurechten in Deutschland initiiert und gepusht wurden. Ich kann nicht sagen, ob Victor Orban, der ungarische Premierminister, ein Antisemit ist. Er legt die Thesen Soros’ zur Migration jedenfalls nicht anders aus als die Neurechten es tun bedient in meinen Augen klassische Ressentiments gegen Juden.

Als der deutsche Historiker Michael Wolffsohn geradezu reflexartig den Antisemitismusvorwurf erhob, weil in der deutschen Öffentlichkeit starke Kritik an Trumps Entscheidung laut wurde, die US-Botschaft nach Jerusalem zu verlegen, mochte ich nur mit dem Kopf schütteln. Ich kann nicht verstehen, was die deutliche Kritik an Trumps Entscheidung mit Antisemitismus zu tun haben sollte.

Wir laufen immer noch Gefahr, die Motivation für Kritik an der Politik eines Staates und die von Generation zu Generation weitergegebenen  Vorurteile miteinander zu vermischen. Ich habe mich inzwischen damit abgefunden, damit leben und klar kommen zu müssen. Etwas anderes bleibt uns nicht übrig, weil uns Deutschen dieser Mühlstein bei passenden aber auch unpassenden Gelegenheit umgehängt wird. Vielleicht wäre es gut, nicht immer gleich mit Unverständnis und Wut darauf zu reagieren.

Ich wurde in meinen Blogs schon mehrfach des Antisemitismus bezichtigt – auch bei Facebook (natürlich!) und immer habe ich mich gefragt, was der Blödsinn soll. Immerhin – mit Fragen fängt jede Selbstreflexion wahrscheinlich an – wenn auch auf noch so kleinem Niveau. Fertig werde ich damit wohl nie.

Deutschland hat keinen Platz für Antisemitismus

Was passiert mit Leuten, die gegen die vorhandenen deutschen Gesetze verstoßen, in dem sie israelische Flaggen verbrennen? Nichts?! Von anderen israel-kritischen “Aktionen” bis hin zu körperlichen Angriffen einmal ganz abgesehen, die sich immer häufiger gegen Menschen richten, die als Juden erkennbar sind.

In den Augen vieler ist diese Schweinerei vermutlich sogar durch die Meinungsfreiheit abgedeckt. Dass die Bundesregierung diese Demos verurteilt ist wirklich das Mindeste.

Ich finde, die Polizei sollte die Radikalen, deren Hass auf Fotos deutlich herüberkommt und der einem kalte Schauern über den Rücken jagt “herauspicken” und sofort des Landes verweisen. Jedenfalls die, die keinen deutschen Pass haben.

Auch unter diesen radikalen Schreihälsen befanden sich mit Sicherheit Menschen, die als Flüchtlinge zu uns gekommen sind und zwar aus den Ländern, die den Antisemitismus in Deutschland zur Hochblüte treiben. Auf deutschen Straßen werden antisemitische Parolen gebrüllt und Israelflaggen verbrannt. Eine Schande ist das.

Manche Leute interessiert es nicht die Bohne, dass wir in Deutschland solche Manifestation von sinnloser Gewalt generell ablehnen.

Es ärgert mich, dass der deutsche Staat bei dieser ständigen Eskalation von externen Konflikten nur zuschaut. Das war auch bei den Türken so, als sie für ihren Erdogan und gegen die Kurden protestiert haben. Und anderes herum ebenfalls.

“Die Bundesregierung verurteilt das scharf”. Wie bitte? Das ist nicht angemessen. Die Türken, die dabei waren und die ihren Präsidenten so toll finden, sollten nach Erdoland auswandern.

Angesicht der “starken Worte” ihres großen Führers aus Ankara in Richtung der USA wäre noch zu überlegen, ob die Türken in der Nato überhaupt noch im richtigen “Verein” sind. An dieser Stelle könnte sogar Trump mal was richtig machen. Er müsste ausnahmsweise nur auf diesen unverschämten Kerl in Ankara konsequent reagieren.

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