EU-Austritt: Alt gegen jung ist kein britisches Phänomen

stroke="currentColor" stroke-width="1.5" stroke-linejoin="round" stroke-linecap="round" /> Keine Kommentare

152

4 Min.

Standardbild

Einerseits ver­ste­he ich es, dass vie­le ihren Zorn über den EU-Austritt der Briten raus­las­sen. Das ist mensch­lich. Für mich hat das sogar etwas tröst­li­ches, wie vie­le Leute offen­bar von der bri­ti­schen Entscheidung ent­täuscht sind. Allerdings bin ich davon über­zeugt, dass das, was sich in Großbritannien Bahn bricht, kann auf dem Kontinent in glei­cher oder ähn­li­cher…

Einerseits ver­ste­he ich es, dass vie­le ihren Zorn über den EU-Austritt der Briten raus­las­sen. Das ist mensch­lich. Für mich hat das sogar etwas tröst­li­ches, wie vie­le Leute offen­bar von der bri­ti­schen Entscheidung ent­täuscht sind.

Allerdings bin ich davon über­zeugt, dass das, was sich in Großbritannien Bahn bricht, kann auf dem Kontinent in glei­cher oder ähn­li­cher Form auch pas­sie­ren könn­te. Auch in Deutschland sind die Bedingungen (Quorum) für Volksabstimmungen nicht in Zement gegossen!

Zum zen­tra­len Punkt hier in Deutschland wird das unter­schied­li­che Abstimmungsverhältnis zwi­schen jung und alt erst noch wer­den. Die Jungen im Vereinigten Königreich haben für Europa gestimmt, die Alten dage­gen. Das Ergebnis birgt Sprengstoff, weil die­se Unterschiede im Abstimmungsverhalten in solch exis­ten­zi­el­len und viel­leicht tat­säch­lich zukunfts­wei­sen­den Fragen für die Entwicklung eines Landes sehr bedeut­sam sein kön­nen. Dass das in man­chen rech­ten Blogs wie zum Beispiel «Tichys Einblick» schlank­weg negiert wird, macht mich echt sauer.

Trotzdem bleibt jetzt erst ein­mal abzu­war­ten, wie sich die Dinge wei­ter­ent­wi­ckeln und ob all die düs­te­ren Vorhersagen für das Vereinigte Königsreich tat­säch­lich oder teil­wei­se über­haupt ein­tref­fen werden.

Ich wün­sche den Briten, dass sie ihren Schritt nicht bereu­en müssen!

Jung und alt – Das Zukunftsszenario

Haben die Briten eigent­lich, wie vie­le ande­re euro­päi­sche Staaten, ein demo­gra­fi­sches Problem? Nein, sie ste­hen in die­ser Hinsicht deut­lich bes­ser da (s. Abb).

Das ist mein Punkt! Wenn unse­re Medien das Abstimmungsverhältnis von jung und alt in Großbritannien so kri­tisch beur­tei­len, wie mögen sich Wahlentscheidungen dann erst in unse­rem Land darstellen?

Es ist nichts Neues, Deutschland vor­her­zu­sa­gen, dass bei künf­ti­gen Wahlen (und Abstimmungen?) exakt die­ses Problem auf­tre­ten wird. Die Alten wer­den die Dinge durch ihre spe­zi­el­le Brille sehen und somit in sehr ent­schei­den­den, für die Zukunft wich­ti­gen Fälle, gegen die ele­men­ta­ren Interessen der jün­ge­ren Generationen abstim­men. Wir sehen, dass die Politik längst dabei ist, sich auf die demo­gra­fi­schen Gegebenheiten einzustellen.

Wir erin­nern uns an die Diskussionen über die Rente mit 63 und ande­re Beispiele. Der Konflikt wur­de ange­ris­sen und dis­ku­tiert. Die Sparpolitik, für die Deutschland euro­pa­weit hart kri­ti­siert wird, die aber auf der ande­ren Seite, die nach­kom­men­den Generationen ent­las­ten soll­te, wird viel­leicht nicht mehr lan­ge Bestand haben. Die kri­ti­schen Einlassungen Gabriels (SPD) klin­gen noch rela­tiv abs­trakt. Aber die Wahlen sind nicht mehr lan­ge hin.

Auf Kosten der jungen Leute?

Ein all­ge­mei­nes Umdenken der Besitzstandswahrer, also im Wesentlichen der Leute mei­ner Generation, ist an die­sem Ende nicht zu erwar­ten. Zu groß sind in die­sen unsi­che­ren Zeiten die Verlustängste ins­be­son­de­re der Generationen, die sich über Jahrzehnte eini­ges auf­ge­baut und nun zu ver­lie­ren haben. Dass vie­le Ältere ande­rer­seits an ihre Kinder und Enkel den­ken, ist natür­lich auch klar. Aber unterm Strich zähl ich, wird die Devise bleiben.

Es klingt uto­pisch. Aber im Interesse einer funk­tio­nie­ren­den Gesellschaft muss viel­leicht schon bald nach Wegen gesucht wer­den, wie die­ser Entwicklung ent­ge­gen­ge­wirkt wer­den könn­te. Man könn­te even­tu­ell mit Stimmrechten je Wahlberechtigtem ab einem bestimm­ten Alter ope­rie­ren, also den Schlüssel der demo­gra­fisch aktu­el­len Situation berück­sich­ti­gen? Ein Bürger/​in = eine Stimme wäre dann obso­let. Die Idee ist unde­mo­kra­tisch, sie stellt unse­re Überzeugungen auf den Kopf. Und ein biss­chen erin­nern mich mein Gedankenspiel an die sei­ner­zeit von England aus­ge­hen­de Debatte über Hüftgelenke für über 80jährige.

Demografie

Wir wer­den wohl oder übel damit leben müs­sen, dass Demografie Faktor demo­kra­ti­scher Spielregeln bleibt. Gibt es mehr Alte haben sie logi­scher­wei­se mehr Einfluss und umge­kehrt gilt es eben­so. Nur ist dann auch ganz klar, dass eine über­wie­gend aus älte­ren und alten Menschen bestehen­de Gesellschaft Zukunftsperspektiven völ­lig anders beur­teilt als es jun­ge Gesellschaften tun wer­den. Und das ist – was die Wahlergebnisse in Großbritannien anlangt – nun in ziem­lich ekla­tan­ter Weise pas­siert. Ob die Briten damit – wie behaup­tet wird – wirk­lich ihre Zukunft ver­spielt haben, wer­den wir mal in Ruhe abwarten. 

Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


Mehr lesen aus dieser Kategorie

Boomer-Soli: Verantwortung unserer Generation
boomer soli solidaritaet(1)

Gesellschaft

Boomer-Soli: Verantwortung unserer Generation

Multipolarität, Klimawandel, Technologie: Der Sturm unserer Zeit
weltordnung machtverschiebung

Gesellschaft

Multipolarität, Klimawandel, Technologie: Der Sturm unserer Zeit

🕊️ Ein gutes Wort kann Wunder wirken.