Sauer sein – ein neues Grundgefühl für Blogger
Mir reicht es ja schon, die mitunter haarsträubend doofen Kommentare unter Youtube-Videos zu lesen. Und die sind nun wirklich nicht repräsentativ für das deutschsprachige Internet. Mehr ärgere ich mich über Texte, in denen die Autoren die miese Stimmung im Land aufnehmen. Diese Schreiber glauben sich allzu oft im Besitz der allein gültigen Wahrheit und alle, die anders denken sind Büttel dieser Regierung und somit Teil des Übels, das mit Stumpf und Stil auf den Müll der Geschichte gehört. So machen sie ihre Punkte. Das kommt an. Mich deprimiert das!Rechte Meinungskartelle
Insbesondere denke ich an viele rechte und noch rechtere Blogs. Auch an solche recht neuen Produkte wie Tichys Einblick. Beim Lesen der Texte dieser Frau Schunke kriege ich immer Magenschmerzen. Sie und ihre Mitschreiber reden ihren Lesern ein, alle Werte, an die ich in der Gesellschaft so viele Menschen so lange geglaubt haben, seien oberflächlich und dumm gewesen. Die helfen den ganz rechten Spinnern im Land nach Kräften dabei, Begriffe wie Toleranz zu entwerten, in dem sie Empathie und Mitmenschlichkeit als schädlich und somit überflüssig darstellen. Und dabei sind diese Leute wirklich vorbildlich. Darunter sind viele sehr gute Autoren. Die wissen wie man mit Texten überzeugt. Umso ekliger finde ich das. Nicht, weil ich ein Problem mit anderen Meinungen hätte. Der Vorwurf kommt immer sofort. Nein, weil viele solcher Texte zu offensichtlich gegen andere Menschen gerichtet sind. Und da hört bei mir der Spaß auf! Bei alldem, worüber ich mich hier beklage, orientiere ich mich zunächst nur an dem, was in Deutschland los ist. Wenn ich nach Frankreich oder in die Türkei schaue oder auf viele andere Orte auf diesem Planeten, so kommt es mir mitunter so vor, als seien die Menschen durch einen neuartigen und noch unentdeckten Virus drauf und dran, alles, was sie nach dem zweiten großen Krieg des letzten Jahrhunderts mit viel Mühe und noch mehr Rückschlägen miteinander aufgebaut haben, jetzt einreißen wollen. Brauchen wir für sowas einen Virus, oder entspricht das dem Naturell des Menschen? Vielleicht lernt er nicht dazu!Woanders regiert auch der Blues
Was ich eben gelesen habe, tröstet mich etwas. Das Motto: Geteilter Schmerz ist halber Schmerz sticht halt auch heute noch. Es gibt also offenbar doch mehr Leute, die unter der vertrackten Lage leiden. Und der, von dem hier die Rede ist, ist ganz bestimmt viel klüger als ich. diese Worte gelesen, die mir aus der Seele sprechen: Man muss nicht zu allem Stellung nehmen. Ich versuche mich seit Monaten aus den täglichen Debatten zurückzuziehen, weil sie meine Energie rauben und die Welt um mich immer mehr als einen hässlichen Ort erscheinen lassen. […] Ich bin ratlos und weiß ehrlich gesagt nicht, was wir gerade brauchen, um solche Tragödien zu überwinden und deren Wiederholung zu verhindern. Mir geht es seit einiger Zeit ähnlich. Ich habe auch lange darüber nachgedacht, die Zeit in den sozialen Netzwerken zu reduzieren. Es ist einerseits spannend: Rede und Gegenrede, Argument und Gegenargument oft im Sekundentakt. Es ist aber andererseits auch aufwendig.Quelle: Today (Stefanolix) | LINK Stefanolix‘ Blog lese ich gern. Ich stimme nicht immer mit ihm überein. Aber er macht es sich nicht leicht. Er wird nie müde, gewissenhaft und beherrscht zu argumentieren. Es wird ihm nie zu viel. Egal, was anliegt.Ich bin dann mal nicht weg. Aber in Zukunft seltener hier. Versuch einer Erklärung:https://t.co/yn9L4yC9cS
— stefanolix (@stefanolix) 15. Juli 2016
Entdecke mehr von Horst Schulte
Subscribe to get the latest posts sent to your email.
Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Ihre E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Sie können anonym kommentieren. Ihr Name und Ihre E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.