Die Welt ist gerade ein ziemlich hässlicher Ort

Manch­mal den­ke ich, die haben wohl Recht, wenn sie mir einen Hang zur Lar­moy­anz andich­ten. Ein ande­res Mal geht das dann wie­der ziem­lich am Aller­wer­tes­ten vorbei.

HS230625

Horst Schulte

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Manch­mal den­ke ich, gewis­se Blog­ger haben wohl Recht, wenn sie mir einen Hang zur Lar­moy­anz andich­ten. Ein ande­res Mal gehen mir sol­che Din­ge auch ziem­lich am Aller­wer­tes­ten vorbei. 

Mei­ne Schwes­ter fin­det, dass ich viel­leicht das fal­sche Zeug lese. Es gebe doch vie­le ande­re Men­schen, die die Din­ge so oder wenigs­tens so ähn­lich sähen wie wir – also wie sie und ich. Damit ist längst nicht nur die „nor­ma­le“ Debat­ten­kul­tur gemeint, die sich übers Inter­net in den letz­ten Jah­ren so präch­tig ent­wi­ckelt hat. Es gin­gen Gewiss­hei­ten über die Wup­per, mit denen sich Gene­ra­tio­nen ein­ge­rich­tet hat­ten. Das ver­un­si­chert und macht sauer.

Sauer sein – ein neues Grundgefühl für Blogger

Mir reicht es ja schon, die mit­un­ter haar­sträu­bend doo­fen Kom­men­ta­re unter You­tube-Vide­os zu lesen. Und die sind nun wirk­lich nicht reprä­sen­ta­tiv für das deutsch­spra­chi­ge Internet.

Mehr ärge­re ich mich über Tex­te, in denen die Autoren die mie­se Stim­mung im Land auf­neh­men. Die­se Schrei­ber glau­ben sich all­zu oft im Besitz der allein gül­ti­gen Wahr­heit und alle, die anders den­ken sind Büt­tel die­ser Regie­rung und somit Teil des Übels, das mit Stumpf und Stil auf den Müll der Geschich­te gehört. So machen sie ihre Punk­te. Das kommt an. Mich depri­miert das!

Rechte Meinungskartelle

Ins­be­son­de­re den­ke ich an vie­le rech­te und noch rech­te­re Blogs. Auch an sol­che recht neu­en Pro­duk­te wie Tichys Ein­blick. Beim Lesen der Tex­te die­ser Frau Schun­ke krie­ge ich immer Magen­schmer­zen. Sie und ihre Mit­schrei­ber reden ihren Lesern ein, alle Wer­te, an die ich in der Gesell­schaft so vie­le Men­schen so lan­ge geglaubt haben, sei­en ober­fläch­lich und dumm gewe­sen. Die hel­fen den ganz rech­ten Spin­nern im Land nach Kräf­ten dabei, Begrif­fe wie Tole­ranz zu ent­wer­ten, in dem sie Empa­thie und Mit­mensch­lich­keit als schäd­lich und somit über­flüs­sig dar­stel­len. Und dabei sind die­se Leu­te wirk­lich vor­bild­lich. Dar­un­ter sind vie­le sehr gute Autoren. Die wis­sen wie man mit Tex­ten über­zeugt. Umso ekli­ger fin­de ich das. Nicht, weil ich ein Pro­blem mit ande­ren Mei­nun­gen hät­te. Der Vor­wurf kommt immer sofort. Nein, weil vie­le sol­cher Tex­te zu offen­sicht­lich gegen ande­re Men­schen gerich­tet sind. Und da hört bei mir der Spaß auf!

Bei all­dem, wor­über ich mich hier bekla­ge, ori­en­tie­re ich mich zunächst nur an dem, was in Deutsch­land los ist. Wenn ich nach Frank­reich oder in die Tür­kei schaue oder auf vie­le ande­re Orte auf die­sem Pla­ne­ten, so kommt es mir mit­un­ter so vor, als sei­en die Men­schen durch einen neu­ar­ti­gen und noch unent­deck­ten Virus drauf und dran, alles, was sie nach dem zwei­ten gro­ßen Krieg des letz­ten Jahr­hun­derts mit viel Mühe und noch mehr Rück­schlä­gen mit­ein­an­der auf­ge­baut haben, jetzt ein­rei­ßen wol­len. Brau­chen wir für sowas einen Virus, oder ent­spricht das dem Natu­rell des Men­schen? Viel­leicht lernt er nicht dazu!

Woanders regiert auch der Blues

Was ich eben gele­sen habe, trös­tet mich etwas. Das Mot­to: Geteil­ter Schmerz ist hal­ber Schmerz sticht halt auch heu­te noch.

Es gibt also offen­bar doch mehr Leu­te, die unter der ver­track­ten Lage lei­den. Und der, von dem hier die Rede ist, ist ganz bestimmt viel klü­ger als ich.

Ich mache es kurz: aus per­sön­li­chen und beruf­li­chen Grün­den wer­de ich in den nächs­ten Mona­ten sel­te­ner twit­tern und kom­men­tie­ren. Ich habe heu­te bei Hamed Abdel-Samad die­se Wor­te gele­sen, die mir aus der See­le sprechen:

Man muss nicht zu allem Stel­lung neh­men. Ich ver­su­che mich seit Mona­ten aus den täg­li­chen Debat­ten zurück­zu­zie­hen, weil sie mei­ne Ener­gie rau­ben und die Welt um mich immer mehr als einen häss­li­chen Ort erschei­nen lassen. […] 
Ich bin rat­los und weiß ehr­lich gesagt nicht, was wir gera­de brau­chen, um sol­che Tra­gö­di­en zu über­win­den und deren Wie­der­ho­lung zu verhindern. 

Mir geht es seit eini­ger Zeit ähn­lich. Ich habe auch lan­ge dar­über nach­ge­dacht, die Zeit in den sozia­len Netz­wer­ken zu redu­zie­ren. Es ist einer­seits span­nend: Rede und Gegen­re­de, Argu­ment und Gegen­ar­gu­ment oft im Sekun­den­takt. Es ist aber ande­rer­seits auch auf­wen­dig.Quel­le: Today (Ste­fa­no­lix) | LINK

Ste­fa­no­lix’ Blog lese ich gern. Ich stim­me nicht immer mit ihm über­ein. Aber er macht es sich nicht leicht. Er wird nie müde, gewis­sen­haft und beherrscht zu argu­men­tie­ren. Es wird ihm nie zu viel. Egal, was anliegt.

Jetzt scheint viel­leicht doch der Punkt erreicht, an dem er etwas Abstand braucht. Das kann vie­le Grün­de haben. Ich woll­te ihn mit mei­nen Ein­las­sun­gen nicht ver­ein­nah­men. Das steht mir nicht zu. Ich glau­be aber, ich kann sei­ne momen­ta­ne Sicht auf die Din­ge eini­ger­ma­ßen einordnen.

Ich habe die Dis­kus­sio­nen dort im Blog ver­folgt. Dabei gehe ich nicht davon aus, dass sie allein in sei­nem Blog geführt wer­den. Ste­fa­no­lix ist (war) auch bei Twit­ter sehr aktiv. Auch dort will er sich nun etwas rarer machen. 

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

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