Meinungsfreiheit oder Hassbotschaft: Das Kind mit dem Bade ausschütten

Viel­leicht ist es ja doch zu viel, was BJM Maas will. Für sei­ne Aktio­nen gegen Face­book wird Maas eben­so kri­ti­siert wie für den Ver­such an sich, das Straf­recht gegen Men­schen einzusetzen.

HS230625

Horst Schulte

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Face­book soll schnel­ler Kom­men­ta­re löschen
Die Autoren von Hass­bot­schaf­ten im Inter­net sol­len straf­recht­lich belangt wer­den. Was sind eigent­lich Hass­bot­schaf­ten – wur­de das defi­niert?
Was bedeu­tet in die­sem Zusam­men­hang Maas’ Fest­stel­lung: „Es wird noch immer zu wenig, zu lang­sam und zu oft auch das Fal­sche gelöscht.“

Viel­leicht ist es ja über­trie­ben, was Bun­des­jus­tiz­mi­nis­ter Hei­ko Maas will. Für sei­ne Aktio­nen gegen Face­book wird Maas eben­so kri­ti­siert wie für ande­re Initia­ti­ven, das Straf­recht gegen Bür­ge­rin­nen und Bür­ger einzusetzen.

Vie­le begrei­fen den Kampf gegen Hass­bot­schaf­ten als Ver­such, die Mei­nungs­frei­heit ein­zu­schrän­ken. Davon unab­hän­gig ist der­lei Aktio­nis­mus, noch dazu sei­tens eines SPD-Minis­ters bei vie­len, ins­be­son­de­re man­chen Blog­gern äußerst unpo­pu­lär. Zum Teil kann ich das verstehen.

Es gibt kei­ne Defi­ni­ti­on für den Begriff „Het­ze”, das wird ganz bewusst dif­fus, will­kür­lich, auf alles und nichts anwend­bar gehal­ten. Und dann beschwert man sich, dass „ein­deu­ti­ge Het­ze” nicht gelöscht wür­de. Wie kann etwas „ein­deu­ti­ge Het­ze” sein, wenn der Begriff nicht defi­niert ist?Quel­le: Danisch​.de » Blog Archi­ve » Hei­ko Maas droht Face­book | LINK

Fol­gen­der Aus­schnitt aus der aktu­el­len Kolum­ne „Fischer im Recht“ befasst sich nicht expli­zit mit Maas’ neu­er­li­chem Vor­stoß in Sachen Inter­ne­t­het­ze. Ich fin­de, es ist aller­dings ein Miss­fal­len am „neu­en Geist des Straf­rechts“ erkenn­bar. Was wohl heißt, Maas über­dreht. Und mit die­ser Kri­tik wäre Fischer dann nicht allein.

Der Karls­ru­her Bun­des­rich­ter Pro­fes­sor Dr. Tho­mas Fischer schreibt bei Zeit Online eine viel­ge­le­se­ne Kolum­ne. Aus sei­nem jüngs­ten Arti­kel zu die­sem The­ma ein kur­zes Zitat:

Wie an ande­ren aktu­el­len Bei­spie­len zu erken­nen ist, ver­langt der neue Geist eines Straf­rechts der Sicher­heit nach ganz­heit­li­chen Lösun­gen. Lücken im Straf­recht dür­fen nicht mehr als schick­sal­haf­te Zufäl­le und per­sön­li­ches Unglück hin­ge­nom­men wer­den, son­dern müs­sen durch tat­säch­li­che und umfas­sen­de Lösun­gen aus­ge­merzt wer­den. Soll­ten die­se zunächst auf den Wider­stand einer jahr­zehn­te­lang ideo­lo­gisch beein­fluss­ten Pres­se­land­schaft sto­ßen, ist wie­der­um der Gesetz­ge­ber gefragt.Quel­le: Neue Geset­ze: Geset­zes­ent­wurf | ZEIT ONLINE | LINK

Bei ande­rer Gele­gen­heit äußer­te Fischer sich zur Hand­ha­bung des Straf­ge­setz­buch-Para­gra­phen, der den Tat­be­stand der Volks­ver­het­zung behandelt:

Wer in Hei­den­au in die Kame­ra gebrüllt hat: Raus mit dem Dreck!, hat sich straf­bar gemacht. Die knall­har­te Staats­an­walt­schaft hat es viel­leicht noch nicht gemerkt. Aber das wird noch kom­men. Wenn der Wind sich dreht, hat sich Jus­tiz schon immer in den Sturm gestellt. War­ten Sie’s ab!

Was also spricht dage­gen, jeden, der einer Hass­pre­digt gegen irgend­wel­che „Tei­le der Bevöl­ke­rung“ zuju­belt oder die­se Pre­digt oder Tei­le davon ver­brei­tet, für fünf Jah­re in den Knast zu ste­cken? Sie wis­sen es, lie­be Pegi­dia­ner und AfD­ler, sehr geehr­te Deut­sche: Es ist die Garan­tie der soge­nann­ten Mei­nungs­frei­heit. Die­ses Men­schen­recht und sei­ne erstaun­li­che Popu­la­ri­tät machen es der Staats­ge­walt auf der gan­zen Welt schwer, den „öffent­li­chen Frie­den“ auf ein­fa­che, schlich­te und nahe­lie­gen­de Wei­se für alle Ewig­keit sicher­zu­stel­len: durch das Ver­bot abwei­chen­der Mei­nun­gen.
[…] Mir scheint, als näh­men Sie, lie­be Pegi­dia­ner, Men­schen- und Bür­ger­rech­te in Anspruch, deren Garan­tie Sie für selbst­ver­ständ­lich hal­ten. Das ist rich­tig. Es ist des­halb schwer ver­ständ­lich, war­um Sie ande­ren Men­schen eben die­se Men­schen­rech­te mit aller Kraft vor­ent­hal­ten möch­ten. Die­se Hal­tung ist dumm. Bemer­ken Sie das nicht?
Quel­le: War­um Volks­ver­het­zung straf­bar ist- Fischer im Recht | ZEIT ONLINE | LINK

Fischer schreibt in die­sem Arti­kel, dass sei­ner­zeit das Wir­ken des Eif­ler Autors Akif „schon ziem­lich tat­be­stands­mä­ßig“ gewe­sen sei. Die 20.000 anwe­sen­den begeis­ter­ten Cla­queu­re hät­ten die Ange­le­gen­heit ver­schärft, so dass man damit bereits nahe an der Höchst­stra­fe gewe­sen sei. Die beträgt bei Volks­ver­het­zung laut Straf­ge­setz­buch § 130 bis zu fünf Jahren.

Aber wie ver­hält sich das bestehen­de Recht zu dem, was wir als Inter­netz­het­ze bezeich­nen und von dem wir uns nicht so recht distan­zie­ren kön­nen. Es geht nicht um Belei­di­gun­gen, die von gewis­sen Leu­ten regel­mä­ßig in vie­le Rich­tun­gen ver­teilt wer­den. Wir erin­nern uns an die Tira­den, denen sich Dun­ja Haya­li oder Anja Resch­ke aus­ge­setzt sehen. Die­se Din­ge sind straf­recht­lich rele­vant. Die Täter, so man ihnen hab­haft wird, könn­ten dafür bestraft werden.

Wo ver­läuft die Gren­ze? Offen­ba­ren wir nicht auch in die­ser Dis­kus­si­on ein­mal mehr unse­re unver­söhn­li­chen Posi­tio­nen? Wenn ich bei Goog­le+ oder Twit­ter ande­ren „elen­de Het­ze“ vor­wer­fe oder sie als Rech­te beti­te­le, krie­ge ich nach kur­zer Zeit die meis­tens (un-)passende Antwort.

[fb-post href=„https://www.facebook.com/stiftungwarentest/photos/a.10150147181713332.346613.128592903331/10154838513143332/?type=3&theater“]

Fremdenfeindliche und rassistische Hassbotenschaften

Vie­les von dem, was ich lese, passt mir nicht. Ich emp­fin­de es als Het­ze, wenn nach Niz­za und auch dem ver­such­ten Putsch in der Tür­kei Mos­lems unter Gene­ral­ver­dacht gestellt wer­den. Der Gene­ral­ver­dacht bezieht sich immer auf ter­ro­ris­ti­sche Akti­vi­tä­ten von Isla­mis­ten. Alle Ver­su­che der Poli­tik und unse­rer Medi­en, sol­che Ver­all­ge­mei­ne­run­gen lie­ber zu unter­las­sen, ver­hall­ten unge­hört. Dass, was ich als kri­tisch ein­stu­fe, dreht sich oft nur um die­ses eine The­ma. Die Leu­te wer­fen der Bun­des­re­gie­rung, nament­lich Ange­la Mer­kel vor, unser Land nicht vor der „Inva­si­on der Ter­ro­ris­ten“ geschützt zu haben. Wenn ich ver­su­che dar­auf auf­merk­sam zu machen, dass die Anschlä­ge, so schlimm sie sind, immer von weni­gen aus­ge­führt wer­den, die dazu kei­ner­lei Rück­sicht auf die Her­kunft oder Reli­gi­on ihrer Opfer neh­men, ver­hallt das unge­hört. Ich wer­de als dumm-ver­blen­de­ter Gut­mensch dif­fa­miert. Und dann ist die Dis­kus­si­on meis­tens auch schon wie­der zu Ende.

Aber lässt sich sol­chen Grund­über­zeu­gun­gen damit bei­kom­men, staat­li­cher­seits Ver­bo­te bzw. Stra­fen zu ver­hän­gen? Bestimmt nicht. Außer­dem ist es rich­tig, was Danisch und Ste­fa­no­lix in ihren oben ver­link­ten Bei­trä­gen schrei­ben. Wenn nicht ein­mal defi­niert wor­den ist, was eigent­lich genau straf­bar ist, wie sol­len Gerich­te dann über Stra­fen entscheiden?

Wo bleibt die Meinungsfreiheit

Abge­se­hen davon ist es so, dass wir mit sol­chen Ver­su­chen, der Mei­nungs­frei­heit gewis­ser­ma­ßen ein Kor­sett zu ver­pas­sen, unse­rer Demo­kra­tie einen Bären­dienst erwei­sen. Dar­über muss sich der Bun­des­jus­tiz­mi­nis­ter klar sein.

Wahr­schein­lich ist das ent­we­der nicht so gemeint oder im Eifer des Gefech­tes bewer­te ich es über. Ande­ren wie­der­um passt das nicht, was ich dazu oder über­haupt schrei­be. Aber wie ist die Defi­ni­ti­on von Volks­ver­het­zung genau? Hat Maas dazu je etwas Kon­kre­tes geäu­ßert? Die Stif­tung Waren­test hat ein paar Bei­spie­le gebracht und die Stra­fen fein säu­ber­lich dane­ben aufgeführt.

Sind das Hassbotschaften? 


Das Blut der 84 Toten klebt an allen, die unser Euro­pa den Mus­li­men aus­ge­lie­fert haben. Dan­ke ihr Will­kom­mens­klat­scher, Gut­men­schen, Mul­ti­kul­tis! Ich hof­fe, die Geis­ter der Toten ver­fol­gen euch in eure Träu­me!

Mer­kel sorgt im gro­ßen Stil dafür, dass es an poten­zi­el­lem Täter­nach­schub nicht man­gelt. Ja und wei­te geht der Ter­ror ! und immer noch ste­hen die Tore nach Euro­pa für Mos­lems offen ! dan­ke Frau Mer­kel.
Mer­kel macht wei­ter wie bis­her. Sie ver­höhnt die Opfer.
Alle Mos­lems raus, egal wie mit allen Mit­teln und Mer­kel gleich mit ! Ver­säu­chung been­den ! Sofort !
Mer­kel hasst ihr eige­nes Volk und liebt edie MOs­lems, soll sie doch Kanz­le­rin in Syri­en wer­den, man soll­te denen mer­kel geben wenn Assad weg ist.
die labert und labert. es ist ihr so wurst! die muss end­lich weg!!!!!! was wirst du dazu bei­tra­gen merkl
Die lun­gern doch über­all rum. Sol­che Mas­sen­ver­an­stal­tun­gen laden doch gera­de­zu dazu ein es kra­chen zu las­sen. Das ist ja gera­de die Stra­te­gie des isla­mi­schen Ter­rors!
So lan­ge die Gren­zen nicht dicht gemacht wer­den und man nicht alle Mus­li­me raus­schmeißt wird es so wei­ter gehen . Aber ich weiß . Es hat alles nichts mit dem Islam zu tun . Der Koran ist Frie­den pur.
Unse­re (oder zumin­dest mei­ne) Vor­fah­ren wuss­ten, dass man den Islam in Euro­pa nicht groß wer­den las­sen darf wenn man Frie­den haben will. Mehr­mals wur­den Mos­lems oder ihre Vor­gän­ger­or­ga­ni­sa­tio­nen zurück­ge­schla­gen, was noch in Euro­pa leb­te und nicht in den letz­ten Jahr­zehn­ten zuge­wan­dert ist, sind die Über­res­te ihrer ers­ten geschei­ter­ten Angrif­fe. Ein isla­mi­sches Euro­pa wäre heu­te das glei­che Armen­haus wie ande­re isla­misch domi­nier­te Gegen­den der Welt, die nicht im Öl schwim­men. Kann aber mit ihrer Hil­fe noch wer­den.
Kei­nes der Todes­op­fer war Mos­lem, was bedeu­tet, dass die Mos­lems an die­sem Tag die Pro­me­na­de mie­den, weil sie wuss­ten, was gesche­hen wur­de.
Die Schreib­wei­se habe ich nicht korrigiert. 

Ich habe mich hier bewusst in einem ein­zi­gen Thread bewegt, um die­se Mus­ter­bei­spie­le für Kom­men­ta­re zu pflü­cken. Schlimm sind die­se Kom­men­ta­re nicht. Ich gebe aller­dings zu, dass sie mich wütend machen, die­se Beschimp­fun­gen immer der glei­chen Art und Weise.

Ein deut­scher Blog­ger hat vor einem deut­schen Gericht Recht bekom­men hat, obwohl er alle Katho­li­ken als Mit­glie­der der Kin­der­fi­cker­sek­te belei­digt hat. Mein Glau­be an die Mei­nungs­frei­heit war hier­durch etwas ins Wan­ken gera­ten. Vor allem, weil ich mich durch die Aus­füh­run­gen Kan­tels per­sön­lich belei­digt fühl­te. Ich lese dort nicht mehr, obwohl ich das jah­re­lang getan habe. Wenn so etwas so locker „durch­geht“, kön­nen ande­re weni­ger expo­nier­te Ver­bal­in­ju­ri­en eben­falls straf­frei blei­ben. Man­che for­dern sogar einen Putsch der Bun­des­wehr gegen Mer­kel. Gut, das sind die ganz Rech­ten, wie Mann­hei­mer, der frü­her für PI und Kon­sor­ten geschrie­ben hat und der heu­te sein rech­tes Gift auf sei­nem eige­nen Blog versprüht.

Es ist halt so, dass der päd­ago­gi­sche Effekt einer Stra­fe wegen Hass­bot­schaf­ten noch längst nicht bedeu­ten wür­de, dass sol­chen Drecks­sei­ten das Was­ser abge­gra­ben wür­de. Mit­nich­ten. Dafür gibt es zu vie­le lern­be­gie­ri­ge rech­te Idio­ten in unse­rem Land. Eher muss man den Kampf gegen dum­me, rech­te Paro­len wie einen ewig­wäh­ren­den Pro­zess ver­ste­hen. Dumm­heit stirbt nie aus.

Alle Kom­men­ta­re, die ich oben zitiert habe, wur­den bei You­tube unter das Video geschrie­ben, in dem Ange­la Mer­kel Stel­lung zum Anschlag in Niz­za genom­men hat. Nur so neben­bei: Das Video wur­de von 116 Leu­ten nega­tiv bewer­tet, nur von 54 posi­tiv. Auch das ist etwas, was man stän­dig sieht. Es gibt Ver­bün­de, von deren Exis­tenz der ein­fa­che Inter­net­nut­zer noch nicht ein­mal im Traum etwas ahnt. :-/​Sowas wis­sen nur die, die stän­di­ge von der Schlech­tig­keit der Welt schrei­ben und dann zu RT deutsch oder so sur­fen, um die ein­zi­ge wah­re Wirk­lich­keit zu erfahren.

Die sagen den nor­ma­len Leu­ten dann, was sie doch für nai­ve Gut­men­schent­rot­tel sie sind.

Oft ist Ange­la Mer­kel das Ziel der Hass­bot­schaf­ten. In Wahr­heit geht es längst um unse­re Demo­kra­tie. Da hat Maas wirk­lich Recht: Unse­re Demo­kra­tie steht auf dem Spiel! Aber er soll noch­mal in sich gehen. Bes­ser, wir set­zen uns mit den Fein­den unse­rer Demo­kra­tie auf eine ande­re Art und Wei­se aus­ein­an­der, als ihnen Vor­wän­de dafür zu lie­fern, wei­ter alles schlecht zu schreiben.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

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