Bei den Wahlen mal was anderes ? machen als sonst

Welches Zeugnis stel­le ich unse­rer rot/​grünen Regierung aus? Schließlich habe ich die schon zwei­mal gewählt! Was mache ich bei den Wahlen am Sonntag? Natürlich gibt es Gründe, wes­halb mein Zeugnis über die Landesregierung

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Welches Zeugnis stel­le ich unse­rer rot/​grünen Regierung aus? Schließlich habe ich die schon zwei­mal gewählt! Was mache ich bei den Wahlen am Sonntag?

Natürlich gibt es Gründe, wes­halb mein Zeugnis über die Landesregierung mies aus­fällt. Doof – ist aber so.

Ein Fünftel aller Wahlberechtigten in Deutschland sind bei der NRW – Wahl auf­ge­ru­fen, ihre Stimme abzu­ge­ben. Das sind 13 Millionen Wahlberechtigte. Die SPD ist die poli­ti­sche Kraft, die das Land seit 1966 geprägt hat – mit einer kur­zen Unterbrechung durch die fünf­jäh­ri­ge Amtszeit von Jürgen Rüttgers (CDU). Über 20 Jahre lang ste­hen die Grünen als Koalitionäre an der Seite der SPD.

Meinungsumfragen vor Wahlen

Nach den aktu­el­len Meinungsumfragen dürf­te es eng wer­den für das Team um Kraft und Löhrmann. Wenn man die momen­ta­nen Zahlen mit denen der letz­ten Monate ver­gleicht sogar ziem­lich eng. Die Grünen kön­nen, so hat es den Anschein, froh sein, wenn sie die 5 % Hürde über­sprin­gen. Die Zeiten, als die Grünen noch Zünglein an der Waage spiel­ten, sind vorüber.

Etwas eigen­ar­tig emp­fin­de ich die Umfrageergebnisse für die Lindner-​FDP. Ich hat­te gehofft, dass wir die­se erbärm­li­chen Marktradikalen end­lich los­ge­we­sen wären. Und jetzt? Am Ende wer­den sie wohl noch die nächs­te Große Koalition ver­hin­dern. Immerhin, das hät­te für sich genom­men jeden­falls sein Gutes.

Es täte dem Land aus mei­ner Sicht bestimmt nicht gut, wenn nach Rot/​Grün nun eine Große Koalition fol­gen wür­de. Auch dann nicht, wenn man in die­sem Fall davon aus­ge­hen kann, dass „Leuchttürme” wie Innenminister Jäger (SPD) und Umweltminister Remmel (Grüne) von der Bildfläche ver­schwin­den würden.

Krafts unbe­irr­tes Festhalten an Innenminister Jäger hal­te ich für den kapi­tals­ten Fehler ihrer Regierungszeit. Nicht nur die poli­ti­schen Gegner der SPD wer­den sich an die Zeiten erin­nern, in denen „Jäger 90” (♣) – so sein dama­li­ger „Kosename”, Rücktritte in Serie von jenen for­der­te, die feh­ler­haft gear­bei­tet hat­ten. Für sich hat Jäger ande­re Maßstäbe ent­wi­ckelt. Das ist nicht nur für die Opposition, die natur­ge­mäß ein stär­ke­res Auge auf die­se Dinge hat, schwer zu ertra­gen. Merkwürdig ist dar­an, dass eine Frau mit dem poli­ti­schen Instinkt einer Hannelore Kraft dabei mitspielte.

Politische Gegner bei Wahlen

Armin Laschet hal­te ich für einen zurück­hal­ten­den, ja sogar vor­neh­men Menschen. Er hat in sei­ner Position als Oppositionsführer auf­grund die­ser cha­rak­ter­li­chen Eigenart mehr Probleme bekom­men, als schein­bar hart­ge­sot­te­ne Widersacher vom Schlage eines Ralf Stegner (SPD in Schleswig Holstein). Seiner Beliebtheit scheint das im Land nicht zu scha­den. Er hat sei­ne Popularitätswerte stark ver­bes­sert, was ihm in der Endphase des Wahlkampfes offen­bar zugu­te kommt.

Die Regierung kämpft in den Augen der kri­ti­schen Öffentlichkeit nicht nur mit mäßi­gem Erfolg für die Verbesserung der inne­ren Sicherheit (betont wer­den die Erfolge bei der Senkung von Einbruchsdelikten) sowie der Ausbau der Personalstärke bei der Polizei, es gibt ande­re Punkte, deren Existenz Kraft oder Jäger glatt abstrei­ten. So habe ich kürz­lich in einem Interview gelernt, dass es (auch in Duisburg-​Marxloh) kei­ne No-​Go-​Areas gebe.

16 Prozent Arbeitslosigkeit, 19.000 Einwohner, 64 Prozent davon mit aus­län­di­schen Wurzeln. Die Kriminalitätsrate ist über­durch­schnitt­lich hoch, zudem kommt es regel­mä­ßig zu Menschenaufläufen und zu Attacken auf Beamte. Kriminelle Clans und liba­ne­si­sche Großfamilien prä­gen das Straßenbild, ver­schie­de­ne Rockergruppen sowie tür­ki­sche, rumä­ni­sche und bul­ga­ri­sche Gruppen riva­li­sie­ren um die Vorherrschaft auf der Straße.

Aber, so Voll: „Duisburg-​Marxloh ist nicht das, was es in den Medien immer prä­sen­tiert und gezeigt wird. Duisburg-​Marxloh ist nach mei­ner Schlussfolgerung zur Negativ-​Marke kre­iert wor­den.” (Quelle)

Da wird man Marxloh wohl selbst einen Besuch abstat­ten müs­sen, um sich – mit etwas Glück viel­leicht – selbst ein Bild von der Lage zu machen. Es gibt gegen­ein­an­der ste­hen­de Berichte über die­sen Duisburger-​Stadtteil, die – wie in vie­len ande­ren Fällen – von hand­fes­ten poli­ti­schen Interessen beein­flusst wer­den. Die TV-​Beiträge und Zeitungsberichte haben ihren Beitrag geleis­tet, dass ich dort jeden­falls nicht woh­nen möch­te. Außerdem habe ich nicht den Eindruck, dass Duisburg die ein­zi­ge Stadt in NRW ist, dies­be­züg­li­che Probleme hat.

Innere Sicherheit á la Bosbach

Das Thema inne­re Sicherheit wird wäh­rend des Wahlkampfes groß geschrie­ben. Aber ich fra­ge mich auf­grund der Sparzwänge, die über­all im Land sicht­bar sind, wie es nach einer Fortsetzung von Rot/​Grün weiterginge.

In Zeiten der poli­ti­schen Zuspitzung stellt sich umso mehr die Frage, wel­che der poli­ti­schen Angebote, sprich Parteien, wirk­sa­me Konzepte auf­bie­ten kann. Von rot-​grün erwar­te ich in die­ser Hinsicht nicht mehr viel.

Diesen Montag waren Bärbel Höhn (Grüne) und Karl Lauterbach (SPD) bei „Hart aber fair” zu Gast. Die „hal­be Republik” hat sich über die Äußerungen der bei­den aus­ge­las­sen. Der Moderator unter­stütz­te die erwar­te­te nega­ti­ve Wirkung vor­treff­lich. Moderatoren sol­len ande­rer­seits doch der Neutralität ver­pflich­tet sein?! Aber das ist ande­res Thema.

Eigenvorsorge? Wie bitte!

Ich fin­de es rich­tig, wenn Lauterbach die Leute zur Eigenvorsorge auf­ruft. Die Polizei macht in ihrer Präventionsarbeit schließ­lich nichts ande­res. Sie weist auch stän­dig dar­auf hin, dass sie – die Polizei – nicht über­all sein kön­ne und die Bürger aus die­sem Grund Vorsorge tref­fen sol­le. Wehe, das sagt ein Politiker, ins­be­son­de­re dann, wenn er eine Regierungspartei ver­tritt. Dann ist „Polen offen”. Was wur­de Lauterbach in den letz­ten Tagen alles unter­stellt und wie schä­big wur­de er wegen einer schlich­ten Wahrheit vorgeführt!

Sieben Jahre Rot/​Grün sind mir genug. Deshalb fin­de ich, dass jetzt die CDU, viel­leicht mit der FDP 😳 , zei­gen soll, was sie kann/​können.

Obwohl der Wahl-​o-​Mat mir – wenig über­ra­schend – mei­ne Nähe zur SPD und den Grünen nahe­legt, wer­de ich also zum ers­ten Mal über­haupt auf Landesebene die CDU wäh­len. Das ist bis­her über­haupt nur ein­mal vor­ge­kom­men und zwar auf der Gemeindeebene.

Schuldenland NRW

Die all­ge­mein gute kon­junk­tu­rel­le Entwicklung ging an vie­len Städten- und Gemeinden in NRW vor­bei. Die Pro-​Kopf-​Verschuldung stieg sogar wei­ter. Während die Pro-​Kopf-​Verschuldung in Bayern wei­ter sinkt, stiegt sie in NRW wei­ter an. Jeder weiß, dass der nicht bewäl­tig­te Strukturwandel im Land dafür ver­ant­wort­lich ist. Die Landesregierung hat jedoch die Verantwortung, wirk­sa­me Maßnahmen zu beschlie­ßen. Für mich sind die­se wirk­sa­men Maßnahmen lei­der nicht erkennbar.

So sehen die Bürger/​innen unse­res Landes zu, wie an vie­len wich­ti­gen Themen bestimmt viel gear­bei­tet wird, die Wirksamkeit bis­her aber in Frage gestellt wer­den muss. Ob es um die Bildungspolitik, die Infrastruktur, die Wirtschafts- oder die Energiepolitik geht, immer sieht es für NRW schlecht aus.

Die Landesregierung hat sich mei­nes Erachtens nicht dafür ein­ge­setzt, dass gegen die Verantwortlichen der Loveparade – Katastrophe von Duisburg ein Verfahren eröff­net wird. Erst vor kur­zem hat das Oberlandesgericht ent­schie­den, ein Verfahren zu eröff­nen. Kraft bezeich­ne­te die­se Entscheidung als gut für die Angehörigen. Es sei wich­tig für das Gerechtigkeitsempfinden, dass die Schuldfrage nun doch von einem Gericht auf­ge­ar­bei­tet werde.

Loveparade

Der vom ehe­ma­li­gen Bundesinnenminister Gerhard Baum gefor­der­te Untersuchungsausschuss im Düsseldorfer Landtag wur­de trotz des von Baum fest­ge­stell­ten „erheb­li­chen Organisationsverschuldens der zustän­di­gen Behörden” mit der Mehrheit von SPD, Grünen und CDU abge­lehnt. Für mich pass­ten das Gerede von der gewoll­ten rück­halt­lo­sen Aufklärung und der Ablehnung des Untersuchungsausschuss nicht zusammen!

War der Veddieday ne gute Idee?

Eine Vorlage für neue Nachdenklichkeit hat mir übri­gens Umweltminister Remmel gege­ben. Er kam erstaun­li­cher­wei­se kurz vor den Wahlen auf die tol­le Idee (der Veggieday lässt grü­ßen!), die Laufzeit von 10 Kraftwerken u.a. im hie­si­gen Braunkohlegebiet auf drei Jahre begren­zen. Eine tol­le, über­zeu­gen­de Idee für alle, die hier in die­ser Region leben und immer noch bei RWE ihr Geld ver­die­nen. Vielleicht war Remmel ein­fach nur ehr­lich. Ich wür­de es anders nen­nen. Frau Kraft beeil­te sich, sich von den Plänen ihres Ministers zu distan­zie­ren. In der Welt war das trotz­dem. Ich wür­de sagen, Remmels Äußerungen waren aus dem glei­chen Holz geschnitzt wie Albigs bun­tes Interview.

Es ist an der Zeit, mal was Seriöses zu wäh­len. Die ganz Linken nen­nen die CDU neu­er­dings Law-​and-​Order-​Partei. Aber doch nicht nur, weil Bosbach nun mit von der Partie ist?

Sollte ich anhand mei­ner Überlegungen und auch zur Vermeidung einer wei­te­ren Großen Koalition nicht bes­ser eine klei­ne Partei wäh­len? Also viel­leicht die FDP oder die … Vergessen Sie es. 😛


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2 Gedanken zu „Bei den Wahlen mal was anderes ? machen als sonst“

  1. Habe gera­de eben Herrn Laschet im mor­gend­li­chen Phoenix-​Interview gese­hen. Witzig fin­de ich, wie die CDU jetzt vehe­ment das Thema Sicherheit für sich bean­sprucht, obwohl es ihre Chefin war, die der Unsicherheit in so erheb­li­chem Maße Vorschub leis­te­te; natür­lich nicht sie allei­ne und auch nicht erst Ende 2015. Wäre Sicherheit auch das Haupt-​Wahlkampfmotto der CDU, wenn es die AfD nicht gäbe?
    Ebenfalls amü­sant, wie er ener­gisch von sich weist, je mit der AfD zu koalie­ren; erin­ner­te mich stark an Aussagen von SPDlern zur Partei Die Linke, nach­dem Lafontaine von der Fahne gegan­gen war und die anschlie­ßen­de poli­ti­sche und media­le Hexenjagd auf die Linke.
    Zu befürch­ten steht, dass es für Schwarz-​Gelb nicht rei­chen wird, aber wer weiß? Viele schei­nen von Rot-​Grün genug zu haben in NRW.
    Wollte Laschet WIRKLICH eine Groko ver­hin­dern und wäre er schlau, hät­te er KEINE demo­kra­ti­sche Partei für Koalitionsverhandlungen aus­ge­schlos­sen. An sei­ner Stelle wür­de ich alles dar­an­set­zen, eine Koalition mit FDP UND AfD – größ­ten­teils sei­ne eige­nen Leute aus der CDU – auf die Beine zu stel­len. Das wäre m. E. das siche­re Ende der AfD, und sie wer­den das auch nicht machen, weil sie wis­sen, dass die Zeit für sie noch nicht reif ist. Dann hät­te Herr Laschet immer noch sagen kön­nen: Seht her, die AfD will gar kei­ne Regierungsverantwortung über­neh­men. Und hät­te alles getan, um eine Groko zu ver­hin­dern. So wirkt es etwas unglaubwürdig.

🕊️ Ein gutes Wort kann Wunder wirken.

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