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Ich bin kein Gaffer, ich fotografiere keine Terroristen bei der Arbeit!

Islamistische Terroristen lösen erneut Angst, Wut, Trauer und Aggression aus. Wieder hören wir den Experten zu ohne neue Erkenntnisse zu gewin­nen. Normale Menschen begrei­fen nichts von dem, was die­se unmensch­li­chen Mörder tun. 

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Islamistische Terroristen lösen erneut Angst, Wut, Trauer und Aggression aus. Wieder hören wir den Experten zu ohne neue Erkenntnisse zu gewin­nen. Normale Menschen begrei­fen nichts von dem, was die­se unmensch­li­chen Mörder tun.

In die­sem Nichtbegreifenkönnen scheint ein gro­ßer Vorteil für die Verbrecher zu lie­gen, die vor­ge­ben im Namen ihrer Religion zu handeln.


Wenn wir uns zusam­men­rei­ßen und nicht zulas­sen wür­den, dass unser Gefühl jeden kla­ren Gedanken ver­ne­belt, hät­ten wir bes­se­re Chancen, uns in der Spirale des Wahnsinns zu behaupten.

Wirkung ist den Terroristen wichtig

Die Terroristen, die­se ver­blö­de­ten Fanatiker vom IS, sind auf Wirkung aus. Sie mögen sich berau­schen am Leid der Menschen und ihrer Angehörigen, die ihre Schergen mit­tels bru­tals­ter Gewalt um ihr Leben gebracht haben. Dahinter steckt aber ein ande­res, über­ge­ord­ne­tes Kalkül.

Die Terroristen wol­len unse­re vol­le Aufmerksamkeit erre­gen. Je grau­en­vol­ler die Anschläge und je höher die Opferzahlen sind, des­to stär­ker kön­nen sie dar­auf ver­trau­en, dass unse­re Medien für sie auf höchst effek­ti­ve Art public rela­ti­ons machen.

Die Rituale sind längst ein­ge­übt, so dass im Sinne des IS und der ande­ren Mörder in einem per­ver­sen Sinne gar nichts mehr „schief­ge­hen” kann.

Smartphones für Lesereporter

In Sekunden und Minuten gehen die ers­ten Smartphone – Fotos um die Welt, die ers­ten Agenturberichte fol­gen und dann – immer schnel­ler und pro­fes­sio­nel­ler [sic?] – set­zen die Mainstreammedien ihre Maschinerie in Gang.

Was der Postillion in der ihm eige­nen Art auf den Punkt bringt, wis­sen wir alle mit­ein­an­der nicht erst seit den häu­fi­gen Anschlägen des IS auf unse­re Art zu Leben.

Leider zeigt sich bei die­sen Ereignissen ein Verhalten, das vie­le von uns viel­leicht per­vers fin­den, obwohl sie die­sen Hang viel­leicht sogar bei sich schon beob­ach­tet oder die­sem sogar nach­ge­ge­ben haben. Gewisse Medien haben sich die Eigenart der Menschen längst zunut­ze gemacht und nen­nen Menschen, die sie mit Fotos und Videos von Unglücken jeder Art ver­sor­gen, Leserreporter. Für mich sind sol­che Leute Parasiten, die sich min­des­tens an den Persönlichkeitsrechten der Opfer ver­ge­hen, denn sie scheu­en sogar oft nicht davor zurück, ihre Kameraobjektive fron­tal auf ver­letz­te oder getö­te­te Menschen zu richten.

Das Thema ist immer wie­der Gegenstand von kri­ti­schen Medien- und Blogartikeln. Aber es treibt wei­ter Blüten. Das ist kein Wunder, weil die Zahl der welt­weit ver­kauf­ten Smartphones wei­ter wächst.

Vorgesorgt

Ich habe mei­ne Frau gebe­ten, sie sol­le mir für den Fall, dass ich je bei einem ent­spre­chen­den Ereignis auch nur den Versuch machen soll­te, mein Smartphone aus der Hand schla­gen und mir vol­le Suppe in den Hintern tre­ten soll.

Ich hof­fe, mein hier gege­be­nes Versprechen hält und dass ich für sol­che Handlungsweisen nicht anfäl­lig bin. Bei Unfällen guck ich weg, jeden­falls fah­re ich nicht lang­sa­mer, um einen Blick auf das Leid ande­rer Menschen zu wer­fen. Ich wür­de hel­fen. Aber über­wie­gend waren immer schon genü­gend Helfer vor Ort, wenn ich in der Vergangenheit an einem Unfall vor­bei­ge­fah­ren bin. Ich war nie ein Gaffer!

Endlose Berichterstattung und Expertenrunden

Das Selbstverständnis der Medien gebie­tet, die Menschen mit Nachrichten und Informationen zu ver­sor­gen. Das ver­steht jeder. Allerdings fra­gen wir uns doch nicht zum ers­ten Mal, ob die­se Serienberichterstattung mit Sondersendungen, Brennpunkten und Expertenrunden nach sol­chen Terroranschlägen sein müs­sen. Die Nachricht an sich reicht. Weder ist es erfor­der­lich, Interviews mit Angehörigen von Opfern zu füh­ren, noch brau­chen wir Fotos und Videoaufnahmen von dem Grauen, das sich vor Ort darstellt.

Die Menschen ver­fü­gen über aus­rei­chen­de Vorstellungskraft, um künf­tig auf die auf die kon­kur­renz­ba­sier­te Sensationsberichterstattung ver­zich­ten zu kön­nen. Nicht nur die Terroristen haben gelernt, wel­cher Schaden durch Fahrzeuge ver­ur­sacht wer­den kön­nen, die gezielt in Menschenmengen hin­ein gesteu­ert wer­den. Dafür sind TV-​Bilder nicht nötig und kei­ne Augenzeugenberichte.

Was könnte man dagegen tun?

Ich weiß, dass mei­ne Gedanken unge­hört ver­hal­len. Wen inter­es­sie­ren schon Zuschauer- oder Lesermeinungen bei unse­ren Medien. Natürlich hat jeder Medienverantwortliche die Ausrede sofort parat. Wenn wir es nicht machen, machen es die ande­ren – im Zweifel die inter­na­tio­na­le Konkurrenz oder das Internet.

Genau! Das Internet. Wie haben wir uns dar­über gefreut, die­ses urde­mo­kra­ti­sche Instrument an die Hand bekom­men zu haben. Und jetzt krie­gen wir kei­nen Deckel mehr drauf. Ob wir uns dar­über freu­en sollen?

Ich weiß. Allein die­ser Gedanke geht ja schon fast in Richtung der Denke von Bundesjustizminister Heiko Maas. Meine Gedanken sind dem­nach anti­de­mo­kra­tisch und gegen die Meinungsfreiheit gerichtet.


Zu den Berichten über das Attentat in Barcelona gibt es jede Menge Kommentare mei­ner rech­ten Freunde. Die Toten und Verletzten in Spanien wer­den dort der deut­schen Regierung ange­las­tet. Dabei hat Spanien, wie eigent­lich jeder wis­sen könn­te, eine eher restrik­ti­ve Flüchtlingspolitik betrie­ben. In sich schlüs­sig sind die­se Kommentare also schon ein­mal nicht.

Auch an Barcelona ist zu erken­nen, dass der Terror rein gar nichts mit einer libe­ra­len Flüchtlingspolitik zu tun hat. Der Terror wird immer sein Ziel fin­den, selbst dann, wenn alle Grenzen geschlos­sen wären.

Kommentar der beson­de­ren Art

In der Diskussion einer geschlos­se­nen FB-​Gruppe wur­de ich heu­te von einem mei­ner Rassisten-​Sparringspartner beschimpft. Ich sei mit „mei­ner Willkommenskultur” auch für die Toten von Barcelona verantwortlich.

Dem sind die Sicherungen durch­ge­brannt. Und – so scheint es mir oft – unse­ren Medienleuten schon längst. Verantwortungsgefühl ist bei die­sen Menschen ver­mut­lich nicht zu erwarten.

Es wäre rich­tig, die Berichterstattung über ter­ro­ris­ti­sche Anschläge auf ein Minimum zu beschrän­ken. Unsere Sensationsgier ver­hin­dert das. 


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2 Gedanken zu „Ich bin kein Gaffer, ich fotografiere keine Terroristen bei der Arbeit!“

  1. Ich weiß, dass mei­ne Gedanken unge­hört verhallen.

    Nein, das tun sie nicht. Ich höre sie, und wenn ich nicht schon längst in etwa dei­ne Ansichten und Überlegungen tei­len wür­de, aus mei­nen eige­nen Überlegungen her­aus, dann wür­den sie mich überzeugen.

    Ich neh­me Terroranschläge schon lan­ge nur noch als Nachrichten wahr: Das und das ist dort und dort pas­siert, mit den und den Folgen. Punkt. Keine Sondersendungen, kei­ne Brennpunkte, kei­ne Abenddiskussionen bei Will/​Maischberger/​Plasberg und wie sie alle hei­ßen (die ich ja auch sonst schon lan­ge nicht mehr wahrnehme). 

    Den Terror neh­me ich tat­säch­lich sach­lich wahr, er pas­siert, und die Gründe und Ursachen sind bekannt. Die Methoden oder Maßnahmen, mit denen man ihn nicht bekämp­fen kann, sind auch bekannt. Es sind alle die­je­ni­gen, die in den letz­ten Jahrzehnten zur Anwendung gekom­men sind. Auch das ist bekannt.

    Was die arm­se­li­gen Hohlköpfe angeht, die jedes Unfall- oder Unglücksereignis mit dem Smartphone ablich­ten und am bes­ten sofort in den kom­mer­zi­el­len Medien ver­brei­ten müs­sen, so habe ich heu­te Abend wie­der einen gese­hen: hin­ter mir in sei­nem Auto sit­zend, im kur­zen Ampelstau wegen eines auf ein Auto her­un­ter­ge­bro­che­nen mit­tel­präch­ti­gen Astes (kein gro­ßer Schaden, die Polizei war auch schon da), das eine Fahrspur blo­ckier­te, mach­te er aus dem Fenster her­aus bestimmt ein Dutzend Fotos von die­sem kaum sen­sa­tio­nel­len Ereignis. Für ihn wird es etwas Großartiges gewe­sen sein, dass ihm in sei­ner Peergroup wie­der ein­mal einen kur­zen Aufmerksamkeitsfokus ver­schafft habe dürfte.

    Das alles ist ein unab­läs­si­ges Aufbauschen war­mer Luft, völ­lig inhalts- und bedeu­tungs­frei. Kurzes Aufleuchten einer Belanglosigkeit in einem täg­li­chen Ozean von Belanglosigkeiten.

☕ Bleibt neugierig, bleibt menschlich.

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