Es existieren Formen von Schönheit, die nicht besitzergreifende, niedere Instinkte in uns wecken, sondern die Gefühle auslösen, die ich mit Begriffen wie bewundern, verehren oder anrühren beschreiben würde. Ich weiß nicht, ob das konstruiert erscheint oder ob es dafür Belege gibt. Mir passiert sowas jedenfalls nicht so selten.
Das gibt es im Konzertsaal, auf einer Urlaubsreise, im Museum, im Kino oder im ganzen normalen Leben. Solche geschmacklichen Fragen werden individuell verschieden beantwortet. Zum Glück haben wir ganz unterschiedliche Vorstellungen von Schönheit.
Für mich kann es sich um eine wunderschöne Landschaft handeln, um außergewöhnlich schöne Musik, ein Foto und – jetzt wird es brenzlig – um eine schöne Frau. Nicht, dass beim Anblick einer außergewöhnlich schönen Frau Sex keine Rolle spielte, es wäre unehrlich das zu behaupten.
Es gibt aber nicht wenige Erinnerungen (von denen ich hier keine nennen werde), die mich einigermaßen überwältigt haben. Ganz einfach in dem Sinne, dass ich in diesem Moment von der Schönheit dieser Frau wahrhaft überwältigt war.
Wenn es im realen Leben je dazu gekommen ist (also außerhalb des Kinos), hätte ich mich nicht getraut, diese Frau anzusprechen und noch viel weniger, ihr ein höchstwahrscheinlich ungelenkes Kompliment zuzumuten. Außerdem kann sowas ziemlich ins Auge gehen. Mit negativen Folgen für Leumund und Selbstvertrauen.
Dies hier mögen viele als oberflächlich betrachten, weil mein Sinn auf Äußerlichkeit ausgerichtet war. Insofern könnte sie auch diesen Text missverstehen. Leider bin ich sicher, das genau das auch passieren wird.
Heute denke ich, dass ein solches Eingeständnis für Männer (zumal, wenn sie über 60 sind) gefährlich sein kann. Ob sie so über mich denkt: „Was glaubt der alte Sack eigentlich? Als ob ihm das einer abnimmt.“ Wenn solche Denke nicht egal wäre, hätte ich diesen kurzen Text gar nicht geschrieben.
Mir ist wichtig, dass angesichts der vielen Diskussionen und Erfahrungsberichte über sexuelle Übergriffe versucht wird, Männer nicht immer nur als triebgesteuerte Idioten zu betrachten. Auch wenn die veröffentlichten Quoten von angeblichen Opfern von Sexismus oder von sexueller Gewalt eine bedrückend klare Sprache sprechen.
Servus Horst !
Danke für deinen ehrlichen Beitrag! Gerade im Zusammenhang mit der #metoo Geschichte hat man als Mann ja bald schon Angst, eine Frau auch nur sympathisch zu finden, ohne gleich als potentieller Fremdgeher oder Sexist zu gelten. Insbesondere dann, wenn die Frau eine Augenweide und sehr viel jünger ist.
Es dann auch noch wagen, ein Kompliment zu machen – na dann „ist ja alles klar“. Schade irgendwie…
Have fun
Horst
Hallo, lieber Namensvetter,
vielen Dank für die Zustimmung. Es ist wirklich nicht einfach in diesen Zeiten.
Hallo Horst,
mich spricht z.B. das Bild deines Beitrags auch als Frau durchaus an. Es gibt eine Erotik im Tanz, im Sport und warum soll man einen schönen Körper, egal ob Mann oder Frau nicht auch bewundern oder bestaunen. Ich glaube nicht, dass da Frauen so anders ticken als Männer. Schönheit darf man genießen, ganz unabhängig vom Alter.
Was die Diskussion von #metoo betrifft, ist wohl eher die Frage, ob nicht fast jede Frau in ihrem Leben unangenehme Situationen erlebte, wie Antatschen, in die Enge treiben und mehr.
Liebe Grüße
Renate
Kürzlich sah ich einen Comedian (Name leider vergessen), der das Thema ganz vernüftig behandelte – lustig natürlich auch. Er meinte: ist nicht so schwer, der Unterschied: Wenn du für das Kompliment deine Hände brauchst, DANN…. !
Ich finde nichts Schlimmes dabei, wenn Männer Frauen schön finden – und auch nicht, wenn sie Komplimente machen. ABER: es kommt dabei auf den Kontext an. Im Arbeitszusammenhang passt es einfach nicht – und schon gar nicht bei offiziellen Terminen.
Dass ein Kompliment auch mal nicht geschätzt wird, wenns „vom Falschen“ kommt – tja, das ist das Risiko, dass Mann halt eingehen muss. Frauen erfahren auch Ablehnungen…
Warum es hauptsächlich in diesen #metoo und anderen Kampagnen geht, ist jedoch der Machtmissbrauch. Wann immer die Frau beruflich vom Wohlwollen des Mannes abhängt, ist das Anbaggern seinerseits, womöglich noch mit Nötigung, Handgreiflichkeiten, Erpressung, gar Vergewaltigung etwas, das endlich mal aufhören muss. Und solange es nicht aufhört, kocht das Thema immer wieder hoch.
Natürlich leiden auch Männer unter Machtmissbrauch, meist aber anders (ich hab dazu auch mal ’ne kleine private Umfrage gemacht). Das spricht ihnen ein #MeToo aber auch nicht ab.
@Renate / @Claudia
Danke für eure Kommentare. Der Comedian war übrigens Dieter Nuhr.
Tja, die Schönheit einer Frau…sie kann wirken und wirksam sein in jedem Alter der Frau.
Mit Komplimenten tue ich mich nicht so schwer. Auch eine simple Reaktion wie kurzes Innehalten oder Irritiertsein blocke ich nicht beflissen ab.
Es geht mir immer auch um die Frau, um ihr zu spiegeln, daß ich sie apart finde. Und ich freue mich natürlich „über meine Sensorien“, die intakt sind.
Mit der notwendigen Sensibilität ist es heute leider nicht getan. Gerät „mann“ an die Falsche, ist das Theater unausweichlich. Deshalb nehme ich schon seit einiger Zeit Abstand und verzichte lieber darauf, Komplimente zu machen. Alles hat seine Zeit.
Ist mir noch nicht passiert. Insofern bin ich kein gebranntes Kind.
Als junger und gebildeter Mann brauche ich mir diese Zustände nicht mehr antun. Ich studierte in Prag und habe seitdem kein Interesse mehr an den Frauen hierzulande. Die restlichen Umstände haben zusätzlich noch dazu beigetragen das Land zu verlassen und meinen Arbeitseinsatz sowie meine Höflichkeit woanders fruchten zu lassen.
Euch noch viel Glück!
Für mich – die altersmäßig ja jetzt zu den Unsichtbaren gehört, hurra! – geht es bei all diesen Aktionen darum, deutlich zu machen, dass viele Frauen Grenzüberschreitungen durch Männer erleben. Dazu gehört für mich auch, dass Männer Dinge kommentieren, werten usw., die sie überhaupt nichts angehen, weil sie in die Privatsphäre des Gegenübers gehören. Was habe ich da als junge Frau alles abbekommen! Und immer ging es darum, dass das männliche gegenüber seine Überlegenheit, Macht, Kraft zeigen musste, um der Frau den ihr zustehenden Platz zu zeigen: Der Mensch und sein Weib…
Dass Frauen die andere Hälfte des Himmels sind, werden wohl auch meine Enkelinnen nicht erleben, wenn ich so mitbekomme, was zur Zeit wieder mal ans Tageslicht kommt.
Schönheit bewundern – egal ob bei Frau oder Mann – ist für mich keine Überschreitung der unsichtbaren Grenze, die jeder Mensch um sich hat. Oft geht es aber auch gar nicht um die Schönheit, sondern die Sexualisierung weiblicher Körper in teilweise nicht nachvollziehbaren Zusammenhängen.
Bon week-end!