Standardbild
Standardbild

Ab heute bin ich ein „besorgter Bürger”

stroke="currentColor" stroke-width="1.5" stroke-linejoin="round" stroke-linecap="round" /> 9 Kommentare

Einer der gro­ßen Vorteile die­ses klei­nen Privatblogs ist, dass ich nicht gleich etwas auf die Fresse krie­ge, wenn ich über etwas schrei­be, das irgend­wem nicht gefällt. Es lohnt sich in der Regel nicht, einen Blogger in die Schranken zu wei­sen, der kei­ne 30 Follower bei Twitter hat. Das wur­de mir bei Twitter und Facebook schon mehr­mals ver­si­chert. Bis dato immer von Rechten. Deshalb bzw. dafür gibt es ja schließ­lich die „sozia­len” Netzwerke. Wer sich dort, so wie ich, rege aus­tauscht (mit Rechten und mit Linken) der muss spä­tes­tens dort ange­sichts der im Lande herr­schen­den Polarisierung Ärger krie­gen. Und doch – es ist Gott sei Dank über­schau­bar. Auch in die­sen „sozia­len” Netzwerken braucht es ein paar Komponenten, um in den Fokus ver­är­ger­ter Blogger, Freunde oder Follower zu gera­ten. Mein Artikel über die Vorgänge im Flüchtlingsheim Ellwangen blieb fast unge­le­sen und ohne­hin auch unkom­men­tiert. Dafür erhielt ich Gegenwind bei Facebook und Twitter. Dort hat­te ich mir erlaubt, die Artikel von „TAZ” und „Stern” zu Ellwangen zu kri­ti­sie­ren. Ich fand vor allem bemer­kens­wert, dass bei­de Artikel erst Tage nach dem Ereignis geschrie­ben wur­den. Die Revolte fand am 30.04. statt, die Artikel stam­men vom 03.05. Niemand von die­sen Journalisten war vor Ort, alle haben offen­bar am Schreibtisch recher­chiert und fühl­ten sich bemüs­sigt, die Sicht der Kollegen von ande­ren Medien min­des­tens infra­ge zu stel­len. Und da gings durch­aus nicht nur um „Bild”, die natür­lich mit ihrer Hetze vorn dabei war und ist. So sehen es ande­re Medien:
Ein Einsatz, der auch staat­li­che Machtdemonstration ist, ist nicht per se unver­hält­nis­mä­ßig. Der Rechtsstaat darf mit Nachdruck und Sturmhaube zei­gen, dass er das Heft in der Hand hat und in der Hand behal­ten will. Eine sol­che Aktion kann rich­tig, wich­tig und dring­lich gebo­ten sein. Ein Einsatz für das Recht muss frei­lich das Recht wah­ren; man darf es nicht ver­tei­di­gen, indem man es bricht.” (Südd. Zeitung)
„Die Razzia in Ellwangen war zwin­gend. Sie soll­te, sie muss­te mar­tia­lisch aus­se­hen und durch­aus auch bedroh­lich sein (…) Augenmaß und rasche­re Entscheidungen beim Asyl; bes­se­re Integration derer, die blei­ben dür­fen; Härte bis zur Abschiebung bei jenen, die weder Asyl- noch Duldungsstatus erhal­ten: Von die­sem Mix wird zu oft nur gere­det, zu sel­ten wur­de und wird er ange­wen­det. (Nürnberger Nachrichten)
Die Vorgänge vom Montag in einem Lager für Asylbewerber hät­ten ohne Sanktion eine dramatisch-​gefährliche Signalwirkung in ganz Deutschland und dar­über hin­aus gehabt.” (Der Tagesspiegel)
Für die Polizei, die Abschiebungen zu voll­stre­cken hat, kann das kein Maßstab sein. Es geht dar­um, dem Recht Geltung zu ver­schaf­fen – wenn es sein muss, auch mit dem nöti­gen Nachdruck.” (Stuttgarter Zeitung)
Ich könn­te wei­te­re Zitate aus deut­schen Zeitungen bei­brin­gen. Immerhin besteht über­wie­gend doch Einigkeit über ein Faktum. Mir hat die Forderung, Anarchie nach­drück­lich zu bekämp­fen, Ärger ein­ge­bracht. Und zack: Wieder ein paar Follower und Freunde weni­ger. Allerdings war ich es, der „aus­ge­stie­gen” ist, der ent­folgt und ent­freun­det hat. Diesmal waren es kei­ne Rechten, son­dern aus­schließ­lich Leute, die ich mit aller Vorsicht als Links bezeich­nen möch­te. Nur weni­ge wer­den davon über­rascht gewe­sen sein, dass sowohl die „TAZ” als auch der „Stern” eine abwei­chen­de Sicht auf die Lage in Ellwangen prä­sen­tiert haben, als ande­re Medien. Heute sieht die Bewertung sowohl beim „Stern” aller­dings wie­der etwas anders aus. 
[borlabs_​cookie_​blocked_​content title=„Twitter”]

Hier kli­cken, um den Inhalt von X anzuzeigen. 
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von X.

[/​borlabs_​cookie_​blocked_​content]
In einem „Zeit” – Artikel von heu­te habe ich den Ablauf mit ein wenig grö­ße­rem zeit­li­chem Abstand mit kla­rem Resümee gele­sen. Die Überschrift: „Asylsuchender aus Togo wehrt sich gegen Abschiebung” wird dem Artikel inhalt­lich kaum gerecht. Die meis­ten wer­den es ver­ste­hen, dass die Lage vie­ler Menschen, die aus Afrika nach Europa aus ganz unter­schied­li­chen Gründen geflüch­tet sind, sehr ver­zwei­felt sein ist. Die Chance auf Anerkennung des Asylantrages ist äußerst gering. Deshalb ist auch die Lage die­ses jun­gen Mannes aus Togo mensch­lich gut nachzuvollziehen. 

Hier kli­cken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen. 
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Es ent­wi­ckelt sich aller­dings für vie­le Leute hier in Deutschland das Bild einer wach­sen­den Anzahl von Asylbewerbern, die – wie gesagt -, aus mensch­lich gut nach­voll­zieh­ba­ren Gründe, Mittel und Wege suchen, sich gegen gel­ten­des Recht zu weh­ren. Ob dabei kon­spi­ra­ti­ve Absprachen unter orga­ni­sier­ten Asylbewerbern oder – wie zunächst gemel­det wur­de – künf­tig sogar Waffen eine Rolle spie­len, ist für mich bei der Bewertung der Vorfälle nicht ent­schei­dend. Ich ver­ste­he auch gut, dass es Menschen gibt, die die Abschiebepraxis in Deutschland falsch fin­den bzw. die­se regel­recht ver­ach­ten und bekämp­fen. Ich gehör­te lan­ge dazu. Inzwischen ist aber der Punkt erreicht, an dem ich mei­ne bis­he­ri­ge Haltung zur Migration ins­ge­samt infra­ge stel­le. Dass ich dabei by the way von lin­ken ehe­ma­li­gen „Mitstreitern” als schwach­sin­ni­ger, besorg­ter Bürger und als Rechter bezeich­net wer­de, der durch sei­ne Texte hier im Blog zeigt, wes­sen Geistes Kind er ist, ärgert mich zwar aber es über­rascht mich auch nicht wirk­lich. Die Linken sind eben tat­säch­lich weder klü­ger, noch ken­nen sie die bes­se­ren Argumente. Und „bes­ser” sind sie schon gleich gar nicht! Was sie mei­nes Erachtens aber für sich in Anspruch neh­men kön­nen, ist, dass sie im Hinblick auf die mora­li­sche Seite des Problems (inkl. der Abschiebepraxis in Deutschland) auf der rich­ti­gen Seite ste­hen. Schizo, wa? Seht das wie ihr möchtet! 

Hier kli­cken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen. 
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Ich mag mir nicht aus­ma­len, was pas­sie­ren wird, wenn die Entwicklung in Deutschland so wei­ter­geht, wie wir es heu­te nahe­zu täg­lich in unse­ren Medien vor­ge­führt bekom­men. Auf mich wirkt es gera­de­zu infan­til, wenn Linke ange­sichts der Entwicklungen von rech­ter Propaganda und Panikmache faseln. Neben der Bereitschaft zu hel­fen hal­te ich auf­grund der auch wei­ter­hin in gro­ßer Anzahl ins Land ein­rei­sen­den Asylbewerber, eine ordent­li­che Portion Pragmatismus und Vorsicht für drin­gend not­wen­dig. Alle an die­sen mensch­lich schwie­ri­gen Prozessen Beteiligten haben sich an unse­re Gesetze zu hal­ten und sich den Repräsentanten unse­res Staates (Polizei, Justiz) gegen­über respekt­voll und geset­zes­kon­form zu ver­hal­ten. Ich sehe, dass es im lin­ken Lager vie­le gibt, die glau­ben, sie müss­ten sich mit ihrer Sicht der Dinge als der ein­zig wah­ren not­falls gewalt­sam behaup­ten und ihre Positionen mit allen gebo­te­nen Mitteln durch­set­zen. Dazu gehört es, wie man­che Diskussion um Ellwangen gezeigt haben, offen­bart auch, sich gewalt­sam gegen Polizei oder ande­re Repräsentanten zur Wehr zu set­zen. Das geht gar nicht! Diesen Standpunkt habe ich immer vertreten. 

Entdecke mehr von Horst Schulte

Melde dich für ein Abonnement an, um die neu­es­ten Beiträge per E‑Mail zu erhalten.

Diesen Beitrag teilen:

Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


9 Gedanken zu „Ab heute bin ich ein „besorgter Bürger”“

  1. Kennst du den poli­ti­schen Kreis? Es geht immer soweit „Link”, dass es „Rechts” ankommt. Wenn man „Diese” dar­auf anspricht, merkt man lei­der oft sehr schnell, dass „Links” nur ein Fassade war! Leider, mei­ne Erfahrung *schul­ter zuck*

  2. Der Satz „Ich gehör­te lan­ge dazu. Inzwischen ist aber der Punkt erreicht, an dem ich mei­ne bis­he­ri­ge Haltung zur Migration ins­ge­samt infra­ge stel­le.” geht mir ein wenig nach. Vielleicht, weil er so pas­send aus­drückt, was gera­de in mei­nem Gedankengängen vor­geht. Das Recht auf Asyl infra­ge zu stel­len käme mir natür­lich nicht in den Sinn, aber was Flüchtlinge aus Regionen betrifft, wo es eben kei­nen Asylgrund gibt. Menschen die nicht per­sön­lich ver­folgt wer­den oder vor Krieg flie­hen müs­sen, die fal­sche Religion oder sexu­el­le Ausrichtung haben … son­dern das sind, was man Wirtschaftsflüchtlinge nennt. Und schon beim Schreiben des Wortes „Wirtschaftsflüchtlinge” über­legt man schon, ob das jetzt eine rech­te Argumentation ist. Wahrscheinlich ist der Grad heu­te ziem­lich schmal gewor­den, ab dem die eine Seite behaup­tet man gehö­re zu der anderen. 

    Ich bin völ­lig der Meinung, dass der Polizeieinsatz in Ellwangen gerecht­fer­tigt war. War er zu mar­tia­lisch? Ich den­ke nicht, es mag ein wenig kli­schee­haft klin­gen, aber der Staat war auf­ge­ru­fen Härte zu zei­gen. Alles ande­re wäre nicht zu akzep­tie­ren gewe­sen. Und am Ende muss man der Polizei auch einen Selbstschutz zuge­ste­hen. Und die TAZ? Na ja, die TAZ ist eben die TAZ. Ich habe den Artikel mal gele­sen, tat­säch­lich scheinst du recht zu haben, der Autor hat vom Schreibtisch aus recher­chiert. Das kann man machen, aber dann soll­te man weni­ger den Eindruck erwe­cken als ein­zi­ger – im Vergleich zur rest­li­chen Presselandschaft – im Besitz der wah­ren Fakten zu sein. 

    Am Ende bleibt die Hoffnung, das es bei Ellwangen bleibt und wir nicht künf­tig häu­fi­ger mit sol­chen Ereignissen zu tun bekommen.

  3. Also bevor du mal auf die Idee kommst, mich zu blo­cken, sprich mich bit­te erst an! 🙂

    „Auf mich wirkt es gera­de­zu infan­til, wenn Linke ange­sichts der Entwicklungen von rech­ter Propaganda und Panikmache faseln.”

    Leider leben wir mitt­ler­wei­le im Pipi-​Langstrumpf-​Land: jeder macht sich die Welt, wie es ihm gefällt! Durch das grund­schäd­li­che, aber natür­lich bequeme/​unterhaltende/​den-​Seelenfrieden bzw. das Brett vorm Kopf poten­zi­ell sichern­de Funktionieren der „sozia­len” Medien per Follower-​System nimmt jeder eine ande­re „Öffentlichkeit” war.
    Propaganda von recht und Panikmache erle­be ich stän­dig, weil ich weit­räu­mig her­um schaue und kaum etwas weg­fil­te­re. Besonders ver­stört hat mich im Ellwangen-​Kontext die Wahrnehmung, dass „irgend­wie” sogar der Google-​News-​Algorithmus dazu bei­trägt, dass die Empörungen nicht zu schnell verschwindet:
    Der Screenshot hier ist vom 11.Mai:
    https://​twit​ter​.com/​H​u​m​a​n​V​o​i​c​e​/​s​t​a​t​u​s​/​9​9​4​8​9​9​2​3​2​9​5​0​7​7​1​714

    Hast du übri­gens auch die­sen Artikel aus der ZEIT gelesen:

    https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018–05/ellwangen-fluechtlingsunterkunft-fluechtlinge-pressekonferenz

    Da ste­hen immer­hin Details drin, die sich die Flüchtlinge nicht ein­fach aus den Fingern gezo­gen haben kön­nen. Von „Gefangenenbefreiung”, die gleich kol­por­tiert wur­de, kann dem­nach nicht die Rede sein. Auch das mit der Gewalt hat schon der TAZ-​Artikel rela­ti­viert. Denn auch vom Schreibtisch aus kann man die Polizei anru­fen und nach­fra­gen, WAS GENAU es nun mit der Sachbeschädigung und den angeb­li­chen Körperverletzungen auf sich habe. Die Auskünfte waren jeden­falls nicht so, wie es jene gener gehabt hät­ten, die sich über jede Straftat und Ordnungswidrigkeit eines Flüchtlings freu­en und die Dinge jeweils so auf­bla­sen, ver­viel­fäl­ti­gen, ver­all­ge­mei­nern, immer wie­der pos­ten, so dass der Eindruck ent­steht, wir stün­den kurz vor dem Chaos bzw. der „Übernahme” durch reni­ten­te Flüchtling.

    Ansonsten: für mich war der Polizeieinsatz auch unver­meid­lich – aber ob er so mega hat aus­fal­len müs­sen ist schon auch die Frage. 

    Insgesamt pas­siert aus mei­ner Sicht sogar rela­tiv wenig. Hunderte, tau­sen­de jun­ge Männer, ver­ur­teilt zum Nichtstun und Warten auf ihren Bescheid oder bereits auf die Abschiebung… und dann wun­dert man sich, dass eini­ge Anfangen mit Drogen zu dea­len oder sonst etwas zur Geldbeschaffung zu unter­neh­men. Legal arbei­ten dür­fen sie ja nicht – ein gro­ßer Fehler!

  4. Ich kann dei­nen Brass durch­aus ver­ste­hen, mit geht es gele­gent­lich ähn­lich. Eigentlich erwar­tet man ja sogar Dankbarkeit, dass die alle hier sein dür­fen und ver­sorgt wer­den (vie­le sind übri­gens auch dank­bar, das bekommt man aber nur im per­sön­li­chen Kontakt mit). 

    Trotzdem wer­de ich nie auf­hö­ren kön­nen, auch nach den Rahmenbedingungen zu schau­en und mich ver­suchs­wei­se in sol­che Situationen hin­ein zu ver­set­zen. Zu Hunderten in so einer Unterkunft, zum Nichtstun ver­ur­teilt – dass ich mir vor­stel­len kann, wie man da auf die schie­fe Bahn gerät, heißt ja nicht, dass ich das „ent­schul­di­ge” oder schön rede! (Zudem ist ja die Verteilung unter­schied­li­cher Charaktere m.E. bei sämt­li­chen Populationen ähnlich).

    Dass „wir Deutschen Schuld sind” hab ich nie und nir­gends gesagt. Schade fin­de ich aber, dass offen­sicht­lich unse­re büro­kra­tisch ein­ge­schleif­ten Strukturen nicht in der Lage sind, irgend­wie fan­ta­sie­vol­ler mit dem Thema „Integration” umzu­ge­hen. Schnellere Verfahren wären das eine, krea­ti­ve Projekte mit Flüchtlingen mit Bleibeperspektive das Andere. Aber da ist halt das Arbeitsverbot davor…

    Und ich blei­be dabei: Wer nur aus den Medien mit­be­kommt, was schief läuft, über­sieht, dass auch vie­les gut läuft! Nach wie vor ver­hält sich die gro­ße Mehrheit der Flüchtlinge unauf­fäl­lig, geht in Sprachkurse, sucht nach Möglichkeiten lega­ler Ausbildung und Arbeit. Aber das ist natür­lich nicht wei­ter berichtenswert.…

🧡 Danke, dass du hier warst.

Entdecke mehr von Horst Schulte

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen

Share to...
Your Mastodon Instance