Unfreiwillig im Pornogeschäft

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Beim Lesen von Hennings Artikel «Porno: Ich weiß, was du geguckt hast» fällt mir eine Geschichte ein, die mir jüngst pas­siert ist. Sie ist weit weni­ger spek­ta­ku­lär als Hennings Geschichte.

Aber dass auch ande­ren so etwas stän­dig pas­siert, ist ver­brieft (Foren der gro­ßen Mobilfunk-Provider)

Ich kann vor­aus­schi­cken, dass ich eine ähn­li­che Erfahrungen vor Jahren schon ein­mal gemacht habe. Ich erhielt inner­halb weni­ger Tage zwei SMS-Nachrichten.

1.) Vielen Dank für die Anmeldung bei Flex Multimedia zu 6,99 Euro pro Woche im Abonnement. Mehr Infos unter (Telefonnummer und Webadresse).

2.) Für Ihren Kauf bei dem Anbieter Texted wird Ihnen künf­tig 4,99 Euro pro Woche berech­net. Bei Rückfragen wen­den Sie sich bit­te kos­ten­los an MocoPay (Telefonnummer) oder an das Kundencenter unter (Webadresse). Vielen Dank.

Anschriften der «Vertragspartner» ent­hiel­ten bei­de SMS nicht. Unter den genann­ten Webadressen wur­den ledig­lich die wesent­li­chen Abo-Details in bei­na­he kryp­ti­scher Form verwahrt.

Ich habe in bei­den Fällen über die Webadressen die angeb­li­chen Abos sofort stor­niert. Ich weiß aus der Erfahrung von damals, dass Anrufe nichts bewirkt hät­ten. Meistens mel­det sich kei­ner unter den ange­ge­be­nen Telefonnummern.

Danach habe ich mei­nen Provider ange­wie­sen, sofort eine Sperre für mobi­les Zahlen an Drittanbieter ein­zu­rich­ten. Außerdem soll­ten mir – unab­hän­gig von mei­nen Rechnungsbelegen – vor­ab die Daten der bei­den Firmen per E‑Mail mit­ge­teilt wer­den, sobald die Belastungen vor­ge­nom­men wur­den. Genauso ist es passiert.

Beide Firmen erhiel­ten von mir eine E‑Mail mit iden­ti­schem Inhalt (natür­lich aus dem Internet gefischt…):

Sehr geehr­te Damen und Herren,

per SMS machen Sie einen Betrag in Höhe von wöchent­lich 6,99 Euro für die angeb­li­che Inanspruchnahme einer Internet-Serviceleistung gegen mich gel­tend. Eine Zahlung haben Sie unver­schäm­ter­wei­se bereits über mei­nen Provider abgebucht.

Nehmen Sie bit­te zur Kenntnis, dass ich kei­nen ent­spre­chen­den kos­ten­pflich­ti­gen Vertrag mit Ihnen abge­schlos­sen habe. Sollten Sie ande­rer Meinung sein, so wei­sen Sie mir bit­te nach, wann, wie und zu wel­chen Bedingungen es zu einem Vertragsschluss gekom­men sein soll. Ich bestrei­te, dass der Abschluss eines kos­ten­pflich­ti­gen Vertrages über­haupt hin­rei­chend kennt­lich gemacht war, da ich in Kenntnis die­ser Umstände kei­ne Bestellung getä­tigt hätte.

Insofern mache ich Sie auf Ihre Beweislast dahin­ge­hend auf­merk­sam, dass Sie mir unmit­tel­bar vor Abgabe mei­ner angeb­li­chen Bestellung klar und ver­ständ­lich in her­vor­ge­ho­be­ner Weise Informationen über die wesent­li­chen Merkmale der Dienstleistung, die Mindestlaufzeit des Vertrages sowie den Preis zur Verfügung gestellt haben und dass sich aus der Beschriftung der Schaltfläche zur Abgabe der Bestellung ein­deu­tig die Kostenpflichtigkeit irgend­ei­nes Vertrages ergab.

Ein Vertrag dürf­te gemäß § 312g Abs. 4 BGB gar nicht zustan­de gekom­men sein.

Ich erklä­re hier­mit hilfs­wei­se den Widerruf des angeb­lich abge­schlos­se­nen Vertrags nach den Vorschriften für Fernabsatzgeschäfte und die Anfechtung wegen arg­lis­ti­ger Täuschung. Höchst vor­sorg­lich erklä­re ich die Anfechtung wegen eines Irrtums über den Inhalt der abge­ge­be­nen Willenserklärungen sowie die Kündigung des Vertrags. Da es sich nun­mehr um eine bestrit­te­ne Forderung han­delt, wei­se ich aus­drück­lich auf die Unzulässigkeit einer Übermittlung von Daten an Auskunfteien gem. § 28a Abs. 1 Nr. 4d Bundesdatenschutzgesetz hin. Bei Zuwiderhandlungen behal­te ich mir alle in Betracht kom­men­den recht­li­chen Schritte gegen Sie vor.

Eine Zahlung wer­de ich nicht vor­neh­men und erwar­te eine kurz­fris­ti­ge Rückzahlung des belas­te­ten Betrages von 6,99 Euro.

Hochachtungsvoll
Horst Schulte

Das war ein wenig rup­pig aber in bei­den Fällen auch wir­kungs­voll. Beide Firmen wie­sen dar­auf hin, dass ein Vertrag rechts­wirk­sam zustan­de gekom­men sei und sowohl Auflösung als auch Rückzahlung aus Kulanz erfol­gen wür­den. Mir war das schnuppe.

Angeblich, so eine der bei­den Firmen hät­te ich das Abo durch rechts­gül­ti­ge Klicks auf einer Pornoseite abge­schlos­sen. Die URL wur­de der Freundlichkeit hal­ber mit­ge­lie­fert. Ich konn­te nicht anders und muss­te drauf­kli­cken. Ja, war eine Pornoseite. Den Ehrgeiz, her­aus­zu­fin­den, ob ich die Abo-Vereinbarung rekon­stru­ie­ren konn­te, hat­te ich nicht. Eine wei­te­re SMS habe ich nicht erhalten.

Das Geld ist übri­gens eingetroffen!

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