2010 zahlte der deutsche Staat noch 89.261 Empfängern Kindergeld – davon waren rund 31.500 deutsche Staatsbürger, die im Ausland leben. Diese Zahl ist bis heute konstant geblieben, während die Zahl von Beziehern mit Ursprung in Osteuropa steigt: Rumänien tauchte 2010 noch gar nicht in der Statistik auf, aus Bulgarien waren es 12. Ende Juni gab es 18.850 rumänische Empfänger und rund 7000 aus Bulgarien. Link: Kindergeld für Kinder, die gar nicht existieren – wie ist das möglich? | STERN.deJetzt sind es nicht mehr 89k Empfänger von Kindergeld, sondern 268k. Nun, diese Steigerung um 200 % muss man nicht auffällig finden. Jedenfalls braucht man dafür ein paar Jahre. Die Zahl bulgarischer und rumänischer Beschäftigter stieg seit dem Jahr 2012 bis Jahresende 2017 um über 430 % (85k auf 456k). Die Zahl der Kinder, für die seitdem Kindergeld ins Ausland (nur Bulgarien und Rumänien) überwiesen wurde, stieg von 40 auf 23.000 Kinder. (Quelle) Etwa 100.000 polnische Kinder erhalten in ihrer Heimat deutsches Kindergeld.
Die Nettozuwanderung aus anderen EU-Staaten stieg hingegen überdurchschnittlich: 2017 wanderten der Statistik zufolge 439.000 Menschen aus der EU nach Deutschland ein – 2016 waren es noch 277.000 gewesen. Besonders viele Menschen kamen demnach aus Osteuropa: Ein Drittel stammte aus Polen, ein weiteres Drittel aus Rumänien, gefolgt von Bulgarien. Link: Migrations-Statistik: 10,6 Millionen Ausländer in Deutschland | tagesschau.deIch bin überzeugt, dass das Thema keines wäre, wenn die geäußerte Missbrauchs – Vermutung, die plötzlich von politischer Seite zu hören ist, unterblieben wäre! Ausländische Mitbürger haben Anspruch auf die Auszahlung von Kindergeld, wenn folgende Situationen zutreffen:
- Sie sind Staatsangehöriger der EU, des europäischen Wirtschaftsraums (EWR) oder der Schweiz,
- Sie sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt, erhalten Arbeitslosengeld oder Sozialgeld und sind Staatsangehöriger von Algerien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Marokko, Montenegro, Serbien, Tunesien oder der Türkei,
- Sie haben eine Niederlassungs- oder Aufenthaltserlaubnis und dürfen damit in Deutschland arbeiten,
- Sie sind als Flüchtling oder Asylberechtigter anerkannt.
Das Beantragen von Kindergeld ist denkbar einfach. Man meldet sich als Familie in Deutschland mit einem festen Wohnsitz an. Dann geht die Meldung an die Familienkasse, die überprüft das Vorliegen von Kindern und zahlt das Geld aus. „Ob die Kinder in Deutschland leben, ob sie in Rumänien oder Bulgarien leben, ob sie überhaupt existieren, das ist dann noch mal eine ganz andere Frage”, sagt Oberbürgermeister Link. Auch der Deutsche Städtetag sieht Probleme, Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy betont aber: „Die meisten Menschen aus Südosteuropa sind in Deutschland gut integriert.” Da sind zum Beispiel bestens ausgebildete Pflegekräfte aus Polen, ohne die in vielen Heimen nichts mehr laufen würde. Link: Kindergeld für Kinder, die gar nicht existieren – wie ist das möglich? | STERN.deBei Sören Link (SPD) fiel mir übrigens gleich der Fall des angeblich in Duisburg von der Polizei misshandelten Türken ein. Damals hatte sich der Duisburger OB ebenfalls ziemlich barsch geäußert und sich die Kritik der türkischen Community eingehandelt. Zum Glück hat er, fand ich, die Forderung, sich für seine Aussagen zu entschuldigen, nicht erfüllt. Wir können nicht ernsthaft über solche Fragen hinweggehen, in dem wir beispielsweise andere ungelöste Probleme gegen diese aufrechnen. Natürlich sollte man Steuerschlupflöcher schließen oder die Kapitalertragssteuern endlich auf ein anständiges Niveau hochsetzen. Aber was haben solche Maßnahmen mit dem Missbrauch von Sozialleistungen zu tun? So geht vieles auch weiterhin durcheinander. Mein Standpunkt bleibt der, dass Menschen, die in unserem Land leben, einen Anspruch auf die für alle gültigen Sozialleistungen haben. Der Spaß hört auf, wenn zur Durchsetzung des Anspruchs gelogen und betrogen wird.
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Hi Horst,
eins verstehe ich nicht:
„2010 zahlte der deutsche Staat noch 89.261 Empfängern Kindergeld”
Das erscheint mir viel zu wenig. Bekommt denn nicht mehr jedes Kind Kindergeld? Das müssten doch viel mehr sein?
Das sind (waren) nur die Kinder, die im Ausland leben. Der hohe Anstieg auf den die Meldungen Bezug nahmen hat natürlich mit den vielen neuen Arbeitskräften aus dem osteuropäischen Ausland zu tun, die seitdem ins Land kamen. Was ich mich frage ist, ob die Behörden bei ihren Recherchen oder Abläufen so lange brauchen müssen, um darauf zu kommen, dass Missbrauch in einem kritischen Umfang stattfindet.