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Krank? Erst mal googeln! Euer Gesundheitsminister zeigt euch wie es geht.

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Hätte ich mal das ganze Interview von Gesundheitsminister Jens Spahn in der Augsburger Allgemeinen vom 20.9. gelesen und nicht nur den Teil, der sich um Überstunden des Pflegepersonals drehte, wäre ich mit meiner Kritik an den Medien zurückhaltender gewesen. Oder?


Spahn hatte bei seinem Interview einen richtig starken Tag.

Er hat das wirklich so gesagt. Ich konnte es nicht glauben und habe das Interview in der Augsburger Zeitung deshalb komplett gelesen.

Im Prinzip gilt allerdings das Gleiche wie zuletzt. Die Sätze werden (auf dem Papperl für Twitter) nicht in der korrekten Reihenfolge wiedergegeben.

Deshalb wirken sie wie die Aussagen eines Idioten. So ist das ja auch gedacht, nicht wahr?!

Ich schätze allerdings, dass jeder Arzt die Augen verdreht, der Spahns Aussage über seine tolle App liest.

Dabei mag es durchaus sein, dass nicht jeder Besuch in der Notaufnahme nötig wäre. Und ja, wir wissen alle um die Überlastung unserer Ambulanzen in den Krankenhäusern. Den Menschen das aber auf diese Weise näherbringen zu wollen, ist schon … ein wenig grenzwertig. Jedenfalls wird Spahn mit solchen Vorschlägen nicht wirklich überzeugen. Oder?

Und den will ich zum Bundeskanzler machen? OK, OK. Ich überleg’s mir nochmal.

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Horst Schulte
Herausgeber, Blogger, Autor und Hobby-Fotograf
Seit 2004 blogge ich über Politik und Gesellschaft – also seit die meisten noch SMS statt Tweets geschrieben haben. Mit 70 Jahren lebe ich immer noch im schönen Bedburg, direkt vor den Toren Kölns, und schreibe über alles, was die Welt bewegt (oder mich zumindest vom Sofa aufstehen lässt).

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Artikelinformationen:

Gesellschaft

Deutschland, Gesundheit, Spahn

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8 Gedanken zu „Krank? Erst mal googeln! Euer Gesundheitsminister zeigt euch wie es geht.“

  1. Lieber Horst,
    auch nachdem ich fast das GANZE Interview gelesen habe (das zu Organspende hab ich ausgelassen) kann ich deine Empörung nicht teilen! (Fakt ist: ich google IMMER erstmal, wenn ich irgendwelche Krankheitszeichen verspüre – und bin damit gewiss nicht alleine!)
    Jens Spahn hat definitiv recht in dem, was er über die Überlastung der Notaufnahmen und falsche Inanspruchnamen sagt. Lies bitte mal DIESEN Bericht der Berliner Notrufzentrale:
    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2018/03/notruf-berlin-missbrauch.html
    „Immer mehr Menschen wählen den Notruf 112. Aber nicht, weil es mehr Unfälle gibt, sondern weil die Hemmschwelle, den Rettungsdienst zu rufen, gesunken ist. Ein Schnitt in den Finger, eine starke Erkältung, ein Schluckauf – das ist alles schon gemeldet worden. “
    Dass das so ist, ist eine Mischung aus Bequemlichkeit, Ignoranz und in Teilen auch schlechter ärztlicher Versorgung bei akuten Beschwerden. Soviel ich sehe, gibt es aber durchaus viele Hausärzte (und auch einige Fachärzte), die Akutsprechstunden anbieten und sogar Neupatienten annehmen, wenn sie spontan kommen. Leider auch viele andere, die das verweigern, obwohl sie es eigentlich nicht dürfen!
    Was Spahn zu den Kliniken sagt, ist auch nicht gerade eine Empörung wert. Man weiß heute, dass viel zu viel operiert wird, weil die Anreize falsch gesetzt sind. Um z.B. bei Knie-Ops als „spezialisiert“ zu gelten, brauchen Kliniken eine bestimmte Mindestzahl einer Op pro Jahr. Wenn da noch 5 fehlen, werden halt ein paar mehr operiert als medizinisch sein müsste. Spahn geht m.E. da nicht weit genug, wenn er nur die Aufteilung verschiedener Behandlungen zwischen „zu vielen“ Kliniken mit demselben Programm anmahnt – man muss an die diversen Anreizsysteme ran, die z.B. bei (teuren) Operationen zu problemosem Durchwinken führen, aber konservative Behandlungen (Physiotherapie, Krankengym…) deckeln und erschweren.

    Spahn: „Verglichen mit anderen Branchen hinkt die Medizin bei der Digitalisierung noch weit hinterher. “ Ja, das ist so und es ist ein Skandal, dass etwa die Gesundheitskarte nach 2 Jahrzehnten und Milliarden-Investitionen immer noch nicht mehr ist als ein KK-Ausweis! Was da alles verändert werden könnte, vereinfacht, beschleunigt – es gibt ja momentan kaum einen Arzt, der bereit ist, mit seinen Patienten zu mailen, was ebenfalls an den Strukturen liegt.

    Und noch etwas Positives hat Spahn gesagt:
    „Außerdem schafft Bayern als erstes Bundesland das Schulgeld für Physiotherapeuten, Logopäden, Podologen und Ergotherapeuten ab. Das ist vorbildlich. Denn Therapeuten müssen häufig noch 25.000 Euro mitbringen, um sich ausbilden zu lassen. Und das, obwohl wir auch in diesen Berufen einen enormen Fachkräftemangel haben. Ich hoffe, dass sich andere Bundesländer an Bayern ein Beispiel nehmen.“
    Wie wahr! Ich sehe im Grunde auch gar nicht ein, warum Studierende gar nichts oder eine vergleichsweise geringe Semestergebühr zahlen müssen, aber andere Ausbildungen in klassische Berufe viel Geld kosten. Aber das geht nun über das Gesundheitswesen hinaus…

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  2. Hallo Claudia, sieh da, ein Spahn-Fan. Wer hätte das gedacht? 🙂
    Ich hatte das Interview gelesen, war aber nicht über diese Passage gestolpert. Auf diese bin ich erst „aufmerksam“ geworden, nachdem ich den Tweet oben gelesen habe. Dann habe ich nochmal nachgeguckt und fand Spahns Äußerung eher amüsant als empörend. Das war der Grund, weshalb ich ihn hier (ja in nicht ganz so ernstem Tonfall) angesprochen habe.

    Ich sehe auch grundsätzlich immer im Internet nach. Danach bin ich noch kranker als zuvor. Mir machen diese ganzen verschiedenen Diagnosen eher Angst. In Arztserien wird Dr. Internet nicht ganz zu unrecht gern auf die Schippe genommen. Dort fragt ein Arzt auch gern mal danach, woher man denn die Idee habe, dass die Beschwerden auf dieses oder jenes zurückzuführen wären. Die Antwort ist: „Aus dem Internet“. Die Schauspieler-Ärzte verziehen immer ihr Gesicht. Ich finde das lustig, weil es auf der einen Seite normal geworden ist, dass die Leute im Internet nachlesen und auf der anderen Seite die Einstellung vieler Ärzte dazu vermutlich ganz real gespiegelt wird.

    Ich finde Spahn gut. Und ich glaube, er wird etwas zum Positiven verändern. Vorausgesetzt natürlich, die Regierung hält so lange.

    Was bei den Ambulanzen los ist, kann ich persönlich sehr gut nachvollziehen. Nicht nur anhand meiner vielen Besuche (Schwiegermutter) hier in der örtlichen Krankenhausambulanz, sondern auch in anderen (auch Kölner) Krankenhäusern. Die Ursachen für die wachsende Inanspruchnahme der Ambulanzen sind sehr unterschiedlich. Danke für den Link. Ich persönlich dann die Ambulanz dem Hausarzt vorziehen, wenn ich akute Beschwerden hätte, für die eine Diagnostik erforderlich wäre, von der ich annehmen muss, dass ein Hausarzt sie von vornherein nicht zur Verfügung stellen kann. Die notwendigen Geräte finden sich bestenfalls in Facharztpraxen, nur nicht beim Hausarzt. Der Zeitverlust wäre viel größer, weil man natürlich Wochen auf einen Termin wartet. Ehrlich gesagt, kann ich das Verhalten vieler Patienten unter diesen Voraussetzungen nachvollziehen.

    Ich lese auch immer, dass viele Leute den Notarzt anrufen, obwohl es nur „Kleinigkeiten“ wären. Ich will das überhaupt nicht bestreiten. Aber in meiner Familie würde keiner einen Notarzt kommen lassen, wenn es nicht absolut notwendig wäre. Ich hatte mal so starke Schmerzen in der Brust, dass ich von einem Herzinfarkt ausgegangen bin (war es zum Glück nicht). Ich habe meine Frau gebeten, mich ins Krankenhaus zu fahren. Mit dem Notarzt wollte ich selbst da nichts zu tun haben 🙂 Bei uns gibt nur ganz wenige Hausärzte, die überhaupt noch Hausbesuche machen. Außerdem findet man hier als Neupatient (meine Schwiegermutter) keinen Hausarzt mehr. Die nehmen keine neuen Patienten mehr auf (meine Frau und ich haben unsere Hausärzte natürlich als erstes danach gefragt…). Wenn Mutter irgendwas hat, haben wir nur zwei Chancen: 1.) Beim notärztlichen Dienst anrufen (da wartest du nicht nur Stunden…), wenn man am Telefon durchgekommen ist. 2.) Krankenhaus, d.h. Notarzt. Andere Optionen haben wir nicht, weil meine Schwiegermutter nicht mehr laufen kann und wir im 1. Stock wohnen. Bis zu viele Details?

    Vielleicht wäre es richtig, die Patienten in den Ambulanzen mit bestimmten „Erkrankungen“ an den Hausarzt zu verweisen. Sicher wird das auch schon gemacht. Auf eine App würde ich mich persönlich jedenfalls bei so existenziellen Fragen niemals einlassen. So technikaffin ich bin, das ginge mir zu weit 🙂

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  3. Na klar, wenn ich mir um mich Sorgen machen würde, ginge ich auch zum Arzt und würde nicht lang rumwarten… und wenn zu krank, dann eben auch Notaufnahme.
    Nachdem ich Jahrzehnte nur mal ganz selten zu einem Facharzt gegangen bin (Augen, Ortho..) hab ich jetzt einen „Hausarzt“ bei mir um die Ecke aufgetan, der sogar gerne länger redet und – man glaubt es kaum – mailt! Leider bringt es nicht so furchbar viel, einen redefreundlichen Arzt zu haben „der sich Zeit nimmt“, wenn der andrerseits fast ausrastet, wenn man etwas fragt oder gar hinterfragt. Dabei verhalte ich mich total arztfreundlich, frage z,B, einfach „Würden Sie empfehlen, über den Winter Vitamin D einzunehmen?“ und er aufbrausend antwortet: „Zu Vitamin D sag ich jetzt gar nichts mehr,,,“ . tja, da musste ich ihn erst auf den Boden zurück holen und drauf hinweisen, dass ich doch völlig korrekt ihn als meinen Arzt frage – und mich nicht nach „im Internet gelesen“ verhalte. Was will er denn mehr?

    Aber ich kann mir denken, woher sein Frust stammt, den vermutlich konfrontieren viele ihre Ärzte mit den Netzerkenntnisse – und der Punkt ist: sie sind es nicht gewohnt, ihre Sicht der Dinge zu begründen und haben dafür eigentlich auch keine Zeit! Schon gar nicht stecken sie im Detail der verschiedenen Meinungen, die sich um viele Therapien ranken – auch durchaus konträre Meinungen von Ärzten und Professorinnen, nicht nur von dubiosen Internet-Gurus.
    Ich sag nie „aus dem Internet…“, sondern zitiere z.B. Prof. Dr. X von der Charité mit einem Statement zur Sache – das lässt sich nicht so leicht abbügeln, auch wenn ichs „aus dem Internet“ habe.

    Eure Arztlage ist ja drastisch schlecht! Unglaublich, diese Mangelversorgung auf dem Land. Und wie immer liegt es AUCH an Strukturen, die aus Standesdünkel erwachsen sind. In der DDR hatten sie Gemeindeschwestern, die sehr viel durften, was bei uns nur der Arzt darf – die sind auf dem Land rumgefahren und haben die Alten versorgt.

    Na, ein weites Feld… Als Spahn-Fan würde ich mich nicht bezeichnen, als er sich in Sachen Flüchtlinge zu profilieren suchte, war er für mich klar politischer Gegner. Aber auch die können ja in anderer Sache recht haben und etwas richtig machen – mich nervt dieses Schwarz-Weiß- und Freund-Feind-Denken sehr!

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  4. Leider bringt es nicht so furchbar viel, einen redefreundlichen Arzt zu haben „der sich Zeit nimmt“, wenn der andrerseits fast ausrastet, wenn man etwas fragt oder gar hinterfragt.

    Ja, das hat gerade meine Schwester erlebt. :-/ Bloß keine eigene Meinung äußern. Mein Hausarzt ist in der Hinsicht nie negativ aufgefallen. Er nimmt sich viel Zeit und erklärt ausführlich. Außerdem überweist er zum Facharzt, wenn das angezeigt ist. Aber wer weiß, wie ich „morgen“ rede?

    Ich habe persönlich auch noch nie das Internet als Quelle genannt. Müsste ich mal versuchen… Deine Idee ist prima. Aber die Charité müsste ich auswechseln gegen eines unserer hiesigen größeren Krankenhäuser … 😆

    Was unseren Hoffnungsträger Spahn anlangt, glaube ich, dass er viel weniger konservativ ist, als er immer dargestellt wird. Mal sehen, ob er einen ordentlich Job macht. Ich sehe ihn ja als neuen Bundeskanzler. Die CDU hat keine wirklich infrage kommenden Alternativen. Leider fällt Peter Altmaier aus.

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  5. Ich kenne einen Blog von einer Notaufnahmeschwester, die in einem Artikel einmal geschrieben hat, mit welchem Unsinn manche Leute bevorzugt am Wochenende in die Notaufnahme kommen. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist die, dass ich mit Knieschmerzen erstmal google, weil ich keine drei Stunden dort rumsitzen will.
    Dieser Jens ist halt schon ganz schön dreist ….
    LG
    Sabiene
    PS: Ich hoffe, dass das jetzt mit dem Kommentieren klappt 😉

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  6. Hat geklappt 🙂

    Die „Fehlanreize“, die zur Überlastung der Ambulanzen führen, werden wir wohl nur in den Griff kriegen, in dem wir an verschiedenen Stellen gleichzeitig arbeiten. Dazu gehört auch eine flächendeckende Präsenz von Hausärzten. Wenn die Termine für Facharztbesuche kürzer werden (Spahn hat das u.a. heute vorgestellt) könnte sich auch etwas bessern. Und an die Einsicht der Leute muss appelliert werden. Besser wäre es, man würde Tools finden, mit denen man Leute mit bestimmte Wehwehchen abweisen kann.

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  7. Tools gegen Wehwehchen?
    Jahrelang haben die Docs uns doch die Kompetenz abgesprochen, kleinere Erkrankungen mit Hausmitteln zu behandeln. Ich weiß noch genau, was da los war, als ich meinem früheren Hausarzt von Pfefferminztee und Wadenwickel berichtet habe. Ich bin wie ein Idiot und Kinderschänder dagestanden.
    LG
    Sabienes

    AntwortenAntworten
  8. Mit Ärzten ist da wohl generell nicht gut sprechen. Das Gespräch auf Augenhöhe geht nicht mit allen. Manche reagieren regelrecht angepisst, wenn man ihre Aussagen auch nur hinterfragt. Ich hab da Glück. Mit meinem Hausarzt bin ich seit vielen Jahren sehr zufrieden. Aber deine Klagen kenne ich sehr gut von Bekannten.

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