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Warnung vor dem „Smartmob“

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Der sächsische Innenminister, Prof. Dr. Wöller (CDU), ist wohl ein PR-Ass. Oder seine Mitarbeiter sind es jedenfalls.

Gab es irgendwas in Chemnitz, das man als „smart“ bezeichnen könnte oder dient die Verwendung dieses Begriffs einer Strategie, die weiter auf Verharmlosung setzt? Die sächsische Landesregierung ist diesbezüglich längst in Verruf geraten und gibt sich alle Mühe, dass es so bleibt.

Der Ministerpräsident hat die Richtung vorgegeben, in dem er das von der „Lügenpresse“ gezeichnete Bild einer Stadt, in der ein Mob hetzte und jagte, mit schlichtem schwarz übermalte.

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Was ist ein Mob? Haben wir denn keine Vorstellung davon, was ein Mob ist? Doch, haben wir. Bilder wie die von Freital, Heidenau oder Chemnitz reichten aus, um eine Vorstellung davon zu haben, was Pöbel ist. Mit Protest und Demo hatten diese Auftritte nicht das Geringste zu tun. 

Ein bisschen Empathie sollte ausreichen, um zu verstehen wie sich die fühlen, die einem Mob gegenüberstehen.

Die Polizei in Chemnitz hatte wie so oft einen schweren Stand und hat, trotz aller Kritik an ihrer Führung, gute Arbeit geleistet.

Ich bin froh, mich nicht wie diese Polizisten für Recht und Ordnung und für die Sicherung des Gewaltmonopol des Staates gegen gewalttätige Fanatiker in eine gefährliche Lage bringen zu müssen. Nicht in Chemnitz, nicht in Berlin, nicht in Hamburg und auch nicht im Hambacher Forst! 

Wie erkennt man eigentlich, ob man einen Mob vor sich hat? Vergreift sich derjenige im Ton, wenn er von einem Mob spricht, weil er alle Teilnehmer einer Demo in einen Topf wirft? Ja, man kann das kritisieren und gute Gründe dafür haben. Wer jedoch an Demonstrationen teilnimmt, in denen Gewalt ausgeübt wird (z.B. Angriffe auf Polizeibeamte), sollte sich nicht so anstellen, wenn er in Mithaftung genommen wird! Er hätte sich distanzieren können, sobald er bemerkte, was da abging. So unübersichtlich war die Demo schließlich nicht.

Wir haben gelernt, laut Sachsens Landesvater Michael Kretschmar gab es keinen Mob; ebenso wenig wie Hetzjagd und Pogrom.

Statt sich aus Nachrichten, Zeitungs- und Augenzeugenberichten ein Bild zu machen, streiten wir uns über die Semantik von Worten wie „Hetzjagd“. Nach Maaßens unsäglichem „Bild“-Interview laufen im Netz die wildesten Spekulationen. Statt die Dinge so zu betrachten wie sie waren, arbeiten die Leute an der Deutungshoheit. Es geht nur darum, wer recht hatte. Nur leider nicht im Sinne von richtig oder falsch.

Ein Mob war es also nicht, der sich im Straßenkampf mit Polizisten produziert hat. Augenzeugenberichte, die zeitnah veröffentlicht wurden, wurden sogleich als Lüge denunziert. Schließlich waren die Augenzeugen Ausländer und die Berichte (Interviews) erschienen in den „Systemmedien“.

Die Aussagekraft des Videos, das viele sofort nach den Exzessen im Internet und in den Medien gesehen haben, wird von Hans-Georg Maaßen, Präsident des Verfassungsschutzes, ausgerechnet in einem „Bild“ – Interview in Zweifel gezogen, während andere offizielle Stellen (Staatsanwaltschaft) nach der Einvernahme von Augenzeugen keinen Grund sehen, es nicht für authentisch zu halten.

Dass Chemnitz nach der Tötung eines Mitbürgers durch einen mutmaßlich vorbestraften Flüchtling in die Schlagzeilen geriet, stört viele Menschen. Dafür wird jeder Verständnis haben. Aber der Umgang der sächsischen Regierung mit diesen Vorgängen ist sehr zweifelhaft und verstärkt erneut das Gefühl, dass es Kretschmer und seinen Ministern im Wesentlichen darum geht, die Sache herunterzuspielen. So wie bisher immer, wenn es um rechtsextreme Machenschaften in Sachsen ging!

Es ist richtig, dass sich die Innenminister der Länder mit dem Phänomen der sehr effizienten viralen Mobilisierung rechts- und linksextremer Gruppen beschäftigt.

 
Die virale Mobilisierung

Im Zusammenhang mit den Chemnitzer Ausfällen von Nazis das Wort „Smartmob“ zu benutzen, ist allerdings sehr speziell. Der Begriff Smartmob wirkt in diesem Zusammenhang schon grotesk – oder? Aber es passt zur Verniedlichungsstrategie der sächsischen Landesregierung. Kretschmer:  
„Es gab keinen Mob, keine Hetzjagd und keine Pogrome“.

Wenn ich mir die Innenminister auf dem Bild so anschaue und mir vorstelle, was diese alten Männer sich unter viraler Mobilisierung vorgestellt haben könnten.  Der schmissige Begriff „Smartmob“ für ein PR-Papperl. Das war’s.

VOR
Artikelinformationen:

Politik

Gewalt, Nazis

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