Das Richtige denken und sagen

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Zuerst kam die Ent­schei­dung des Ober­lan­des­ge­rich­tes in Müns­ter. In Ham­bach soll also nicht gero­det wer­den. Jeden­falls solan­ge bis in der Haupt­sa­che ent­schie­den wer­den kann. Das kann dau­ern. Sicher län­ger als dem RWE und ihren Unter­stüt­zern lieb ist.

Weil die Sache so kom­plex wäre, dass ohne tie­fe­res Ein­tau­chen in die­se kom­pli­zier­te Mate­rie kei­ne Ent­schei­dung mög­lich sei, liegt die anste­hen­de Rodung also nun auf Eis. Begrün­dung und Dilem­ma in einem Satz.

Zudem folg­te (prompt) die Auf­he­bung des Demonstrationsverbotes.

Vie­le Leu­te in unse­rer Regi­on wol­len die­sen Sta­tus quo nicht akzep­tie­ren. Sie haben Angst, und sie sind wütend.

Restwald retten?

Aller­dings dür­fen nicht län­ger dar­über hin­weg­re­den, dass ganz vie­le Men­schen den Rest­wald des Ham­bacher Fors­tes ret­ten wol­len. Sie tun das mit erlaub­ten und uner­laub­ten Mit­teln. Mich erin­nert das natür­lich an die Pro­tes­te gegen die Start­bahn West und gegen die Atom­ener­gie. Ich dach­te, wir hät­ten das hin­ter uns gelas­sen. Aber wider­strei­ten­de Inter­es­sen wird es immer geben, solan­ge Men­schen die­sen Pla­ne­ten bevöl­kern. Was wir dar­aus machen, soll­te das Ergeb­nis einer Lern­kur­ve sein. Lei­der ist es das aber nicht.

Der Sta­tus quo ist ein Anlass für die Ham­bi-Akti­vis­ten noch ein­mal ordent­lich nach­zu­le­gen. Heu­te sol­len unge­fähr 50.000 Men­schen für den Wald demons­triert haben.

Und bei Face­book so? In unse­ren Bedbur­ger Grup­pen ist eini­ges los. Die Sor­gen der Leu­te sind mit Hän­den grei­fen. Auch ihre Wut. 

Der Druck ist so stark gewor­den, dass bei vie­len der letz­te Fun­ke Dis­kus­si­ons­be­reit­schaft oder die Fähig­keit und der Wil­le, die Mei­nung ande­rer anzu­hö­ren, jetzt Angst und gro­ßer Wut gewi­chen ist. Eben noch waren die Akti­vis­ten mit viel Auf­wand aus dem Forst ver­trie­ben wor­den und eine Demo wur­de sei­tens der Poli­zei ver­bo­ten. Es schien alles auf das ange­streb­te Ergeb­nis der NRW-Regie­rung, dem RWE-Kon­zern und sei­nen Mit­ar­bei­tern hinauszulaufen.

Dann folg­ten Gerichts­ent­schei­de, die alles kip­pen ließen.

Nun wird gar die Neu­tra­li­tät des Ober­ver­wal­tungs­ge­rich­tes in Müns­ter infra­ge gestellt. Man ver­weist auf die angeb­li­che Nähe der Prä­si­den­tin des Gerich­tes zur SPD. In einer Zei­tung (West­fä­li­sche All­ge­mei­ne) wur­de 2013 behaup­tet, die dama­li­ge NRW-Minis­ter­prä­si­den­tin Kraft habe Frau Dr. Brandts in die­ses Amt gehievt, obwohl es qua­li­fi­zier­te­re Bewer­ber gege­ben hät­te. Die Behaup­tung habe ich tat­säch­lich wie­der­ge­fun­den. Aller­dings „nur“ in den West­fä­li­schen Nachrichten. 

In Jus­tiz­krei­sen wer­den nach Infor­ma­tio­nen unse­rer Zei­tung drei Namen gehan­delt: Ricar­da Brandts , Prä­si­den­tin des Lan­des­so­zi­al­ge­richts NRW , und Andre­as Heusch, Prä­si­dent des Ver­wal­tungs­ge­richts Düs­sel­dorf. Obwohl die­ser wegen sei­ner aus­ge­wie­se­nen Erfah­run­gen als Ver­wal­tungs­rich­ter als eine Top-Beset­zung für das Amt in Müns­ter gilt, könn­te sich am Ende Minis­ter­prä­si­den­tin Kraft für Brandts ent­schei­den. Ein Grund: Die Prä­si­den­tin des Sozi­al­ge­richts steht der SPD nahe.

Quel­le: Bert­rams-Nach­fol­ge offen : Prä­si­dent des Ver­fas­sungs­ge­richts NRW schei­det aus dem Amt – Müns­ter­land – West­fä­li­sche Nach­rich­ten

Die Behaup­tun­gen, die sich durch Recher­chen nicht stüt­zen las­sen, wer­den aktu­ell rechts­extre­men und demo­kra­tie­feind­li­chen Blogs ent­nom­men, die sol­che Din­ge für ihre Zwe­cke aus­ge­gra­ben und publizieren.

Was ist los?

Ich hal­te die Gerichts­ent­schei­de in bei­den Fäl­len für wenig über­ra­schend (gemes­sen an ande­ren Ereig­nis­sen ähn­li­cher Art waren sie es ein­fach nicht!). Wahr­schein­lich wird die Gerichts­ent­schei­dung in der so genann­ten „Haupt­sa­che“ erst im Früh­jahr nächs­ten Jah­res fal­len, so dass die Rodun­gen, wenn über­haupt, mit der Ver­spä­tung durch­ge­führt wer­den kön­nen, die die NRW-Regie­rung und das RWE unbe­dingt ver­mei­den wollten.

„Das Gericht hat die zen­tra­le ener­gie­po­li­ti­sche The­se von RWE und Lan­des­re­gie­rung, dass ohne die Koh­le unter dem Ham­bacher Wald die Lich­ter im Land aus­ge­hen, kassiert.“ 

Quel­le: Rodungs­stopp im Ham­bacher Forst: Die wich­tigs­ten Fra­gen | nrz​.de | Poli­tik

Unter den gegen­wär­ti­gen Vor­aus­set­zun­gen wird sich erwei­sen, ob sowohl das Land als auch RWE noch so viel juris­ti­schen Druck auf­bau­en kön­nen, dass die Ent­schei­de noch ein­mal gekippt wer­den. Ich den­ke, das wird nicht passieren.

Inso­fern bleibt abzu­war­ten, ob das von RWE an die Wand gemal­te Sze­na­ri­um ein­tritt und die Ver­sor­gungs­si­cher­heit wirk­lich in Gefahr gerät. Genau das war ja das Haupt­ar­gu­ment, wes­halb die Rodun­gen nun so kurz­fris­tig von­stat­ten gehen soll­ten. Und was ist mit den Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern in den RWE-Betrie­ben? Behal­ten sie ihren Job, ihre Existenzgrundlage?

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Gerichte Hambach NRW RWE Umwelt

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2 Gedanken zu „Das Richtige denken und sagen“

  1. Braun­koh­le ist die dre­ckigs­te Koh­le über­haupt. Bei der Ver­bren­nung von Braun­koh­le gelan­gen nicht nur Schwer­me­tal­le, Queck­sil­ber, Fein­staub und Dioxi­ne in die Umwelt. Pro Kilo­watt­stun­de erzeug­ten Stroms setzt Braun­koh­le beson­ders gro­ße Men­gen Kli­ma­ga­se frei – vor allem Koh­len­di­oxid, das wich­tigs­te Klimagas.
    Der Pro­test gegen die Abhol­zung ist m.E. berech­tigt, denn es ist unsin­nig, alten Wald abzu­hol­zen wenn gera­de eine Kom­mis­si­on tagt, die ein Aus­stiegs­sze­na­rio ent­wi­ckeln soll. Kürz­lich las ich, dass die Abbau­be­rech­ti­gun­gen von RWE drei­mal soviel noch zu för­dern­de Koh­le umfas­sen als bis zu einem Aus­stieg in den 2030­ger-Jah­ren erfor­der­lich wäre. Das meis­te davon muss im Boden blei­ben, wenn die Kli­ma­zie­le erreicht wer­den sollen.
    Sie­he dazu
    https://​www​.geo​.de/​n​a​t​u​r​/​n​a​c​h​h​a​l​t​i​g​k​e​i​t​/​1​9​6​1​9​-​r​t​k​l​-​s​t​r​o​m​e​r​z​e​u​g​u​n​g​-​w​a​s​-​i​s​t​-​e​i​g​e​n​t​l​i​c​h​-​s​o​-​k​l​i​m​a​s​c​h​a​e​d​l​i​c​h​-​b​r​a​u​n​k​o​hle

    Auch mein­te das Gericht, das den Stopp ver­ord­net hat, dass RWE eine Gefahr für die Ver­sor­gungs­si­cher­heit nicht über­zeu­gend dar­le­gen konn­te. Deutsch­land expor­tiert sogar gro­ße Men­gen Strom ins Ausland!

    Für mich ist sowie­so frag­lich, war­um man nicht mehr Gas­kraft­wer­ke baut, die wesent­lich weni­ger umwelt­schäd­lich sind – Nordstream2 scheint doch zu klap­pen („Die bei­den neu­en Strän­ge sol­len 55 Mil­li­ar­den Kubik­me­ter Gas pro Jahr zusätz­lich in das Gebiet der Euro­päi­schen Uni­on leiten.“)

    Arbeits­plät­ze – das ewi­ge Argu­ment zum Erhalt eines ver­än­de­rungs­be­dürf­ti­gen Sta­tus Quo – kön­nen allein nie der Grund sein, ein extrem umwelt­schäd­li­ches Ver­fah­ren zur Ener­gie­ge­win­nung zu legi­ti­mie­ren. Wenn abseh­bar ist, dass man aus der Koh­le aus­stei­gen wird, dann muss man sich eben recht­zei­tig um sozi­al­ver­träg­li­che Abläu­fe küm­mern. Sowie­so geht es nicht um die Men­schen, son­dern um den Pro­fit, den RWE mit der bil­li­gen, selbst abge­bau­ten Braun­koh­le erzielt!

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