City-Maut nutzen, um Köln verkehrstechnisch fit zu machen

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Die City-Maut kommt für die Köl­ner nicht infra­ge. Das sagt Ober­bür­ger­meis­te­rin Reker. Die Ver­la­ge­rung des Ver­kehrs­auf­kom­mens set­ze hin­rei­chen­de Res­sour­cen im öffent­li­chen Nah­ver­kehr vor­aus, die nicht vor­han­den seien.

Der deut­sche Städ­te­tag hat­te sich dafür aus­ge­spro­chen, die City-Maut aus­zu­pro­bie­ren. Der Köl­ner Umwelt­de­zer­nent ver­tritt immer noch eine posi­ti­ve Hal­tung zur City-Maut. Es wären ja nicht nur mög­li­che Fahr­ver­bo­te, die so viel­leicht ver­hin­dert wer­den könnten.

City-Maut als Zeitpuffer nutzen

Die City-Maut könn­te, weil sie ver­mut­lich zeit­lich befris­tet wäre, einen Zeit­kor­ri­dor schaf­fen, der dafür genutzt wer­den könn­te, Köln zu einer fahr­rad­freund­li­chen Stadt zu machen. Ande­re Groß­städ­te, auch in Deutsch­land, haben in die­ser Hin­sicht vor­ge­legt. Von Groß­städ­ten wie Kopen­ha­gen ganz zu schwei­gen. Wenn es stimmt, dass man wün­schens­wer­te Ver­än­de­run­gen wie in Kopen­ha­gen in einem Zeit­rah­men von zir­ka fünf Jah­ren hin­be­kom­men kann, wäre das jede Anstren­gung wert. 

Die Gestal­tung der The­men­web­site der Stadt (Rad­fah­ren) erin­nert mich an psy­che­de­li­sche Zustän­de (Update: Ich hat­te unbe­ab­sich­tigt den Kon­trast ein­ge­schal­tet), weni­ger an zukunfts­ori­en­tier­te Ver­kehrs­po­li­tik. Aber immer­hin: es bewegt sich eini­ges. Nicht nur in Ber­lin oder ande­ren deut­schen Großstädten. 

Alle sollen sich verantwortlich zeigen

Wenn ich mir die Dis­kus­si­on über das Tem­po­li­mit auf deut­schen Auto­bah­nen vor Augen füh­re und die merk­wür­di­gen Reak­tio­nen, ins­be­son­de­re kon­ser­va­ti­ver Poli­ti­ker, fra­ge ich mich, ob eine umwelt­freund­li­che Poli­tik, die auch nur im gerings­ten die real exis­tie­ren­den Pri­vi­le­gi­en deut­scher Auto­fah­rer ein­schrän­ken wür­de, in unse­rem Land Erfolgs­aus­sich­ten hät­te. Schließ­lich wer­den trotz Gre­ta und den unüber­seh­ba­ren Anzei­chen für die Fol­gen unse­res Han­dels auf der Erde immer mehr SUVs ver­kauft, die nicht nur die Luft ver­pes­ten, son­dern das Platz­an­ge­bot (nicht nur in unse­ren Innen­städ­ten) mas­siv ein­schrän­ken. Außer­dem schrän­ken sie die Ver­kehrs­si­cher­heit (Sicht­bar­rie­ren) ein. Für die, die kei­nen fah­ren jeden­falls. Im letz­ten Jahr wur­den in Deutsch­land fast eine Mil­li­on die­ser Autos (inkl. Gelän­de­wa­gen) neu zugelassen. 

Der gemei­ne Deut­sche freut sich ja wohl immer noch wie Bol­le dar­über, wenn Zulas­sungs­re­kor­de bei Autos auf­ge­stellt wer­den. Im Jahr 2018 wur­den ins­ge­samt 3.4 Mio. PKW’s neu zuge­las­sen. Das ent­spricht einem Rück­gang von 0,2% gegen­über dem Vor­jahr und ändern weder etwas an unse­ren Pro­ble­men mit dem Kli­ma, noch deu­tet das eine Kri­se der Auto­in­dus­trie an. Jeden­falls noch nicht. Nicht bei der Suche nach alter­na­ti­ven Antrie­ben, noch an den für die Umwelt wich­ti­gen Elek­tro­an­trie­ben kom­men wir nicht vor­an – für unser wohl immer noch liebs­tes Spiel­zeug. Gut, dass die jun­gen Leu­te sich mitt­ler­wei­le ande­re Sta­tus­sym­bo­le zuge­legt haben. Inwie­weit die Unmen­gen an alten Smart­phones mal ein Umwelt­pro­blem dar­stel­len wer­den, bleibt abzuwarten. 

Wäh­rend Elek­tro­au­tos eine Stei­ge­rung von ca. 44% ggü. dem Vor­jahr erziel­ten, betrug die Stei­ge­rung der Ver­käu­fe von Autos mit so genann­tem biva­len­ten Antrieb (Benzin/​Gas) ca. 305%! Bei Autos mit hybri­dem Antrieb betrug die Stei­ge­rung ca. 54%. Der Anteil von Autos mit Elek­tro-Antrieb belief sich in 2018 auf 1 (i.W. ein!) Pro­zent, hybri­de Antrie­be erreich­ten einen Anteil von immer­hin 3,8%. (Quel­le)

Mich trös­tet es ange­sichts die­ser Bilanz wenig, dass unter den zuge­las­se­nen SUV’s inzwi­schen auch sol­che mit Elek­tro­an­trieb zu fin­den sind. Im Ver­gleich zum Ver­bren­nungs­mo­tor ist der Anteil wahn­sin­nig klein. Die Stei­ge­rung der Ver­kaufs­zah­len bei SUV’s betrug gegen­über dem Vor­jahr fast 21%. Soviel zum The­ma Umwelt­be­wusst­sein der Deut­schen. Gre­ta war eben noch nicht über­all. Ja, nicht nur Poli­ti­ker machen Fehler.

Skandinavien

Ich wünsch­te, wir wür­den uns an Skan­di­na­vi­en ein Bei­spiel neh­men. Dort läuft auch nicht alles opti­mal. Aber sowohl die sozia­le Absi­che­rung der Men­schen funk­tio­niert als auch die Ein­stel­lung der Bevöl­ke­rung zur Not­wen­dig­keit, die Umwelt bes­ser zu schüt­zen. Wir lie­gen nicht nur bei Schaf­fung von infra­struk­tu­rel­len Maß­nah­men (Fahr­rad­we­ge) deut­lich zurück. Es mag sein, dass dies viel­leicht des­halb der Fall ist, weil unse­re Poli­ti­ker es vor allem an einem feh­len las­sen: an der not­wen­di­gen Kon­se­quenz. Wir schau­en ihnen lie­ber zau­dernd zu und hof­fen, dass es schon irgend­wie gut gehen wird. Oder wir pro­tes­tie­ren gegen die Maß­nah­men, die aus der von uns mit­ge­tra­ge­nen Ent­schei­dung zur Ener­gie­wen­de erfor­der­lich wer­den. Stich­wort: Strom­tras­sen. Und Wind­rä­der mag inzwi­schen – so mein Ein­druck – auch kei­ner mehr so rich­tig. Dabei brau­chen wir viel mehr davon.

In der Tat ist die Ener­gie­wen­de – nicht nur die­ses Pro­jekt – von natio­na­ler Bedeu­tung. Es ist sogar mehr als das. Um die Ener­gie­wen­de-Zie­le zu errei­chen, müs­sen weit­aus mehr Wind­parks gebaut wer­den, auf See und an Land, und hier nicht nur im Nor­den, son­dern auch im Süden. Der Koh­le­aus­stieg wird einen deut­lich schnel­le­ren und stär­ke­ren Aus­bau erneu­er­ba­rer Ener­gien not­wen­dig machen. 

Um nicht in eine Öko­strom­lü­cke zu gera­ten, muss der Aus­bau im kom­men­den Jahr­zehnt min­des­tens ver­dop­pelt wer­den. Dafür müs­sen die Rah­men­be­din­gun­gen ange­passt wer­den. Das ist wirk­lich eine Auf­ga­be von natio­na­ler Bedeutung. 


Kli­ma­po­li­ti­sche Untä­tig­keit, radi­ka­le Finanz­wen­de und unge­woll­ter Struk­tur­wan­del – kli­ma­re­por­ter°

Kürz­lich habe ich gele­sen, dass die staat­li­che För­de­rung von Wind­kraft­an­la­gen ein Pro­blem dar­stellt, weil sie offen­bar kei­ne Bank ist. Wenn die Sub­ven­ti­on für über 400 Wind­rä­der (Sach­sen) aus­ge­fällt, was heißt das eigent­lich für die Ver­sor­gungs­si­cher­heit? Durch den Nie­der­gang der deut­schen Solar­an­la­gen­in­dus­trie haben wir schmerz­lich ler­nen müs­sen, das staat­li­che Sub­ven­ti­on kei­nen ver­läss­li­chen Ersatz für Wett­be­werbs­fä­hig­keit bie­tet. Die Grund­la­ge dafür war ja gera­de der Rück­zug des Staa­tes aus der Sub­ven­tio­nie­rung die­ser Industrie. 

Und das, obwohl wir auf erneu­er­ba­re Ener­gien bald voll­kom­men ange­wie­sen sind. Des­halb heißt das ja Ener­gie­wen­de! Das neben­bei immer mehr Aspek­te öffent­lich wer­den, die auch die­se Ener­gie­quel­le in ein schlech­tes Licht set­zen, ist ange­sichts der Ideo­lo­gien, die gegen­ein­an­der ste­hen, wirk­lich kein Wun­der. Ande­rer­seits han­delt es sich oft um Infor­ma­tio­nen, die deut­lich machen, wie blau­äu­gig und leicht­fer­tig wir in die Ener­gie­wen­de hin­ein­ge­gan­gen sind. Wenn wir so einen ein­schnei­den­den Schritt machen, müs­sen wir dabei bit­te­schön auch kon­se­quent sein. Aber sobald das Geld kos­tet, hört der Spaß ja sowie­so auf. Und Ärger will ja auch kei­ner krie­gen. Das sieht man auch am Bei­spiel von Frau Ree­kers Aus­sa­ge zur City-Maut sehr gut.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Köln Umwelt

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