Was sind ein paar Minuten Mitgefühl gegen die Klarsicht der Realisten?

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War­um kämp­fe ich mit den Trä­nen, sobald was Rühr­se­li­ges im Fern­se­hen pas­siert? Liegt das am Alter? Frü­her ™ habe ich mich über ande­re lus­tig gemacht, wenn ich so etwas beob­ach­tet habe. Vor allem, wenn es Män­ner waren, denen das „pas­siert“ ist. Es war egal, wie gern ich sie hatte.

Mir sind ande­re Men­schen nicht egal, und ich gehe nicht davon aus, dass das bei mei­nen poli­ti­schen Geg­nern anders ist.

Ich bin schnell ergrif­fen, wenn ich hun­gern­de Kin­der im TV sehe. Die Bil­der bewir­ken eine sofor­ti­ge Reak­ti­on. Ich fra­ge mich manch­mal: ist das Empa­thie oder Mit­leid? „Sei nicht so sen­ti­men­tal. Damit änderst du an den Din­gen gar nichts“, sag ich mir. Das hilft natür­lich nicht. Aber ich weiß ja, wenig spä­ter ist der Anflug von Mit­ge­fühl vor­über. Das nächs­te The­ma in den Nach­rich­ten hat den Fokus. Ich glau­be nicht, dass es Empa­thie ist, die mich „mit­lei­den“ lässt. Ich hal­te mich trotz­dem für einen empa­thi­schen Men­schen. Aber in sol­chen Fäl­len füh­le ich mich nur für kur­ze Zeit schlecht. 

Träum’ weiter von einer besseren Welt

Vie­le ken­nen die­se exis­ten­zi­el­le Not nicht, denen die­se klei­nen Men­schen und ihre Eltern Tag für Tag aus­ge­setzt sind. Es geht ihnen sehr schlecht, viel­leicht wer­den sie die­se Kri­se nicht über­le­ben.
Alles, was ich für sie habe, ist Mit­leid. Kei­ne Spen­de, kein Enga­ge­ment, ein paar Minu­ten Mit­ge­fühl und ab und zu ein Blog­ar­ti­kel. Klar, ich habe Geld gespen­det und aktiv gehol­fen oder mich ab und zu auch prak­tisch für ande­re Men­schen enga­giert. Nichts, was ande­re nicht inten­si­ver, kon­stant oder wenigs­tens regel­mä­ßig tun. Die machen kei­ne Wor­te, die tun was.

Obwohl ich die Pro­ble­me sehe, die durch die Mas­sen­ein­wan­de­rung ent­stan­den sind, ist mei­ne Hal­tung zur Auf­nah­me­be­reit­schaft unse­res Lan­des heu­te kaum anders. Ich glau­be, dass unser Land es ver­kraf­tet. Ich habe aller­dings die kla­re Erwar­tung an den Staat, dass Men­schen, die sich hier nicht ein­fü­gen und straf­bar machen, rigo­ros abge­scho­ben wer­den. Not­falls – ja, dafür wäre ich – müs­sen Geset­ze geän­dert oder geschaf­fen wer­den. Dass dafür im lin­ken Lager wenig Bereit­schaft exis­tiert, stärkt die Leu­te, die mit den Bei­spie­len miss­lun­ge­ner Inte­gra­ti­on seit Jahr und Tag nega­ti­ve Stim­mung machen. Die Kon­se­quen­zen müs­sen wir nicht tra­gen – aber die Migran­ten. Hohe finan­zi­el­le Belas­tun­gen aller Kom­mu­nen, der Län­der und des Bun­des, gestie­ge­ne Kri­mi­na­li­tät und zu wenig bezahl­ba­rer Wohn­raum sind Fol­gen einer Ein­wan­de­rungs­po­li­tik, die natür­lich Fol­gen hat­te. Dass dar­über öffent­lich kaum gere­det wird oder die Vor­trä­ge rigo­ros abge­würgt wer­den, gehört zum Reper­toire unse­res Umgan­ges mit einer vor­her­seh­ba­ren Kri­se. Man fürch­tet zu Recht, den Kri­ti­kern der Ein­wan­de­rungs­po­li­tik in die Hän­de spielen.

Rechte Autoren und ihr Realitätssinn

War­um rege ich mich über einen Arti­kel auf, des­sen Inhalt Tei­le einer (von mir ungern gehör­ten) Rea­li­tät beschreibt? Zumal es nicht ein­mal um die deut­sche Situa­ti­on geht, son­dern um die Fol­gen der ille­ga­len Migra­ti­on in den USA. Autoren wie Dus­han Weg­ner ver­tei­di­gen Trumpskis Poli­tik und arbei­ten sich an den libe­ra­len Kräf­ten im Land auf eine Wei­se ab, die ich für unan­stän­dig hal­te. War­um soll­te eine Fak­ten­samm­lung und eine rea­lis­ti­sche Beschrei­bung von Zustän­den, natür­lich gespickt mit aller­lei Bos­haf­tem gegen alles was Links ist, sol­che Gefüh­le auslösen? 

Lin­ke Offe­ne-Gren­zen-Freun­de erin­nern manch­mal an einen Kläf­fer, der den gro­ßen Hund wild anbellt, aber nur so lan­ge, wie er sicher und geschützt an der Lei­ne des Herr­chens hängt. Wenn das Herr­chen dem Kläf­fer gibt, was der zu wol­len behaup­tet, näm­lich die Frei­heit von der Lei­ne, dann zieht er schnell den Schwanz ein, in Panik, denn das, was er zu wol­len behaup­tet, ist eher irre und selbst­mör­de­risch. (Manch­mal glau­ben sie selbst, dass sie wol­len, was sie wol­len, und dann wird es gefähr­lich, für sie selbst und auch für andere.) 

Dus­han Wegner

Bei Tich­sy Ein­blick wur­de Weg­ners Arti­kel eben­falls ver­öf­fent­licht. Das wun­der­te mich zunächst, weil Weg­ner über län­ge­re Zeit kei­ne Arti­kel mehr bei TE ver­öf­fent­licht hat­te. Wie die Autorin­nen Ana­bel Schun­ke und Bet­ti­na Röhl übri­gens auch. Die mög­li­chen Grün­de dazu hat­te ich vor lan­ger Zeit in einem ande­ren rech­ten Block gele­sen. Nun, mir solls recht sein, wenn sich die Rech­ten gegen­sei­tig an die Kar­re fah­ren. Aber die­se Zeit liegt, was Dus­han Weg­ner angeht, schon etwas zurück. So regel­mä­ßig lese ich bei Tichys Ein­blick nicht.

Weg­ners Hym­ne auf den Rea­lis­ten habe ich (lei­der) wenig ent­ge­gen­zu­set­zen. Außer einer Mei­nung, die ich etwas unbe­hol­fen aus­zu­drü­cken ver­su­che. Mensch­sein und ein Wil­le ande­ren hel­fen zu wol­len, reicht für nicht. 

Wohl des­halb, weil das sehr, sehr viel Geld kos­tet und weil unter den Men­schen, denen wir hel­fen, sich ech­te Scheu­sa­le befinden. 

Ent­we­der man wird ver­spot­tet, weil man immer noch nicht begrif­fen hät­te, was die Uhr geschla­gen hat oder – noch schlim­mer – man wird dem Gut­men­schen-Estab­lish­ment zuge­ord­net. In bei­den Fäl­len gibts nichts mehr zu dis­ku­tie­ren. Die ent­ge­gen­ge­setz­te Sicht­wei­se ist ein­fa­cher durch­zu­hal­ten. Raus mit denen oder bes­ser: gar nicht erst reinlassen.

Sich eine »Sanc­tua­ry City« zu nen­nen ist zuerst ein Akt des »Zei­chen­set­zens«. Man will »gut« sein und »auf der rich­ti­gen Sei­te der Geschich­te« ste­hen. Man will sagen, dass man will, dass »Flücht­lin­ge« und »Men­schen in Not« auf­ge­nom­men werden. 


Wie Trump sei­ne Geg­ner vor­führt und war­um ich kein Idea­list sein will

Ich sehe, was die Mas­sen­ein­wan­de­rung in Deutsch­land bewirkt hat und wie gespal­ten Euro­pa bei der Suche nach Lösun­gen ist. Reicht das also immer noch nicht, um end­lich denen zuzu­stim­men, die es schon immer gewusst und gesagt haben? 

Dabei hat sich eine Menge geändert

Geht es mir nicht bes­ser, seit ich die Bil­der von ertrun­ke­nen Men­schen im Mit­tel­meer nicht mehr sehen muss, weil die ita­lie­ni­sche Regie­rung soviel Druck gemacht hat, dass sich „am Ende“ gar kei­ne Schif­fe mehr im Ein­satz befin­den, um Men­schen zu ret­ten? Und ist es nicht gera­de­zu wohl­tu­end, wie die restrik­ti­ven Maß­nah­men unse­rer Gro­ßen Koali­ti­on mit dem umso klei­ne­ren gemein­sa­men Nen­ner und der EU ihre Wir­kung ent­fal­tet haben? Sogar die AfD spürt das – auch an ihren Umfragewerten. 

Ich bin ein klei­ner lin­ker Idea­list, der Dus­han Weg­ners zyni­scher Samm­lung von Hor­ror­mel­dun­gen aus Trumpskis Reich von gebrauch­ten Spit­zen in San Fran­cis­co und dem abge­kar­te­ten Spiel der Bour­geoi­sie demo­kra­ti­scher Prä­gung kei­ne ent­las­ten­den Recher­che­er­geb­nis­se gegen­über­stel­len kann. 

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Weg­ner schließt sei­nen Arti­kel mit dem Satz: „Mein Leit­spruch ist nicht »Wer­de Teil mei­ner aus­ge­dach­ten Ord­nung«, son­dern: »Ord­ne dei­ne Kreise!« 

In der Bibel steht: „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“. So ist das mit Sprü­chen eben. Jeder fin­det einen, der passt. Weg­ner meint also: „Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht“.

So kann man das Leid ande­rer Men­schen eben auf Distanz hal­ten. Aber mir gelingt das nicht. Weil ich ein Gut­mensch (sprich Heuch­ler) bin. Mir ist das zu ein­fach. Aber wenn die mit sich im Rei­nen sind. Bitteschön.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.
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