SPD als Deppenpartei ausgemustert

7 Minute/n


Merken

2

Inter­es­siert es die Leu­te, dass Mer­kel eine erfolg­rei­che Woche hat­te? Zum Bei­spiel, weil Ursu­la von der Ley­en ges­tern zur EU-Kom­mis­si­ons­prä­si­den­tin gewählt wur­de und Anne­gret Kram-Kar­ren­bau­er neue Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­rin wird?

Mit von der Ley­en habe ich heu­te schon mei­nen ers­ten Dis­sens. Nicht der Kli­ma­wan­del muss Vor­rang vor allen ande­ren The­men haben, son­dern die Eini­gung der gan­zen EU auf ein Vor­ge­hen in der Flücht­lings­kri­se. Aber eine, die den vor­geb­lich immer so hoch­ge­hal­te­nen Wer­ten der EU entspricht. 

Aber in die­ser wie in der Fra­ge des Kli­ma­wan­dels wird von der Ley­en gegen Wän­de lau­fen. Genau­so, wie alle Poli­ti­ker vor ihr es getan haben. Ich bin nicht zuversichtlich.

Hier kli­cken, um den Inhalt von X anzuzeigen. 
Erfah­re mehr in der Daten­schutz­er­klä­rung von X.

Von der Ley­en hat sich als Minis­te­rin in Ber­lin einen schlech­ten Ruf erar­bei­tet. Viel­leicht ist vie­les von die­sem Ruf oppo­si­tio­nel­ler Stän­ke­rei und der Luft­ho­heit links-grü­ner Medi­en geschul­det. Ihren Job als Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­rin hat sie zwar fünf Jah­re gemacht und damit län­ger als man­cher ihrer aus­schließ­lich männ­li­chen Vor­gän­ger. Das Resul­tat ihrer Arbeit fällt objek­tiv mise­ra­bel aus. Die Bun­des­wehr ist nur bedingt ein­satz­be­reit, die umstrit­te­nen hohen Bera­tungs­kos­ten ver­moch­ten das nicht zu verhindern. 

„Die Namen der drei Spit­zen­kan­di­da­ten wur­den verworfen“ […]

„In Anbe­tracht der zur erfül­len­den Auf­ga­ben waren die Fähig­kei­ten und Erfah­run­gen nicht vorhanden.“ 

Ema­nu­el Macron, franz. Staatspräsident

In den Medi­en wird zwar kol­por­tiert, dass es Macron gewe­sen sei, der von der Ley­en für das euro­päi­sche Spit­zen­amt vor­ge­schla­gen hät­te. Wahr­schein­li­cher ist, dass die­se Per­so­na­lie für Mer­kel, die nicht gera­de bekannt dafür ist, das Per­so­nal­ka­rus­sell ihres Kabi­netts anzu­trei­ben, eine ele­gan­te Gele­gen­heit bot, den poli­tisch über­fäl­li­gen Wech­sel zu orga­ni­sie­ren. Natür­lich ging die Per­so­na­lie von ihr aus, nicht von Macron. Dafür erhielt die Fran­zö­sin den Chef­ses­sel der EZB. Aber nein: Hin­ter­zim­mer­deals waren das natür­lich nicht!

Und dann kam auch noch Annegret

Dass Anne­gret Kramp-Kar­ren­bau­er doch ins Kabi­nett ein­tritt, wird als neue Chan­ce für sie emp­fun­den. Wäh­rend ihrer kur­zen Zeit als CDU-Che­fin hat sie der­ma­ßen viel Repu­ta­ti­on ver­lo­ren, dass ihre Chan­ce auf das Kanz­ler­amt fast dahin schien. Die Per­so­na­lie wur­de, gelin­de gesagt, mit eini­ger Ver­wun­de­rung auf­ge­nom­men. Dass die AfD in Per­son ihres „gemä­ßig­ten“ Mit­glie­des, des Ex-Bun­des­wehr­of­fi­ziers Uwe Jun­ge, bei Twit­ter einen „Auf­stand der Gene­rä­le“ nach­fragt, ist was für alle AfD-Fres­ser der Nati­on. Zu häu­fig haben AfD-Leu­te mit ihrem uner­hör­ten Geschichts­be­wusst­sein Voka­beln ins Spiel gebracht, deren Wir­kung nach­her angeb­lich nicht gewollt gewe­sen sein soll­te. Wer es nach­liest, wird ein wenig Mühe dabei haben, das Wort „Auf­stand“ nicht als Auf­for­de­rung zu einem Mili­tär­putsch zu deu­ten. Der AfD wäre sicher damit gedient, wenn die Reak­tio­nen „der Gene­rä­le“ über all­ge­mei­ne Empö­rung hin­aus­gin­ge. In Bun­des­wehr und Poli­zei soll es immer­hin Leu­te geben, die für der­ar­ti­ge Gedan­ken nicht unemp­fäng­lich sind. Aber das ist ja nur Hörensagen. 

Ich unter­stel­le an die­ser Stel­le mal ganz gene­rell, dass die höchst frag­wür­di­ge Per­so­nal­ent­schei­dung Mer­kels für die Bun­des­wehr­füh­rung und die Soldat*Innen ein schwe­rer Schock ist. Ganz nach dem Mot­to: Da denkst du, es könn­te gar nicht mehr schlim­mer wer­den, und dann wird Anne­gret Kramp-Kar­ren­bau­er Bundesverteidigungsministerin“…

Aber vie­le über­trei­ben doch ziem­lich scham­los, was die Kom­pe­ten­zen der ehe­ma­li­gen saar­län­di­schen Minis­ter­prä­si­den­tin angeht. Bei Twit­ter behaup­tet einer, die Bun­des­wehr habe mehr Ange­hö­ri­ge als das Saar­land Ein­woh­ner hät­te. Im Saar­land leben fast eine Mil­li­on Men­schen, die Bun­des­wehr hat ca. 181.000 Ange­hö­ri­ge. Selbst die Tür­ken als trup­pen­stärks­te Armee inner­halb der Nato haben nach den USA (1,3 Mio.) haben bloß 384.000 Militärangehörige.

Peter Tauber wäre eine naheliegende Lösung gewesen

Wäre Peter Tau­ber nicht eine viel bes­se­re Lösung gewe­sen? Er war Sol­dat und ist als Staats­se­kre­tär im Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um nah bei der Trup­pe. Er war immer­hin Ober­leut­nant der Reser­ve und zuletzt (2019) Haupt­mann der Reser­ve. Viel­leicht woll­te Tau­ber nicht. Eben­so kann ich mir gut vor­stel­len, dass Jens Spahn auch kein Inter­es­se an die­sem Job hat­te. Viel­leicht ist Spahn Mer­kel in sei­ner jet­zi­gen Posi­ti­on auch unentbehrlich?

Zurück zur Euro­päi­schen Uni­on. Mar­tin Son­ne­born, Die Par­tei, hat gleich nach den ers­ten EU-Per­so­nal­ent­schei­dun­gen auf eini­ge dunk­le Fle­cke in der Vita der bestell­ten Spit­zen­funk­tio­nä­re hin­ge­wie­sen. In sei­ner ein­mi­nü­ti­gen „Rede“ vor der Wahl von der Ley­ens hat er die Vor­wür­fe wie­der­holt. Auch von der Ley­en kri­ti­sier­te er scharf. 

Ich fin­de es komisch, dass die begrün­de­te Kri­tik bei den Ent­schei­dun­gen über­haupt kei­ne Rol­le gespielt haben. Weder beim neu­en EU – Außen­be­auf­trag­ten noch bei Frau Lag­ar­de gab es schein­bar kei­ne Alter­na­ti­ven. Ich möch­te mich irren, aber das alles sieht mehr nach einer Ver­schwö­rung kor­rup­ter Eli­ten aus, als nach seriö­ser Politik. 

Vergebene Liebesmüh’

Ich habe mich bei den letz­ten EU-Wah­len dazu durch­ge­run­gen, doch wie­der zur Urne zu gehen. Ent­spre­chend empört war ich dar­über, dass der Rat die Imple­men­tie­rung des Spit­zen­kan­di­da­ten­mo­dells nach nur einer Legis­la­tur für null und nich­tig erklärt hat. Es ist mir egal, wel­che Rege­lun­gen inner­halb der EU-Sta­tu­ten for­mal­ju­ris­tisch bestehen bzw. das die­ser Kon­strukt nur in den Köp­fen irgend­wel­cher Polit­stra­te­gen exis­tiert hat. Nicht nur aber vor allem in Deutsch­land wur­de mit dem Spit­zen­kan­di­da­ten­mo­dell für eine hohe Wahl­be­tei­li­gung geworben. 

Der SPD wird von Uni­on und Medi­en ange­las­tet, sich inner­halb des EU-Par­la­ments nicht an die­se Prin­zi­pi­en gehal­ten zu haben und sich nicht für den sieg­rei­chen Man­fred Weber (EVP) ein­ge­setzt zu haben. Einer­seits ist der Vor­wurf berech­tigt, weil aus die­sem Grund letzt­lich das Spit­zen­kan­di­da­ten­mo­dell vom Tisch genom­men wur­de. Ande­rer­seits ist es aber auch nicht üblich, den Kan­di­da­ten des poli­ti­schen Geg­ners zu unter­stüt­zen. Dass Mer­kels Alter­na­tiv­vor­schlag zuguns­ten von Frans Tim­mer­mans vor allem durch die Ost­eu­ro­pä­er um Vic­tor Orban mit freund­li­cher Unter­stüt­zung des fran­zö­si­schen Prä­si­den­ten Macron abge­schmet­tert wur­de, kann man der SPD nicht anlas­ten. Schließ­lich ist ihr Ein­fluss mit nun­mehr 16 Abge­ord­ne­ten selbst inner­halb der Frak­ti­on der Sozia­lis­ten eher nied­lich als mächtig.

Ich gebe zu, dass ich nach der Ent­schei­dung des Euro­päi­schen Rates zur (vor­läu­fi­gen?) Auf­ga­be des Spit­zen­kan­di­da­ten­mo­dells mit der SPD auf einer Linie. Die­se Unver­schämt­heit Macrons und der ihn unter­stüt­zen­den ost­eu­ro­päi­schen Län­der soll­te nicht auch noch belohnt wer­den. Dar­an änder­te die Tat­sa­che erst ein­mal gar nichts, dass die im Hin­ter­zim­mer zu wel­chen Bedin­gun­gen auch immer aus­er­ko­re­ne Spit­zen­frau von der Ley­en hieß. Sie genießt nicht mein Ver­trau­en, was anhand ihrer Lis­te von Fehl­leis­tun­gen wohl jeder nach­voll­zie­hen könnte. 

Juhu, eine Frau als Kommissionspräsidentin und dann auch noch eine deutsche

Dann hieß es plötz­lich wie toll es wäre, dass end­lich mal eine Frau EU-Kom­mis­sa­rin wer­den wür­de und die Deut­schen auf ein sol­ches Amt schon über 50 Jah­re gewar­tet hät­ten. So? Ich nicht! Ein ande­res Argu­ment konn­te mich zum Teil über­zeu­gen. Die EU wäre durch das Schei­tern der Abstim­mung über von der Ley­en in eine schwe­re Kri­se gestürzt wor­den, per­so­nel­le Alter­na­ti­ven hät­te es vor­erst nicht gege­ben. Möch­te ich also Schuld dar­an sein, dass das Pro­jekt „Euro­päi­sche Uni­on“ dadurch Scha­den nimmt, dass ich mich beschis­sen füh­le und die belei­dig­te Leber­wurst spiele? 

Ich habe nach und nach mei­ne Posi­ti­on über­dacht und war am Ende damit ein­ver­stan­den, dass die­se Frau von der Ley­en es macht. Aber die arme SPD konn­te nicht mehr zurück hin­ter ihre so vehe­ment ver­tre­te­ne Posi­ti­on der Ableh­nung von Frau von der Ley­en. Ja, Gabri­el hat am Anfang der Debat­te sogar die Auf­lö­sung der Koali­ti­on gefor­dert. Dazu waren die Damen und Her­ren dann aller­dings auch wie­der nicht bereit. 

So nimmt der wei­te­re Nie­der­gang die­ser ehe­mals tol­len Par­tei sei­nen Lauf. Ich bin echt ver­zwei­felt dar­über, wie schlech­tes und intel­lek­tu­ell kom­plett untaug­li­ches Per­so­nal die­se Tra­di­ti­ons­par­tei in den Ruin führt. Mich trös­tet es nicht, dass ähn­li­ches auch ande­ren sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Par­tei­en in Euro­pa wider­fuhr. Die Sor­ge um die Pfrün­de der aktu­el­len Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten bei der SPD und bei der Uni­on sor­gen dafür, dass der längst über­fäl­li­ge Schritt hin zu Neu­wah­len unter­bleibt. Die­se Leu­te rui­nie­ren mit ihrer ambi­ti­ons­lo­sen Poli­tik unser Land und schre­cken nicht ein­mal davor zurück, durch ihr Ver­hal­ten die Demo­kra­tie an sol­che zu beschä­di­gen. Ihr feh­len­des Ver­ant­wor­tungs­ge­fühl mag ihnen das Aus­kom­men für den Rest die­ser Legis­la­tur­pe­ri­ode sichern. Wir Wäh­ler wer­den die­sen bei­den ehe­ma­li­gen Volks­par­tei­en ihre Igno­ranz hof­fent­lich weder nach­se­hen, noch wer­den wir ihre Ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit bis zum nächs­ten Wahl­tag vergessen!

Diesen Beitrag teilen:
0CDD5CFF 182F 485A 82C6 412F91E492D0
Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Demokratie EU Korruption

Quelle Featured-Image: Standardbild...

Letztes Update:

Anzahl Wörter im Beitrag: 1371
Aufgerufen gesamt: 23 mal
Aufgerufen letzte 7 Tage: 6 mal
Aufgerufen heute: 2 mal

2 Gedanken zu „SPD als Deppenpartei ausgemustert“

  1. ClaudiaBerlin 131 19. Juli 2019 um 12:05

    Genau wie du bin ich am Ende auch zur Über­zeu­gung gelangt, man hät­te vdL nun doch mit­wäh­len müs­sen… um end­lich wie­der zu wirk­lich wich­ti­gen Poli­tik­fel­dern zu kom­men und sich nicht im Pos­ten­ge­scha­cher mona­te­lang in eine EU-Kri­se zu stürzen.
    In Sachen „Rück­grat bewei­sen“ ver­fehlt die SPD lei­der sogar dann das Ziel, wenn sie es damit mal Ernst meint!

Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


✅ Beitrag gemerkt! Favoriten anzeigen
0
Share to...
Your Mastodon Instance