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Facebook, Twitter können nicht, was ein Blog kann

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von Horst Schulte

4 Min. Lesezeit

featuredimage

Die Zeiten ändern sich.

Die­ser Bei­trag scheint älter als 5 Jah­re zu sein – eine lan­ge Zeit im Inter­net. Der Inhalt ist viel­leicht veraltet.

Ich glau­be, es war Anfang Juli, als ich mei­ne Kon­ten bei Face­book und Twit­ter gelöscht habe. Dem­nach sind die Daten jetzt (War­te­frist) futsch… oder auch nicht. Nicht zum ers­ten, viel­leicht aber end­lich doch zum letz­ten Mal, habe ich mich von den schlimms­ten unse­rer »sozia­len Netz­wer­ke« verabschiedet.

In den ers­ten Tagen war es – wie erwar­tet – schwie­rig, auf die Kom­men­ta­re in die­sen Netz­wer­ken ver­zich­ten zu müs­sen. Viel­leicht ist es auch beim plötz­li­chen Ver­zicht auf sozia­le Netz­wer­ken ein biss­chen so, als wäre man sucht­krank? All­mäh­lich wur­de es besser. 

Nette Kontakte

Einen Preis hat mein Aus­stieg. Ich hat­te mitt­ler­wei­le eine Rei­he von net­ten Kon­tak­ten, die ich nun dau­er­haft ver­lo­ren habe. Es han­delt sich zwar haupt­säch­lich um Men­schen, die ich per­sön­lich ken­ne und denen im wirk­li­chen Leben ab und zu begeg­ne. Aber die­se zusätz­li­chen Kon­tak­te via Inter­net waren schon recht praktisch. 

Die meis­ten haben viel weni­ger Zeug gepos­tet als ich, sie beschränk­ten sich über­wie­gend auf das Pos­ten eige­ner oder gefun­de­ner Fotos. Manch­mal war ein Meme dabei. Grö­ße­re Dis­kus­si­on ent­stan­den auf die­sen Kanä­len nur sel­ten. Dazu muss­te ich mich schon in spe­zi­el­le Grup­pen ein­klin­ken, was ich nur kurz­fris­tig gemacht habe. Selbst in den Grup­pen, die The­men mei­ner Hei­mat­stadt behan­del­ten, war der Umgangs­ton mit­un­ter recht rup­pig und je nach­dem auch aggressiv. 

Keine Politik – unter Freunden

Über poli­ti­sche Fra­gen habe ich mich inner­halb die­ses Per­so­nen­krei­ses (mei­ner »Freun­de«) ganz sel­ten aus­ge­tauscht. Wer weiß, ob wir – wäre es anders gewe­sen – noch »Freun­de« geblie­ben wären? 

Der Dis­kurs in den sozia­len Netz­wer­ken aber auch in den Kom­men­tar­spal­ten unter­schied­lichs­ter Anbie­ter ist zu wirk­li­chen Beschimp­fungs­zen­tren ver­kom­men. Die kras­se Pola­ri­sie­rung und die man­geln­de Bereit­schaft, sich gegen­sei­tig zuzu­hö­ren, hat bei Berich­ten über Flücht­lin­ge oder den Kli­ma­wan­del beängs­ti­gen­de Aus­ma­ße angenommen.

Verbale Scharmützel

Ver­ba­le Aus­ein­an­der­set­zun­gen mögen eine Wei­le ganz spa­ßig oder wenigs­tens einen gewis­sen Unter­hal­tungs­wert haben. Der Nut­zen geht gegen aber natür­lich gegen Null. Es ist aus­sichts­los, weil die (ober­fläch­li­chen) Argu­men­te schon zu oft aus­ge­tauscht wur­den. Ich fürch­te, es fehlt immer mehr die Geduld, viel­leicht auch die Tole­ranz, sich gegen­sei­tig zuzu­hö­ren. Als Dis­kus­si­ons­platt­for­men tau­gen sozia­len Netz­werk aus mei­ner Sicht kaum etwas. In den Kom­men­tar­spal­ten von »Welt« oder »Zeit« ach­ten Mode­ra­to­ren dar­auf, dass der Ton halb­wegs sach­lich bleibt. Die Kom­men­tar­spal­ten der »Welt« wer­den von AfD-Anhän­gern und ande­ren Rech­ten domi­niert. Wer da dage­gen hält, wird flott gesperrt. Mir ist das schon oft pas­siert. Wahr­schein­lich wol­len die Mode­ra­to­ren errei­chen, dass Eska­la­tio­nen mög­lichst vorn vorn­her­ein unter­blei­ben. Aber die Rech­ten bekla­gen die Ein­schrän­kung »ihrer Meinungsfreiheit«. 

Abgewürgt, eingereiht

Lei­der ist das aber auch nur ein Teil eines kom­ple­xen Bil­des, das noch längst nicht fer­tig gemalt ist. Boris Pal­mer neh­me ich als Para­de­bei­spiel für einen dis­kus­si­ons­freu­di­gen, mei­nungs­star­ken Nut­zer der ver­schie­de­nen Kanä­le. Wie mit ihm und sei­nen Äuße­run­gen umge­gan­gen wird, fin­de ich unter­ir­disch. Ges­tern traf er bei »Mar­kus Lanz« auf Jakob Aug­stein. Letz­te­rer demons­trier­te par excel­lence, wie mit Pal­mer von der lin­ken Öffent­lich­keit ver­fah­ren wird. Ein­drucks­vol­ler hät­te man aus mei­ner Sicht nicht zei­gen kön­nen, wie Lin­ke auch ver­meint­lich rech­te Posi­tio­nen aus dem Dis­kurs aus­zu­gren­zen ver­su­chen. Das ist bru­tal, bil­lig und vor allem scha­det es unse­rer Demo­kra­tie. Davon bin ich zutiefst überzeugt.

Wenn ich ehr­lich bin, habe ich bei Twit­ter und Face­book nur mit­ge­macht, um mei­ne Blog­bei­trä­ge zu pushen. Völ­lig ohne Erfolg freilich. 

Die damit not­wen­di­ge Erb­sen­zäh­le­rei hängt einem irgend­wann am Hals raus. Sicher, manch­mal ern­te­te man mal ein(en?) Like oder einen Retweet. 

Erfolg ohne »soziale Netzwerke«

Damit müs­sen vie­le Blog­ge­rIn­nen leben. Dass es Aus­nah­men gibt, also wirk­lich gut besuch­te und erfolg­rei­che Blogs, ist natür­lich auch eine Tat­sa­che. Ich habe das Gefühl, dass die aller­meis­ten Blog­ge­rIn­nen eher für sich selbst schrei­ben; weil sie Spaß am Schrei­ben haben oder von mir aus auch, weil sie den Spaß am Schrei­ben trotz­dem bis­her nicht ver­lo­ren haben. Dar­an ändern schwin­den­de Besu­cher­zah­len nur wenig. 

Ich fin­de das schön. Es hat näm­lich etwas mit Durch­hal­te­ver­mö­gen zu tun. Und das wer­den wir in Zukunft ganz bestimmt noch drin­gend brauchen.

IMG 2084

Ich bin Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

alleiniger Autor dieses Blogs

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Ich kann die Leute nicht ändern, aber meinen Blick auf sie.

Artikelinformationen:

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Bloggen, , Schreiben,

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4 Gedanken zu „Facebook, Twitter können nicht, was ein Blog kann“

  1. Hal­lo Horst,

    ich habe mich sehr über die­sen Arti­kel gefreut. Und du hast Recht, eigent­lich braucht man nicht so wirk­lich die sozia­len Netz­wer­ke. Bei mir trat sogar ein Phä­no­men zu Tage, das ich so nicht von mir kann­te. Ich ging ver­bal schon fast unter die Gür­tel­li­nie. Aber unterm Strich muss ich ehr­lich sagen, dass sozia­le Netz­wer­ke eigent­lich Zeit­ver­schwen­dung sind.

    Nun könn­te ich sagen: Ach, dann las­se ich es halt blei­ben. Mei­ne Frau kommt seit vie­len Jah­ren bes­tens ohne die gan­zen Netz­wer­ke klar. An der Umset­zung hapert es bei mir. Es ist halt eine rei­ne Gewohn­heit gewor­den. Aber als ein Vehi­kel, das mir Besu­cher in den Blog karrt, haben die sozia­len Netz­wer­ke schon sehr lan­ge aus­ge­dient. Also dürf­te es gar nicht so schwer sein, da ja mein Ziel auch wie bei dir war, die Blog­ar­ti­kel bekann­ter zu machen. Wenn das aber nicht klappt, wozu dann die Face­books und Twit­ters und der gan­ze Kram?

    Vie­le Grüße
    Henning

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  2. »Dabei zu sein« ist für vie­le ein Gefühl, das sie drin hält. Dass sich vor allem bei jun­gen Leu­ten lau­fend hin­sicht­lich ihrer Prä­fe­ren­zen etwas ändert, ist kei­ne Über­ra­schung. Sie nut­zen neue Mög­lich­kei­ten schnel­ler als »alte Hasen«. Sicher gibt es Unter­su­chun­gen dar­über, wie vie­le Leu­te über 60 die sozia­len Netz­wer­ke benut­zen. Die Zahl, hab ich mal gele­sen, soll wach­sen. Und es hat ja einen Nut­zen, wenn man sich zumin­dest vir­tu­ell unter­hal­ten kann. Dazu muss man ja nicht zwin­gend über Poli­tik­kram spre­chen. 🙂 Es gibt vie­le ande­re schö­ne The­men bei denen man sich weni­ger leicht in die Haa­re gera­ten kann. Oder über­haupt nicht. 

    Ich wei­che die­ser Art von Kon­tro­ver­sen jetzt bewusst aus, weil ich nicht zu denen gehö­re, die sich an sol­che Regeln (kei­ne Poli­tik, bit­te) hal­ten. Es gibt so schreck­lich vie­le Leu­te, die Maß und Mit­te ver­lo­ren haben. Damit möch­te ich mög­lichst nichts mehr zu tun haben. Ich woll­te hier auch die Kom­men­tar­funk­ti­on abschal­ten und den­ke dabei zur Zeit (mal wie­der) auch dar­an, ganz mit dem Blog­gen auf­zu­hö­ren. Das wür­de hei­ßen, ich könn­te eini­ges an Kos­ten und wür­de mir die Zeit spa­ren, die ich in Tex­te inves­tiert habe. Ande­rer­seits bin ich Rent­ner und habe viel Zeit übrig. Scha­de, dass ich so stark auf poli­ti­sche The­men fixiert bin. Aber ande­re fin­de ich nicht so interessant. 

    Dan­ke für die Erwäh­nung in dei­nem Bei­trag übri­gens. War nett.

    Antworten
  3. Dass du bei Twit­ter nicht mehr zu fin­den bist ist mir noch gar nicht auf­ge­fal­len. Ich selbst bin schon seit Jah­ren »Face­book-Ver­wei­ge­rer« und eigent­lich nur bei Twit­ter zu fin­den. Wobei ich Twit­ter eigent­lich nur als Nach­rich­ten­quel­le nut­ze. Man kann bei Twit­ter über den Link »Ana­ly­tics« die Impres­sio­nen und Inter­ak­tio­nen auf eige­ne Tweets sehen. Da schnei­den gepos­te­te Links zu eige­nen Arti­keln im Blog bei mir denk­bar schlecht ab. Meis­tens gibt es gar kei­ne Reak­ti­on. Des­halb bin ich zu Über­zeu­gung gekom­men dass das nix bringt und wer­de es auch nicht mehr machen. Was bleibt ist die Nachrichtenquelle.

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