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Rassismus in Deutschland: Hoffen auf Einsicht

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von Horst Schulte

7 Min. Lesezeit

Viel­leicht kann Hanau eine Wen­de brin­gen, in dem sich vie­le vom Ras­sis­mus distanzieren.

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Die Zeiten ändern sich.

Die­ser Bei­trag scheint älter als 4 Jah­re zu sein – eine lan­ge Zeit im Inter­net. Der Inhalt ist viel­leicht veraltet.

Zur Trau­er hat sich bei mir die Hoff­nung ein­ge­stellt, dass durch die Mor­de von Hanau ganz vie­le Men­schen genau das auch den­ken: es muss sich was ändern! Ein geis­tes­kran­ker Mann erschoss zehn Men­schen, von denen er neun allein auf­grund ihrer Her­kunft töte­te. Wenn das kein unwi­der­leg­ba­rer Beweis für den vom Täter prak­ti­zier­ten Ras­sis­mus ist? 

Von irren Rassisten, die angeblich nur irre sind

Dass Jörg Meu­then, AfD, poli­ti­sche Moti­ve bestrei­tet, wird kei­nen über­ra­schen, der die­se Par­tei kennt. Es gibt wei­te­re Aus­sa­gen aus AfD-Krei­sen, die zei­gen, mit was für Leu­ten wir es zu tun haben.

Wel­che Umstän­de dazu führ­ten, dass der Täter die Mor­de aus­ge­führt hat, wird in die­sem Fall nicht mehr auf­ge­klärt wer­den kön­nen, er hat sich selbst gerich­tet. Ich glau­be nicht an die Behaup­tung, dass auf­grund der psy­chi­schen Erkran­kung des Man­nes ras­sis­ti­sche Moti­va­ti­on nicht zu unter­stel­len sind. Ja, die­se Behaup­tung gibt es, sogar von einem Wis­sen­schaft­ler mit Pro­fes­sur und Dok­tor-Titel. Prof. Dr. Meins sagt: ❝Und dem­entspre­chend ist es schlicht Unsinn, zu behaup­ten, der Täter habe aus frem­den­feind­li­chen Moti­ven gehan­delt oder – wie der Gene­ral­bun­des­an­walt meint – habe eine „zutiefst ras­sis­ti­sche Gesinnung“.❞ 

Der Mann schreibt regel­mä­ßig für die »Ach­se des Guten«. 

Im letzten Jahr hat er das geschrieben: 

Stimmt man der Aus­sa­ge „Sin­ti und Roma nei­gen zur Kri­mi­na­li­tät“ zu, wird das als Beleg für eine „men­schen­feind­li­che“ Ein­stel­lung gewer­tet. Tat­säch­lich han­delt es sich bei die­ser Aus­sa­ge um eine zwar mas­siv tabui­sier­te, gleich­wohl offe­ne Fra­ge, die erst ein­mal empi­risch zu über­prü­fen wäre. Eine Zustim­mung wäre nur dann bedenk­lich, wenn der Sach­ver­halt einer Kri­mi­na­li­täts­nei­gung bei Sin­ti und Roma falsch sein soll­te. Denn nur dann wür­de es sich um ein „Vor­ur­teil“ han­deln. Trä­fe der Sach­ver­halt hin­ge­gen zu, dann könn­te es noch um die Fra­ge gehen, ob die­se Kri­mi­na­li­täts­nei­gung unzu­läs­sig ver­all­ge­mei­nert wird, man also jede ein­zel­ne Per­son die­ser Grup­pe für kri­mi­nell erachtet. 

Mir fällt dazu wenig ein. Außer, dass die­se Aus­sa­ge nicht nur ras­sis­tisch klingt.

Was ist die Basis für Rassismus und wie groß ist sie?

Der Ras­sis­mus hat in Deutsch­land eine Basis. Sie ist erschre­cken­der­wei­se brei­ter als die Wis­sen­schaft dies in empi­ri­schen Stu­di­en beleg­te. Da war stets von einem Pro­zent­satz von knapp zwan­zig die Rede. Einem ja schon aus­rei­chend gro­ßen Anteil der deut­schen Bevöl­ke­rung, der von völ­kisch-ras­sis­ti­schem Gedan­ken­gut geplagt wur­de. Schaut man auf die Wahl­er­geb­nis­se der AfD in Sach­sen oder Thü­rin­gen ahnt man, dass sich die Zei­ten geän­dert haben.

Ob Ras­sis­mus in Deutsch­land die Nor­ma­li­tät und nicht die Aus­nah­me ist, wie die tür­kisch­stäm­mi­ge Jour­na­lis­tin Kübra Gümüşay ges­tern bei May­brit Ill­ner sag­te? Die­sen »Vor­wurf« wer­den die wenigs­ten Deut­schen gern hören. Aber die Pro­vo­ka­ti­on an sich hat viel­leicht einen Wert, soweit Sät­ze, die in Talk­shows gespro­chen wer­den, über­haupt einen haben. Ras­sis­mus droht das zu zer­stö­ren, wor­an wir glau­ben – oder … geglaubt haben.

Die­se Sor­ge und der Kum­mer über die bru­ta­len Anschlä­ge der letz­ten Zeit erschüt­tern mehr Men­schen als ich vor Hanau wahr­ge­nom­men habe. Die­ses Mal – fin­de ich – ist es anders. 

Viel­leicht gibt es die­sen Kum­mer auch, weil vie­le von uns ver­ges­sen hat­ten, wel­che Hal­tung der wun­der­ba­re ers­te Arti­kel unse­res Grund­ge­set­zes von uns erwar­tet. Oder ist er etwa trotz sei­ner Ein­fach­heit für man­che zu abstrakt?

Gleiche Würde für alle

Es exis­tiert die­ser Hass, der all die tref­fen kann, die anders aus­se­hen, sich anders klei­den oder anders reden. Er trifft die Men­schen, die in unser Land gekom­men sind und die von vie­len Deut­schen als stö­ren­de, viel­leicht gefähr­li­che Frem­de wahr­ge­nom­men wer­den. Für die­je­ni­gen, die so den­ken (und han­deln) ist es lei­der nicht so, dass alle Men­schen über die glei­che Wür­de ver­fü­gen, von der in unse­rem Grund­ge­setz die Rede ist. Aber wer von uns hat schon stän­dig den Arti­kel 1 unse­res Grund­ge­set­zes im Kopf? Das ist ein biss­chen so wie mit dem Ehe­ge­l­üb­te. Im All­tag gehen die guten Vor­sät­ze leicht verloren.

Ja, nicht alle Migran­ten waren den seit 2015 gewon­ne­nen Erkennt­nis­sen zufol­ge, auf unse­re Hil­fe ange­wie­sen. Vie­le von ihnen sind kei­ne Flücht­lin­ge, sie haben kei­nen Anspruch auf Asyl und es han­delt sich auch nicht um Kriegs­flücht­lin­ge nach der Gen­fer Kon­ven­ti­on. Es gibt zahl­rei­che Pro­ble­me und viel Geld kos­ten die Flücht­lin­ge auch. Zudem ver­schärft ihre Prä­senz sozia­le Kon­flik­te (Woh­nungs­not). Es gibt Gewalt und Kri­mi­na­li­tät. Das ist alles wahr. 

Für vie­le sind sol­che Über­le­gun­gen ent­schei­den­der als ein Satz, der im Grund­ge­setz steht. Die­se Leu­te ent­wi­ckeln Skep­sis gegen­über den (eigent­lich allen!) Ent­schei­dun­gen der Mer­kel-Regie­rung und las­sen sich durch rech­te Geschich­ten und Lügen, die im Inter­net infla­tio­när ver­brei­tet wer­den, beein­flus­sen. Ich wäre unehr­lich, wenn ich sagen wür­de, dass ich nega­ti­ve Ver­än­de­run­gen nicht auch an mir beob­ach­tet hät­te. Dage­gen gibt es kei­ne Patent­re­zep­te. Aber man kann immer wie­der neu dar­über nach­den­ken und sich so immu­ni­sie­ren gegen men­schen­ver­ach­ten­de Aussagen. 

Reduktion von Komplexität oder was die AfD anderes macht

Man­che ver­su­chen, viel­leicht unter­be­wusst, Kom­ple­xi­tät zu redu­zie­ren. Die Fra­ge ist aber, ob man mit eben­so ein­fa­chen wie gro­tes­ken Lösun­gen, die auch in der Ver­gan­gen­heit schon dar­in bestan­den, bestimm­te Men­schen­grup­pen zu Sün­den­bö­cken zu erklä­ren, weit kommt und bei inten­si­vem Nach­den­ken nicht zu ande­ren Ein­sich­ten kommt.

Ras­sis­mus sei nicht ange­bo­ren wird gesagt. Dar­über, dass er so viru­lent ist, sind die aller­meis­ten von uns erschro­cken. Ras­sist genannt zu wer­den, ist belei­di­gend, ehr­ver­let­zend. Lei­der scheint es so zu sein, als ver­füg­ten unse­re Insti­tu­tio­nen und das poli­ti­sche Per­so­nal nicht mehr über die nöti­ge Über­zeu­gungs­kraft, um posi­tiv auf die­ses Phä­no­men ein­zu­wir­ken. Vie­le fra­gen sich, ob die poli­ti­schen und vor allem poli­zei­li­chen Mög­lich­kei­ten vor­han­den sind, um die Men­schen vor den Aus­wüch­sen des Ras­sis­mus zu beschüt­zen. Wir dür­fen uns dies­be­züg­lich kei­nen Illu­sio­nen hin­ge­ben. Die Exe­ku­ti­ve kann eini­ges tun, aber letzt­lich ist es die Auf­ga­be der gan­zen Gesell­schaft, Ras­sis­ten zu stel­len und zu bekämpfen. 

Selbst was tun

Wir wer­den uns selbst auf­ma­chen müs­sen, den gras­sie­ren­den Wahn­sinn zu stop­pen. Als Blog­ger will ich selbst dazu bei­tra­gen, in dem ich in mei­nen Bei­trä­gen mehr auf die Wort­wahl zu ach­ten, ohne dabei zu ver­ges­sen, einen kla­ren Stand­punkt gegen die­je­ni­gen, die ich als Men­schen­fein­de anse­he, ein­zu­neh­men. Ich möch­te sagen, dass ich im Berufs- und Pri­vat­le­ben immer einen kla­ren Stand­punkt ver­tre­ten habe und mich vehe­ment gegen Ras­sis­mus gewehrt habe. So, wie es hof­fent­lich doch auch die meis­ten ande­ren getan haben. 

Jetzt sind vie­le davon geschockt, dass die dun­kels­ten Befürch­tun­gen sich bewahr­hei­ten. Heu­te hör­te ich im Radio, dass einer der 12 in der letz­ten Woche ver­haf­te­ten Rechts­ter­ro­ris­ten mit dem Mör­der von Hanau bekannt gewe­sen sein soll. Das ist wohl noch nicht bestä­tigt. Wenn es aber zutref­fen wür­de, hät­ten sich das Sze­na­ri­um, das die­se Ver­bre­cher im Sinn hat­ten, ohne eige­nes Zutun teil­wei­se bereits realisiert.

Dass die Köni­ge des Her­un­ter­spie­lens eige­ner Ver­ant­wor­tung die Stirn haben, den Mör­der von Hanau und sei­ne ras­sis­ti­sche Moti­va­ti­on durch »Gut­ach­ten von Psy­cho­lo­gen« (Bro­ders Ach­se des Guten) infra­ge zu stel­len ver­su­chen, ist wirk­lich typisch und zeigt, wel­che Alli­an­zen sich auf­tun. Hof­fent­lich haben wir end­lich den Punkt erreicht, an dem vie­len, die die AfD bis­her unter­stützt haben, klar wird, dass es ein furcht­ba­rer Irr­weg war, den sie mit der Stim­me für die AfD ein­ge­schla­gen haben.

Update: 22.02.2020 | Heu­te las ich, dass laut dem For­sa-Mei­nungs­for­schungs­in­sti­tut die AfD bun­des­weit auf 9% zurück­ge­fal­len ist. Der Wert ist natür­lich mit Vor­sicht zu genie­ßen. For­sa hat­te auch in den ver­gan­ge­nen Wochen meh­re­re ähn­li­che Ergeb­nis­se für die AfD gemel­det. Sie lagen deut­lich unter denen der ande­ren Insti­tu­te. Aber immer­hin: ein klei­ner Hoff­nungs­schim­mer. Viel­leicht geht da mehr?!

Bild von Gerd Alt­mann auf Pixabay

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Ich bin Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

alleiniger Autor dieses Blogs

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Ich kann die Leute nicht ändern, aber meinen Blick auf sie.

Artikelinformationen:

Gesellschaft

Hanau, Rassismus

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8 Gedanken zu „Rassismus in Deutschland: Hoffen auf Einsicht“

  1. Wer davon ent­setzt ist, dass Ras­sis­mus viru­lent vor­han­den ist, hat glau­be ich wenig vom Mensch begrif­fen. Ich wür­de behaup­ten das jeder, damit mich natür­lich ein­ge­schlos­sen, irgend­wann zumin­dest ein Vor­ur­teil hat­te, das letzt­lich Grund­la­ge für Ras­sis­mus war. Viel­leicht hat man den Gedan­ken für sich behal­ten, viel­leicht hat man unauf­fäl­lig die Stra­ßen­sei­te gewech­selt … Wir sind in vie­len Din­gen wohl tat­säch­lich noch die Höh­len­men­schen, die in Grup­pen leb­ten, und ande­re Grup­pen erst ein­mal als Kon­kur­rent in einem Über­le­bens­kampf wahr­nah­men. Ob uns 4.000 Jah­re kul­tu­rel­le Ent­wick­lung davon befreit haben, wage ich zu bezwei­feln. Das kann schon in einer funk­tio­nie­ren­den Gesell­schaft zum Pro­blem wer­den, in einer sich in zwei Lager spal­ten­den Gesell­schaft kann es in eine Kata­stro­phe aus­ar­ten. Das kann der Zünd­fun­ken und zugleich der Brand­be­schleu­ni­ger sein. Inso­fern hat­te der Täter in Hanau sicher ein geis­tig gestör­tes Welt­bild, und han­del­te im Wahn. Die Fra­ge ist aber, wäre er unter nor­ma­len Umstän­den nicht ein­fach ein armer Spin­ner geblie­ben. So wie es jen­seits der media­len Dar­stel­lung vie­le Reichs­bür­ger sind, die dir was von der BRD GmbH erzäh­len, und du nur die Augen nach oben rollst, weil du weißt, Gegen­ar­gu­men­te machen eh kei­nen Sinn. Eine radi­ka­li­sier­te Gesell­schaft aller­dings bestärkt sol­che Leu­te zur Tat zu schrei­ten, und des­halb kann man der AfD auch zurecht eine Mit­schuld geben. Sol­che Men­schen gibt es immer und in jeder Gesell­schaft, und wer halb­wegs intel­li­gent ist, weiß, dass es kei­nen Unter­schied macht, ob ich ihnen den Boden berei­te, oder sie offen zur Gewalt auf­ru­fe. Poli­ti­ker wie Höcke, den ich nicht für dumm hal­te, son­dern lei­der eher für recht schlau, müs­sen sich mei­ner Mei­nung nach völ­lig dar­über im Kla­ren sein, was sie mit ihren Wor­ten aus­lö­sen kön­nen. Denn sie wis­sen nicht was sie tun, passt hier ganz und gar nicht. Sie wis­sen es, und sie kal­ku­lie­ren es in ihre Rech­nung mit ein.

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  2. Ja, es macht Hoff­nung, dass der­zeit sehr vie­le reagie­ren und zumin­dest den Ein­druck erwe­cken, der Kampf gegen Rechts­extre­mis­mus und Ras­sis­mus wer­de nun ver­stärkt geführt.
    Sogar bei »Mainz bleibt Mainz« hat man das The­ma nicht ausgelassen.
    Ich habe gera­de eine drei­vier­tel Stun­de damit zuge­bracht, Ras­sis­ten auf Twit­ter zu wider­spre­chen – das ist nicht viel, aber wenn es viel mehr Leu­te tun wür­den, anstatt sie ein­fach zu blo­cken und zu igno­rie­ren, hät­ten sie weni­ger den Ein­druck, sie sei­en rich­tig VIELE…

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  3. @Clau­dia: Ich ver­rat dir mal was: Ich habe einen Twit­ter-Account, der anonym ist und ich mache täg­lich echt viel Wider­spruchs­ar­beit. Mir fällt auf, dass vie­len die­ser Het­zer nicht wider­spro­chen wird, wohl auch, weil man die Rol­le die­ser Trol­le gering­hal­ten möch­te. Viel­leicht wäre das sogar bes­ser, als über­haupt zu wider­spre­chen. Aber mich for­dert die­ser geis­ti­ge Dünn­schiss her­aus. Heu­te las ich bei Zeit Online einen Arti­kel des in rech­ten Krei­sen äußerst belieb­ten Autors, Chris­ti­an Bangel. 

    Bei Twit­ter löst er bis­her fast nur Wider­spruch von Rech­ten aus, die sich – natür­lich – zu Unrecht auf einen ganz selbst­ver­ständ­lich vor­han­de­nen Man­gel ange­spro­chen füh­len. Sie brin­gen den Ras­sis­mus gegen Deut­sche ins Spiel (auch so’n beklopp­tes Nar­ra­tiv der AfD). Klar, dass es auch bei ande­ren Men­schen Ras­sis­mus gibt. Wer hät­te das je bestritten? 

    Aber es ist nun ein­mal so, dass es um die Men­schen geht, die hier in Deutsch­land leben und die mit unse­rem, dem deut­schen Ras­sis­mus, kon­fron­tiert wer­den. Es ist ein wei­ter Weg, der da gegan­gen wer­den muss.

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  4. @Tho­mas:

    Ich glau­be, es war Ralph Giord­a­no, der im hohen Alter mal gefragt wur­de, ob er, der sein Leben lang gegen Vor­ur­tei­le und Ras­sis­mus gekämpft hät­te, an sich nie eine Anfäl­lig­keit dafür ent­deckt hät­te. Es gin­ge nicht dar­um, Gefüh­le wie Vor­tei­le oder Ras­sis­mus nie an sich zu ent­de­cken, son­dern dar­um, sich damit aus­ein­an­der­zu­set­zen und sie zu bekämp­fen. Was mir alles nicht passt, und ob ich wäh­len ✊? wer­de · Horst Schulte

    Wahr­schein­lich ken­nen wir das alle. Wer ehr­lich ist, wird nicken. Dei­ne Erklä­rung liest sich so, als wäre Ras­sis­mus so etwas wie ein Erbe der Evo­lu­ti­on. Wie der Flucht­re­flex der ande­re Ver­hal­tens­wei­sen des Men­schen. Wir wären dem aus­ge­lie­fert und nur die beschwo­re­ne dün­ne Fir­nis der Zivi­li­sa­ti­on könn­te uns vor ganz schlim­men Aus­wüch­sen bewah­ren. Den Gedan­ken mag ich nicht tei­len. Es kann doch nicht sein, dass wir an KI arbei­ten und zum Mars flie­gen wol­len und nie­de­re Instink­te bereit sind, als unser Evo­lu­ti­ons­er­be zu konservieren. 

    Es ist wahr­schein­lich, dass die Mor­de von Hanau ohne unse­re pola­ri­sier­te Gesell­schaft als Tat eines Ver­rück­ten nicht die­se Reak­tio­nen aus­ge­löst hät­ten. Lei­der ist der Sta­tus quo im Land ein ande­rer. Dass die Exis­tenz der AfD und die Reden ihrer Akteu­re zu die­sem Ereig­nis bei­getra­gen hat, ist für mich unbe­streit­bar. Dass Höckes Par­tei dar­auf setzt, dass sich die Demo­kra­ten über sol­che Ereig­nis­se zer­le­gen, ist so offen­sicht­lich wie per­fi­de. Ich stel­le mir vor, dass sich nicht weni­ge bis­he­ri­ge Unter­stüt­zer nach den jüngs­ten Ereig­nis­sen von der AfD abwen­den. Weil sie ein­ge­se­hen haben, dass die­se Form einer Aus­ein­an­der­set­zung nur in die Kata­stro­phe führt. Für so klug hal­te ich die AfD-Wähler.

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  5. @Horst Schul­te: Na ja, aber wenn du KI sagst, dann fal­len mir als ers­tes Bei­spiel die aus­sor­tier­ten Frau­en unter den Bewer­bun­gen bei Ama­zon aus, oder die gerin­ge­re Emp­feh­lung für eine Begna­di­gung in den USA, bei Schwar­zen. Was wir heu­te KI nen­nen, ist ja eigent­lich eher ein Regel­werk, dass wir Men­schen einem Algo­rith­mus geben, mit zu wei­len erschre­cken­den Ergeb­nis­sen. Ich glau­be aber tat­säch­lich, dass dies in uns ange­legt ist, aber nicht aus­bre­chen muss. Ich lese Ralph Giord­a­no so, dass man sich damit aus­ein­an­der­set­zen und Ras­sis­mus bekämp­fen muss, egal bei wem – eben auch bei sich selbst.

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  6. @Tho­mas: Genau­so habe ich Giord­a­no auch ver­stan­den. Es ist nötig, sol­che Gedan­ken – auch bei sich selbst – ein­zu­ord­nen und zu bekämp­fen. Das ist sehr bedrü­ckend, weil es die The­se zu bestä­ti­gen scheint, dass wir Men­schen nicht lern­fä­hig sind. Nicht ein­mal in so ele­men­ta­ren zutiefst huma­nen Fragen.

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