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Kultur

Auch über Winnetou und die Ausstrahlung anderer Karl-May-Filme wird wohl so lange debattiert, bis Söder eingreift.

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von Horst Schulte

3 Min. Lesezeit

Firefly Karl Mays Buchcharaktere Winnetou und Old Shatterhand an einem schoenen See sitzend am Ufer

Wenn sich man­che Leu­te dar­über wun­dern, wes­halb ande­re so vehe­ment auf Din­ge wie Gen­dern oder ande­res wokes Zeug reagie­ren, dann kön­nen die sicher auch mei­ne Fra­ge beant­wor­ten, wes­halb das ZDF Win­ne­tou 1 nicht mehr zei­gen soll. 

Nun, es sind halt wie­der die übli­chen »Ver­däch­ti­gen«. Ich habe die­se Fil­me gese­hen, als ich kei­ne 10 Jah­re alt war. Aus mir haben sie kei­nen Ras­sis­ten gemacht und ich gehö­re auch nicht zu denen, die die in den Fil­men gezeig­ten Geschich­ten für bare Mün­ze genom­men hät­ten. Aber sie haben mir so viel Freu­de gemacht, dass ich die Ableh­nung aus vor­der­grün­di­gen, unver­ständ­li­chen Moti­ven schlicht­weg nicht aner­ken­nen kann. Zum Glück las­sen sich das ZDF und offen­bar auch vie­le Zuschau­er nicht von Karl-Mays-Geschich­ten abbrin­gen. War­um gibt es nur die­se Leu­te, die ande­ren vor­schrei­ben wol­len, wel­che Sen­dun­gen für sie oder ihre Kin­der geeig­net sind und wel­che nicht? Gera­de die­se Debat­ten sind es, die unse­re Gesell­schaft kaum wei­ter­brin­gen wer­den. Ja, es ist viel zu tun und es gibt lei­der immer noch viel zu viel Ras­sis­mus auf der Welt. Aber sol­che Restrik­tio­nen sind denk­bar unge­eig­net, den ent­täu­schen­der­wei­se immer noch not­wen­di­gen Pro­zess zu beför­dern. Im Gegenteil.

Die Argu­men­te und die Ver­fech­ter sol­cher Sendeverbote:

1. Indi­ge­nen-Ver­tre­ter: Sie kri­ti­sie­ren die Dar­stel­lung der Apa­chen in den Fil­men als ste­reo­typ und ras­sis­tisch. Sie bemän­geln, dass die Fil­me die indi­ge­ne Kul­tur ver­herr­li­chen und die Unter­drü­ckung und das Leid der indi­ge­nen Völ­ker ignorieren.

2. Päd­ago­gen: Sie sehen die Fil­me als pro­ble­ma­tisch für die Bil­dung von Kin­dern und Jugend­li­chen. Sie argu­men­tie­ren, dass die Fil­me ein roman­ti­sier­tes Bild vom Wil­den Wes­ten ver­mit­teln und Vor­ur­tei­le gegen­über indi­ge­nen Völ­kern fördern.

3. Wis­sen­schaft­ler: Sie kri­ti­sie­ren die Fil­me aus his­to­ri­scher Per­spek­ti­ve. Sie bemän­geln, dass die Fil­me die Geschich­te der Apa­chen falsch dar­stel­len und wich­ti­ge Ereig­nis­se ignorieren.

4. Künst­ler: Sie sehen die Fil­me als kul­tu­rell über­holt und anstö­ßig. Sie argu­men­tie­ren, dass die Fil­me ras­sis­ti­sche Ste­reo­ty­pen und Kli­schees reproduzieren.

5. Poli­ti­sche Akti­vis­ten: Sie for­dern eine kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Erbe von Karl May und sei­nen Wer­ken. Sie argu­men­tie­ren, dass die Fil­me nicht ein­fach als Unter­hal­tung abge­tan wer­den kön­nen, son­dern dass sie eine poli­ti­sche Dimen­si­on haben.

Es ist wich­tig zu beach­ten, dass es auch vie­le Men­schen gibt, die die Karl-May-Fil­me ver­tei­di­gen. Sie argu­men­tie­ren, dass die Fil­me Aben­teu­er­ge­schich­ten sind, die nicht als rea­lis­tisch betrach­tet wer­den soll­ten. Sie beto­nen, dass die Fil­me posi­ti­ve Wer­te wie Freund­schaft und Mut vermitteln.

Die Debat­te um die Karl-May-Fil­me ist kom­plex und es gibt kei­ne ein­fa­che Ant­wort. Es ist wich­tig, alle Per­spek­ti­ven zu berück­sich­ti­gen und eine eige­ne Mei­nung zu bil­den. Ver­bo­te sind kein Mit­tel, das irgend­was verändert.

Zusätz­li­che Informationen:

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Ich bin Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

alleiniger Autor dieses Blogs

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Ich kann die Leute nicht ändern, aber meinen Blick auf sie.

Artikelinformationen:

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Karl May, Rassismus, Winnetou, Wokeness, ZDF

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8 Gedanken zu „Auch über Winnetou und die Ausstrahlung anderer Karl-May-Filme wird wohl so lange debattiert, bis Söder eingreift.“

  1. Der »Schatz im Sil­ber­see« war mein ers­tes Kino-Erleb­nis und Win­ne­tou-Fan war ich bis zum Beginn der Puber­tät. Ich den­ke, dass die Kri­tik an die­sen Fil­men uns vor­kommt, als wol­le man uns einen schö­nen Teil der Kind­heit madig machen – des­halb die oft auf­ge­reg­te Kri­tik an der Kri­tik. Sehe das selbst mitt­ler­wei­le gelas­se­ner, denn heu­te ist nun mal eine ande­re Zeit. Die Fil­me wir­ken auf Kin­der ver­mut­lich auch nicht mehr so wie auf uns damals, sie leben ja in einem ganz ande­ren Medi­en­um­feld. Auch die Bücher wer­den kaum mehr so viel gele­sen wie damals – eben­falls wegen geän­der­ter Lesegewohnheiten. 

    Hat eigent­lich Men­achem Recht mit der Idee, die Argu­ment­lis­te sei von ChatGPT? Wenn ja: Ich fin­de, das ist eine nütz­li­che Anwen­dung, denn es gibt eine schö­ne Über­sicht über die Argumente!

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  2. Win­ne­tou 1 kam 1963 her­aus. In dem Jahr wur­de ich 10 Jah­re alt. Vor­her (1962) hat­te ich schon den »Schatz im Sil­ber­see« gese­hen. Hier im Städt­chen waren die Kinos über­voll. Ich habe es hier vlt schon ein­mal erzählt. Eine Vor­stel­lung war aus­ver­kauft und die Besit­ze­rin des Kinos hat mir extra einen Stuhl aus ihrem Wohn­zim­mer geholt und mich in einen der Gän­ge plat­ziert. War eigent­lich nicht erlaubt, aber ich war so froh, doch noch dabei sein zu können. 

    Inso­fern: Du hast recht! Wie kann man nur ein sol­ches Sakri­leg an mei­nen Erin­ne­run­gen bege­hen. 🙂 Sol­che Debat­ten kom­men halt dabei raus, wenn woke Krei­se ihren Idea­len nach­ja­gen. Eigent­lich sind das wel­che, die wir alle mit­ein­an­der tei­len (soll­ten). Ob durch die Art und Wei­se der Debat­te aller­dings nach­hal­ti­ge Ver­än­de­run­gen erreicht wer­den, ist in mei­nen Augen offen. Die Empö­rung gegen bevor­mun­den­des, zumin­dest beglei­te­tes Den­ken schla­gen hohe Wel­len und in Bay­ern hat Söder, die­ser gna­den­lo­se Popu­list, sogar das Gen­dern ver­bo­ten. Wenn das bei all­dem her­aus­kommt, ist nie­man­dem gedient. Außer denen von rechts außen. 

    Die Argu­men­te­lis­te habe ich mir von Gemi­ni aus­ge­ben las­sen. Das ist wun­der­bar. Aller­dings ist es sinn­voll, die Daten und Link­in­hal­te zu verifizieren.

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  3. Ich bin ein gro­ßer Fan von ChatGpt, auch Gemi­ni, wenn ChatGpt über­las­tet ist. Das lässt sich in rea­len Gesprä­chen von der Fach­kom­pe­tenz her nicht top­pen. Was mir aller­dings auf­ge­fal­len ist, ist, das man die Ant­wor­ten, die man ger­ne hät­te, durch klei­ne Umstel­lun­gen in den Fra­gen erzie­len kann. Aber ansons­ten ist das Ding für mich immer noch ein Wunder.

    P.S. Ja, die Ami‘s dre­hen immer gleich rich­tig am Rad :))

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  4. Sehr gute Zusam­men­fas­sung der »Beden­ken­tra­gen­den«. Bei der Dis­kus­si­on schüt­te­le ich wie­der ein­mal den Kopf. Ich habe als Kind ange­fan­gen, die Bücher zu lesen und die Fil­me mit Pierre Bri­ce, Lex Bar­ker, Götz Geor­ge, Mario Adorf, Uschi Glas, Ralf Wol­ter oder Chris How­land mit Begeis­te­rung gese­hen. Ihr merkt, etwas Nost­al­gie schwingt mit. 

    Waren es kul­tu­rel­le Hoch­erleb­nis­se? Nein, aber es hat mich unterhalten.

    Und ich habe die Bücher gele­sen. Eine nahe­zu voll­stän­di­ge Samm­lung steht noch in der hin­te­ren Rei­he in einem Bücher­re­gal. Und an was erin­ne­re ich mich beson­ders bei den Büchern? Dass mir jen­seits der bun­ten Geschich­ten sehr schnell klar wur­de, wie Anti­se­mi­tis­mus und Vor­ur­tei­le gegen vie­le Nicht-deut­sche Akteu­re aus den Büchern tropfte. 

    Was ist geblie­ben? Über Sam Haw­kins habe ich gelacht, die Vor­ur­tei­le haben mich abge­schreckt. Und ich bin auch nicht zum Anti­se­mi­ten geworden.

    Ja, es gibt kei­ne ein­fa­che Ant­wort. Jedoch geht mir die­se Ver­ur­tei­lung und Über-Polic­ti­cal-Cor­rect­ness – die wir auch bei vie­len ande­ren The­men sehen – ziem­lich auf den Sen­kel. Ein biss­chen mehr Gehirn ein­schal­ten und gelas­se­ner blei­ben wür­de vie­len gut tun, fin­de ich.

    Ach ja, vor zwei Tagen haben wir Win­ne­tou 1 in den Öffent­lich-Recht­li­chen neben­her lau­fen lassen.

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  5. @Ste­fan Pfeif­fer: Als kul­tu­rel­le Hoch­erleb­nis­se wür­de ich die Karl-May-Bücher und ‑Ver­fil­mun­gen eben­falls nicht betrach­ten. Mei­ne Zunei­gung hat natür­lich auch sehr viel mit Emo­tio­nen zu tun, genau­er gesagt mit nost­al­gi­schen Gefüh­len. Dass die nicht immer der bes­te Rat­ge­ber sind, kann ich nicht bestrei­ten. Aller­dings wür­de ich schon über mei­nen Schat­ten sprin­gen müs­sen, wenn ich mich sol­chem Geze­ter anschlie­ßen soll­te. Mei­ne Schwes­ter hat sich den Film an Ostern auch noch ein­mal ange­se­hen. Ich habe übri­gens ges­tern Abend noch einen klei­nen Rest von Fan­to­mas zufäl­lig mit­be­kom­men. Der wür­de, so als alter blau­er Mann, heu­te ver­mut­lich auch chan­cen­los sein. Mit Lou­is de Funes gehts mit ähn­lich wie mit Ralf Wol­ter als Sam Hawkins. 🙂

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