Machen wir uns nix vor. Keiner in Europa kann den Schweizern das Wasser reichen. Und die Deutschen schon dreimal nicht.
Es wird an mir liegen, dass dieser Eindruck so dominiert, wenn ich Medien wie die NZZ lese.
Kosten der Corona-App und ihr Nutzen
Heute hat man dort die deutsche Corona-Warn-App am Wickel. Da siehste mal, was das für’n Scheiß ist. Als hätte Jens Spahn nicht schon genug Ärger, jetzt werfen die Schweizer ein Thema auf, das hier längst kritisch debattiert wurde.
Da wird aber mal richtig viel Text verbraucht, um den deutschen LeserInnen vor Augen zu führen, wie beschissen alles ist, was in Deutschland so läuft. Es geht nicht um die Kritik an Deutschland (davon hab ich selbst genug), es geht um die Penetranz und um die erkennbaren Absichten, die ich immer wieder hinter solchen Artikeln sehe.
Auch NZZ-Chefredakteur Gujer lässt es an klaren Worten nicht fehlen. Kürzlich erst ließ er unter großem Beifall der deutschen Leserschaft wieder ein „paar kritische Zeilen“ über die deutsche Migrationspolitik fallen. Man könnte glauben, dass es dazu in der Schweiz keine heftigen Diskurse gäbe.
Corona-App
In diesem Fall gehts um die deutsche Corona-App, die gar nicht richtig funktioniert und dabei den Steuerzahler 68 Mio. Euro gekostet hat!
Wie man das viel besser und preiswerter als die Deutschen machen konnte, beschreibt die NZZ-Autorin Jenni Thier (auch diese kritische Stimme gehört einer gebürtigen Deutschen). Sie führt Kosten von 5 Mio. Sfr. auf, die aus dem „Forschungsbudget der beiden Eidgenössischen Technischen Hochschulen Lausanne und Zürich“ finanziert wurde. Also quasi aus der Portokasse.
Dabei scheinen die Schweizer ihr Ding auch nicht wirklich zu mögen:
Coronavirus: Schweizer haben kaum Ahnung von Covid-App
Corona-App: Die wichtigsten Fragen zum Schweizer Covidcode-System – watson
Deutschland hat allein 7,5 Mio. Euro für Werbung ausgegeben. Der für uns fatale Kostenvergleich (s.o.) wirft Fragen auf. Aber wieso passiert das in einem Medium, von dem deutsche LeserInnen ja gern behaupten (Westfernsehen), nur dort könne man noch wahren, nicht regierungsfreundlichen oder sonstwie gesteuerten Journalismus erleben?
All diejenigen, die sowas sagen, haben die Unmengen an kritischen Berichten nicht gelesen oder deren überaus regierungskritischen Inhalt vielleicht nicht zur Kenntnis genommen.
Die Bundesregierung hat rund 7,5 Millionen Euro ausgegeben, um für die Corona-Warn-App zu werben. Das geht aus einer Antwort auf eine Anfrage des industriepolitischen Sprechers der Grünen, Dieter Janecek, hervor, die dem Handelsblatt vorliegt. Die Kosten seien bis zum 10. Juli ausgewiesen und enthielten keine Ausgaben für Agenturen oder die Produktion der Anzeigen. Für Werbung in sozialen Netzwerken seien rund 231.000 Euro ausgegeben worden.
Corona-Warn-App: Regierung zahlte 7,5 Millionen Euro für Werbung
Es ist offensichtlich, dass es sich bei den Kosten nicht um die reine Entwicklung der App handelt. Den Eindruck erweckt Frau Thier in meinen Augen allerdings. Gibt es keine Infrastrukturkosten oder weitere Unterhaltungsaufwände und Werbekosten für die Corona-App? Nein? Sie beschränkt sich jedenfalls auf die Nennung der reinen Entwicklungskosten und stellt die Gesamtzahl der deutschen Kosten von 68 Mio. Euro dem gegenüber.
Da es darauf ankommt, dass sie von möglichst vielen Menschen installiert bzw. genutzt wird, war eine teure Werbekampagne vorgesehen, die ins Budget schlägt. Obwohl die gleichen Probleme auch für die Schweiz gelten, spricht sie dies in ihrem Beitrag nicht an. Gut, die Differenz bleibt dennoch extrem groß.
So wird in diesem bei deutschen als letztes verbliebenes Bollwerk eines neutralen Journalismus wieder mal gezeigt, wie weit es damit eigentlich her ist. Auch die NZZ braucht Auflage. Schimpfen auf die Deutschen kommt immer gut, weil viele von ihnen aus genau diesen Motiven gern NZZ lesen.
Die Verantwortlichen wissen längst, wie man deutsche Leser ködert. Unser Land möglichst mies aussehen lassen, bringt – für diese Artikel auf jeden Fall – Leser – vor allem aus Deutschland.
10 mal so teuer?!
10 x soviel bezahlt, wie die Schweiz, Norwegen oder Österreich. Die Sendung „Kontraste“ hat sich mit diesem Thema auseinandergesetzt. Es hätte also nicht des NZZ-Artikels bedurft, um die Problematik herauszuarbeiten. Aber da die Feinde des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ja immer behaupten, dass es zu wenig regierungskritische Berichte in diesen Medien gebe, muss die NZZ wieder mal aushelfen.
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