Michael Rummenigge fühlte sich ziemlich am Anfang seiner Karriere dazu berufen, uns einfachen Leuten zu erklären, weshalb Fußballer so viel Geld verdienen und „wir“ halt – wenig. Es gebe im Verhältnis zur Bevölkerung eben nur ein paar wenige, die den hohen Ansprüchen des Profifußballes gewachsen seien. Natürlich sprach er von sich.
Wahrscheinlich meint sein Bruder Karl-Heinz genau diese Überlegenheit, wenn er allen Ernstes vorschlägt, dass seine Profimillionäre vom FC-Bayern München bevorzugt gegen Corona geimpft werden sollen. Seine Spieler seien schließlich Vorbilder für viele Menschen. Das macht klar, welche Selbstwahrnehmung solche Menschen über die Jahrzehnte entwickelt haben.
Der FC-Bayern mag als deutsche Multi-Rekordmannschaft für viele sowas wie das Nonplusultra des deutschen Fußballs sein. Mich nervt die Dominanz dieses Primadonnen-Clubs schon seit Jahrzehnten. Sagste sowas, kriegste Lack. Denn die Fan-Gemeinde dieses Vereins ist riesig. Erfolg entschuldigt dort alles. Schlechtes Benehmen eingeschlossen.
Wie FC-Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge, Bruder des weiter oben genannten super-duper Fußballers Michael, die unnütze Profireise in ein Land, in dem Menschenrechte mit Füßen getreten werden, verteidigt, finden viele wohl professionell. Wenn einer wie Flick sagt, dass so was zum Jobprofil gehöre, muss es ja stimmen. Dass Vorwürfe gegen die Führung des Vereins laut werden, weil sich ein Bayern-Spieler mit Corona infiziert hat, nicht auf Einsicht stoßen – geschenkt! Der FC-Bayern war noch nie ein Musterbeispiel für Selbstkritik.
Das alles mögen die Verantwortlichen, die Spieler und die Fans dieses Vereins unter sich abmachen. Dass Hansi Flick sich aber heute über „so genannte Corona-Experten“ auslässt und sein Mütchen an einem Mann kühlte, der ohnehin von einer bestimmten Sorte von Menschen in bezeichnenderweise angegriffen und bedroht wird, ist allerhand.
Hansi Flick möchte, dass man keine Kritik an seiner Professionalität und der seines Vereins führt. Wie er sich gegen Karl Lauterbachs Kritik wehrt, liefert denen Vorschub von denen sich Flick und seine Vereinskollegen hoffentlich distanzieren werden.
Was hat Flick gesagt?
Der Herr Lauterbach hat immer zu irgendwas einen Kommentar abzugeben – klar, wenn ich nicht in der Verantwortung stehe. Wenn ich am Ende das Ergebnis sehe, dann kann ich es immer leicht bewerten. Wir haben einen Sonderstatus, aber ich bin jetzt wahrscheinlich schon hundert Mal getestet worden. Wir sind in einer Blase. Klar sind in den letzten Wochen drei Spieler infiziert worden. Leon Goretzka und Thomas Mülller sind immer sehr gewissenhaft gewesen, Javi Martinez auch, aber er hat auch schulpflichtige Kinder. Da kann das immer mal vorkommen. Wir sind alle getestet, sind im engen Kreis. Ich gehe von hier, von der Säbener Straße direkt nach Hause, schütze mich wie jeder andere Spieler. Die Reise nach Katar, das ist unser Job. Das ist eine Sache, die wir machen müssen. Die Klub-WM wird weltweit ganz anders angesehen. Die Gegner waren wahnsinnig motiviert, weil sie sich mit den Besten der Besten messen können. Das ist bei uns genauso. Wir wollten das unbedingt und haben es angenommen. Wie gesagt, es ist unser Job. Ich finde sowieso, so langsam kann man die ganzen Corona-Experten nicht mehr hören. Herr Lauterbach hat immer zu irgendwas zu sagen, immer ein Thema, zu dem er sich meldet. Ich finde, die so genannten Experten und Politiker sollen sich zusammensetzen und eine Strategie entwickeln, damit man irgendwann mal ein Licht im Tunnel sieht. Das ist aktuell zu wenig – gerade für die Bürger, die nicht in der Situation sind wie wir Fußballer. Sie sollen gucken, dass man mal wieder etwas Positives verkünden. Ich habe das Gefühl, dass jeder aus der Situation sein Profit herausschlagen will – wie kann er vor der nächsten Wahl die Prozentpunkte mehr machen. Aktuell ist das weit an dem Thema vorbei, welche Aufgabe sie haben. Sie sollen gemeinsam daran arbeiten, dass es irgendwann wieder zur Normalität kommt. Jemand, der sich nicht zu wichtig nimmt, ist die Bundeskanzlerin. Sie hat natürlich einen Job und ist immer vorne dran. Sie wird natürlich bewerten, was sie macht, sie ist auch nur ein Mensch, wie wir alle. Wir alle machen Fehler, das darf sie auch tun. Aber es ist krass, wie sich so genannte Experten äußern. Man sollte ein Miteinander finden und möglichst den Menschen in Deutschland und auf der ganzen Welt ein bisschen Zuversicht für die Zukunft geben. Das ist aktuell nicht der Fall.
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