Atomkraft könnte helfen, darf aber nicht

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Es stimmt nicht, was Blome in sei­ner neu­en Spiegel-Kolumne geschrie­ben hat. Noch ges­tern Abend bei „Anne Will” sprach Armin Laschet das böse Wort „Atomenergie” aus, wenn auch beiläufig. 

Er erklär­te die Probleme, die die Regierung durch den fast zeit­glei­chen Verzicht von Atomenergie und Kohle lösen muss. Welches Land schickt sich an, die­sen Versuch zu wagen, außer Deutschland? Ich glau­be, Laschet sag­te, es gebe in Europa kein Land – auch nicht Frankreich, das dies tut. Ihr könnt ja mal recher­chie­ren, ob das deut­sche Modell von irgend­wem auf der Welt kopiert wird. 

Interessant aber vor allem frech, wie Luisa Neubauer, Grüne, die in der Sendung erbit­tert gegen Laschet und die CDU wet­ter­te, den Begriff nicht ein­mal aus­ge­spro­chen hat. 

Insofern kam Blome viel­leicht sogar erst durch ihren Nichtbeitrag auf sein heu­ti­ges Kolumnen-Thema: „Redet end­lich über Atomstrom!”.

Die Grünen, die als Mitglied der dama­li­gen NRW-Landesregierung, dafür sorg­ten, dass das Zeitfenster für den Kohleausstieg anders als heu­te gewünscht aus­sah, sehen sich heu­te nicht in der Lage, ihren Teil der Verantwortung dafür anzunehmen.

Ich fin­de, Blome hat recht, wenn er sagt, dass das Thema auf­fal­lend gecan­celt wirkt. Aber das ist ja typisch für die Grünen. Dogmatiker schaf­fen es in der Regel nun ein­mal nicht, einen höchst­selbst began­ge­nen Fehler zu korrigieren. 

Wo kämen wir denn auch hin, wenn die Argumente gegen Atomenergie, jetzt im Lichte der Klimaerwärmung, wie­der eine Rolle spie­len würde?

SPIEGEL: Herr Pinker, die Mehrheit der Deutschen lehnt Atomenergie ab, vie­le fürch­ten sich vor ihr. Sind wir para­no­id?

Pinker: Ja, so wirkt es auf mich. Wollen wir den Klimawandel auf­hal­ten, dann müs­sen wir den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid sen­ken – da sind wir uns einig. Die wenigs­ten Menschen wer­den aller­dings dazu bereit sein, ein Leben in Energiearmut zu füh­ren wie vor der indus­tri­el­len Revolution. Kernkraftwerke abzu­schal­ten und somit eine fast CO2-freie Energiequelle auf­zu­ge­ben ist des­halb irra­tio­nal. Wir brau­chen mehr Atomkraft, nicht weniger.

Harvard-Professor über Risiko-Mythen: „Wir brau­chen mehr Atomkraft” – DER SPIEGEL

Sofern sich dar­an ein­mal etwas ändert, spä­tes­tens dann also, wenn die Grünen in der Regierung sind, könn­ten sie erfah­ren, dass ihre Rezepte nicht die Wirkung ent­fal­ten, wie sie und die Klima-Wissenschaftler (Scientists 4 Future) uns nicht müde wer­den zu erklä­ren. Sie wer­den sich ange­sichts des bis dahin auf­ge­bau­ten Drucks, den auch kli­ma­spe­zi­fi­sche Maßnahmen einer von Grünen geführ­ten Regierung aus­lö­sen dürf­ten, dar­an erin­nern, dass die Atomenergie ihre Vorzüge in Sachen Klimaschutz ent­fal­ten würde. 

Dass die Grünen das Bedauern in Teilen der Welt über den deut­schen Rückzug nicht reflek­tie­ren, also auch nicht kom­men­tie­ren, passt zum Bild eines gecan­cel­ten Begriffs. Link: Globale Kernenergie-Behörde bedau­ert deut­schen Atomausstieg

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4 Gedanken zu „Atomkraft könnte helfen, darf aber nicht“

  1. Das Problem der Atomkraft ist nicht ihre Sicherheit. Deutsche Atomkraftwerke sind oder waren die sichers­ten Kraftwerke der Welt. Wirtschaftlich sind Kernkraftwerke ein Desaster. Die Kosten pro Kilowattstunde sind dop­pelt so hoch wie die Gestehungskosten bspws. eines moder­nen Gaskraftwerks. 

    Das hängt alles mit den enor­men Sicherheitsvorschriften zusam­men. Jeder Arbeitsschritt vom Materialeingang bis zum Verpacken des fer­ti­gen Bauteils wird umfang­reich durch den TÜV kon­trol­liert und doku­men­tiert. (Ich hat­te sei­ner­zeit beruf­lich damit zu tun.) Nicht zuletzt stellt sich die Frage der Entsorgung der Brennelemente. In jedem AKW wer­den jähr­lich ca. 50 Brennstäbe aus­ge­tauscht, die Jahrzehnte sicher gela­gert wer­den müssen. 

    Das alles lässt sich im Endeffekt finan­zi­ell nicht dar­stel­len, wes­halb wohl auch bei den AKW-Betreibern wenig Gegenwehr vor­han­den war, als die Bundesregierung beschloss aus der Atomkraft aus­zu­stei­gen. Das Dumme ist nur, dass wir jetzt teil­wei­se unse­ren Strom aus anfäl­li­gen AKW Meilern in Europa beziehen. 

    Antworten
    • Hallo Herr Lohren, Sie spre­chen bestimmt von den Kosten, die kal­ku­la­to­risch von den Kraftwerksbetreibern nicht berück­sich­tigt wur­den, also die Entsorgung der Brennstäbe z.B. oder die enor­men Rückbaukosten. Ich habe von die­sem wich­ti­gen Detail, das von den Atomkraftgegnern ins Feld geführt wur­de, natür­lich gehört. Andererseits decken wir unse­ren Bedarf heu­te mit Strom, das nicht nur aus „anfäl­li­gen AKW” stammt, son­dern – wenn ich rich­tig infor­miert bin – auch aus alten Kohlekraftwerken im Osten Europas. Ob das so sinn­voll ist, weiß ich nicht. Ich ahne jedoch, dass alles zum Politikum gewor­den ist und wir uns auch wei­ter schwer ein objek­ti­ves Bild machen können. 

      Antworten
  2. So ganz konn­te ich den Atomausstieg auch nicht nach­voll­zie­hen. Allerdings hat sich mein Verständnis dafür geän­dert, nach­dem ich mir vor weni­gen Wochen die US-Serie Chernobyl ange­se­hen haben. Relativ doku­men­ta­risch. Gut und span­nend gemacht. Ich kann sie nur jedem emp­feh­len. Es ist schon erstaun­lich, wie nah wir da an einer rich­tig gro­ßen euro­pa­wei­ten Katastrophe waren und wie hilf­los Technik und Wissenschaft der Problemlösung gegenüberstanden.

    Nach die­sem Film ver­steht man viel­leicht auch bes­ser, wel­che Tragweite die nun wie­der begon­ne­ne Aktivität im Reaktor Chernobyl hat. Und wie­der weiß man nicht, wie das in den Griff zu bekom­men ist und was es noch aus­lö­sen könnte.

    Das ist schon ein Ritt auf der Raiserklinge. Allerdings macht hier der tota­le Ausstieg auch kei­nen Sinn, wenn rings um uns alles mun­ter wie gehabt wei­ter­läuft. Nach unse­ren bis­he­ri­gen Erfahrungen im Umgang mit der Pandemie mag man sich gar nicht vor­stel­len, wie es dann lau­fen wür­de, käme es in irgend­ei­nem AKW zu einem ernst­haf­ten Zwischenfall. Und die sta­tis­ti­sche Wahrscheinlichkeit dazu ist gar nicht mal so gering.

    Ich den­ke aber auch, ande­rer­seits muss ja auch irgend­wer mal den ers­ten Schritt machen, auf einem sicher lan­gen und müh­sa­men Weg. Zwischen pro und con­tra gibt es mit Sicherheit viel, viel mehr Argumente, als SuperGau ver­sus Klimawandel, den uns die poli­ti­schen Akteure mit Blick auf die Wählerstimmen so ver­ein­facht vor die Füße werfen. 

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